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Richard Horn (* 10. Oktober 1890 in Leipzig; † 12. Februar 1947) war ein deutscher Techniker, Gewerkschaftsfunktionär und zweiter Vorsitzender des FDGB in der SBZ.

Leben

Horn entstammte einer Leipziger Handwerkerfamilie. Sein Vater war Steindrucker. Nach dem Besuch der Volksschule erlernte er den Beruf des Werkzeugschlossers und arbeitete dann als Techniker. Von 1910 bis 1912 leistete er Militärdienst im kaiserlichen Heer und nahm von 1914 bis 1918 am Ersten Weltkrieg teil. Nach Kriegsende und Novemberrevolution arbeitete er ein Jahr wieder als Techniker und wurde 1920 in Frankfurt/Main hauptamtlicher Sekretär des Bundes technischer Angestellter und Beamten (BUTAB).

Nach dem Machtantritt der NSDAP verlor er sein Gewerkschaftsamt und arbeitete wieder als Techniker in Düsseldorf und Leipzig. 1944 wurde er als Soldat zur Wehrmacht einberufen, geriet in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er aber bereits im Juni 1945 entlassen wurde.

Als Deutschland von der NS-Herrschaft befreit war, trat er in die wieder gegründete Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) ein, für deren Parteiarbeit er in Sachsen tätig wurde. Im Herbst 1945 folgte er einem Ruf nach Thüringen und kam in die Leitung des Thüringer Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB), dessen zweiter Vorsitzender er mit dem Mandat der SPD wurde. 1946 war er Mitglied in der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) geworden. Er war auch Mitglied im SED-Landesvorstand.[1] Zugleich wurde er Mitglied des Bundesvorstands der Gewerkschaft. In Erfurt übernahm er den Vorsitz der städtischen Konsumgenossenschaft und wurde Vorsitzender der Sozialversicherungsanstalt Thüringens.

Literatur

Steffen Kachel: Ein rot-roter Sonderweg? Sozialdemokraten und Kommunisten in Thüringen 1919 bis 1949. Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen, Kleine Reihe Band 29, S. 555.

Einzelnachweise

  1. http://library.fes.de/FDGB-Lexikon/texte/biographien/h/Horn,_Richard.html Abgerufen 26. Mai 2011

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[1]


Hugo Hose (* 10. September 1890 in Oberweimar; † 2. März 1969 in Oberweimar) war ein deutscher Tischler, Gewerkschaftsfunktionär, Thüringer Landesvorstandsmitglied (SPD), Stadtvorstandsmitglied (SED) und 2. Vorsitzender der Sozialversicherung der DDR.

Leben

Hose entstammte einer Oberweimarer Arbeiterfamilie. Nach dem Besuch der Volksschule erlernte er den Beruf des Tischlers und wurde Mitglied im Holzarbeiterverband. 1906 trat er in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) ein. Er gehörte zu den Mitbegründern der ersten Arbeiterjugendgruppen. 1918 wurde er SPD-Ortsvorsitzender von Oberweimar sowie Mitglied der Weimarer Stadtverordneten-Versammlung. Er engagierte sich in der Gewerkschaftsarbeit und wurde zum Vorsitzenden des ADGB-Ortskartells gewählt.

Nach der Machtübertragung an die NSDAP 1933 wurde er festgenommen und bis Mitte Mai inhaftiert. Zwischen 1941 und 1943 war er noch weitere zweimal in Haft.

Als die NS-Herrschaft besiegt war, trat er in den Bund demokratischer Sozialisten (BDS) bzw. danach in die wieder gegründete SPD ein und übernahm den Vorsitz der Weimarer Ortsgruppe. Auch beim Neuaufbau der Gewerkschaft betätigte er sich wieder. Im Oktober wurde er Mitglied des SPD-Landesvorstands und 1946 Delegierter des Berliner Vereinigungs-Parteitags. Bis 1947 war er paritätischer SED-Ortsvorsitzender, bis er durch Hans Hellmich abgelöst wurde. Für die Sozialversicherung von Weimar war er der zweite Vorsitzende. Im Oktober 1948 wurde er unter dem Vorwurf der „Schumacher-Propaganda“ verhaftet und aus der SED wie aus dem FDGB ausgeschlossen. 1955 wurde sogar die 1950 erfolgte Aberkennung als Verfolgter des Naziregimes (VdN) erneut bestätigt.

Literatur

  • Steffen Kachel: Ein rot-roter Sonderweg? Sozialdemokraten und Kommunisten in Thüringen 1919 bis 1949. Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen, Kleine Reihe Band 29, S. 555.

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Karl Hossinger (* 1904 in Bensen; † 1986) war ein deutscher Jurist, Thüringer Ministerialdirektor und Akademiedirektor.

Leben

Hossinger erlernte nach dem Besuch der Volks- und einer weiterführenden Schule den Beruf des Kaufmanns. Danach studierte er Rechtswissenschaft. In diesem Fach wurde er 1928 zum Doktor promoviert. Von 1929 bis 1932 arbeitete er für eine Versicherung in Prag, daran anschließend als Kaufmann für die Berliner Firma Siemens & Halske. 1940 wurde er zur Wehrmacht einberufen, wurde aber schon 1942 wieder freigestellt und dienstverpflichtet für Siemens in Berlin und später in Gera.

