Die Malerei zählt neben der Architektur, der Bildhauerei, der Graphik und der Zeichnung zu den klassischen Gattungen der Bildenden Kunst.
Vorgeschichte
Das älteste Zeugnis der Malerei sind die Höhlenmalereien mit Tierdarstellungen aus der letzten Eiszeit bzw. dem Jungpaläolithikum.
Malerei und Zeichnung, aber auch Relief und Plastik sind als künstlerische Ausdrucksformen aus der Zeit von vor 35.000 bis 10.000 Jahren bekannt. Europäische Höhlenmalerein sind vor allem aus Spanien und Frankreich bekannt. Die Wandbilder in der Höhle von Lascaux in Südfrankreich wurden 1940 entdeckt. Die Tiermotive, Rinder, Hirsche, Pferde und Stiere sind in beeindruckender Weise dargestellt und gehören zu den ältesten bekannten Malereien der Menschheit. Auch aus Afrika, Asien und Australien sind frühe Felsmalereien bekannt.
Altertum und Antike
Später begegnet uns die Malerei im Orient (ab 10.000 v. Chr.) und in Ägypten (ab 3.000 v. Chr.) als Wandmalerei, auf Kreta (2.000 v. Chr.) als Freskomalerei.
Im 3.Jh. n. Chr. bezeichnet der griechische Schriftsteller Philostratos die Malerei als eine Erfindung der Götter (Eikones 1). Durch diese und andere Aussagen antiker Autoren ist bezeugt, daß die Malerei bereits in der Antike besonders hoch angesehen war. Höher sogar als die Bildhauerei, da die Malerei den Vorteil der realitätsnahen Nachahmung besaß, sowie im Stande war, ein breiteres Erzählspektrum zu ermöglichen. Heute ist dies kaum noch nachvollziehbar, da sich nur sehr spärliche Reste der antiken Malerei erhalten haben. Dies kommt daher, daß als Bildträger hauptsächlich Holz verwendet wurde, weiters Stein, Ton und Stuck. Die Verwendung von Elfenbein, Glas und Leinwand tritt kaum auf. In der antiken Literatur fungiert Plinius als Hauptquelle für die verschiedenen Techniken der antiken Malerei. Hierzu sei auf sein Werk naturalis historia 35 verwiesen oder auch auf Vitruv, de architectura 7,7-14.
Maltechniken
Für die Bemalung von Holz fand die Enkaustik oder die Temperatechnik Anwendung. Bei der Enkaustik fungierte warmes Wachs als Bindemittel. Die warme oder erkaltete Emulsion konnte anschließend mit Pinseln oder Metallgeräten aufgetragen werden. Diese Technik ist zwar weitaus aufwändiger, allerdings erreicht man durch sie eine längere Haltbarkeit und höheren Glanz der Farben. Bei der Temperatechnik hingegen werden die Farbpigmente mit einem wasserlöslichen Stoff, z. B. Ei, und Öl bzw. Fett vermengt. Da Holz bekanntlich sehr leicht verwittert und sich nur unter bestimmten Bedingungen erhält, haben wir aus diesem Bereich kaum archäologische Zeugnisse.
Die Temperatechnik wird auch bei Stein angewandt. Moderne Versuche haben gezeigt, daß man auf einer geglätteten Marmorfläche den Pinsel sehr leicht führen kann und somit ein sehr gutes Malergebnis erzielt werden kann. Auf rauhen Oberflächen anderer Steinsorten, wie z. B. Poros oder Kalkstein, mußten erst eine oder zuweilen auch mehrere Lagen Stuck- oder Kreidegrund aufgebracht werden, um die Oberfläche auszugleichen.
