Kopfsteuer

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Unter einer Kopfsteuer versteht man eine Steuer, bei der jeder Steuerpflichtige den gleichen absoluten Steuerbetrag zahlt - ohne Berücksichtigung persönlicher Verhältnisse wie Einkommen, Vermögen, Familienstand, Leistungsfähigkeit, usw.

Zu den größten Vorteilen der Kopfsteuer zählt neben der Einfachheit in der Ermittlung die ökonomische Effizienz. Befürworter einer solchen Steuer sind auch der Meinung, sie würde die Wirtschaft begünstigen, da nur mit einem fixen Steuerbetrag wirtschaftliche Aktivität nicht steuerlich bestraft würde.

Probleme

Ein Problem der Kopfsteuer ist, dass sie keine Besteuerung nach der Leistungsfähigkeit ermöglicht, weswegen sie als sozial ungerecht kritisiert wird. Bei einem auf der Kopfsteuer beruhenden Steuersystem würden die Bezieher kleiner und mittlerer Einkommen relativ zu ihrem Einkommen eine deutlich höhere Steuerbelastung aufweisen als die Bezieher hoher Einkommen.

Beträgt die Kopfsteuer zum Beispiel 1 Geldeinheit (GE), so muss eine Person, die ein Jahreseinkommen von 2 GE aufweist, 50 % des jährlichen Einkommens an Steuern abliefern und behält nur 1 GE zurück. Eine Person mit einem Jahreseinkommen von 100 GE muss dagegen lediglich 1 % des Einkommens abliefern und behält 99 GE zurück.

Eine Kopfsteuer ist somit in hohem Ausmaß regressiv, im Gegensatz zu einem neutralen System mit vom Einkommen unabhängiger prozentualer Steuerquote oder einem progressiven System mit einer höheren prozentualen Steuerquote für höhere Einkommen (vgl. Einkommensteuer).

Durch den grösseren Anteil von kleinen und mittleren Einkommen an der Gesamtzahl der Steuerpflichtigen würde die Hauptlast des Steueraufkommens von diesen Schichten getragen werden. Aus diesem Grund gilt die Kopfsteuer in Demokratien als kaum durchsetzbar und findet in modernen Steuersystemen kaum Anwendung.

Geschichte

Richard II. (England) erhob 1380 eine Kopfsteuer, um den Krieg gegen Frankreich zu finanzieren. Dies führte mit zur Peasants' Revolt, in deren Verlauf mehrer Adelige getötet wurden.

Die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika verbietet die Erhebung direkter Steuern durch die US-Regierung. Im Jahr 1870 wurde der 15. Zusatz zur US-Verfassung erlassen, der allen Bürgern unabhängig von ihrer Hautfarbe das Wahlrecht garantierte. Daraufhin machten zahlreiche Südstaaten die Zahlung einer Kopfsteuer für all jene zur Vorraussetzung zur Teilnahme an der Wahl, deren Vorfahren nicht gewählt hatten. Auf diese Weise wurden nicht-Weiße weiterhin legal von der Wahl ausgeschlossen. Erst 1964 wurde diese Praxis mit dem 25. Zusatz zur Verfassung untersagt.

Die Regierung der britischen Premierministerin Margaret Thatcher führte Ende der 80er Jahre in Großbritannien die Kopfsteuer "community charge" (besser bekannt als "poll tax") ein. Jedoch weigerten sich 18 Millionen Briten die Steuer zu bezahlen, und es kam zu gewalttätigen Protesten. Letztendlich war die "community charge" ausschlaggebend für die Krise und den Rücktritt der Regierung Thatcher.