Nach dem Ende der NS-Herrschaft trat er 1945 in die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) ein und wurde im Landratsamt Gera tätig. 1946 holte ihn die KPD-Bezirksleitung nach Weimar, wo er im Büro der Präsidialkanzlei von Ministerpräsident Paul installiert wurde. 1946 wurde er Mitglied in der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Im Juni 1947 wurde Hossinger zum Ministerialdirektor und Büroleiter des Ministerpräsidenten. Ab 1952 war er stellvertretender Vorsitzender des Rates des Bezirkes Erfurt. 1959 wurde er zum Leiter der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der Klassischen deutschen Literatur in Weimar ernannt. In den 1960er Jahren war er Direktor der Berliner Akademie der Künste.

Nach seiner Verrentung übersiedelte er Mitte der 1970er Jahre in die Bundesrepublik Deutschland.

Veröffentlichungen

  • Die Hohe Carlsschule zu Stuttgart : Sklavenplantage oder einmalige, epochale Erziehungsanstalt?, Weimar : Nationale Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur, 1961
  • Mitteilungen der Deutschen Akademie der Künste zu Berlin. Deutsche Akademie der Künste <Berlin, Ost>. - Berlin

Literatur

  • Steffen Kachel: Ein rot-roter Sonderweg? Sozialdemokraten und Kommunisten in Thüringen 1919 bis 1949. Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen, Kleine Reihe Band 29, S. 556.

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Otto Jenssen (* 21. Februar 1883 in Hannover; † 3. Juli 1963 in Gera[1]) war ein deutscher Lehrer der Politische Bildungpolitischen Bildung, Hochschullehrer für Pädagogik und Aktivist im Blindenverband der DDR.

Leben

Jenssen stammt aus der Familie eines Kleinunternehmers. Sein Vater war Druckereibesitzer und Verleger. Von Kindheit an fast blind aufgrund einer Hornhauttrübung, betätigt er sich intensiv autididaktisch. Er besuchte eine Blindenanstalt und anschließend ein höhere Schule für Sehende. Sein Interesse für Geschichte, Politik, Ökonomie und Völkerkunde entwickelte sich, indem er sich aus solcher Literatur vorlesen ließ. Er besuchte auch Vorlesungen an den Universitäten von Göttingen und Berlin. 1909 trat er in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) ein. An der SPD-Parteischule hörte er Vorträge u.a. von Rosa Luxemburg und Franz Mehring. Auch die Theorien der österreichischen Sozialdemokraten interessierten ihn. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er Lehrer an der Betriebsräteschule des ADGB in Leipzig. Seit Juni 1921 war er an der sozialistischen Heimvolkshochschule Tinz Lehrer für Gesellschaftskunde, Geschichte und Politik, Organisationsprobleme sowie Sozialisierung. In Tageszeitungen und wissenschaftlichen Zeitschriften schrieb er hunderte Artikel und Beiträge. Er verfasste auch Bücher zu theoretischen Fragen des Sozialismus, die z.T. mehrmals aufgelegt wurden. Sein Kommentar zum Programmentwurf der SPÖ fand 1927 in weiten Kreisen der Arbeiterschaft und ihrer Parteien große Beachtung.

Nach dem Machtantritt der NSDAP und der Schließung der Tinzer Schule 1933 blieb Jenssen ohne Anstellung, hielt aber inoffizielle zahlreiche Kontakte zu Gleichgesinnten.

Als die NS-Herrschaft besiegt war, gehörte er zu den Gründern des Bundes demokratischer Sozialisten, auf dessen Gründungskongress im Juli 1945 er einen Ehrenplatz bekam. 1946 wurde er Mitglied in der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Von 1946 bis 1950 bewteiligte er sich an der Ausbildung von Neulehrern. Nachdem er seit 1947 Vorlesungen an der Friedrich-Schiller-Universität hielt, wurde ihm 1948 der Professorentitel verliehen. Obwohl von den innerparteilichen Vertretern unter Druck gesetzt, rückte er nicht von den von ihm gewonnenen politischen Überzeugungen ab. In den 1950er Jahren setzte er sich besonders für die Belange der Blinden und Sehschwachen ein.

Werke

  • Der lebendige Marxismus, Glashütten (im Taunus) : Auvermann, 1973, Unveränd. Neudr. d. Ausg. Jena 1924
  • Das gesellschaftswissenschaftliche Grundwissen, Deutscher Freidenkerverband, Berlin [1932]
  • Marxismus und Naturwissenschaft, Berlin : E. Laub, 1925
  • Der Kampf um die Staatsmacht

Berlin : E. Laubsche Verlh., 1927

  • Mehr Geist - weniger Spiritus!