Auf Ton wurde meist mit brennfesten Erdfarben bzw. Tonschlicker gemalt, in selteneren Fällen auch mit bunten Deckfarben. In diese Materialgruppe fällt die große Menge der bemalten Keramik, auch Vasen genannt, von italienisch vaso, das Gefäß. Hierbei sind die schwarzfigurige und die rotfigurige Vasenmalerei zu unterschieden. Die schwarzfigurige Malerei entwickelte sich in archaischer Zeit und wurde als erster von den Korinthischen Werkstätten verwendet. Erst ab der Mitte des 6. Jh. v. Chr. wurde Athen das führende Produktionszentrum der schwarzfigurigen Vasen. Bei dieser Technik werden mit einem Pinsel die ornamentalen und figürlichen Darstellungen mit schwarzem Tonschlicker auf dem Gefäß aufgebracht. Die Binnengliederung wurde mit einem spitzen Gerät anschließend eingeritzt. Erst dann wurde das Gefäß zum Brand in den Ofen gestellt. Die rotfigurige Technik kommt in Athen etwa um 530 v. Chr. auf und verdrängt die schwarzfigurige Technik zunehmend. Hier wird nun das umgekehrte Prinzip verfolgt. Das Gefäß wird mit schwarzem Glanzton überzogen, wobei die Ornamente und Figuren ausgespart bleiben. Die Binnenzeichnung kann somit gemalt werden anstatt eingeritzt, folglich ist eine weichere, organischere Körperwidergabe der Figuren möglich.
Bei der Wandmalerei wurde Kalkmörtel in mehreren, immer feiner werdenden Schichten aufgetragen und bildete den Malgrund für den anschließenden Farbauftrag. Die Oberfläche wurde hierzu geglättet und daraufhin die reine oder mit Bindemitteln versetzte Farbe auf den feuchten Putz aufgetragen. Als Bindemittel sind uns Marmormehl, Kasein oder Lehmwasser überliefert. Aufgrund der chemischen Reaktionen während der Trocknung wurde eine Art Versinterung der Oberfläche hervorgerufen, was zu einer besonders haltbaren Verbindung der Farben mit dem Malgrund führte. Diese Version des Farbauftrags wird al fresco genannt, da feuchter Putz den Untergrund bildet. Wird hingegen auf trockenem Putz gemalt, wird diese Technik als al secco bezeichnet.
Farben
Aufgrund der geringen Menge von archäologischen Zeugnissen läßt sich das Farbenspektrum der Antike nur sehr unzureichend rekonstruieren. Außerdem ist zu beobachten, daß sich die Farben Rot und Blau am besten erhalten haben. Hilfreich sind hier neben antiken Schriftquellen die modernen Techniken, die durch Materialanalysen, UV- und Streiflichtaufnahmen einen Einblick in die antike Farbwelt geben können. Aus diesen Quellen ist bekannt, daß Farbpigmente natürlich, sowie auch künstlich hergestellt werden konnten. Als Material fungierten Mineral- und Erdfarben, pflanzliche, tierische Substanzen, aber z. B. auch zerstoßenes Glas zur Herstellung der Farbe Blau. Wie bereits erwähnt, konnten Farben rein, aber auch gemischt aufgetragen werden. Ebenso konnten mehrere Farbschichten übereinander aufgebracht werden.
Griechische Malerei
Quellenlage
Die archäologischen Zeugnisse der griechischen Malerei umfassen, wie oben bereits erwähnt, nur wenige Beispiele. Schriftquellen nennen uns die Namen bedeutender Künstler, sowie die Themen ihrer wichtigsten Kunstwerke. Manchmal sind uns sogar Anbringungsorte überliefert. Visuelle Zeugnisse haben wir hauptsächlich aus dem sepulkralen Kontext, sowie durch Reflexionen aus anderen Gattungen oder Epochen. Figürlich bemalte Vasen oder Mosaike können in begrenztem Maße helfen, Rückschlüsse auf die verlorengegangene Malerei zu schließen. Hier ist Vorsicht geboten, da es zu Veränderungen oder Umbildungen aufgrund der verschiedenen Gattungen gekommen sein kann. Man darf also nicht mit einer originalgetreuen Kopie einer Malerei rechnen!
Beispiele
Nach dem Untergang der minoisch-mykenischen Kultur mit ihrer qualitätsvollen Freskomalerei (z. B. Knossos) setzte die griechische Wandmalerei erst wieder im 8. Jh. v. Chr. ein. Pinakes, bemalte Tontäfelchen bilden die frühesten Zeugnisse, wurden im 8. – 6. Jh. v. Chr. in größeren Mengen hergestellt und als Weihegeschenke in Heiligtümern verwendet. Diese rechteckigen Täfelchen sind in ihrer Funktion auf das Bildfeld reduziert und spiegeln deutlich die Erfindung der Tafelmalerei wieder. Ein hölzernes Beispiel dieser Gattung hat sich erst aus dem 6. Jh. v. Chr. erhalten und wurde in einer Höhle, Nahe Korinth gefunden, die den Nymphen geweiht war. Auf diesen vier Holztäfelchen sind eine Weiheinschrift und eine farbig bemalte Opferszene dargestellt (I. Scheibler, Griechische Malerei in der Antike (1994) Abb. 40).
Tontafeln fanden auch als Verkleidungsplatten oder Metopen auf Bauwerken, z. B. Tempeln, Verwendung. Im 7. Jh. v. Chr. wurde auch bereits auf Stein gemalt, wo nach bekannter Quellenlage, sowohl Umriß- und Binnenzeichnung, als auch monochrom gefaßte Flächen angewendet wurden. Großfigurige Zeugnisse der griechischen Malerei haben sich in größerem Maße in Gräbern erhalten, die hauptsächlich in den Randgebieten der griechischen Welt erhalten geblieben sind. Die griechische Grabmalerei beeinflußte in großem Ausmaß den sepulkralen Bereich Unteritaliens und Etruriens. Ein gutes Beispiel hierzu bildet die Tomba del Tuffatore in Paestum, die um 480 v. Chr. datiert. Die Blütezeit der griechischen Malerei wird uns hauptsächlich durch die makedonischen Kammergräber bezeugt. In Vergina befindet sich das Grab von Philipp II., auf dessen Fassade ein vielfiguriger Jagdfries abgebildet ist. Im Hellenismus gewinnt eine weiter Gruppe an Bedeutung, und zwar die Wandmalerei der Wohnarchitektur. Seit dem 5. Jh. v. Chr. wurden beispielsweise in [[Pella (Makedonien) |]], Priene oder Delos die Wände im sog. Mauerwerkstil mit teilweise figürlichen oder ornamentalen Friesen versetzt.
Die Themen des Dargestellten orientierten sich am Verwendungszweck und Anbringungsort der Malerei. In Griechenland kann man vier große Bereiche unterscheiden:
- Heiligtümer: Architekturverziehrungen, Votive, Kultbiler etc.
- private Bauten: Malerei in Wohnhäusern, bemalte Statuen etc.
- öffentliche Bauten: stoai, z. B. die stoa poikile (bunte Halle) in Athen, wo ein Gemäldezyklus mit vier Schlachten angebracht war
- Gräber: Grabbeigaben, bemalte Fassaden, Sarkophage etc.
Römische Malerei
Quellenlage
Die Anzahl und auch die Art der archäologischen Zeugnisse der römischen Malerei unterscheiden sich wesentlich von der griechischen Malerei. Bei den römischen Zeugnissen dominiert die große Gruppe der Wandmalerei, wobei es offensichtlich ein römisches Phänomen ist und nicht etwa nur Zufall der Überlieferungssituation. Plinius beklagt in seinen naturalia historia 35, 118 den eindeutigen Wechsel von der Tafel- zur Wandmalerei. Römische Künstlernamen werden in weitaus geringerer Zahl in den Schriftquellen erwähnt als ihre griechischen Pendants, wobei der Malerberuf durchaus als angesehen gegolten haben dürfte. In spätrepublikanischer Zeit waren oftmals griechisch-orientalische Maler, wohl meist als Sklaven, für römische Auftraggeber tätig. Sie waren nicht nur geschulter als ihre römischen Kollegen, sondern auch mit dem griechischen Stil vertraut, der zu jener Zeit besonders beliebt war.
