Gitarre

Musikinstrument
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Das Saiteninstrument Gitarre ist ein Zupfinstrument. Es gibt verschiedene Arten von Gitarren, abhängig von der Musik die damit gespielt werden soll. Grundsätzlich kann man zwischen akustischen und elektrischen Gitarren unterscheiden.

Allen Gitarren gemein ist der Hals. Eine minimale Gitarre hat ausschließlich einen Hals, über den Saiten gespannt sind. Typische Gitarren haben auf diesem Hals auch Bünde, die dabei helfen, die Saite beim Greifen zu verkürzen, um einen bestimmten Ton beim Anschlagen zu erzeugen. Jedes Bundstäbchen entspricht dabei einem Halbtonschritt. Diese Bünde sind heutzutage fest im Hals verankert und erlauben es eigentlich nicht, Zwischentöne zu erzeugen. Mit geeigneten Spieltechniken ist aber auch das möglich.

Die Grundtöne der 6 verschieden dicken Saiten sind E - A - d - g - h - e', d.h. jede Saite ist 5 Halbtöne (entspricht einer Quarte) höher als die darunterliegende (Ausnahme: die h-Saite ist 4 Halbtöne (entspricht einer großen Terz) höher als die g-Saite).

Besonders ausschlaggebend für den Klang ist das Material und die Qualität der Holzplatte, welche den Saiten zugewandt ist ("Decke"). Diese wird für einen perligen, harten Klang meist aus Zedernholz hergestellt (z.B. spanische Gitarrenmusik) und für einen eher singenden, weichen Klang aus Fichtenholz (z.B. romantische Musik). Sehr preisgünstige Gitarren sind auch aus einfachem Sperrholz gefertigt.

Akustische Gitarren

Bei akustischen Gitarren entsteht der Ton durch Zupfen oder Schlagen der Saiten. Der Hohlkörper im Korpus der Gitarre verstärkt den Ton.

Seit einiger Zeit gibt es auch so genannte elektroakustische Gitarren. Dabei handelt es sich um akustische Gitarren mit eingebautem Tonabnehmer. Dadurch kann der Ton wie bei der elektrischen Gitarre über einen Verstärker ausgeben werden.

Konzertgitarre

Die Konzertgitarre hat ein besonders breites Griffbrett und ist wesentlich zerbrechlicher als eine Westerngitarre.

Die drei Basssaiten sind aus Nylonseide und mit Kupfer- oder Silberdraht umsponnen, gelegentlich auch die 3. (g-) Saite. Die drei (bzw. zwei) Melodiesaiten sind aus massivem Nylon.

Es gibt zudem noch immer Konzertgitarren, die mit Darmsaiten bespannt sind, welche aber entgegen landläufiger Meinung nicht aus Katzendarm waren oder sind, sondern aus in Streifen geschnittenem und geflochtenem Schafsdarm hergestellt werden.

Folk- und Westerngitarre

Diese weit verbreitete Art ist aus Holz und hat 6 Saiten (sehr selten auch 7 oder 12) die meist aus widerstandsfähigem Stahl bestehen.

 
Western-Gitarre

Elektrische Gitarren

Die elektrische Gitarre (E-Gitarre) hat 6 Saiten, selten auch 12 Saiten (zwei Hälse mit je 6 Saiten bzw. mit 6 und 12 Saiten). Seit einigen Jahren werden auch 7-saitige E-Gitarren angeboten, deren Tonumfang meist durch eine zusätzliche Baßseite um eine Terz nach unten ggü. der üblichen Bauform mit 6 Saiten erweitert wurde.

Die Saitenschwingungen bei elektrischen Gitarren werden über elektrische Tonabnehmer (Pick Ups) abgenommen und elektronisch verstärkt wiedergegeben. Der Korpus einer E-Gitarre besteht meist aus massivem Holz ("Solid Body"), es gibt aber auch E-Gitarren mit einem Akustikgitarren ähnlichen Hohlkörper.