Jenssen, Otto. - Berlin : Deutscher Arbeiter-Abstinenten-Bund, [1927]

  • Der lebendige Marxismus

Jena : Thüringer Verlagsanstalt u. Druckerei, 1924

  • Sozialistische Lebensreform

Jenssen, Otto. - Berlin : Deutscher Arbeiter-Abstinenten-Bund, 1925

  • Grundfragen der Funktionärsschulung Jenssen, Otto. - [s. l.] : [s. n.]Berlin ( : Vorwärts Buchdr.), 1930
  • Erziehung zum politischen Denken

Jenssen, Otto. - Berlin : E. Laub, 1931

  • Alkohol und Kolonialpolitik

Jenssen, Otto. - Wien VII, Seidengasse 15 : Arbeiter-Abstinentenbund in Oesterreich, 1928

  • Die bürgerliche Revolution 1848

Jenssen, Otto. - Weimar : Thüringer Volksverl., 1948


Ehrungen

  • Seit dem 7. November 1995 gibt es in Gera einen "Jenssenweg".

Literatur

  • Steffen Kachel: Ein rot-roter Sonderweg? Sozialdemokraten und Kommunisten in Thüringen 1919 bis 1949. Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen, Kleine Reihe Band 29, S. 556.

Einzelnachweise

  1. http://www.gera-chronik.de/www/gerahistorie/chronik/index.htm?suche1=Otto+Jenssen&param=&suche2=&max=50&abj=0&index=0 Abgerufen 29. Mai 2011

Normdaten:PND=124511996 {{DEFAULTSORT:Jenssen, Otto}} Kategorie:SPD-Mitglied Kategorie:SED-Mitglied [[Kategorie:Person (Widerstand gegen den Nationalsozialismus)]] Kategorie:Hochschullehrer [[Kategorie:Blindenverband der DDR]] [[Kategorie:Geboren 1883]] [[Kategorie:Gestorben 1963]] [[Kategorie:Mann]] {{Personendaten |NAME= Jenssen, Otto |ALTERNATIVNAMEN= |KURZBESCHREIBUNG=deutscher [[Pädagoge] und [[Hochschullehrer]] |GEBURTSDATUM=21. Februar 1883 |GEBURTSORT=[[Hannover]] |STERBEDATUM=3. Juli 1963 |STERBEORT=[[Gera]] }}

Glocken und Glockenspiele wurden seit den Anfängen des Glockengießens nicht nur für religiöse Zwecke, sondern auch für weltliche Bestimmungen verwendet: u.a. als Signalglocke an Haustüren, zur Mahnung auf Kriegerdenkmalen, auf den Richtertischen und bei sonstigen Versammlungsangelegenheiten. Die seit 1933 allein herrschende Partei im Deutschen Reich, die NSDAP, bemächtigte sich auch dieses Kunsthandwerks und seiner Schöpfungen, indem sie für ihre Partei- und Repräsentationsbauten Bronzeglocken einsetzte.

Glockentürme und Glockenspiele

Schon im Jahre 1924 - einige Jahre vor dem Machtantritt der NS-Partei im Reich - war der Gedanke eines "Reichsehrenmals" von Reichspräsident Ebert angeregt worden. Es sollte für die deutschen Soldaten errichtet werden, die dem Ersten Weltkrieg zum Opfer gefallen waren. Einer der dabei preisgekrönten Entwürfe zur Ausführung in Bad Berka enthielt einen Glockenturm, dessen gedankliche Gestaltung von dem Apoldaer Glockengießermeister Otto Schilling stammte. Dieser Vorschlag schloss möglicherweise ein, dass seine Firma dann auch mit der Lieferung der dort vorgesehenen Glocke beauftragt werden würde. Eine Tageszeitung kommentierte den Entwurf so:[1]

Herr Schilling ließ sich dabei von dem Gedanken leiten, dass das im Herzen Deutschlands zu errichtende Ehrenmal aller Deutschen gleichermaßen den Opfertod des deutschen Soldaten wie auch unser niedergerungenes deutsche Vaterland symbolisieren müsse. Der eherne besinnlich-ernste verhaltene Ton einer Glocke solle aus der Erde heraus gleichsam zu Gott dringen. Die architektonische Verwirklichung erfuhr dieser Plan in gemeinsamer Arbeit mit Herrn Architekt Pfeiffer. Der Entwurf wurde vom Preisgericht mit einem Geldpreise von 1.000 RM ausgezeichnet.

Der "Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten" und andere Wehrverbände lehnten allerdings alle vorgelegten Entwürfe ab, weil sie "soviel Undeutsches in der Formgebung" enthielten. In Bad Berka und Umgebung selber machten die Wehrverbände, aber auch völkische Kreise um den Heimatschul-Leiter Theodor Scheffer und den Kunstmaler Berthold Asendorpf gegen das Projekt mobil und wollten sich den von den Wehrverbänden favorisierten "Ehrenhain" im Walde nicht abhandeln lassen. Hunderte Einwohner schlossen sich mit einer Unterschriftensammlung gegen die prämierten Projekte an. Endgültig obsolet wurde die Ortswahl Bad Berka, als 1934 nach dem Tode von Hindenburg Reichskanzler Hitler Tannenberg zur Grablege des Weltkriegsgenerals bestimmte und es 1935 zum nunmehrigen Reichsehrenmal erhob.

Die Ausstattung von Turmbauten mit Erzeugnissen aus der Glockengießerei Schilling bekam später wieder eine reale Chance, als die NS-Partei zum Bau von sogenannten Ordensburgen überging, die analog zu christlichen Gotteshäusern auch mit Glockentürmen bestückt wurden. Im Jahre 1936 fertigte die Apoldaer Gießerei ein Glockenspiel für die NS-Ordensburg Crössinsee an, das bei einem Besuch Hitlers im April eingeweiht wurde.[2] Ein Glockenturm mit analoger Funktion wurde bei der Errichtung des "Gauforums" in Weimar projektiert, aber nur zum Teil fertiggestellt.[3]

 
Modell der Ordensburg Sonthofen mit Glockenturm

Gleich im Jahr darauf bekamen die Apoldaer Glockengießer einen neuen Auftrag, als auch für die NS-Ordensburg Sonthofen ein Glockenspiel bestellt wurde. Es wurden 16 Glocken gegossen, die den 16 "Märtyrern der Bewegung" gewidmet waren, die bei dem Münchner Putsch 1923 ums Leben gekommen waren. Das mechanische Spielwerk dafür wurde diesmal von der Glockenfabrik in Bockenem geliefert. Als im November 1937 die noch nicht fertiggestellte Burg bei einem Besuch Hitlers eingeweiht wurde, schrieb das Apoldaer Tageblatt mit dem Blick auf die Glocken aus Apolda:[4]

Beim Eintreffen des Führers setzte das Glockenspiel auf dem 54 Meter hohen Turm mit dem Deutschlandlied ein.

Glockenschmuck und Glockenwidmung

 
Wisenta-Haus im Jahr 2004

Für das Schleizer "Wisentahaus", ein Mehrzweckgebäude für Massenversammlungen, Theateraufführungen und Viehversteigerungen, ließen die Schleizer NS-Führer bei der Firma Schilling in Apolda fünf Glocken gießen, die als Bestandteile eines Glockenspiels ihren Platz in einem Türmchen über dem Portal des Hauptgebäudes finden sollten. In einem zeitgenössischen Bericht wird dazu erläutert:[5]

Die erste der Glocken ist der <NS->Bewegung gewidmet und trägt als Schmuck das Hoheitszeichen der Partei. Darunter fügen sich die Lettern:

  • "Dem Erneuerer des Reiches, dem Führer des Deutschen Volkes Adolf Hitler"

Die zweite Glocke ist dem Reichsnährstand gewidmet und mit dem Reichsnährstandszeichen, mit den Worten

geziert. Den Rand der Glocke säumen zwei Schriftbänder:

  • "Der Führer sprach: Das Deutsche Reich wird ein Bauernreich sein, oder es wird nicht sein!"

Die dritte Glocke verkörpert den Landkreis Schleiz und trägt als Bildschmuck das Eiserne Kreuz. Diese Glocke soll den Gefallenen des Weltkrieges aus dem Kreise gewidmet sein und hat deshalb die Worte:

  • "Der Landkreis Schleiz seinen im Weltkrieg gefallenen Söhnen!"

Die vierte Glocke gilt der Stadt Schleiz und trägt das Stadtwappen mit dem Wisent. Zwei Schriftbänder schließen sich diesem Bildschmuck an:

Die letzte Glocke verkörpert die ländlichen Genossenschaften und ist mit den Niedersachsenpferdeköpfen als Zeichen der ländlichen Genossenschaft geschmückt. Darunter windet sich ein Schriftband mit den Worten:

  • "Einer trage des Anderen Last

Die Reichs-Behörden waren nicht die einzigen Auftraggeber für Glocken mit nationalsozialistischer Sinngebung. Neben Stiftungen auf kommunaler oder kreislicher Ebene bestellten auch Kirchengemeinden Glocken, die sie mit Sprüchen und Losungen der NS-Propaganda verzieren ließen. In einer Hildesheimer Glockengießerei wurde ein Geläut von vier Glocken für eine neue erbaute Berliner Kirche hergestellt.

Folgende Zeichen und Worte verzieren diese Glocken:

 
Glockengießerei Franz Schilling Apolda, Straßenansicht

Auch die Inschriften auf den 23 Glocken eines 1939 entstandenen Carillons für die St. Johanniskirche in Lößnitz sollten mit ihrem Klang die bisherigen Erfolge des NS-Staates in die Welt rufen:[6]

Folgende Zeichen und Worte verzieren diese Glocken:

  • Mich und meine 22 Schwestern stiftete zur 700-Jahr-Feier im Juli 1938 ihrer Heimatstadt Lößnitz im Erzgebirge Frau <...>, Chemnitz.
  • Im Jahre 1938, als unter Adolf Hitlers Führung Österreich die Ostmark Großdeutschlands wurde und Sudetenland heimkehrte ins Reich, gegossen von Franz Schilling Söhne, Apolda
  • Ein Volk
  • Ein Reich
  • Ein Führer
  • Wir danken in dieser Stunde dem Allmächtigen, dass er uns auf dem Wege in der Vergangenheit gesegnet hat und bitten ihn, dass er auch in Zukunft unseren Weg zum Guten geleiten möge. Adolf Hitler am 23.10.1938
  • Ich bin ein Tönchen nur aus einer Harmonie, doch ohne mich, sagt an, was wären sie? So hat ein jedes seinen Zweck im All und sei's auch nur als ein so bisschen Schall

Glockengeläut und Glockenopferung

Die erste Amtshandlung des von Hindenburg berufenen Kanzlers Hitler war der medienträchtig inszenierte Festakt in der Potsdamer Garnisonkirche am 21. März 1933, genannt der "Tag von Potsdam". Dabei hatten die Kirchenglocken eine propagandistische Funktion zu erfüllen. Klaus Scholder schreibt:[7]

Eine Viertelstunde lang läuteten die Glocken aller Potsdamer Kirchen zur Eröffnung des Staatsaktes.