Beispiele
Zur offiziellen Repräsentationskunst des römischen Reiches zählt die Historienmalerei. Zur Zeit des Wechsels vom 4. zum 3. Jh. v. Chr. entstanden, ist sie nur durch literarische Hinweise und durch eine geringe Anzahl von Reflexen in der Sepulkralkunst fassbar. Diese Bilder zeigten Szenen von gewonnen Kriegen, eroberten Städten, besiegten Völkern mit ihren Herrschern, sowie Karten mit eingezeichneten Kriegsschauplätzen. Diese, wohl mehrheitlich Tafelbilder, konnten in Triumphzügen mitgeführt werden und das Volk an dem Sieg des jeweiligen Imperators hautnah teilhaben lassen. Literarische Quellen streichen die originalgetreue Widergabe der dargestellten Personen und Schauplätze heraus. Bei dem frühesten erhaltenen Beispiel dieser Gruppe handelt es sich um ein Freskofragment aus dem Fabiergrab vom Esquilin in Rom. Hierbei handelt es sich um einen Teil eines großen Bilderzyklus des frühen 3. Jh. v. Chr. mit Darstellungen aus den Samnitenkriegen (R. Ling, Roman painting (1991) Abb. 6) In vier erhaltenen Registern wird auf die römischen Tugenden hingewiesen, virtus und fides populi Romani.
Als zweites Beispiel sei nun auf die Gattung der Portraitmalerei verwiesen, die im römischen Ahnenkult eine wichtige Rolle spielte. Die Portraits wurden auf Holz, Leinwand, Glas und Stuck gemalt. Im kaiserzeitlichen Ägypten wurde die alterwürdige Sitte der Mumifizierung mit dem Wunsch nach römischer Selbstdarstellung verbunden. Individuell aussehende Portraits wurden auf Holztafeln gemalt und anstelle der ägyptischen Totenmasken auf das Gesicht des mumifizierten Verstorbenen gelegt. In Fayum, einer großen Oase in der lybischen Wüste, wurde die größte Anzahl der uns mittlerweile 1000 bekannten Mumienportraits gefunden. Durch das trockene Wüstenklima sind die Stücke hervorragend erhalten, wodurch es ermöglicht wird, die Polychromie und auch die Maltechniken ausreichend zu studieren und zu analysieren.
Die heutige Kenntnis der antiken Malerei stammt vorwiegend aus der Fundlage der Wandmalereien der verschütteten Vesuvstädte Herculaneum und Pompeji.
Diese Überlieferungssituation hat die Forschung sehr stark beeinflusst.
1882 publizierte August Mau seine „Geschichte der decorativen Wandmalerei in Pompeji“, worin er die damals bekannten Wandmalereien in vier große Stile einteilte.
Die „vier pompeianischen Stile“ werden über die Grenzen Pompejis für die gesamte römische Wandmalerei bis 79 n. Chr. angewendet.
- 1. Stil: Incrustationsstil, Mauerwerkstil
Diese römische Version des griechischen Mauerwerksstils (siehe Delos) imitiert im Wesentlichen monumentales Quadermauerwerk durch farbige Malerei, Ritzung oder plastische Gestaltung mit Stuck.
- 2. Stil: Architekturstil
Hierbei wird anfangs noch reale, baubare Architektur nachgeahmt, die Wände werden zunehmend aufgerissen und geben „Architekturfenster“ frei. In der Weiterentwicklung kommt es zu mehreren Ebenen, die Tiefenwirkung der Architektur wird in Vorder- und Hintergründe verstärkt. In der späten Phase werden die Architekturelemente, wie Säulen, Bögen, Pfeiler etc. immer mehr ausgedünnt, sind realitätsfremd und nicht mehr baubar geworden. Außerdem werden die Wände wieder zunehmend geschlossen und man tendiert wieder zur Zweidimensionalität.
- 3. Stil: Ornamentaler Stil
Die Wände sind nun vollständig geschlossen und zweidimensional gestaltet mit monochrom bemalten Farbflächen in den Farben Schwarz, Rot und Weiß. Bänder, Linien und Architekturelemente teilen die Flächen in Zonen. Die Mittelzonen können gerahmte Bildfenster tragen, beispielsweise mit Villenlandschaften oder mythologischen Szenen.
- 4. Stil: der letzte pompejanische Stil
Im 4. Stil werden die Errungenschaften der vier Stile ineinander vereint. In die horizontal und vertikal getrennten Wände werden Schmuckbänder, freischwebende Medaillons und Bildfelder eingearbeitet. Die Architekturelemente gewinnen wieder an Volumen, werden deutlich plastischer dargestellt. Luxuriös und reich gestaltete Ornamente mit Licht-Schattenwirkung verleihen eine insgesamt reichere und leibhaftigere Wirkung.
