Die Geschichte des Eiskunstlaufes reicht bis zur Urzeit zurück, dafür gibt es archäologische Beweise. Beim Ausflug in die Frühgeschichte der Sportart ist allerdings eher von Eislauf zu sprechen, der sich erst viel später in zwei unterschiedliche Sportdisziplinen, Eiskunstlauf und Eisschnelllauf geteilt hat.


Erste historische Erwähnungen
Die erste konkrete Erwähnung stammt von dem Mönch William Fitzstephen aus Canterbury, der in seinem Buch über Thomas Beckett eine Szene beschrieb, die sich hinter den Nordstadtmauern abspielte:
„… wenn die Moore in Finsbury und Moorfields gefrieren, läuft da die Londoner Jugend. Einige haben zu den Fersen Knochen befestigt und in der Hand halten sie einen beschlagenen Stock. Sie fliegen über das Eis wie Vögel oder geschossene Pfeile. Plötzlich rennen zwei Jungen mit aufgehobenen Stöcken gegeneinander und greifen sich so lange an, bis sie fallen. Oft verletzen sie sich am Kopf, und wenn einer unter den anderen fällt, bricht er sich den Arm oder auch das Bein …“
Schlittschuhe aus Knochen hatten also keine scharfen Kanten und man musste sich mit Hilfe von Stöcken bewegen.
Im Laufe der Zeit versuchte man verschiedene Varianten der Holzschlittschuhe – in den Niederlanden im 13. und 14. Jahrhundert hatten Holzschuhe auf der unteren Seite eine Eisenscheibe – die Eislaufart ist aber dieselbe geblieben. Geholfen hat erst ein Zufall.
(Holzschnitt von 1498)
Ein Tischlerlehrling aus der niederländischen Zunft für Schiffs- und Eislaufinstrumente änderte eines Tages bei der Einfassung der Eisen die Horizontallage gegen die Vertikallage – und so entstanden die Schlittschuhe der heutigen Form. Der Eisläufer konnte den Stock ablegen, die Bewegung wurde freier, und vor allem schneller und steuerbarer.
Vertikal eingefasste Eisen sind aus dem 15. Jahrhundert aktenkundig. Der erste bildliche Darstellung eines Eislaufthemas ist ein Holzschnitt in einer 1498 erschienen Ausgabe der Biographie der Heiligen Lidwina von Schiedam von Johannes Brugman; die Abbildung stellt Lidwina, die holländische Patronin der Eisläufer, bei einem Fall auf dem Eis dar. Wichtiger als das auf dem Eis liegende Mädchen ist ein junger Mann im Hintergrund: Er läuft mit einem aufgehobenen Bein, dazu musste er aber schon Schlittschuhe mit Kanten benutzen.
Eislauf nur für „Erwählte“
In Holland war Schlittschuhlaufen ein Volksvergnügen, wie manche Bilder der Alten Meister bezeugen, andernorts war es nur Adelsvorrecht. Am Hof von Kaiser Rudolf II. wurde 1610 ein großer Eiskarneval veranstaltet, der unangefochten zur Popularisierung dieser Kurzweil beitrug.
Unter der Herrschaft von Ludwig XVI. lief man auch in Paris Eis. Zu den Eis laufenden historischen Personen gehörten auch Madame de Pompadour, Napoleon I., Napoleon III., das Haus Stuart. Man sagt, die britische Königin Victoria soll ihren künftigen Mann Prinz Albert bei gemeinsamen Eisausfahrten kennengelernt haben.
Sogar Casanova zögerte nicht, bei seiner Buhlerei Schlittschuhe anzuziehen. Er erwähnte einmal, dass er im Winter 1759 bei einem Fall viele blaue Flecken erlitt. Seine Wahrnehmung der Einzelheiten ließ bis heute das Bild der derzeitige Eislaufmode bestehen: das verfolgte Mädchen und ihre Freundin liefen in kurzen Röcken (wadenlang), unter denen schwarze Samthosen herauslugten.
Anfänge des Modernen Eislaufes
Ein weiterer Entwicklungsschritt begann in der schottischen Stadt Edinburgh, wo im Jahr 1742 der erste Eislaufverein gegründet wurde, Jahre später wurde in London das erste Eiskunstlaufhandbuch herausgegeben.
Der Eislauf teilt sich nun schon in zwei verschiedene Disziplinen: Eiskunstlauf und Eisschnelllauf.
Gründer des modernen Eiskunstlaufes war ein Amerikaner namens Jackson Haines. Nachdem sich in Pittsburgh, Pennsylvania, ein Kongress versammelte, der 25 Regeln für die Organisation von Wettbewerben in den USA erstellte, gewann Jackson Haines die erste USA-Meisterschaft. Er kam nicht nur mit einer neuen Eislaufart, sondern auch mit einem neuen Schlittschuhtyp - Stahlschlittschuhen. Man kritisierte ihn aber und warf ihm vor, sich mehr auf Körper- und Extremitätsposen zu konzentrieren als auf Figurenlauf, es herrschte der steife und strenge britische Eislaufstil vor. Haines versuchte es also in Europa. Seine erfolgreiche Reise begann er in Stockholm. Sein Auftritt hatte einen großen Erfolg. Er bereicherte den Eislauf mit vielen neuen Tanzelementen. Aber das viktorianische Großbritannien legte sich gegen ihn genauso wie seine Kollegen in Amerika quer und lehnte jeden Eingriff in den steifen und disziplinierten Lauf ab. Doch neue Ströme kann man kaum aufhalten.