Seit der Machtübertragung an das Hitler-Kabinett nutzte die allein herrschende Partei, die NSDAP, die allgemeine Akzeptanz, ja gemütsprägende Wirkung der Kirchenglocken für die Einbettung ihrer Propagandaaktionen. Bereits an ihrem ersten Reichsparteitag - die Septembertagung 1933 galt noch als Kongress - im September 1934 ertönten die Nürnberger Glocken:[8]

Punkt 19.30 Uhr tönte im tiefen Fis die größte Nürnberger Glocke, die Friedensglocke, herüber. Unmittelbar darauf setze auch die ehrwürdige Glocke der Sebalduskirche ein, in die sich die Glocken von St. Lorenz, St. Aegidien und St. Ludwig mischten. Ergriffen standen die Menschen auf den Straßen und Plätzen und lauschten dem Geläute, das, wundervoll abgestimmt die Stunde mit tiefer Feierlichkeit erfüllte. In das Dröhnen der Friedensglocke schmolz der Vierklang des herrlichen St. Ludwig-Geläutes. Dazwischen eiferten das Silberglöckchen von St. Lorenz, die Sturmglocke der Sebalduskirche und eine Anzahl kleinerer Turmglocken. Es war ein wundersamer Klang dieser eherne Ruf, der die Feiertage der alten Noris und mit ihnen die stolze Melodie der erfüllten Sehnsucht vieler Jahrtausende, die deutsche Einigkeit und Schicksalsverbundenheit verkündete.

Alle Glocken des Kölner Domes läuteten am Abend des 28. März 1936 einen sogenannten „Friedensappell“ Hitlers ein, den dieser anlässlich der Reichstagswahlen aus Köln vortrug, darunter der "Decke Pitter", die in Apolda gegossene größte freischwingende Glocke Deutschlands.[9]

Datei:Glockengeläut beim 50. Geburtstag Hitlers.jpg
Anordnung zum Glockenläuten der Deutschen Evangelischen Kirche

Auch zu Hitlers 50. Geburtstag im April 1939, zu dem sich alles, was Rang und Namen hatte, zu devoten Huldigungen herbei ließ, fehlten wie im ganzen Reich auch die Thüringer Glocken nicht, wie eine Anordnung aus der Kanzlei der DEK erkennen lässt.[10]

Datei:Glockengeläut beim Sieg über Frankreich.jpg
Apoldaer Tageblatt 25. Juni 1940

Nach dem Sieg über Frankreich ordnete Hitler ein reichsweites Glockenläuten an, das sieben Tage hindurch zu hören war. In der Nacht vom 24. auf den 25. Juni 1940 erhob die "Deutsche Glocke", der "Decke Pitter" von Köln, gegossen in Apolda, seinen Klang zur Bejubelung des Sieges über Frankreich. Goebbels beschrieb in seinem pathetischen Duktus das Geschehen:[11]

<Da> sang unser ganzes Volk in tiefer Bewegung unser altes Dankgebet mit: 'Wir loben dich oben, du Lenker der Schlachten!'

Die Thüringer Kirchenführer ließen 1941 im "Kirchlichen Anzeiger" die von Göring befohlene Abnahme ihrer Kirchenglocken verkünden und riefen die Gemeinden auf, darauf stolz zu sein. In dem Text heißt es u.a.:[12]

Thüringens Kirchgemeinden sind stolz, durch ihre Glocken einen Beitrag zur Wehr für den deutschen Freiheitskampf leisten zu dürfen. <...> Wenn das Metall der deutschen Glocken klirren wird im Kampf, dann wird sein Klang, heilig wie nie zuvor, die deutsche Erlösung einläuten zu Sieg und Frieden, die keine Macht der Welt uns mehr entreißen kann!

Literatur

  • Hans Prolingheuer, Wir sind in die Irre gegangen. Die Schuld der Kirche unterm Hakenkreuz, nach dem Bekenntnis des "Darmstädter Wortes" von 1947, Köln 1987, ISBN 3-7609-1144-7
  • Willy Schilling, Thüringen 1933-1945. Der historische Reiseführer, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-576-8
  • Margarete Schilling, Glocken aus Apolda, Apolda 1986
  • Maria Kaufung: Die Glocken läuten noch - Kindheit und Jugend in dunkler Zeit, Band 2, herausgegeben von Martin Woesler, Bochum 1999

