Aktinolith

Mineral, Calcium-Magnesium-Eisen-Kettensilikat aus der Gruppe der Calcium-Amphibole
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Aktinolith (Strahlstein) ist ein sehr häufig vorkommendes und bekanntes, gesteinsbildendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“, genauer ein Bandsilikat aus der Gruppe der Calcium-Amphibole. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Ca2(Mg,Fe)5[OH|Si4O11]2[1] und entwickelt meist durchsichtige bis durchscheinende Kristalle von bis zu 15 cm Länge[2] mit säuligem bis nadeligem Habitus, aber auch radialstrahlige, faserige, körnige und massige Mineral-Aggregate von hellgrüner bis fast schwarzer, selten auch weißer, grauer, grüner oder rosa Farbe bei weißer Strichfarbe. Auch Pseudomorphosen nach Pyroxen sind bekannt. Die Flächen sichtbarer Kristalle weisen einen glasähnlichen Glanz auf. Bei faseriger oder massiger Ausbildung ist Aktinolith dagegen matt, kann aber auf polierten Flächen einen wogenden Seidenglanz annehmen.

Aktinolith
Aktinolith-Kristallgruppe aus Otjiwarongo, Namibia
(Größe: 6,4 x 4,0 x 1,9 cm)
Allgemeines und Klassifikation
Chemische Formel Ca2(Mg,Fe)5[OH|Si4O11]2[1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate - Kettensilikate und Bandsilikate, Gruppe Calcium-Amphibole
System-Nummer nach
Dana

66.01.03a.02
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch
Zwillingsbildung einfache und multiple, lamellare Zwillinge parallel {100}[2]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 5 bis 6
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,03 bis 3,24 ; berechnet: [3,07][2]
Spaltbarkeit gut nach {110} mit Querabsonderungen unter 56° und 124°[2]
Bruch; Tenazität uneben bis muschelig
Farbe hellgrün bis schwarzgrün, selten auch weiß, grau, grün oder rosa
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz, Seidenglanz, matt
Kristalloptik
Doppelbrechung δ = δ = 0,023[3]
Pleochroismus schwach:
X = hellgelb, gelbgrün
Y = hellgelbgrün, grün
Z = hellgrün, dunkelgrünblau

Mit einer Mohshärte von etwa 5 bis 6 gehört Aktinolith zu den mittelharten Mineralen, das sich mit einem Messer oder mit einer Stahlfeile ritzen lässt.

Aktinolith ist das Endglied der Tremolit-Aktinolith-Ferro-Aktinolith-Mischreihe mit variabel austauschbaren Magnesium-Ionen (Tremolit) und Eisen-Ionen (Ferro-Aktinolith).

Etymologie und Geschichte

 
Grüner, radialstrahliger Aktinolith und Axinit-(Fe) aus der Colebrook Hill Mine, Colebrook Hill, Rosebery, Tasmanien, Australien

Der Name Aktinolith ist ein Kunstwort, das sich aus zwei griechischen Wörtern zusammensetzt: Vorlage:Polytonisch (aktis, "Strahl") und Vorlage:Polytonisch (lithos, "Stein"). Der Name nimmt Bezug auf das oftmals faserige oder radialstrahlige Auftreten des Minerals.

Erstmals wissenschaftlich beschrieben wurde das Mineral 1794 von Richard Kirwan.