Die häufig zu lesende Meinung, die Blütezeit der römsichen Malerei wäre mit dem Untergang der Vesuvstädte zu Ende gegangen, ist kaum fundiert nachzuweisen. Auch nach dem Jahre 79 n. Chr. sind noch qualitätvolle Malereien vielerorts gefunden worden. Allerdings sind diese Zeugnisse aus verschiedenen Teilen des römischen Reiches und chronologisch oft schwer einzuordnen, weiters noch nicht so ausreichend bearbeitet wie die pompejanische Malerei. Wie auch schon der 4. Stil gezeigt hat, wurde auch nach 79 n. Chr. das bekannte Darstellungsrepertoire weiterhin genutzt und neu verbunden. Auch in der Spätantike sind kunstvolle Malereien nachgewiesen, man denke nur an die Katakombenmalerei.
Antike Polychromie im Wandel der Zeit
Der Kunstagent von König Ludwig I., Martin von Wagner, bereiste im Auftrag des Königs im Jahre 1812 eine Auktion um die eben erst gefunden Giebelskulpturen des Aphaia-Tempels von Ägina für die Glyptothek von München zu erwerben. Nach eingehender Betrachtung beschriebt er den Zustand der Skulpturen und schließt auf etwaige Bemalungen. Weiters bemerkt er, daß die Farben den Witterungseinflüßen unterschiedlich lange standgehalten haben. Die Glyptothek selbst war durch Leo von Klenze prachtvoll ausgestattet worden, wobei Wände, Gesimse, Marmorsockel etc. farbig gefasst waren. Zahlreiche Gegner meinten, die farbige Ausstattung würde die Wirkung der Skulpturen und Ausstellungsstücke beeinträchtigen, aber das Bewußtsein der antiken Polychromie war bereits vorhanden. König Ludwig I. wurde zur treibenden Kraft in dem Versuch, die Polychromie der Architektur wiederzubeleben. So ließ er beispielsweise 1836 ein kleines, farbig gefaßtes Rundtempelchen im Englischen Garten errichten. Aber hier, wie auch bei anderen polychromen Versuchen blätterte die Farbe rasch ab. Der Stein war wieder blank, da ein dauerhaftes Bindemittel gegen das Münchner Wetter nicht gefunden werden konnte. John Gibson war der Erste, der 1851-56 eine Marmorskulptur farbig rekonstruiert, die „tinted Venus“ in der Walker Art Gallery in Liverpool. Hierbei wurde die Technik der Wachsmalerei benutzt um Lippen, Augen, Haare, Gewand und auch die Haut zu tönen.
In der zweiten Hälfte des 19. Jh. wurde Dresden zum Zentrum der Auseinandersetzung mit der antiken Polychromie. Der Direktor der Dresdner Skulpturensammlung, Georg Treu, vertrat vehement seine Meinung, daß die antiken Skulpturen vollständig farbig gefasst gewesen wären. Er ließ Gipsabgüsse von Skulpturen anfertigen, die dann von Künstlern bemalt wurden. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um Rekonstruktionen, da keinerlei Farbreste mehr auf den Skulpturen erhalten geblieben waren. Man orientierte sich an farbigen Terrakotten und anderen Marmorskulpturen mit erhaltenen Farbresten. Allerdings ist es Treu zu verdanken, daß die Auffassung der antiken Polychromie verbreitet wurde und in der Öffentlichkeit Verständnis dafür geweckt wurde. Um die Jahrhundertwende war man sich mittlerweile sicher, daß antike Skulpturen bemalt waren, man diskutierte nun, wie diese Bemalung ausgesehen hatte. Es formierten sich mehrere Parteien, deren Meinungsbilder zwischen der absoluten Befürwortung der totalen Polychromie bis hin zur vollständigen Ablehnung reichten.