Im Winter 1868 kam Haines nach Wien, und schon wieder triumphierte er. Die Reihen der anwesenden Zuschauer waren verwundert, als er einen Walzer über das ganze Eis lief. Die Johann Strauss-Stadt zollte ihm auf ihre eigene Weise Dank: 500 Paare tanzten eines Abends seinen Walzer auf dem Eis! Sein Auftritt wurde zu einem Impuls für die Gründung der Wiener Eislauf-Schule. Diese glich bald den Vorsprung der Briten aus. Der erste echte Eiskunstläufer starb 1875 im Alter von 31 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung. Haines' Schüler entwickelten den Eislauf weiter und es entstanden die ersten Regeln, das sogenannte Regulativ, die dann die Internationale Eislaufunion (ISU) übernahm.
Anfang des 20. Jahrhunderts
Anfang des 20. Jahrhunderts prägte der Schwede Ulrich Salchow dem Eiskunstlauf einen wesentlich sportlicheren Charakter ein. Er wurde 10-facher Weltmeister und schob die Leistungslatte des Eiskunstlaufes viel höher. Vor allem fing er an, seine Erfindung zu benutzen: Schlittschuhe mit Zähnen. Dies ermöglichte ihm ein stärkeres Abstoßen beim Eislaufen und natürlich auch in die Sprünge. 1908 wurde er der erste Olympiasieger im Eiskunstlauf. Seine Karriere krönte er mit einem neuen Sprung, der heutzutage als Salchow-Sprung bekannt ist und zu den Grundsprüngen gehört.
Ein erster Olympiawettbewerb im Eiskunstlauf fand bei den Olympischen Spielen 1908 in London statt.
Vor dem Ersten Weltkrieg
Die letzten Jahre vor dem Ersten Weltkrieg bedeuteten für den Sport generell, so auch für Eiskunst- und Eisschnelllauf, einen weiteren Aufstieg.
Ein wichtiger Meilenstein war die Eröffnung des Sportpalastes in Berlin. Seine Eisfläche betrug 2400 m² (60 m x 40 m). Es hatte sich nicht nur das Interesse des Publikums am Eiskunstlauf erhöht. Vor allem stieg die Leistung der Eiskunstläufer.
Es war also kein Wunder, dass in Deutschland mehrere Talente aufwuchsen. Dazu gehörten Werner Rittberger, Erfinder eines der Grundsprünge des heutigen Eiskunstlaufes, des nach ihm benannten Rittberger-Sprunges - und ein talentiertes Mädchen namens Charlotte Oelschlägel. Sie trat schon mit zehn Jahren als Profi-Eiskunstläuferin auf. Als Siebzehnjährige fuhr sie nach New York, triumphierte auch hier, und dank ihr stieg die Beliebtheit des Eiskunstlaufes in den USA an.
Zwischen den Weltkriegen
Die großen Eiskunstlaufwettbewerbe wurden nach dem Ersten Weltkrieg erst im Jahr 1922 erneuert. Hauptpersonen waren die Norwegerin Sonja Henie und der Österreicher Karl Schäfer.
Die 10-fache norwegische Weltmeisterin brachte in den Eiskunstlauf nicht nur neue Mode – bis zu den Knien kurzer Rock – sondern auch Eleganz und gründlich überarbeitete Bewegungen. Ganze 10 Jahre war sie eine der bewundertsten Frauen der Welt.
Die herausragende Persönlichkeit des Herreneinzels in den 1930er-Jahren war der österreichische Eiskunstläufer Karl Schäfer. In den Jahren 1929–1936 wurde er 8-facher Europa- und 7-facher Weltmeister.
Eiskunstlauf nach dem Zweiten Weltkrieg
Der Zeitraum nach dem Zweiten Weltkrieg war die allerwichtigste Etappe des Eiskunstlaufes. Der Eiskunstlauf erlebte einen ungewöhnlichen Aufschwung. Der Aufbau von neuen Kunsteisbahnen, die schrittweise in gedeckte Hallen umgewandelt wurden, ermöglichte intensiveres Training, und das beeinflusste natürlich auch die Sportleistung. Die Kür gewann langsam mehr Gewicht über den bis dahin bevorzugten Pflichtlauf, der für Zuschauer nicht allzu attraktiv war.
Die Kriegsjahre, ohne die Möglichkeit international zu konkurrieren, brachten den Europäern Verzögerung, die sie nicht gleich einholen konnten. Die Amerikaner hatten die Möglichkeit ausgenutzt, ungestört ihre Arbeit fortzusetzen, und dank intensiver physischer Vorbereitung brachten sie in den Eiskunstlauf mehr Dynamik, Schnelligkeit und Ausdauer.
