Bitcoin (inoffizielle Abk. BTC) ist eine Form von Open Money. Die digitale Währung auf Peer-to-Peer-Basis (P2P) basiert auf dem gleichnamigen Open-Source-Softwareprojekt, das 2009 von Satoshi Nakamoto ins Leben gerufen wurde. Über sogenannte Bitcoin-Adressen kann Geld anonym von einer Wallet-Datei (englisch Geldbörse) bzw. einem speziellen Service über das Netzwerk an andere Adressen überwiesen werden.
Bitcoin
| |
---|---|
![]() | |
![]() Das Hauptfenster | |
Basisdaten
| |
Hauptentwickler | Satoshi Nakamoto |
Entwickler | Satoshi Nakamoto |
Erscheinungsjahr | 3. Januar 2009 |
Aktuelle Version | 0.3.21 (27. April 2011) |
Betriebssystem | Windows, Linux, MacOS |
Programmiersprache | C++ |
Kategorie | Elektronisches Geld |
Lizenz | MIT License |
deutschsprachig | ja |
bitcoin.org |
Im Gegensatz zu allen anderen Währungen gibt es keine zentrale Institution, die Geld schöpft. Stattdessen werden Bitcoins mit einer über die Jahre abnehmenden Rate unter den Netzteilnehmern zufällig verteilt. Die Chancen, bei der etwa alle zehn Minuten stattfindenden Verlosung zu gewinnen, steigen mit der Rechenleistung, die der Einzelne zur Sicherung des Netzes beiträgt. Weil die Ausgaberate alle vier Jahre halbiert wird, gibt es eine maximale Anzahl von Bitcoins, und es kann keine unendliche Inflation stattfinden.
Überblick
Dadurch, dass das Guthaben der Bitcoin-User in eine verteilte Datenbank eingetragen wird, sind anonyme Konten und anonymer Geldtransfer möglich. Durch Public-Key-Verfahren wird sichergestellt, dass das Geld nur von demjenigen einmal ausgegeben werden kann, der es besitzt. Außerdem ist es somit nicht durch Regierungen oder Institutionen kontrollierbar.
Bitcoin ist eine Umsetzung der cryptocurrency, einer Idee von Wel Dai aus der cypherpunks mailing list. Seit der Debatte um WikiLeaks Mitte 2010 bzw. der Sperrung von WikiLeaks-Konten bei Visa, Mastercard und vor allem PayPal[1] wurde Bitcoin als Alternative diskutiert.[2]
Technik
Die Technik wurde erstmals 2008 in dem Whitepaper von Satoshi Nakamoto vorgeschlagen.[3] Jeder Benutzer der Software bekommt eine Wallet-Datei, in der sich ein öffentlicher und privater Key befinden. Der öffentliche Teil dient dabei als Adresse zum Senden und Empfangen, der private Teil autorisiert diese Transaktionen. Aufgrund zufälliger Generierung enthalten die Adressen keinerlei Informationen über seinen Besitzer und zum besseren Austausch gibt es eine lesbare Form von 33 Zeichen. Selbstverständlich kann dadurch jeder Benutzer praktisch beliebig viele Konten besitzen, da jede neue Generierung von einem Schlüsselpaar der Erstellung eines Kontos gleicht, was es ermöglicht für jeden Zweck ein neues Konto zu erstellen, um mehr Anonymität zu gewährleisten.
Die Validierung von Transaktionen findet durch die Knoten des Netzwerkes statt. Bei jeder Transaktion wird der in der Bitcoin enthaltene öffentliche Schlüssel durch den seines neuen Besitzers ausgetauscht und mit dem privaten Schlüssel signiert. Über den Tiger-Tree Hash wird jede Transaktion in der Datenbank festgehalten, um doppeltes Ausgeben zu verhindern. Peers findet das Programm hauptsächlich durch den IRC-Channel #bitcoin auf irc.lfnet.org.[4]
Neue Bitcoins werden durch die Lösung komplexer mathematischer Probleme verteilt auf das Rechnernetz generiert, wobei die Obergrenze von jemals existierenden Bitcoins auf 21 Millionen ( ) festgelegt ist, wobei jede Bitcoin 100 Millionen (10^8) Mal geteilt werden kann. Dies ergibt eine gesamte Anzahl von 21 Billiarden Einheiten. Neue Bitcoins berechnen sich durch die Formel (6 × 50 Bitcoins/Stunde) × (eigene CPU-Geschwindigkeit / Summe der totalen CPU-Geschwindigkeit des Netzwerkes), womit die Generierung von 50 Bitcoins auf einem handelsüblichen Computer ca. 1 Jahr dauern würde.[5] Demnach lohnt sich Generierung im großen Stil nur mit GPUs oder größeren Computernetzwerken, welche allerdings aufgrund des Strompreises (noch) in keinem Verhältnis zum Marktwert der Bitcoins stehen.