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Aktinolith zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Kettensilikate und Bandsilikate (Inosilikate)“, wo er zusammen mit Alumino-Ferrotschermakit, Cannilloit, Chloro-Kaliumhastingsit, Edenit, Ferri-Ferrotschermakit, Ferrisadanagait, Ferritschermakit, Ferro-Aktinolith, Ferro-Alumino-Tschermakit, Ferro-Edenit, Ferrohornblende, Ferro-Kaersutit, Ferro-Pargasit, Ferrotschermakit, Fluorocannilloit, Fluoro-Edenit, Hastingsit, Kaersutit, Kalium-Chloropargasit, Kalium-Ferrisadanagait, Kalium-Magnesiosadanagait, Kaliumpargasit, Kaliumsadanagait, Magnesiohastingsit, Magnesiohornblende, Magnesiosadanagait, Pargasit, Sadanagait, Tremolit und Tschermakit eine eigenständige Amphibol-Untergruppe der „Calcium-Amphibole“ bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Aktinolith ebenfalls in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Ketten- und Bandsilikate (Inosilikate)“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Art der Kettenbildung und nach der Zugehörigkeit zu größeren Mineralfamilien, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung der „Klinoamphibole“ zu finden ist, wo es zusammen mit Alumino-Ferrohornblende, Alumino-Ferrotschermakit, Alumino-Magnesiohornblende, Aluminotschermakit, Cannilloit, Ferri-Ferrotschermakit, Ferritschermakit, Ferro-Aktinolith, Ferrohornblende, Ferrotschermakit, Fluorocannilloit, Fluorotremolit, Joesmithit, Magnesiohornblende, Parvo-Manganotremolit, Tremolit und Tschermakit die nach ihm benannte „Tremolitgruppe der Ca-Klinoamphibole“ mit der System-Nr. 9.DE.10 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Aktinolith in die Klasse der „Silikate und Germanate“, dort allerdings in die bereits feiner unterteilte Abteilung der „Kettensilikate: Doppelte unverzweigte Ketten, W=2“. Hier ist er zusammen mit Tremolit, Ferro-Aktinolith, Magnesiohornblende, Ferrohornblende, Tschermakit, Aluminoferrotschermakit, Ferri-Ferrotschermakit, Ferrotschermakit, Ferro-Aluminotschermakit, Ferritschermakit, Ferroferritschermakit, Edenit, Fluoro-Edenit, Ferro-Edenit, Pargasit, Kaliumpargasit, Ferropargasit, Ferrochloropargasit, Kalium-Chloropargasit, Kalium-Ferropargasit, Magnesiohastingsit, Hastingsit, Kalium-Chlorohastingsit, Fluoro-Magnesiohastingsit, Kalium-Magnesiohastingsit, Chloro-Kaliumhastingsit, Fluoro-Kaliumhastingsit, Kalium-Magnesiosadanagait, Sadanagait, Kaliumsadanagait, Kaliumferrisadanagait, Magnesiosadanagait, Kaersutit, Ferrokaersutit, Fluorocannilloit und Cannilloit in der „Gruppe 2, Calcium-Amphibole“ mit der System-Nr. 66.01.03a innerhalb der Unterabteilung der „Kettensilikate: Doppelte unverzweigte Ketten, W=2 Amphibol-Konfiguration“ zu finden.

Varietäten und Modifikationen

 
hellgrüner Byssolith

Zur Zeit sind drei Varietäten des Aktinoliths bekannt:

  • Byssolith (Amiant) - hell- bis dunkelgrüne (manchmal auch blaugrüne), feinhaarige, langnadelige Kristalle oder feinfaserige Aggregate, die oft wie Fasermatten aussehen. Byssolith kommt häufig, in einer sogenannten Paragenese, neben Epidot vor.
  • Bergleder - flächig, ledriges Aussehen
  • Smaragdid oder Smaragdit - smaragdgrüne Farbe durch Beimengungen von Chrom.

Der Nephrit ist dagegen ein Mischkristall aus Aktinolith und Tremolit.

Bildung und Fundorte

 
Aktinolith und Calcit aus dem Shigartal, Skardu,, Pakistan

Aktinolith bildet sich in metamorphen Gesteinen wie Amphibolit, Dolomit und Schiefer. Begleitminerale sind unter anderem Albit, Anthophyllit, Calcit, Chlorite, Dolomit, Epidot, Glaukophan, Lawsonit, Pumpellyit und Talk.