Zur antiken Bemalung hat Adolf Furtwängler, der damalige Direktor der Glyptothek, grundlegende Erkenntnisse gewonnen. Nach dem ersten Weltkrieg verlor sich das Interesse an diesem Thema. Während des zweiten Weltkrieges wurde die Glyptothek stark zerstört, wodurch nur mehr einige wenige Aquarelle von ihrem damaligen Aussehen zeugen. Die heutige Glyptothek fördert die Wirkung der Marmorskulpturen durch die geringen Farbkontraste und durch die freie Aufstellung der Skulpturen. Beinahe alle farbigen Rekonstruktionen, die heute ausgestellt werden, sind von Vinzenz Brinkmann rekonstruiert worden. Von 16. 12. 2003 bis 29. 2. 2004 fand in den Staatlichen Antikensammlungen und der Glyptothek München eine Ausstellung mit dem Titel „Bunte Götter. Die Farbigkeit antiker Skulptur“ statt. Wer nicht das Glück hatte die Ausstellung selbst zu besuchen, sei auf die Literaturliste und den Katalog verwiesen.
Selbst wenn wir heute vor den farbig rekonstruierten Skulpturen stehen, ist es noch äußerst ungewohnt, sich die Farbigkeit von antiken Skulpturen vorzustellen. Das Bild der weißen, glänzenden Tempel und Skulpturen ist immer noch in unseren Köpfen vorherrschend, selbst wenn wir es besser wissen.
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Mittelalter
Die Tafelmalerei als Malerei auf eigenständigem Maluntergrund wie Holztafel oder später Leinwand, entwickelte sich erst im Mittelalter. Die europäische Malerei war bis ins Mittelalter, den Auftraggebern entsprechend, fast ausschließlich religiös geprägt. Es kam zur Ausmalung von Kirchen und Klöstern und zur Ausschmückung von Kirchenchören und Andachtskapellen mit Altarbildern. Andere Sujets wie Portrait, Genrebilder, Landschaftsmalerei oder Stillleben kamen erst im späten Mittelalter und in der Renaissancemalerei hinzu.
Von der Renaissance bis zum Barock
Eine bedeutende Entwicklung nahm die Malerei in der Renaissance mit der nachhaltigen Weiterentwicklung der Techniken der Ölmalerei, der Zentralperspektive, der Darstellung allegorischer Motive der Antike und bei der Betonung individueller Charaktere in der Menschendarstellung unter Zuhilfenahme der Kenntnisse der Anatomie.
Jan van Eyck (um 1390-1441) schuf erstmals selbständige Bildnisse und Portraits; Albrecht Dürer (1471-1528) malte 1493 das erste bekannte autonome Selbstbildnis in Europa; Albrecht Altdorfer (um 1480-1538) machte als erster Maler die Landschaft zum Hauptthema.
Vor allem die italienische Malerei der Hochrenaissance in den Städten Florenz, Venedig und Rom brachte bedeutende realistische Werke der Maler Leonardo da Vinci (1452-1519), Michelangelo (1475-1564), Raffael (1483-1520) und Tizian (1477-1576) hervor, die in Perspektive, Form, Farbe, Ausdruckskraft und malerischer Brillanz beispielgebend sind und die bildende Kunst Europas bis heute nachhaltig beeinflusst haben.
Im 17. Jahrhundert malten zahlreiche niederländische Maler Stillleben; Jan Vermeer (1632-1675) war zur selben Zeit ein Meister der Vedutenmalerei (Ansicht von Delft, 1661).
Eine Sonderstellung nimmt der Barockmaler Rembrandt (1606-1669) und seine in psychologischer Ausdrucksform, Lichtführung und Farbgebung einzigartige Malerei ein, die bis heute als unübertroffen gilt.
Neuzeit
Mit dem Aufkommen der Fotografie sah sich die Malerei mit neuen Herausforderungen und Aufgaben konfrontiert, die nicht ohne Einfluss auf ihre Entwicklung im 19. Jahrhundert blieb. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden die Bilder überwiegend in Künstlerateliers. Das Braith-Mali-Museum in Biberach an der Riß beherbegt solche Originalateliers. Diese Arbeitsweise gilt auch für die Gegenwart. Mit den französischen Malern des Impressionismus beginnt allerdings die Freilichtmalerei. Zu dieser Richtung gehören Camille Pissarro (1830-1903), Èdouard Manet (1832-1883), Edgar Degas (1834-1917), Paul Cézanne (1839-1906), Alfred Sisley (1839-1899), Claude Monet (1840-1926), Berthe Morisot (1841-1895) und Pierre-Auguste Renoir (1841-1919). Paul Cézanne kann schon, wie in gewissem Maße auch Vincent van Gogh und Edvard Munch, als Wegbereiter der Moderne bezeichnet werden. Gerade Cézannes Werke markieren den Übergang, löst er sich doch zunehmend von der Wiedergabe der Realität und wendet sich dem Gegenstand der Malerei, Form und Farbe, zu.