Einzelnachweise

  1. Apoldaer Tageblatt 26. Januar 1933
  2. Apoldaer Tageblatt 27. April 1936
  3. Willy Schilling: Thüringen 1933-1945. Der historische Reiseführer, Berlin 2010, S. 26, ISBN 978-3-86153-576-8
  4. Apoldaer Tageblatt 24. November 1937
  5. Apoldaer Tageblatt 5. August 1936
  6. Apoldaer Tageblatt 25. Mai 1939
  7. Klaus Scholder: Die Kirchen und das Dritte Reich. Band 1 Vorgeschichte und Zeit der Illusionen 1918-1934, Frankfurt/Main 1977, S. 285
  8. Apoldaer Tageblatt 5. September 1934
  9. Apoldaer Tageblatt 29. März 1936
  10. Gesetzblatt der Deutschen Evangelischen Kirche 15. April 1939
  11. Apoldaer Tageblatt 6. Juli 1940
  12. Thüringer Kirchenblatt und Kirchlicher Anzeiger 1941 B Nr. 24

[[Kategorie:Glocke]] [[Kategorie:Glockengeläut]] [[Kategorie:Kirchengeschichte]] [[Kategorie:Thüringer Geschichte]] [[Kategorie:Christentum in Deutschland (NS-Zeit)]] [[Kategorie:NS-Propaganda]]

1. Die Anfänge der NS-Partei

Als Vorläufer der NSDAP bildeten sich in Apolda kurz nach der Novemberrevolution von 1919 völkische Gruppierungen, die vor allem bei anstehenden Wahlterminen - z.B. durch Annoncen in Tageszeitungen - öffentlich in Erscheinung traten. Im Vorfeld zu den Wahlen für den II. Reichstag kam es am 11. April 1924 im Gasthaus "Zum Verein" in der Bahnhofstraße zu einer Versammlung, die von zahlreichen Männern in grau-grüner Uniform besucht war. Der Einlader, der Steuerbeamte Rudolf Melzer, sprach davon, für "eine völlig antikapitalistische Bewegung" einzutreten, die eine Erneuerung Deutschlands ohne die das Volk "ausbeutenden Banken" bewirken wolle. Der aus Berlin angereiste Redner Franz Stöhr, thüringischer Spitzenkandidat der "Nationalsozialistischen Freiheitsbewegung", stellte zwar in Abrede, zum Kriege hetzen zu wollen, aber forderte, dass sich die "deutschen Gaue Mitteleuropas zu einem Groß-Deutschland zusammenschließen" sollten.[1]

Eine der ersten Ortsgruppen entstand in Wersdorf, gegründet von dem Lehrer Bernhard Bauerschmidt. Sie ging im November 1925 in die wieder zugelassene NSDAP ein. In Apolda berief Melzer eine Versammlung ein, in der sich 18 Männer zu dem eben aus dem Gefängnis von Landsberg frei gelassenen "Führer" bekannten und somit eine der ersten Thüringer NSDAP-Ortsgruppen gründeten. Eine ihrer öffentlichkeitswirksamen Aktionen war das Angebot von sogenannten "Deutschen Kunst-Abenden", in denen sie ihre rassistischen Phobien verbreiteten. Im "Bürgerverein", dem größten Versammlungssaal Apoldas, führten sie z.B. das Stück "Blutsünde" auf.[2]

Inzwischen hatte die NSDAP in Erinnerung an den gescheiterten Putsch in München und die dabei ums Leben gekommenen Hitler-Anhänger den 9. November zum "Gedenktag für die Gefallenen der Bewegung" erklärt. Am diesem Novembertag 1926 ließ der Leiter des Hauptpostamtes Willy Dinger, der erste NS-Ortsgruppenleiter von Apolda, auf dem Postgebäude in der Bahnhofstraße die Hakenkreuzfahne hissen, ohne dass dagegen städtische oder Reichsbehörden einschritten. Lediglich das Apoldaer SPD-Blatt, die "Volkszeitung" polemisierte dagegen. Aber auch der Vorsitzende des "Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens" protestierte dagegen in einer Leserzuschrift an das Tageblatt.[3]

Auch bei den Wahlen zu den unterschiedlichen Vertretungskörperschaften war in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre in Apolda ein steiler Anstieg der Stimmen für die NSDAP zu verzeichnen:

Jahr Stadtrat Landtag Reichstag I Reichstag II Reichspräsident I Reichspräsident II
1927 - 2,5% - - - -
1928 5,6% - 4,9% - - -
1929 23,0% 25,3% - - - -
1930 - - 28,5% - - -
1931 - - - - - -
1932 37,2% 49,7% 50,0% 42,8% 38,7% 44,1%
1933 64,9% - 51,7% 86,0% - -

Diese Erfolgsgeschichte der NSDAP in der Apoldaer Wählerschaft konnten die Funktionäre und Aktivisten dieser Partei so nutzen, dass sie sogar Adolf Hitler für einen Besuch der Stadt gewinnen konnten. Mit zahlreichen Groß-Annoncen im rechtskonservativen "Apoldaer Tageblatt" warben sie für diesen ersten und einzigen Auftritt am 9. September 1931 im "Bürgerverein". In dem total überfüllten Saal forderte Hitler die Gewinnung neuen "Lebensraums" für das deutsche Volk und erteilte jeder friedlichen internationalen Zusammenarbeit eine rigorose Absage.[4]

