Nomenklatur (Chemie)

Namensgebung für chemische Stoffe
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Wichtig bei der Nomenklatur (Namensgebung) für chemische Substanzen ist, dass ein Verbindungsname eindeutig ist und nur zu einer einzigen Strukturformel führt. Die Bezeichnung "Ethanol" bezeichnet beispielsweise nur die Verbindung CH3-CH2-OH und keine andere. Umgekehrt haben chemische Verbindungen aber keinen eindeutigen Namen, z. B. kann man die Verbindung CH3-CH2-OH nach verschiedenen Nomenklatursystemen sowohl als "Ethanol" als auch als "Ethylalkohol" bezeichnen.

Um die Bezeichnungsweisen für chemische Verbindungen zu vereinheitlichen, gibt es verbindliche Richtlinien der IUPAC (International Union of Pure and Applied Chemistry). Da die systematische Bezeichnung von chemischen Verbindungen nach diesen Regeln aber oft sehr kompliziert ist, wird von den Chemikern im Alltagsgebrauch weiterhin eine große Anzahl von Trivialnamen verwendet.

Zahlenpräfixe in chemischen Namen

Falls eine Art von Atomen oder Atomgruppen in einem Molekül mehrfach vorkommt, wird die Anzahl durch ein entsprechendes Zahlenpräfix (Vorsilbe) angegeben, das von den griechischen Zahlwörtern abgeleitet ist und dem Namen des entsprechenden Atoms bzw. der entsprechenden Atomgruppe vorangestellt wird.

Anzahl Vorsilbe (Präfix)
1 (mono)
2 di
3 tri
4 tetra
5 penta
6 hexa
7 hepta
8 octa
9 nona
10 deca
11 undeca
12 dodeca
...

Beispiele:

  • P4S7 Tetraphosphorheptasulfid
  • CrO3 Chromtrioxid
  • CH2Cl2 Dichlormethan

Weglassen von Zahlenpräfixen

Falls der Name einer Verbindung dadurch eindeutig bleibt, kann man die Zahlenpräfixe auch weglassen. So gibt es z.B. nur ein einziges Oxid des Aluminiums, nämlich Al2O3, weshalb man statt Dialuminiumtrioxid auch einfach Aluminiumoxid schreiben kann.

Sehr oft wird die Vorsilbe mono- weggelassen, z.B. PH3 = Phosphan (statt Monophosphan), obwohl es auch ein Diphosphan P2H4 gibt.

Alternative Zahlenpräfixe

Falls mehrere identische Gruppen vorhanden sind, bei denen die Verwendung der obigen Vorsilben mißverständlich wäre, werden die folgenden Präfixe verwendet:

Anzahl Vorsilbe (Präfix)
2 bis
3 tris
4 tetrakis
5 pentakis
6 hexakis
usw.

Beispiele:

  • Ca5F(PO4)3 Pentacalciumfluoridtrisphosphat - Durch Verwendung der Vorsilbe tris ist sofort klar, dass es sich nicht um die Triphosphatgruppe [P3O10]5- handelt, sondern um drei Phosphatgruppen [PO4]3-.
  • 5,6-Bis(1,1-dimethylpropyl)undecan - die Verwendung der Vorsilbe bis zeigt sofort, daß es sich hier um zwei identische 1,1-Dimethylpropyl-Substituenten handelt.

Für die direkte Verknüpfung von identischen Einheiten verwendet man die folgenden Vorsilben, welche von den lateinischen Zahlwörtern abgeleitet sind:

Anzahl Vorsilbe (Präfix)
2 bi
3 ter
4 quater
5 quinque
6 sexi
7 septi
usw.

Beispiel:

  • C6H5-C6H5 heißt Biphenyl (und nicht Diphenyl oder Bisphenyl).

Elementnamen und -symbole

Die Namen der chemischen Elemente werden von den Entdeckern festgelegt und sind hier aufgeführt. Für unbekannte oder neue Elemente, die noch keinen Namen erhalten haben, gibt es systematische Elementnamen, die sich von der Kernladungszahl ableiten. Eine systematische Anordnung der Elemente nach ihrer Elektronenkonfiguration bietet das Periodensystem der Elemente.