Wichtige Stilrichtungen der modernen Malerei der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sind die Abstrakte Malerei, der Kubismus, der Dadaismus, der Surrealismus und die Russische Avantgarde die mit bedeutenden Künstlern wie Marc Chagall, El Lissitzky, Michail Fjodorowitsch Larionow, Natalija Sergejewna Gontscharowa und Wassily Kandinsky nachhaltig auf die gesamte Kunst in Europa und Weltweit wirkten. Nationale Besonderheiten sind der Expressionismus (Deutschland), der Futurismus (Italien), der Kubo-Futurismus Konstruktivismus und der Suprematismus (Russland) sowie der Vortizismus (England). Ein wichtiges Merkmal für die Kunst dier Moderne ist die Abstrakte Malerei, die sich innerhalb unterschiedlicher Stilrichtungen entwickelte. Weitere wichtige Stilrichtungen des 20. Jahrhunderts sind er Tachismus und weitgehend nach 1950 das Informel. Das American Abstract Painting und die Minimal-Art müssen als originär US-Amerikanische Kunstrichtungen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts angesehen werden. Die von Großbritannien ausgehende Pop Art erlebte insbesondere in den USA ihre Höhepunkte. Parallel entwickelten sich Fluxus, Happening und Performance. Neben all diesen Strömungen entwickelte sich auch ein moderner Realismus, für den beispielhaft der Fotorealismus steht.
Vielfach wurde schon voreilig das Ende der Malerei ausgerufen. Das geschah z. B. angesichts von Minimal Art und Konzeptkunst, bis schließlich die „ Neuen Wilden“ bzw. „Jungen Wilden“ in den 1980ern die Kunstszene eroberten und noch einmal eine Renaissance der Malerei einleiteten, z.B. mit den berühmten, kommerziell sehr erfolgreichen postmodernen Realisten („Kapitalistischer Realismus“) und Ironikern Gerhard Richter und Sigmar Polke. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts behauptet sich die Malerei neben vielen anderen Kunstformen (einschließlich digitaler Medien, Rauminstallation, Videokunst) - bedingt auch durch einen Kunstmarkt, der weiterhin nach (repräsentativen) handwerklich hergestellten Tafelbildern für seine Kunden verlangt - weiterhin als zeitgenössisches künstlerisches Medium. Sie steht für eine Nachfrage nach vermeintlicher „Authentizität“ und der Figur des Künstler-Genies.
Der Malerei haben sich weiterhin viele junge - eher wieder realistisch, gegenständlich malende - Künstler verschrieben (siehe: Neue Leipziger Schule).
Legendäre Maler wie Kasimir Malewitsch, Pablo Picasso (1881-1973), Piet Mondrian (1872-1944) haben die Malerei des 20. Jahrhunderts künstlerisch entscheidend geprägt.
Bedeutende Maler nach 1945 sind neben vielen anderen: Andy Warhol, Robert Rauschenberg, Frank Stella, Barnett Newman, Jasper Johns, Asger Jorn, Georg Baselitz, Jörg Immendorff, Sigmar Polke, Gerhard Richter, Wolf Vostell.
Literatur
- H. Blümner, Technologie und Terminologie der Gewerbe und Künste bei Griechen und Römern 3 (1884) 159-187
- V. Brinkmann (Hrsg.), Bunte Götter. Eine Ausstellung der Staatlichen Antikensammlungen und Glyptothek München, 16.12.2003-29.2.2004 (2003)
- V. Brinkmann, Die Polychromie der archaischen und frühklassischen Skulptur (2003)
- V. Manzelli, La policromia nella statuaria greca arcaica (1994)
- H. Mielsch, Römische Wandmalerei (2001)
- I. Scheibler, Griechische Malerei der Antike (1994)
- Monika Trümper In: T. Hölscher, Klassische Archäologie Grundwissen (2002) 277-292
Siehe auch
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