Das bis heute vorherrschende Prinzip der Abnahme der elektrischen Signale geht auf die 1930er Jahre zurück: Permantmagneten werden direkt unterhalb der schwingenden Saiten aus Stahllegierungen montiert. Die Permanentmagneten sind mit einer Spule umwickelt. Schwingungen der Saiten führen zu Störungen des Magnetfeldes, die wiederum einen Strom in der Spule induzieren. Dieses schwache Signal wird einem Verstärker zugeleitet.

Die erste E-Gitarre mit massivem Korpus wurde von Leo Fender 1949 unter dem Namen "Broadcaster" auf den Markt gebracht und dann recht bald in "Telecaster" umbenannt. Diese Gitarre ist bis heute unverändert von Fender als Original und einer inzwischen unübersehbaren Reihe von anderen Herstellern als Kopie erhältlich. Die berühmtesten und in der Stückzahl am meisten verbreiteten E-Gitarren sind die 1952 erstmals vorgestellte "Les Paul" von Gibson, Die ab 1967 ebenfalls von Gibson hergestellte "Flying V" und die 1954 vorgestellte "Stratocaster" von Fender. Alle drei Modelle werden bis heute hergestellt.

Das Musikinstrument E-Gitarre besteht bei genauerer Betrachtung aus dem eigentlichen Instrument und dem Verstärker, da dieser einen erheblichen Anteil an der Klangformung hat. Augenfällig wird dies an Hand des Klanges, der entsteht, wenn Röhrenverstärker übersteuert werden. Die in die Übersteuerung getriebenen Röhren erzeugen einen singenden, lebendigen Ton, der die moderne Populärmusik geprägt hat. Seit den 1960er Jahren gibt es Effektgeräte auf Halbleiterbasis, die den Klang übersteuerter Elektronenröhren nachempfinden. Dennoch ist bis dato das Lager der Puristen vorherrschend, nach deren Ansicht ein "echter Vollröhrenverstärker" in der musikalischen Darbietung bislang nicht übertroffen wurde. Dass dennoch eine relativ große Anzahl von Gitarrenverstärkern auf Halbleiterbasis verkauft wird, liegt an den geringeren Kosten dieser Bauweise.


Ursprünge der E-Gitarre

Die Idee der elektrischen Gitarre wurde um 1920 geboren als man nach Möglichkeiten suchte die Gitarre als Instrument lauter und duchsetzungsfähiger zu machen. Die Zeit der großen Unterhaltungsorchester und Big Bands, als auch die damalige Aufnahmetechnik forderten die Instrumentenbauer heraus, lautere und kraftvollere Gitarren zu bauen. Ende 1930 hatte sich herausgestellt, dass das Ziel nur durch elektrische Verstärkung des Klangs zu erreichen war. Diese Methode hatte aber auch Gegner, die eine Verwahrlosung der Musik prophezeiten – wie so oft, wenn neue Technologien Künstler auf neue Ideen bringen. Die elektrischen Gitarren hielten zuerst im Country-, Jazz- und Bluesbereich Einzug.

Bereits 1923 experimentierte Lloyd Loar mit den ersten richtigen elektrischen Tonabnehmern. Er erfand einen Sensor, der die Schwingungen der Decke eines Saiteninstrumentes aufnehmen konnte und in ein elekrtisches Signal umwandelte. Da diese Sensoren unpraktisch zu handhaben waren, konnten sie sich jedoch am Markt nicht durchsetzen.

1931 entwickelte George Beauchamp zusammen mit Adolph Rickenbacker einen Tonabnehmer, der sich die Saitenschwingung von Stahlseiten direkt zu Nutze machte. Ein Spule, die um einen Magnetkern gewickelt war, erzeugte ein Feld, das durch das Metall der Saiten verändert wurde. Das Grundprinzip, auf dem auch heutige Pickups noch basieren, war erfunden. Er baute den Tonabnehmer in eine Gitarre, die aus einem einzigen Stück Holz gearbeitet war. Wegen ihrer eigenartigen Form wurde sie Frying Pan (Bratpfanne) genannt. Das US-Patent für seine musikalische Bratpfanne sandte Beauchamp 1932 ein, das zweite für eine überarbeitete Version wurde 1934 eingereicht. Obwohl die Gitarre bereits erfolgreich auf dem Markt war, stellte das Patentamt die Frage, ob man das Gerät überhaupt benutzen könne. Um das zu beweisen, schickte Adolph Rickenbacker mehrere Gitarristen zu dem zuständigen Patentamt in Washington D.C., um den Sachbearbeitern ein Ständchen zu spielen. Nach langen Verzögerungen erhielt er das Patent 1937. Inzwischen hatten auch andere Hersteller elektrische Gitarren entwickelt.