Für jedes Element existiert ein Kürzel aus ein bis drei Buchstaben (Elementsymbol). Für die Haupt- und Nebengruppenelemente sind diese Symbole untenstehend aufgelistet, für eine vollständige Liste siehe die Liste der chemischen Elemente nach Symbol. Die Elementsymbole sind international gültig, sie werden also beispielsweise auch auf Japanisch durch lateinische Buchstaben wiedergegeben.

Will man ein bestimmtes Isotop eines Elements bezeichnen, so stellt man dessen Massenzahl hochgestellt vor das Elementsymbol, zum Beispiel 12C für das Kohlenstoff-12-Isotop, 235U für Uran 235, etc. Eine Ausnahme bilden die schweren Isotope des Wasserstoffs, 2H (Deuterium) und 3H (Tritium), welche mit D bzw. T ein eigenes Elementsymbol besitzen.

Um Verbindungen von verschiedenen Elementen untereinander zu benennen, werden die Elementnamen teilweise abgewandelt und mit Nachsilben versehen. Dazu verwendet man die Elementwurzeln in der folgenden Tabelle, welche aus den lateinischen Elementnamen abgeleitet sind. So wird beispielsweise der Sauerstoff in der Verbindung Aluminiumoxid (Al2O3) durch seine Elementwurzel (ox) und die Endung -id angegeben.

Hauptgruppenelemente

Elementsymbol Name Wurzel
1. Periode
H Wasserstoff hydr
He Helium
1. Hauptgruppe, Alkalimetalle
Li Lithium
Na Natrium
K Kalium
Rb Rubidium
Cs Cäsium
Fr Francium
2. Hauptgruppe, Erdalkalimetalle
Be Beryllium
Mg Magnesium
Ca Calcium
Sr Strontium
Ba Barium
Ra Radium
3. Hauptgruppe, Borgruppe
B Bor bor
Al Aluminium alumin
Ga Gallium gall
In Indium ind
Tl Thallium thall
4. Hauptgruppe, Kohlenstoffgruppe
C Kohlenstoff carb (bei Carbonaten und Thiocarbonaten: carbon)
Si Silicium silic
Ge Germanium german
Sn Zinn stann
Pb Blei plumb
5. Hauptgruppe, Pnictogene
N Stickstoff nitr
P Phosphor phosph
As Arsen arsen
Sb Antimon antimon
Bi Wismut wismut
6. Hauptgruppe, Chalkogene
O Sauerstoff ox
S Schwefel sulf
Se Selen selen
Te Tellur tellur
Po Polonium polon
F Fluor fluor
Cl Chlor chlor
Br Brom brom
I Iod iod
At Astat astat
8. Hauptgruppe, Edelgase
He Helium
Ne Neon
Ar Argon
Kr Krypton
Xe Xenon
Rn Radon

Übergangselemente

Elementsymbol Name Wurzel
3. Nebengruppe
Sc Scandium
Y Yttrium
La Lanthan
4. Nebengruppe
Ti Titan titan
Zr Zirconium zircon
Hf Hafnium hafn
5. Nebengruppe
V Vanadin vanad
Nb Niob niob
Ta Tantal tantal
6. Nebengruppe
Cr Chrom chrom
Mo Molybdän molybd
W Wolfram wolfram, (auch: tungs)
7. Nebengruppe
Mn Mangan mangan
Tc Technetium techn
Re Rhenium rhen
8. Nebengruppe, Eisen- und Platinmetalle
Fe Eisen ferr
Co Cobalt cobalt
Ni Nickel niccol
Ru Ruthenium ruthen
Rh Rhodium rhod
Pd Palladium pallad
Os Osmium osm
Ir Iridium irid
Pt Platin platin
1. Nebengruppe, Münzmetalle
Cu Kupfer cupr
Ag Silber argent
Au Gold aur
2. Nebengruppe, Zinkgruppe
Zn Zink zinc
Cd Cadmium cadm
Hg Quecksilber mercur

Formeln von anorganischen Verbindungen

Beim Schreiben von Formeln von chemischen Verbindungen folgt man im wesentlichen der Elektronegativitätsskala der chemischen Elemente. Man beginnt immer mit dem elektropositiveren Verbindungspartner, deshalb schreibt man etwa AgCl, Al2O3, PCl5 und nicht umgekehrt.