2. Die offene Machtausübung

Mit den Wahlgewinnen vom Dezember 1932, als die NSDAP ihren Stimmenanteil gegenüber der letzten Stadtratswahl fast verdoppeln konnte, wurde die bisher bestehende konservativ-bürgerliche Mehrheit gebrochen und ein mehrheitlich NS-geführter Stadtvorstand ins Amt gehoben, der sich fünf Tage vor den umstürzenden Ereignissen in Berlin konstituierte. Der neu gebildete Stadtvorstand bestand nun aus:

  • Vorsitzender des Stadtrates: Rudolf Melzer (NSDAP)
  • Erster Stellvertreter: Rudolf Haupt (Bürgerliche Parteien)
  • Zweiter Stellvertreter: Willi Dinger (NSDAP)

Sofort nach Hindenburgs Machtübertragung an Hitler als Reichskanzler am 30. Januar 1933 rollte eine Welle der Verfolgung durch die Stadt. Alle kommunistischen Funktionsträger, deren die Landespolizei und die SA habhaft werden konnten, wurden verhaftet und in Deutschlands frühestes "wildes" KZ Nohra eingeliefert. Einige, die untergetaucht waren, wurden Wochen später ebenfalls gefasst. Das SPD-Blatt "Apoldaer Volkszeitung" wurde für 14 Tage verboten. Der Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion Heinz Schubärth trat aus der SPD aus und legte sein Mandat nieder. Am 27. Februar setzten Brandstifter den Reichstag in Berlin in Brand. Einen Tag später erließ Hindenburg das "Gesetz zum Schutz von Volk und Staat", das praktisch alle Freiheitsrechte der Verfassung außer Kraft setzte. Auch in Apolda kam es zu weiteren Berufsverboten, Hausdurchsuchungen und Verhaftungen. Die Berufsverbote betrafen mehrere Lehrer, die wegen ihrer SPD-Mitgliedschaft keine Gewähr für "nationale Zuverlässigkeit" boten. Kommunisten waren ohnehin in Thüringen seit 1930 nicht mehr als Lehrer, Polizisten oder Verwaltungsbeamte in den Staatsdienst übernommen worden. In dieser angespannten innenpolitischen Situation fanden am 5. März die Wahlen zum Reichstag statt, die bereits unter politischem Druck und Angst vor Terror durch die Anhänger der Hitlerbewegung standen. In Apolda bekam die NSDAP 51% aller Stimmen, trotzdem votierten für die beiden Arbeiterparteien SPD und KPD zusammen immerhin noch 34% der Wähler. Am 13. März hatten Brandstifter versucht, an drei Stellen gleichzeitig das SPD-Lokal "Volkshaus" in der Bernhardstraße in Brand zu setzen. Die Presse meldete die gelungene Löschung durch die Feuerwehr und kündigt eine Untersuchung durch die Kriminalpolizei an. Ein Ergebnis dieser Ermittlungen zu der Brandstiftung, wenn sie denn überhaupt durchgeführt wurden, ist nie veröffentlicht worden.

Die 21 neuen Stadträte waren:

NSDAP (Hitlerbewegung) - 8689 Stimmen

  • Melzer, Rudolf, Steuersekretär, Franckestraße 3
  • Gabriel, Eduard, Kaufmann, Herderstraße 29
  • Dinger, Willi, Oberpostsekretär, Roonstraße 15
  • Dr. Hobein, Karl, Rechtsanwalt, Opelstraße 4
  • Lotze, Walter, Wirker, Dornburger Straße 1
  • Schönfelder, Max, Kutscher, Kaiser-Wilhelm-Straße 3
  • Wagner, Arno, Gastwirt, Wilhelm-Ernst-Straße 16
  • Scheibe, Ernst, Zimmermeister, Stobraer Straße 28
  • Kißner, Paul, Konditor, Andreasstraße 27
  • Dr. Rödiger, Richard, prkt.Tierarzt, Utenbacher Straße 69
  • Haupt, Otto, Wirkermeister, Feldstraße 4
  • Münzel, Karl sen., Fabrikant, Herderstraße 6
  • Richter, Johannes, Vertreter, Weimarische Straße 8
  • Schreiber, Magnus, Steuerassistent, Dornsgasse 4

Kampffront Schwarz-Weiß-Rot - 1495 Stimmen

  • Dr. Sattler, Erich, Apotheker, Markt 11
  • Stadelmann, Paul, Wirkermeister, Müllerstraße 7

Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) - 3199 Stimmen

(*Schubärth, Heinz, Lehrer, Ludendorffstraße 21, hatte die SPD verlassen und sein Mandat nicht angetreten)

  • Schneider, Wilhelm, Schriftsetzer, Moltkestraße 6
  • Friedrich, August, Stricker, Teubnerstraße 9
  • Jöck, Eduard, Stricker, Lindenberg 13
  • Burkhardt, Friedrich, Stricker, Heidenberg 18/20
  • Daßler, Albin, Stricker, Wilhelm-Ernst-Straße 23

Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) - 2578 Stimmen

(*Kein einziger Stadtrat. Diese Stimmen wurden - wie im ganzen Reich - für ungültig erklärt.)

Auch sämtliche Ausschüsse wurden nun von NS-Vertretern bestimmt.