E-Bass

Ein E-Bass ist wie eine akustische Bassgitarre, nur elektronisch verstärkt.

Halbresonanz- und Jazzgitarre

Halbresonanz- und Jazzgitarre besitzen 6 Saiten.

Luftgitarre

Die Luftgitarre imitiert das Spielen einer nicht vorhandenen E-Gitarre. Es gibt seit einigen Jahren auch eine Weltmeisterschaft im Luftgitarrespielen. Sie findet in Finnland statt.

Spieltechniken

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Spieltechniken, die mit der Greifhand oder der Schlaghand ausgeführt werden. In seltenen Fällen, werden einige Techniken in der Praxis auch mit beiden Händen angewendet.

Schlaghandtechniken

  • Zupfen: Beim Zupfen werden einzelne Saiten mit den Fingern gezupft (angerissen) bzw. mit dem Plektrum angeschlagen. Dies kann auch in Kombination von Plektrum und Fingern erfolgen. Auf diese Weise ist auch ein mehrstimmiges Melodiespiel möglich.
  • Schlagen: Beim Schlagen werden mehrere Saiten gleichzeitig angeschlagen. Dies kann mit einem einzigem oder mehreren Fingern und/oder mit einem Plektrum erfolgen. So lassen sich auch Akkorde spielen.
  • Rasgueado: Alle vier Finger (außer dem Daumen) schlagen in schneller Folge über die Saiten.
  • Two-Hand-Tapping

Greifhandtechniken

  • Vibrato: Der greifende Finger wird leicht hin und her bewegt. Dadurch ändert sich die Tonhöhe in einer leichten Schwingung.
  • Flageolet: Ein Finger wird so auf die Saite gelegt, dass er sie in einem bestimmten Verhältnis einteilt. Oft liegen solche Positionen genau über Bundstäben. Es erklingt ein Ton der Obertonreihe, z.B. auf dem 12. Bund (genau in der Mitte der Saite) die Oktave des Tons der leeren Saite.
  • Hammer-On: Auch "Aufschlagbindung" genannt; in vorher freier Finger drückt eine Saite an einem bestimmten Bund schnell auf das Griffbrett. Dieser Ton erklingt, jedoch etwas leiser, als wäre er angeschlagen worden.
  • Pull-Off: Auch "Abzugsbindung" genannt; ein Finger, der vorher einen Ton gegriffen hat, lässt die Saite schnell los bzw. zupft sie leicht an. Dadurch erklingt der Ton, der an einem tieferen Bund auf dieser Saite gegriffen ist, oder aber der Ton der leeren Saite.
  • Ziehen: Auch Bending genannt.
  • Gleiten: Auch Sliden oder Glissando genannt; der Finger gleitet von einem Bund zu einem anderen, wobei die Saite heruntergedrückt bleibt.
  • Tapping: Beim Tapping wird eine Saite mithilfe eines Fingers oder Plektrums angeschlagen, wobei durch Finger oder Plektrum während des Anschlagens (durch Berühren eines Bundes) ein weiterer Ton erzeugt wird. Hierdurch sind sehr schnelle Tonwechsel spielbar.

Hilfsmittel: Kapodaster, Plektrum, Bottleneck

Bekannte Hersteller von Gitarren (und Verstärkern) sind (in alphabetischer Reihenfolge): Auerswald, Crate, ENGL, ESP, Epiphone, Fender, Framus, Gibson, Gretsch, Hughes & Kettner, Ibanez, Jackson, Line 6, Marshall, Martin Guitar, Mesa Boogie, Matchless, Music Man, Orange, Ovation, Paul Reed Smith, Peavey, Roland, Takamine, Taylor, VOX, Yamaha


Siehe auch: Liste von Gitarristen, Musikinstrument