Insgesamt konnte Aktinolith bisher (Stand: 2011) an rund 2400 Fundorten nachgewiesen werden.[3] In Deutschland fand sich das Mineral unter anderem im Schwarzwald in Baden-Württemberg; im Frankenland und in Niederbayern; im hessischen Odenwald; im niedersächsischen Harz; bei Hildfeld in Nordrhein-Westfalen; an mehreren Orten der Eifel in Rheinland-Pfalz; bei Treseburg in Sachsen-Anhalt; bei Chemnitz, im Erzgebirge und bei Zwickau in Sachsen sowie bei Brunsbüttel, Schönberg und Plön in Schleswig-Holstein.

In Österreich tritt das Mineral vor allem in Kärnten, Niederösterreich, Salzburg, der Steiermark und Tirol auf und in der Schweiz wurde Aktinolith bisher im berner Haslital sowie an mehreren Orten der Kantone Graubünden, Tessin, Uri und Wallis gefunden.

Weitere Fundorte sind die Ägypten, die Antarktis, Argentinien, Armenien, Aserbeidschan, Äthiopien, Australien, Bangladesch, Belgien, Bolivien, Brasilien, Bulgarien, Chile, China, Costa Rica, Ecuador, Finnland, Frankreich, Griechenland, Grönland, Guatemala, Guyana, Indien, Indonesien, Iran, Irland, Italien, Jamaika, Japan, Kamerun, Kanada, Kasachstan, Kenia, Kolumbien, Nord- und Südkorea, Kosovo, Kirgisistan, Kuba, Madagaskar, Malaysia, Mali, Marokko, Mauretanien, Mazedonien, Mexiko, Mongolei, Namibia, Nepal, Neukaledonien, Neuseeland, Norwegen, Pakistan, Papua-Neuguinea, Peru, Philippinen, Polen, Portugal, Puerto Rico, Ruanda, Rumänien, Russland, die Salomonen, Sambia, Saudi-Arabien, Schweden, Simbabwe, Slowakei, Spanien, Südafrika, Sudan, Taiwan, Thailand, Tschechien, Türkei, Uganda, Ukraine, Ungarn, Usbekistan, Venezuela, das Vereinigte Königreich (Großbritannien) und die Vereinigten Staaten von Amerika (USA).

Auch in Gesteinsproben des Mittelatlantischen Rückens und des Zentralindischen Rückens konnte Aktinolith nachgewiesen werden.[4]


Struktur

Aktinolith kristallisiert monoklin in der Raumgruppe   (Raumgruppen-Nr. 12) mit den Gitterparametern a = 9,89 Å; b = 18,20 Å; c = 5,31 Å und β = 104,6° sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Verwendung

 
Faseriger Aktinolith als Rohstein und im Cabochon-Schliff mit Seidenglanz

Aktinolith und Byssolith wurden vor allem als Asbest genutzt. In der traditionellen chinesischen Medizin wird der Stein gegen Impotenz eingesetzt.

Gelegentlich wird Aktinolith auch für Sammler zu Schmucksteinen geschliffen.[5] Klare Varietäten erhalten dabei eher einen Facettenschliff, trübe und vor allem faserige Varietäten dagegen einen Cabochon-Schliff, wodurch neben dem seidigen Glanz auch der optische Effekt der Chatoyance (Katzenaugeneffekt) auftreten kann.[6]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 627.
  2. a b c d Handbook of Mineralogy - Actinolite (englisch, PDF 78,4 kB)
  3. a b Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Mindat.
  4. Mindat – Localities for Actinolite (englisch)
  5. Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten der Welt. 1600 Einzelstücke. 13. überarbeitete und erweiterte Auflage. BLV Verlags GmbH, München u. a. 2002, ISBN 3-405-16332-3, S. 236.
  6. realgems.org - Aktinolith (mit Bildern von Aktinolith-Katzenaugen)

Literatur

Commons: Aktinolith – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien