Simon Petrus

Apostel
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Simon Petrus († möglicherweise in Rom um 65) war einer der zwölf Apostel, die Jesus von Nazaret zu Lebzeiten nachfolgten.

Informationen über sein Leben sind hauptsächlich durch das Neue Testament überliefert. Ihre historische Zuverlässigkeit ist umstritten. Hinzu kommen weitere ungewisse Aussagen in frühen kirchlichen Dokumenten. Petrus spielt in diesen Quellen eine besondere Rolle als Gründer oder einer der Leiter der Jerusalemer Urgemeinde. In der Kirchengeschichte wurde er als erster römischer Bischof in Anspruch genommen, so dass das römisch-katholische Papsttum sich auf ihn zurückführt.

Simon Petrus auf dem Apostelbild von Dürer in der Münchner Alten Pinakothek

Petrusüberlieferung des Neuen Testaments (NT)

Der Name

Nach dem Evangelium nach Markus 3, 16 war sein ursprünglicher Vorname Simon. Sein Vater hieß Jona, nach anderen Handschriften Johannes.

Den Beinamen Petrus erhielt Simon nach dem NT von Jesus verliehen. Er ist die latinisierte Form des griechischen πετρος – petros, das den aramäischen Ausdruck kefa übersetzt (gräzisiert Kephas). Die Bedeutung des Wortes reicht von Stein bis zu Felsen.

Herkunft und Berufung

Nach dem wahrscheinlich ältesten Evangelium nach Markus, dem die Evangelisten Matthäus und Lukas hierin folgten, wohnte Petrus in Kafarnaum am See Genezareth in Galiläa. Dort besaß er ein Haus, wo er als verheirateter Mann zusammen mit seiner Frau und Schwiegermutter lebte (Mk 1,30-31, siehe auch Lk 4,38). Er arbeitete zusammen mit seinem Bruder Andreas als Fischer. Am Seeufer soll Jesus ihnen begegnet sein und sie zu seinen ersten Nachfolgern berufen haben.

Nach einer Sonderüberlieferung des jüngeren Johannesevangeliums lebte Petrus jedoch zuvor mit seinem Bruder in Bethsaida (Joh 1,44). Er wurde hier zuerst ein Jünger von Johannes dem Täufer, bis ihn sein Bruder Andreas, der Jesus bereits als Messias erkannt hatte, zu diesem führte (Joh 1,41f). Jesus soll einen Tag mit ihnen verbracht und Petrus dabei bereits den Namen Kefa verliehen haben. Nach dieser ersten Begegnung setzte Petrus seine Tätigkeit als Fischer zunächst fort. Erst als Jesus einige Zeit später einer Volksmenge am See Gennesaret predigte, gaben er und sein Bruder Andreas ihr Handwerk auf und begannen Jesus bedingungslos zu folgen.

Nach der synoptischen Tradition erhielt Petrus seinen Ehrennamen erst später im Zusammenhang seines Christusbekenntnisses (Mk 8,29). Doch alle Evangelien sind einig darin, dass er im Jüngerkreis eine Führungsrolle hatte. Er steht in allen Apostellisten im Neuen Testament an erster Stelle und gehört zusammen mit Jakobus und Johannes zu den drei Aposteln, die Jesus besonders nahe standen. Sie waren nach Mk. 9, 2-13 auch die Einzigen der Zwölf, denen Gott die Göttlichkeit und künftige Auferstehung seines Sohnes Jesus Christus bereits vor dessen Tod offenbarte.

Christusbekenner und Christusverleugner

Petrus gilt als erster Christusbekenner und Christusverleugner. Die Bibel macht diesbezüglich allerdings keine ausdrückliche Aussage.

Petrus wird als temperamentvoll, begeisterungsfähig und tatkräftig, aber auch als impulsiv und menschlich geschildert. So versuchte er (Mk 8,31ff bzw. Mt 16), unmittelbar nachdem er Jesus zum ersten Mal als "den Christus" bekannte und dieser den Jüngern den vorherbestimmten Passionsweg offenbart hatte, Jesus von diesem Weg abzubringen. Die Sorge um seinen Herrn ist menschlich begreiflich, doch Jesus wies ihn schroff zurecht: Tritt hinter mich, Satan! Du bist mir ein Ärgernis, denn du sinnst nicht auf das, was Gottes ist, sondern auf das, was der Menschen ist" (Mt 16,23). Zwar kann Satan im Hebräischen auch Gegner oder Widerpart im allgemeinen bedeuten, aber wegen dieser harten Wortwahl wird diese Stelle oft mit der Versuchung Jesu durch den Satan in der Wüste (Mt 4,1-11) verglichen. Ebenso wandte sich Petrus später gegen Jesu Ansinnen, ihm die Füße zu waschen (Joh 13,6-9), weil er nicht wollte das sein Herr an ihm diesen "Sklavendienst", wie er damals verstanden wurde, ausüben sollte.

Es besteht ein Zwiespalt zwischen den verbalen Bekenntnissen des Petrus und seinem Handeln. Dies zeigte sich besonders eindringlich während der Zeit der Gefangennahme bis zur Kreuzigung Jesu in seinen Vorsätzen (Mt 26,33; Lk 22,33), dem Versagen (Mt 26,40.43f.), vorschnellem Handeln (Joh 18,10) und der Verleugnung Jesu (Mk. 14, 66-72; Joh 18,15,27). Beim letzten Abendmahl fällt Petrus auch durch lautstarke Bekundungen auf, er würde mit Jesus sogar in den Tod gehen und tatsächlich versucht er mit Waffengewalt die Verhaftung zu verhindern, doch nur wenig später leugnete er dreimal, mit Jesus bekannt zu sein (Mk 14, 66-72).

Die Kraft, seinem Glauben gemäß zu handeln, war also nicht immer vorhanden (Mt 14,29-31). Glaubensbekenntnis und menschliche Überlegungen standen dicht nebeneinander (Mt 16,16-23). Mit diesem Zwiespalt kontrastiert jedoch sein mutiges Einstehen für das christliche Bekenntnis vor dem Hohen Rat nach Pfingsten, was der Glaube auf die Sendung des Heiligen Geistes zurückführt.

Zeuge der Auferstehung und Gemeindeleiter

Jesus erschien Petrus als einem der ersten Jünger als Auferstandener (Lk 24,34; 1. Kor 15,5) und erneuerte seinen Auftrag durch ein gemeinsames Mahl (Joh 21,1-19). Danach soll Petrus sich zusammen mit 120 anderen Jesus-Anhängern in Jerusalem versteckt gehalten haben, bis zu Pfingsten die Kraft des Heiligen Geistes auf die Erde kam und ihn mit der anwesenden Menge erfasste (Apg 2).

Darauf hielt er die erste öffentliche Predigt in Jerusalem, die Jesu Erscheinen als Gottes vorherbestimmte Erfüllung der Geistverheißung in Israels Heilsgeschichte auslegte und in der Aussage gipfelte:

So wisse nun das ganze Haus Israel gewiss, dass Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn [griech. Kyrios] und Christus [hebr. Maschiach] gemacht hat!

Aufgrund dieser Predigt sollen sich nach Lukas noch am selben Tag 3.000 Menschen zum neuen Glauben bekannt haben. So sei dort die christliche Urgemeinde entstanden.

Petrus kann soviel Erfolg unter seinen jüdischen Landsleuten gehabt haben, weil seine Missionspredigt sie zwar für Jesu Kreuzigung haftbar machte, aber nicht verurteilte, sondern ihnen Gottes Versöhnung zusagte und anbot (Apg 3,17). Das unterschied sie offenbar von der Predigt des ersten christlichen Märtyrers Stephanus, der dem Sanhedrin öffentlich Rechtsbruch vorwarf und dann wegen seines Bekenntnisses zum Menschensohn gesteinigt wurde (Apg 7).

Doch auch Petrus geriet bald in Konflikt mit dem traditionellen Judentum und musste sich vor dem Hohen Rat verantworten (Apg 4,8ff; 5,29). Dabei soll er seinen Glauben diesmal nicht verleugnet, sondern freimütig bekannt haben. Wie er in seiner ersten Predigt Christus ganz als Erfüllung jüdischer Verheißungstraditionen verkündete, so hielt er auch an der jüdischen Tora inklusive der Speise- und Reinheitsgesetze fest (Apg 10,13f). Er gewann jedoch die Überzeugung, dass das Evangelium auch den Nichtjuden galt und bekehrte den ersten Heiden, den Hauptmann Kornelius. Als er gegenüber Jakobus konsequenterweise zur Befreiung nichtjüdischer Christen von den Toravorschriften hätte stehen müssen, wurde er jedoch wieder schwankend (Gal 2,11f) und wurde von Paulus deshalb zurechtgewiesen.

Nach lukanischer Darstellung stimmte Petrus bei dem sogenannten "Apostelkonzil" in Jerusalem (um 48 n. Chr.) der paulinischen gesetzesfreien Völkermission zu und versuchte, andere Judenchristen ebenfalls davon zu überzeugen (Apg 15).

Paulus sah Petrus zusammen mit den Aposteln Jakobus und Johannes als eine der drei "Säulen" (Leiter) der Christengemeinde in Jerusalem an (Gal 2,9). Er wie Lukas nennen Jakobus, den ältesten Bruder Jesu, an erster Stelle vor Petrus. Vielleicht hatte Jakobus Petrus also zur Zeit des Apostelkonzils schon als Leiter der Urgemeinde abgelöst. Das könnte die Vermittlerrolle des Petrus zwischen Juden- und Heidenchristen erklären.

Petrusüberlieferung der Kirchenväter

Datei:Peters crucifixion by Caravaggio.jpg
Kreuzigung des Petrus von Caravaggio

Clemens von Alexandria (150-215) wird von Eusebius von Caesarea in seiner Kirchengeschichte (2,I.) zitiert: "Denn sie sagen, dass Petrus und Jakobus und Johannes nach der Himmelfahrt unseres Erlösers, obwohl sie von unserem Herrn bevorzugt waren, nicht nach Ehre strebten, sondern Jakobus den Gerechten zum Bischof von Jerusalem wählten.

Jakobus, Petrus und Johannes als gemeinsame Leiter der Jerusalemer Kirche wählten demnach Jakobus den Gerechten zum Leiter der Kirche. Hieronymus (348-420) zitiert Hegesippus (90-180), der von dieser Wahl ebenfalls weiß.

Irenäus von Lyon (ca. 135 - 202) berichtet, Paulus und Petrus hätten die Kirche in Rom gegründet und organisiert (Adversus Haeresies 3,3,3).

Eusebius von Caesarea (260-340) berichtet in seiner Kirchengeschichte (2,XXV.): Es ist daher aufgezeichnet, dass Paulus in Rom selbst enthauptet wurde und dass Petrus ebenso unter Nero gekreuzigt wurde. Dieser Bericht über Petrus und Paulus wird gestützt durch die Tatsache, dass ihre Namen in den Grabstätten bis zum heutigen Tag bewahrt wurden. Es ist ebenso durch Gaius bestätigt, ein Mitglied der Kirche unter Bischof Zephyrinus von Rom (199 - 217), ... der über die Orte, wo die heiligen Leichname der Apostel liegen, sagt: Aber ich kann die Trophäen der Apostel zeigen. Denn wenn du zum Vatikan(-hügel) oder zur Via Ostia gehst, wirst du die Trophäen derer finden, die diese Kirche gründeten.

Eusebius zitiert auch den Bischof Dionysius von Korinth (ca. 165-175), der von Petrus und Paulus sagt: Und sie lehrten gemeinsam auf gleiche Weise in Italien und erlitten zur gleichen Zeit den Märtyrertod.

Petrus zugeschriebene Schriften

Im Neuen Testament werden der erste und der zweite Petrusbrief nach Petrus benannt und ihm damit zugeschrieben. Die Echtheit des Letzteren ist schon seit frühchristlicher Zeit angezweifelt worden. In ihm autorisiert der Autor kurz vor seinem Tod (1,14) die Lehren des Paulus (3,15).

Auch das Markusevangelium wird traditionell mit auf Petrus zurückgeführt: Dessen Autor Johannes Markus war nach den Aussagen mehrerer Kirchenväter ein Mitarbeiter und enger Vertrauter des Petrus und erhielt hauptsächlich von diesem das Material für sein Evangelium. Da das Matthäus- und Lukasevangelium ihrerseits auf das Markusevangelium zurückgreifen, wären sie dann ebenfalls indirekt von Petrus beeinflusst.

Die Didache, eine nachbiblische frühchristliche Schrift, die in einer Handschrift als "Zeugnis des Petrus" bezeichnet wird, könnte inhaltlich von Petrus abhängig sein.

Die Bedeutung des Petrus

Die Patriarchate von Jerusalem und Antiochia führen ihre Gründung auf den Apostel Petrus zurück. Das Neue Testament weist bei der Jerusalemer Urgemeinde auf Jakobus den Gerechten als Leiter hin. Dieser wurde nach frühchristlichen Schriften von den drei "Säulen" Petrus, Johannes und Jakobus zum Leiter gewählt. Petrus kann gemäß Apostelgeschichte 2 als Gründer und erster Leiter der Urgemeinde angesehen werden.

War Petrus in Rom?

Petrus soll gegen Ende seines Lebens nach Rom gekommen sein und dort den Tod als christlicher Märtyrer gefunden haben.

Diese Sicht vertrat schon früh der römische Bischof und später die katholische Kirche und leitete daraus das Amt des Papstes und den Führungsanspruch der Kirche in Rom ab. Darum wurde der Romaufenthalt des Petrus im Protestantismus angezweifelt, doch heute räumen auch protestantische Historiker diese Möglichkeit ein, ohne aber das Papsttum an sich anzuerkennen.

Das Neue Testament erwähnt keine Reise des Petrus nach Rom. Jesus soll seinen Märtyrertod prophezeit haben (Joh. 21, 18f), aber dessen Umstände werden nicht berichtet. Wäre Petrus in Rom gewesen, so argumentieren Gegner dieser Ansicht, hätte dies seinen Niederschlag an vielen Stellen des NT finden müssen: zum Beispiel in den Petrus zugeschriebenen Briefen oder im Brief des Paulus an die Römer (um 60 n. Chr.).

Der im ersten Petrusbrief enthaltene "Gruß aus Babylon" wird jedoch meist als Anspielung auf Rom als Abfassungsort verstanden (Babylon wird als Metapher für eine sündige Stadt verstanden). Die Zeugen Jehovas glauben jedoch, dass Babylon wörtlich gemeint ist. Zwar ist umstritten, ob Babylon zu Petri Zeit als Stadt noch existierte, aber die Zeugen Jehovas glauben, es habe hier eine große jüdische Gemeinde gegeben, zu der Petrus als Missionar gekommen sei.

Als frühchristlicher Textzeuge des Romaufenthaltes wird oft der erste Brief des Klemens genannt, der zwar den Märtyrertod erwähnt, aber nicht den Ort: "Petrus, der wegen ungerechtfertigter Eifersucht nicht eine und nicht zwei, sondern viele Mühen erduldet hat und der so - nachdem er Zeugnis abgelegt hatte - gelangt ist an den (ihm) gebührenden Ort der Herrlichkeit."

Erstmalig gegen Ende des zweiten Jahrhunderts wird ein Romaufenthalt von Petrus erwähnt, in der Schrift "Adversus Haereses" des Irenäus von Lyon, der von der "von den glorreichen Aposteln Petrus und Paulus in Rom gegründeten und festgesetzten Kirche" spricht. Anhand weiterer, späterer Textzeugen lässt sich weiter schließen, dass Petrus um das Jahr 65 in Rom den Märtyrertod erlitten habe. Er soll mit vielen Anderen im Zusammenhang der Christenverfolgung durch Nero mit dem Kopf nach unten gekreuzigt worden sein.

War Petrus erster Bischof von Rom?

Neben der Annahme eines Aufenthalts des Petrus in Rom gibt es auch die Ansicht, dass Petrus die Kirche in Rom als Bischof geleitet habe. Diese Ansicht ist später aufgekommen als die seines Aufenthalts in Rom und wird erstmals von Irenäus von Lyon im 2. Jahrhundert erwähnt. Daneben ist auch die Ansicht einer durch Petrus und Paulus gemeinsam erfolgten Gründung der römischen Kirche überliefert. Im 4. Jahrhundert erwähnt Hieronymus eine Amtszeit des Petrus von 25 Jahren. Diese Angabe, die einen Aufenthalt des Petrus in Rom vom Jahre 40 an voraussetzt, widerspricht allerdings der neutestamentlichen Darstellung.

Die später aufgekommene Ansicht eines römischen Bischofsamtes des Petrus betrachten Kritiker dieser Tradition als zu unwahrscheinlich. In innerkirchlichen Auseinandersetzungen – argumentieren sie – hätte die römische Kirche, wenn es ihr denn bekannt gewesen wäre, diesen Anspruch weitaus früher zur Geltung gebracht.

Neben Rom führt auch der Bischofssitz Antiochia seine Gründung auf den Apostel Petrus zurück.

Die Stellung des Petrus in der Theologie der katholischen Kirche

Die katholische Tradition betrachtet Petrus als ersten Vorsteher (Papst) der ecclesia catholica, das heißt, der universalen Kirche. Sie beruft sich dabei auf eine Bibelstelle, welche die Petrus von Jesus verliehene Autorität nach ihrer Meinung belegt. Mt 16, 13ff lautet (Lutherbibel):

Du bist Petrus (griech.: petros), und auf diesen (o. den) Felsen (griech.: petra) will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben: alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein.

Neben dieser in diesem Zusammenhang bekanntesten Bibelstelle werden weitere genannt (Einheitsübersetzung):

[...]Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, daß ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Lämmer! Zum zweitenmal [...]. Zum drittenmal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? [...] Er gab ihm zur Antwort: Herr, du weißt alles, du weißt, daß ich dich liebhabe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe! (Joh 21,15-17, gekürzt)
Simon, Simon, der Satan hat verlangt, daß er euch wie Weizen sieben darf. Ich aber habe für dich gebetet, daß dein Glaube nicht erlischt. Und wenn du dich wieder bekehrt hast, dann stärke deine Brüder. (Lk 22, 31.32)

Die katholische Kirche leitet unter anderem daraus ein besonderes Amt des Petrus ab und begründet damit ihre Auffassung von der Stellung des Papstes, der ein Nachfolger Petri und im Bischofsamt von Rom der einzige Stellvertreter Christi auf Erden und Leiter der ganzen Kirche sei. Die von ihr angenommene besondere Vollmacht des Petrus sei in einer historisch ununterbrochen Kette auf alle als seine Nachfolger im römischen Bischofsamt angesehenen Päpste übergegangen (Apostolische Sukzession). Die römisch-katholisch Kirche beansprucht deswegen eine Vorrangstellung über alle anderen christlichen Kirchen. Nach dieser Lehre soll Linus der unmittelbare Nachfolger des Petrus gewesen sein.