Vorteile
Bitcoin verbindet konzeptgemäß einige Eigenschaften von Überweisungen mit einem durch Anbindung an ein knappes Edelmetall inflationsgeschütztes Bargeld[6]. Diese ergeben sich direkt aus dem verwendeten mathematischen Verfahren[7]:
- Zahlungen mit Bitcoin sind bedingt anonym, da eine Zahlungsadresse den Empfänger nicht identifiziert. Im alltäglichen Gebrauch liefert das System daher eine ähnliche Anonymität wie herkömmliches Bargeld.
- Zahlungen können schnell und kostengünstig abgewickelt werden. Dies ermöglicht ein Micropayment z.B. von kreativen oder journalistischen Inhalten im World Wide Web, umgeht aber auch die oft extrem hohen Gebühren, die viele Menschen bei Transfers an Familienangehörige in Länder der Dritten Welt an einschlägige Dienstleister zahlen müssen.
- Die von manchen Zahlungsdienstleistern betriebene Vernetzung von persönlichen Daten mittels Zahlungsdaten wird verhindert.
- Sollte das Verfahren als Währung größere Verbreitung finden, wäre es ähnlich wie Kurantgeld gegen eine Inflation geschützt.
- Eine Fälschung von Einheiten oder Transaktionen ist durch die verwendeten asymmetrischen kryptographischen Verfahren nach heutigem Wissensstand praktisch ausgeschlossen.
- Aufgrund der begrenzten Umlaufmenge und starker kurzfristiger Kursschwankungen ist diese elektronische Währung für risikofreudige Individuen als Geldanlage attraktiv.
- Das System ist völlig dezentral und bietet kaum Zugriffsmöglichkeiten z.B. durch autoritäre Regierungen. Aktivitäten und Oppositionsbewegungen, die politisch verfolgt werden, lassen sich beispielsweise unkompliziert unterstützen.
Nachteile
Allerdings hat das Verfahren auch Nachteile[8]:
- Bitcoin liefert keinen Nachweis für die Identität des Empfängers. Diese muß gegebenenfalls mit einem anderen Verfahren wie beispielsweise dem dezentralen Web of Trust von GnuPG oder einen anderen Identitätsnachweises verifiziert werden.
- Ohne einen Nachweis der Empfängeradresse ist es für einen Partner nicht möglich, zu belegen, dass eine Zahlung tatsächlich erfolgt ist. Ähnlich wie bei Zahlungen mit kommerziellen Diensten ist es darüberhinaus ohne nachweisbare, rechtsgültige und einklagbare Verträge, wie z.B. ein Fax mit einer Lieferzusage, nicht möglich, eine Leistung einzuklagen, insbesondere bei einem Geschäftspartner im Ausland.
- Zahlungen mit Bitcoin können nicht rückgängig gemacht werden. Falls die Zahlung irrtümlich erfolgt, ist man auf das Wohlwollen des Empfängers angewiesen.
- Empfangene Beträge müssen durch Backups gesichert werden. Bei einem Datenverlust z.B. aufgrund eines Festplattendefektes (Head-Crash) sind die digitalen Einheiten ansonsten verloren.
- Bei einem Diebstahl der Schlüssel, etwa durch Entwendung einer unverschlüsselten Festplatte oder des ganzen Rechners, oder durch einen Trojaner. können die Einheiten verlorengehen. Als Gegenmaßnahme kann man sie vor Nutzung durch den Dieb aus einer Sicherheitskopie an eine eigene Adresse übermitteln.
- Das Kursverhältnis der Einheiten schwankt kurzfristig erheblich.
Weitere Eigenschaften sind für den Einsatzbereich des Micropayment belanglos, erschweren aber einen (häufig befürchteten) Einsatz bei illegalen Geschäften:
- Bei einer polizeilichen Beschlagnahmung des verwendeten Computers oder aufgrund von Kommunikationsdaten (Vorratsdatenspeicherung) und Server-Protokollen kann es möglich sein, die letzten direkten Absender zu ermitteln, was einem Verlust des Bankgeheimnisses entspräche. Analog zum Vorgehen gegen Filesharing von Musikdateien wird möglicherweise die Schwelle für ein polizeiliches Eingreifen gesenkt.
Wirtschaft
Es gibt inzwischen einige Webseiten, die den Umtausch von Bitcoins in andere Währungen (z. B. US-Dollar oder Japanische Yen) ermöglichen und somit das Pendant zu Börsen sind. Außerdem gibt es Händler, die verschiedene Leistungen oder Güter für Bitcoins anbieten, von Web Hosting bis zu Kleidung oder Büchern.[9]
Dadurch, dass es keine Institution gibt, die durch die Transaktionen Geld verdienen müsste, gibt es keine Überweisungsgebühr. Es kann jedoch eine Gebühr gespendet werden, welche den Transaktionsprozess beschleunigt. Einmal falsch überwiesenes Geld kann dadurch aber auch nicht durch eine zentrale Instanz zurücküberwiesen werden. Da der Besitzer der Adresse anonym ist, ist auch keine Kontaktierung möglich.
Die Anzahl von Bitcoins entwickelt sich nach einer deterministischen, geometrischen Reihe, schätzungsweise 2033 wird die volle Anzahl an Bitcoins erreicht sein, danach werden keine weiteren mehr generiert werden. Bei zunehmender Akzeptanz dieser Währung wird dies automatisch zu einer Deflation führen.
Der „Wert“ von Bitcoins richtet sich ausschließlich nach der Akzeptanz oder Nichtakzeptanz der potentiellen Benutzer. Durch Anonymität und kryptografische Verfahren wird es nicht möglich sein, sog. cryptocurrency, also Kryptowährungen, aus dem Internet zu verbannen, wie es z. B. mit anderen Ansätzen von elektronischen Währungen (z. B. E-Gold) passierte. Diese wurden allerdings auch vor allem zur Geldwäsche genutzt.
Am 01. Juni 2011 veröffentlichte Bundesverband Digitale Wirtschaft eine Pressemeldung, in der er Verbrauchern von der Nutzung von Bitcoins abrät. Diese hätten, da sie keiner staatlichen Kontrolle unterliegen, „das Potenzial, der gesamten Gesellschaft [...] durch Steuerhinterziehung, Geldwäsche oder andere illegale Geschäfte nachhaltig zu schaden“. Des weiteren würde eine automatisierte Geldmengensteuerung wie im Falle der ‚Bitcoins‘ jeder Konjunkturpolitik widersprechen und ihr damit den Boden entziehen.[10][11]
Währungsfachleute wie Gerhard Rösl sehen dagegen keine offensichtlichen Probleme[12].
Siehe auch
Weitere Veröffentlichungen
- Linus Neumann, Was ist eigentlich Bitcoin?
- Christian Stöcker, Hacker-Währung Bitcoin: Geld aus der Steckdose
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Lieber Ku Klux Klan als WikiLeaks Artikel der Süddeutschen Zeitung
- ↑ Bericht in der PCWorld (englisch)
- ↑ Whitepaper zu Bitcoin (englisch, pdf)
- ↑ Frage im Bitcoin.org FAQ
- ↑ Frage in den Bitcoin.org FAQ
- ↑ Bitcoin-Vorteile, abgerufen am 2. Juni 2011 von go-bitcoin.com
- ↑ Satoshi Nakamoto: Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System. 24. Mai 2009 (bitcoin.org [PDF; abgerufen am 14. Dezember 2010]).
- ↑ Bitcoin: Das gefährlichste Open Source Projekt aller Zeiten? Dieter Petereit, 16. Mai 2011, t3n.de
- ↑ https://en.bitcoin.it/wiki/Trade
- ↑ Bundesverband Digitale Wirtschaft: BVDW warnt Verbraucher und Händler vor Bitcoins als Zahlungsmittel, Pressemeldung vom 1. Juni 2011
- ↑ Internet-Geld in der Kritik: Wirtschaftsverband erwartet Bitcoin-Verbot, Spiegel Online, 1. Juni 2011
- ↑ Hacker-Währung Bitcoin: Geld aus der Steckdose, Christian Stöcker, Spiegel Online, 31. Mai 2011