Eine Ausnahme von dieser Regel sind die Wasserstoffverbindungen. Wasserstoffatome schreibt man in den Formeln an letzter Stelle (NH3, SiH4, etc.). Handelt sich jedoch um aciden Wasserstoff (d.h. die Verbindung reagiert in wäßriger Lösung sauer), so schreibt man den Wasserstoff am Anfang der Formel (HF, HCl, HBr, HI, H2O, H2O2, H2S, H2Se, H2Te, HN3). Auch bei anorganischen Oxosäuren schreibt man den Wasserstoff am Anfang der Formel, obwohl er eigentlich an den Sauerstoff gebunden ist, also für Schwefelsäure zum Beispiel H2SO4 statt SO2(OH)2.

Nomenklatur von einfachen anorganischen Verbindungen

Einfache binäre Verbindungen

Bei der Benennung von einfachen binären Verbindungen folgt man ebenfalls der Elektronegativitätsskala. Der elektropositivere Verbindungspartner behält seinen Elementnamen unverändert bei, der elektronegativere Verbindungspartner wird durch seine Elementwurzel (s.o.) und die Endung -id angegeben. Die Art der Bindung ist aus diesem Elementnamen nicht ersichtlich.

Beispiele:

  • Na2S Natriumsulfid (ionische Verbindung)
  • SF6 Schwefelhexafluorid (kovalente molekulare Verbindung)
  • SiC Siliciumcarbid (kovalente nichtmolekulare Verbindung)

Mehrere Oxidationsstufen des elektropositiven Partners

Anionische Gruppen die mit der Endung -id gebildet werden

Legierungen

Wasserstoffverbindungen

Komplexe Anionen

Es gibt auch Richtlinien für die Benennung von Komplexen.

Oxoanionen und Oxosäuren

Oxoanionen

Oxosäuren

Mehrbasige Säuren

Salzhydrate

Einteilung nach der Oxidationsstufe des Zentralatoms

Einteilung nach der Struktur

Liste von Oxosäuren und -anionen

Radikale

Für die Benennung von organischen Verbindungen nach dem IUPAC-System geht man üblicherweise von einem Stammsystem aus, das unter Umständen weitere Substituenten (Reste) trägt. Ein Substituent ist dabei ein Atom oder eine Atomkombination, welche ein Wasserstoffatom des Stammsystems ersetzt (substituiert). Für die Benennung der Verbindung wird der Name des Stammsystems unverändert übernommen und die Namen der substituierenden Gruppen werden dem Stammsystem in abgewandelter Form angefügt (substitutive Nomenklatur).

Stammsysteme

Lineare Ketten

Die einfachsten Stammsysteme sind lineare Ketten aus Kohlenstoffatomen. Gesättigte Verbindungen nennt man Alkane, diese erhalten die Endung -an und werden je nach Anzahl der Kohlenstoffatome bezeichnet als:

Anzahl der C-Atome Bezeichnung Verbindung
1 Methan CH4
2 Ethan CH3-CH3
3 Propan CH3-CH2-CH3
4 Butan CH3-CH2-CH2-CH3
5 Pentan CH3-CH2-CH2-CH2-CH3
6 Hexan CH3-CH2-CH2-CH2-CH2-CH3
7 Heptan CH3-CH2-CH2-CH2-CH2-CH2-CH3
8 Octan CH3-CH2-CH2-CH2-CH2-CH2-CH2-CH3
9 Nonan CH3-CH2-CH2-CH2-CH2-CH2-CH2-CH2-CH3
10 Decan CH3-CH2-CH2-CH2-CH2-CH2-CH2-CH2-CH2-CH3

Aus griechischen Zahlwörtern läßt sich für jede beliebige Kettenlänge ein entsprechender Name ableiten, worauf beim Stichwort Alkane näher eingegangen wird .

Falls eine Doppelbindung in der Verbindung vorhanden ist, spricht dann von Alkenen und verwendet statt der Endung -an die Endung -en. Die Position der Doppelbindung wird durch eine Nummer angegeben siehe unten bei Nummerierung), z.B.

  • CH2=CH-CH2-CH3 heißt 1-Buten (oder auch But-1-en),
  • CH3-CH=CH-CH3 heißt 2-Buten.

Bei Ketten, die eine Dreifachbindung enthalten (= Alkinen), wird die Endung -in verwendet, z.B.

  • CH≡C-CH2-CH3 heißt 1-Butin,
  • CH2=CH-CH2-C≡C-CH2-CH3 heißt Hept-1-en-4-in.

Falls mehrere Doppel- oder Dreifachbindungen vorkommen, verwendet man die multiplizierenden Vorsilben di, tri, tetra, penta, hexa, hepta, ...