Die Stellung des Petrus in der Theologie reformatorischer Kirchen

Petrus ist nach evangelischem Verständnis ein Ur- und Vorbild aller gläubigen Menschen, die trotz ihres Bekenntnisses zu Christus immer wieder versagen und trotz ihres Versagens von Gott die Zusage der Erlösung erhalten.

Von den protestantischen und den anglikanischen Kirchen seit der Reformation wird die römisch-katholische Lehre eines "Petrusamtes" nicht anerkannt, wie sie ebenfalls seit dem frühen Mittelalter von den Orthodoxen abgelehnt wird. Felsen beziehe sich nicht auf die Nachfolger Petri, sondern auf sein persönliches Bekenntnis. Auch Christus selbst kann aus Psalm 62, wonach nur Gott der Felsen des Heils, der Hoffnung und Hilfe sein kann, als "Fels" angesehen werden, so dass Jesus mit "Fels" nicht einen bestimmten Menschen gemeint haben könne. Die Kirche basiere daher nach protestantischer Auffassung nicht auf dem Amt des einzelnen Petrusnachfolgers, sondern alle, die, wie Petrus, zu Jünger Jesu werden, sind seine Nachfolger, und somit Teil der Gemeinschaft, die Christus berufen habe, ihn zu bekennen. Gott sei in Christus allen Menschen gleich nahe, so dass keine weiteren Mittler nötig seien. Wie im Judentum geht man von der Äquidistanz (= "allen gleich nahe") Gottes zu allen Menschen aus.

Eine Sondervollmacht Petri lasse sich aus dem NT nicht herleiten: Die "Schlüsselgewalt" zum Binden und Lösen der Sünden werde nach Mt. 18, 18 und Jh. 20, 21-23 allen Jüngern gegeben. Besonders Matthäus lasse keinen Zweifel daran, dass die christliche Gemeinde nur auf dem Glaubensgehorsam aller ihrer Mitglieder erbaut sein könne. Denn dort wird die Bergpredigt Jesu mit dem Zuspruch eröffnet: "Ihr seid das Licht der Welt!" (Mt. 5, 14) - und endet mit dem Anspruch: "Darum, wer diese meine Rede hört und tut, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf den Felsen (petra) baute." (Mt. 7, 24) Demgemäß habe Petrus auch keine eigene Erstvision vom Auferstandenen, sondern mit allen Jüngern gemeinsam den Auftrag erhalten, alle Getauften aus den Völkern das Befolgen der Gebote Jesu zu lehren: Die damit verbundene Zusage der Geistesgegenwart Christi sei der eigentliche "Fels", auf dem die Kirche gebaut sei (Mt. 28, 19f).

Verehrung

Der Gedenktag von Petrus (und Paulus) ist der 29. Juni. Ihnen zu Ehren ist in der Orthodoxen Kirche ein leichtes Fasten, das so genannte Apostelfasten, von einer Woche nach Pfingsten bis zu diesem Tag üblich.

Petrus ist einer der wichtigsten katholischen Heiligen und gilt als Schutzpatron

 
Der Petersdom in Rom

Katholische Gläubige rufen Petrus als Heiligen an gegen Besessenheit, Fallsucht, Tollwut, Fieber, Schlangenbiss, Fußleiden und Diebstahl. Im Volksglauben wird er auch für Regenwetter verantwortlich gemacht, weil er die Schlüssel zum Himmel hat.

Weltweit sind nach dem heiligen Petrus zahlreiche Orte und Kirchen benannt. Die berühmteste davon ist der Petersdom im Vatikan.

In der Kunst wird Petrus gewöhnlich als ein alter Mann mit lockigem Haar und Bart mit den Attributen Schlüssel, Schiff, Buch, Hahn, oder umgedrehtes Kreuz dargestellt. Besonders beim Attribut Schlüssel ist anzumerken, dass es sich zumeist um zwei verschiedenfarbige Exemplare handelt, die die Macht über Erde und Himmelreich symbolisieren.

Siehe auch

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