Ein erster Schlag gegen die Juden als "nationales Unglück" wurde wie im ganzen Reich auch in Apolda geführt. Zahlreiche Geschäfte wurden am 1. April von SA-Posten blockiert, Käufer, die den Boykottaufruf ignorierten, wurden beschimpft, einige fotografiert und Tage später im Kino Union-Theater im Lichtbild angeprangert als "Verräter am deutschen Volk".

Nachdem der 1. Mai ideologisch okkupiert als "Tag der nationalen Arbeit" von der NSDAP inszeniert und mit Aufmärschen und Freibier als fröhliches Volksfest gefeiert worden war, schlugen die Nazis am nächsten Tag wieder zu. Die Büros der Gewerkschaften in der Sandgasse und in der Bernhardstraße wurden besetzt, die dort Angestellten fristlos entlassen und die Gewerkschaftsführer von der SS verhaftet. Gewerkschaftliche Aktenunterlagen wurden auf dem Marktplatz auf einem Scheiterhaufen verbrannt. Nach diesen Ereignissen teilten auch die gewählten sozialdemokratischen Stadträte mit, dass sie "vorläufig" nicht mehr an den Stadtratssitzungen teilnehmen würden. SPD-Stadtrat Jöck legte ebenfalls sein Mandat nieder, und nun wurde auch kein Sozialdemokrat mehr in einen der Stadtausschüsse gewählt. Jetzt bestand auch das Präsidium des Rates nur noch aus drei Nazis:

  • Vorsitzender: Rudolf Melzer
  • 1. Stellvertreter: Willi Dinger
  • 2. Stellvertreter: Karl Münzel sen.

Anders als die Genossen der SPD wurden die Kirchenvertreter von diesem NS-Stadtrat behandelt: der evangelische Pfarrer Yvan Benner und die Frau des evangelischen Superintendenten Gustav Thöllden wurden in den Jugendamtsausschuss berufen. Auch in den Folgejahren gestaltete sich diese Kooperation noch recht eng, bis etwa um 1937 aufgrund der enttäuschten Hoffnungen, die die NS-Führer in die Schaffung einer einheitlichen Reichskirche gesetzt hatten, sich das Klima gegenüber kirchlichen Kreisen abkühlte und gelegentlich zur Feindschaft entwickelte, bis bei Ausbruch des Krieges diese Kämpfe im wesentlichen ruhten, weil jetzt alle Kräfte zur Kriegsführung zusammengeführt werden sollten.

Weil es auch in Apolda einen Massenandrang zum Eintritt in die NSDAP gegeben hatte, beschloss die NS-Mitgliederversammlung am 7. Juli 1933 die Bildung von vier selbständigen Stadt-Ortsgruppen mit ihren Leitern:

  • Nord: Pg. Küchler
  • Süd: Pg. Hössel
  • West: Pg. Rothe
  • Ost: Pg. Lotze

Als sich Hitler am 11. November 1933 per Abstimmung zu seinem Amt als Reichskanzler auch noch im Amt des Reichspräsidenten bestätigen ließ, votierten 86% der Apoldaer für ihn, und für die damit verbundene Abstimmung über den Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund gaben sogar 89,6% ihr Ja.

Im Jahr 1934 gab es eine Veränderung in der Zusammensetzung des Stadtratspräsidiums, weil dessen Vorsitzender auf Drängen der NSDAP der Kreisleiter sein sollte. Das Präsidium setzte sich nun wie folgt zusammen:

  • Vorsitzender: Kreisleiter Lotze
  • 1. Stellvertreter: Willi Dinger
  • 2. Stellvertreter: Dr. Hobein

Ein geschickter kulturpolitischer Schachzug der NSDAP wurde im Februar 1934 der von ihr kreierte "Apoldsche Karneval", der bis zum Kriegsausbruch mit immer größerer Begeisterung gefeiert wurde, weil er die versprochene "Volksgemeinschaft" widerspiegeln sollte und mit dem Erlebnis des närrischen Ausnahmezustands das Verschwinden der Klassenschranken suggerierte.

Die von der NS-Partei umworbenen geschlechterspezifischen Gruppen bekamen 1934 ihre eigene Heimstätte:

  • die Frauen der NS-Frauenschaft ihr Heim in der Wilhelm-Ernst-Straße
  • die Apoldaer SA-Standarte 18 ein Büro in der Schützenstraße 4 und ein SA-Hilfswerklager am Mittelweg
  • die HJ durfte ebenfalls ihr eigenes Heim beziehen.

Weitere Mittel, Volksverbundenheit darzustellen, waren die nunmehr im Dezember jedes Jahres anlaufenden Kampagnen für das Winterhilfswerk, auf das die "Volksgenossen" mit einem "Tag der nationalen Solidarität" eingestimmt wurden. Sogar Weihnachten, das "Fest der deutschen Familie", bekam seinen öffentlich auftretenden "nationalsozialistischen Weihnachtsmann", der im Saal des Bürgervereins 1.500 bedürftige Kinder beschenkte.

Einzelnachweise

  1. Apoldaer Tageblatt 13. April 1924
  2. Apoldaer Tageblatt 8. September 1925
  3. Apoldaer Tageblatt 17. November 1926
  4. Apoldaer Tageblatt 10. September 1931