  • CH2=CH-CH=CH2 heißt also Buta-1,3-dien,
  • CH≡C-C≡C-C≡C-CH3 heißt Hepta-1,3,5-triin.
Bestimmung der Hauptkette bei verzweigten acyclischen Kohlenwasserstoffen

Die Hauptkette (Stammsystem) ist jene Kette, welche

  1. die größte Zahl an Mehrfachbindungen enthält
  2. bei Mehrdeutigkeit von (1): die größere Zahl von C-Atomen enthält
  3. bei Mehrdeutigkeit von (2): die größere Zahl von Doppelbindungen enthält
  4. bei Mehrdeutigkeit von (3): die meisten Seitenketten aufweist.

Cyclische Systeme ohne Heteroatome

Bei cyclischen Systemen ist i.a. ein Cyclus das Stammsystem.

Monocyclische Systeme

Falls es sich um eine monocyclische Verbindung handelt, erfolgt die Benennung wie bei linearen Ketten, und zusätzlich wird die Vorsilbe Cyclo- vorangestellt, also z.B. Cyclohexan. Für Benzol wird der Trivialname beibehalten.

Monocyclische Verbindungen mit mehr als 6 C-Atomen, die die maximale Anzahl nichtkumulierter Doppelbindungen aufweisen, können als (n)-Annulene bezeichnet werden (n = Anzahl der C-Atome).

Kondensierte polycyclische Systeme

Bei kondensierten polycyclischen Kohlenwasserstoffen (d.h. die einzelnen Ringe sind jeweils über genau eine gemeinsame Bindung verknüpft) ist jene Komponente das Basissystem, welche

  • die meisten Ringe aufweist
  • den größten Ring aufweist

Dabei werden folgende Polycyclen als eigene Systeme aufgefasst (in ansteigender Priorität, in Klammern die Anzahl der Ringe):

Pentalen (2), Inden (2), Naphthalin (2), Azulen (2), Heptalen (2), Biphenylen (3), as-Indacen (3), s-Indacen (3), Acenaphthylen (3), Fluoren (3), Phenalen (3), Phenanthren (3), Anthracen (3), Fluoranthen (4), Acephenanthrylen (4), Aceanthrylen (4), Triphenylen (4), Pyren (4), Chrysen (4), Naphthacen (4), Pleiaden (4), Picen (5), Perylen (5), Pentaphen (5), Pentacen (5), Tetraphenylen (5), Hexaphen (6), Hexacen (6), Rubicen (7), Coronen (7), Trinaphthylen (7), Heptaphen (7), Heptacen (7), Pyranthren (8), Ovalen (10).

Alle übrigen Ringe werden als Vorsilben vorangestellt, wobei die Endsilbe -en in -eno umgewandelt wird (z. B. Benzocycloocten). Die Art der Verknüpfung wird durch Zahlen und Buchstaben angegeben, was aber hier nicht näher erläutert werden soll.

Zur Benennung von gesättigten oder teilweise gesättigten Derivaten der oben angeführten Polycyclen gibt es die Möglichkeit, beim Wegfallen einer Doppelbindung die beiden zusätzlichen Wasserstoffatome durch die Positionsnummern und die Vorsilbe dihydro- anzuzeigen. Analog gibt es tetrahydro-, hexahydro- usw. Vollständig gesättigte Systeme erhalten die Vorsilbe perhydro-. Einzelne Wasserstoffatome werden durch das sogenannte indizierte H angegeben, welches in kursiver Schrift vorangestellt wird (z.B. 4H-Pyrazol)-

Cyclophane können nach den gleichen Regeln benannt werden, obwohl es für diese auch eine eigene Nomenklatur gibt.

Verbrückte polycyclische Systeme

Bei verbrückten polycyclischen Kohlenwasserstoffen (d.h. die einzelnen Ringe sind jeweils über mehr als eine gemeinsame Bindung verknüpft) wird das von-Baeyer-System verwendet.

Spiroverbindungen

Die Nomenklatur von Spiroverbindungen ist (wenig ausführlich) unter dem entsprechenden Stichwort erklärt.

Kompliziertere Systeme

Die Entscheidung, was nun als Stammsystem betrachtet wird, ist bei komplizierteren Verbindungen nicht mehr ganz einfach.

Heterocyclen

Sofern keine Trivialnamen vorliegen, benennt man monocyclische Heterocylen mit weniger als 10 Ringgliedern meist nach der Hantzsch-Widmann-Patterson-Nomenklatur.

Bei kondensierten Polycyclen haben Heterocyclen Vorrang gegenüber Carbocyclen (= Ringen, die nur aus Kohlenstoffatomen bestehen). Auch für Heterocyclen gibt es dabei Systeme mit Trivialnamen, welche als eigene Stammsysteme aufgefasst werden (ohne Reihung und unvollständig):

Ansonsten folgt die Benennung von Heterocyclen weitgehend den oben angeführten Regeln für cyclische Systeme ohne Heteroatome. Die Art und Position der Heteroatome wird dann mit Hilfe der Austauschnomenklatur oder "a"-Nomenklatur angegeben.


Substituenten (Reste)

Ein Substituent kann z.B. eine funktionelle Gruppe sein, oder wiederum ein (kleineres) Stammsystem, etwa eine Seitenkette. Die Bezeichnung für Substituenten werden dem Namen des Stammsystems als Vorsilbe (Präfix) oder Endungen (Suffix) angefügt. Die genaue Position des Substituenten wird durch Ziffern präzisiert (siehe unten bei Nummerierung).

Falls es mehrere Vorsilben (Präfixe) gibt, werden diese in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet.

Seitenketten

Falls es sich beim Rest um eine Seitenkette handelt, wird an deren Namen die Silbe -yl angehängt und das Ergebnis als Vorsilbe (Präfix) vorangestellt. Die Benennung von Seitenketten erfolgt nach den gleichen Regeln wie für die Grundkette, bis auf folgende Ausnahmen:

  • bei Alkanen wird die Endung -an weggelassen
  • die Nummerierung der Seitenkette startet immer bei der Verknüpfung mit der Hauptkette

Beispiele:

  • Methyl: -CH3
  • Ethyl: -CH3-CH2
  • Ethinyl: -CH≡C
  • 1-Propenyl: -CH=CH-CH3
  • Cyclohexyl: -C6H11

Wenn man beispielsweise an die Verbindung Propan (CH3-CH2-CH3) in der Mitte noch einen Methanbaustein anhängt, heißt die entstehende Verbindung CH3-CH(CH3)-CH3) dann 2-Methylpropan. Die Verbindung CH3-CH2-CH(CH3)-CH2-CH(CH2CH3)-CH2-CH3 heißt 3-Ethyl-5-methylheptan.

Funktionelle Gruppen

Die ranghöchste funktionelle Gruppe wird als Endung (Suffix) hintangestellt, übrige funktionelle Gruppen als Vorsilben (Präfixe) vorangestellt:

  • CH3-CHOH-CH3) heißt 2-Propanol
  • CH3-CH2-CH2-C(OOH) heißt Butansäure
  • CH2-CH(OH)-CH2-CH(NH2)-CH2-CH3 hat zwei funktionelle Gruppen. Der Alkohol hat höhere Priorität, deshalb heißt die Verbindung 4-Aminohexan-2-ol.

Für die Bezeichnungen einzelner funktioneller Gruppen und ihre Rangfolge siehe das Stichwort Funktionelle Gruppe.

Trivialnamen

Für manche Substituenten gibt es Trivialnamen, welche z. T. auch verbindlich sind. Z. B.:

  • Phenyl: -C6H5
  • Benzyl: -CH2-C6H5
  • Isopropyl: -CH-(CH3)2
  • Vinyl: -CH=CH2
  • u.v.m.

Nummerierung

Die Nummerierung des Stammsystems erfolgt so, dass die erhaltenen Nummern möglichst klein sind. CH3-CH2-CH(CH3)-CH3 heißt also 2-Methylbutan und nicht 3-Methylbutan.

Eine 1 kann auch weggelassen werden (z.B. Propanol = 1-Propanol). Falls es nur eine mögliche Kombination gibt, können die Nummern ebenfalls weggelassen werden (z.B. Methylpropan = 2-Methylpropan, weil alles andere wäre als Butan zu benennen.).

Falls Seitenketten nummeriert werden müssen, ist die Verbindungsstelle zur Hauptkette immer die Position 1.

Bei kondensierten polycyclischen Systemen gibt es oft verbindliche Nummerierungsweisen, die jeder Logik widersprechen und auswendiggelernt werden müssen.


Mehrfach vorkommende Substituenten

Für mehrfach vorkommende gleiche Gruppen werden die multiplizierenden Vorsilben di, tri, tetra, penta, hexa, hepta, ... (siehe oben) verwendet:

Falls die Verwendung von di, tri, tetra, usw. missverständlich wäre, etwa bei identischen weitersubstituierten Seitenketten, muß man wie oben beschrieben die ensprechenden alternativen Vorsilben bis, tris, tetrakis, usw. verwenden. Für direkt verknüpfte identische Einheiten sind die Vorsilben bi, ter, quater, usw. in Verwendung.


Beispiel

Nach IUPAC-Nomenklatur muss zum Beispiel die Substanz

NH2-CH2-CH2-OH

den Namen 2-Aminoethanol erhalten.

Auf folgende Weise gelangt man zu diesem Namen:

  1. Da die Kohlenstoffatome nur Einfachbindungen aufweisen, erhält die Wurzel als erste Endung "an".
  2. Die Grundkette enthält zwei Kohlenstoffatome; damit ergibt sich die Wurzel "eth". (--> "ethan")
  3. Als funktionelle Gruppen sind enthalten eine Alkohol-(OH) und eine Aminogruppe (NH2). Die Alkoholgruppe hat die höhere Priorität und erhält Vorrang vor der Aminogruppe. Also "ol" hinten anhängen. (--> "ethanol")
  4. Die Aminogruppe befindet sich nicht am selben Kohlenstoffatom wie die Alkoholgruppe (Atom Nr. 1), sondern an dem daneben (Nr. 2). Deshalb geben wir den Ort an durch "2-Amino".
  5. Die Kombination von Vorsilbe, Wurzel und Endungen ergibt die Namen "2-Aminoethanol".

Chirale Verbindungen

Zur Unterscheidung von chiralen Verbindungen gibt es die kursiv geschriebenen Vorsilben (R)- und (S)-. Ihre Verwendung wird durch die Cahn-Ingold-Prelog-Regel (CIP-Regel) und ihre Nebenregeln festgelegt.

Bei biochemischen Substanzen wie Kohlehydraten und Aminosäuren wird auch noch häufig die Fischer-Nomenklatur verwendet, welche die Vorsilben D- und L- verwendet (wobei D und L als Kapitälchen geschrieben werden).

Zur Unterscheidung des Drehsinns bei optisch aktiven Verbindungen werwendet man die Vorsilben (+)- und (-)-.

Es sei darauf hingewiesen, dass sich die unterschiedlichen Bezeichnungsweisen (R, S bzw. D, L und +, -) nach den verschiedenen Nomenklaturarten nicht von den jeweils anderen Bezeichnungen ableiten lassen. Zur Bezeichnung von Verbindungen mit mehreren Chiralitätszentren eignen sich nur die CIP-Regeln.

cis-trans-Isomere

cis-trans-Isomere bei Doppelbindungen werden nach IUPAC durch ein vorangestelltes kursives (Z)- oder (E)- bezeichnet. Bei Ringsystemen verwendet man die kursiv geschriebenen Vorsilben cis- oder trans-.

Anomere

Bei Kohlehydraten unterscheidet man Anomere durch die Vorsilben α- bzw. β-.

Für die Nomenklatur von Enzymen gibt es gemeinsame Richtlinien der IUPAC und der IUBMB (International Union of Biochemistry and Molecular Biology). Nach dieser Nomenklatur enden Enzymnamen mit -ase und enthalten eine Information über die Funktion des Enzyms. Details unter dem Stichwort Enzym und auf der Website der IUBMB.

Außerdem wurde ein Codesystem (siehe EC-Nummern) entwickelt, in dem die Enzyme unter einem Zahlencode aus vier Ziffern zu finden sind.

Chemische Nomenklatur außerhalb der IUPAC-Vorschriften

  • Für Kunststoff-Bezeichnungen gibt es durch eine DIN-Norm festgelegte Kurzzeichen.
  • Für Lebensmittelzusatzstoffe gibt es das System der E-Nummern.

Literatur

  • Karl-Heinz Hellwich: Chemische Nomenklatur. GOVI-Verlag, ISBN 3-7741-0815-3
  • Hellwinkel, D.: Die systematische Nomenklatur der organischen Chemie. Eine Gebrauchsanweisung, 4. Aufl., Springer, Berlin 1998, ISBN 3-540-63221-2

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