Der erste Eiskunstläufer, der sich in der Nachkriegszeit mit einer Kür international durchsetzte, war der populäre Amerikaner Richard Button, der souverän die doppelten Sprünge beherrschte. Im Training versuchte er den dreifachen Salchow. Bei den Damen bestimmten die sympathische Kanadierin Barbara Ann Scott, die Amerikanerin Peggy Fleming und die Deutsche Gabriele Seyfert die Weltspitze.
Ab 1952 wurde Eistanzen international zum Leistungssport, erste Meisterschaften fanden statt. Es siegten vor allem die britischen Tanzpaare mit ihrer charakteristischen Durchführungsweise, der sogenannten britischen Tanzschule.
Ende des 20. und Anfang des 21. Jahrhunderts
Stark besetzt wurde das Herreneinzel. Überseeische und russische Wettkämpfer beherrschten hier lange Zeit das Feld, wie z.B. Brian Orser, Brian Boitano, Alexander Fadejew, Wiktor Petrenko, Elvis Stojko, Alexei Jagudin und Jewgeni Pljuschtschenko. In ihrem Können überwogen dreifache und vierfache Sprünge in verschiedenen Kombinationen und Sprungfolgen, interessante Pirouetten und sehr ideenreiche Schrittfolgen.
Bei den Damen erntete die ostdeutsche Eiskunstläuferin Katarina Witt den größten Ruhm. Ihre Karriere begann mit dem Olympiasieg in Sarajevo 1984, setzte sich über mehrere Europa- und Weltmeistertitel fort und erreichte ihren Höhepunkt, als sie ihren Olympiasieg in Calgary 1988 verteidigte. Ihr Lauf war immer technisch anspruchsvoll mit kreativer Choreografie und perfekter Durchführung. Weitere erfolgreiche Damen im Welteiskunstlauf waren Midori Ito, Kristi Yamaguchi, Chen Lu, Marija Butyrskaja, Michelle Kwan und Irina Sluzkaja. Derzeit herrschen hier Erfolge von asiatischen Läuferinnen vor (Shizuka Arakawa, Miki Andō, Mao Asada, Kim Yu-na).
Bei den Sportpaaren herrschten jahrelang die sowjetische Paare. Sie waren seit den Olympischen Spielen 1964 lange Zeit ungeschlagen. Zu den Erfolgreichsten gehörten Ljudmila Beloussowa/Oleg Protopopow, Irina Rodnina mit Alexei Ulanow und dann mit dem weiteren Partner Alexander Saizew, Jekaterina Gordejewa/Sergei Grinkow, Artur Dmitrijew mit beiden Partnerinnen (Natalja Mischkutjonok bzw. Oksana Kasakowa), Jelena Bereschnaja/Anton Sicharulidse. Nach dem Abgang der Olympiasieger 2006, 5-fachen Europa- und 2-fachen Weltmeister Tatjana Totmjanina/Maxim Marinin scheint diese Vorherrschaft gebrochen. Es gibt sowohl ausgezeichnete Paare aus Amerika und Asien (beispielsweise Xue Shen/Hongbo Zhao), sowie aus Europa (Aljona Savchenko/Robin Szolkowy).
Den Eistanz beherrschten jahrelang die britische Paare und dann das sowjetische Eistanzpaar Ljudmila Pachomowa/Alexander Gorschkow, das insgesamt 6 Goldmedaillen bei Weltmeisterschaften, weitere 6 Goldmedaillen bei Europameisterschaften in den Jahren 1970–1976 und den Titel der ersten Olympiasieger im Eistanz 1976 gewann. Ihre Nachfolger waren Irina Moissejewa/Andrei Minenkow und Natalja Linitschuk/Gennadi Karponossow. Die Vorherrschaft der Sowjeteistänzer unterbrach das ausgezeichnete britische Paar Jayne Torvill/Christopher Dean für ein paar Jahre. Sie gewannen viermal den Weltmeistertitel und im Jahr 1984 die olympische Goldmedaille. Nach ihnen traten wieder sowjetische Eistanzpaare an, das Paar Oksana Grischtschuk/Jewgeni Platow gewann sogar zweimal den Olympiatitel (1994, 1998). Nach ihrem Abgang gab es jährlich neue Titelbesitzer – Anschelika Krylowa/Oleg Owsjannikow, Marina Anissina/Gwendal Peizerat, Barbara Fusar-Poli/Maurizio Margaglio, Irina Lobatschewa/Ilja Awerbuch, Shae-Lynn Bourne/Victor Kraatz - bis zunächst Tatjana Nawka/Roman Kostomarow und anschließend Albena Denkowa/Maxim Stawiski den Titel je zwei Mal erringen konnten.
Entwicklung des Eislaufes in Deutschland
In Deutschland war Ende des 18. Jahrhundert der Dichter Klopstock zu einem großen Eislaufwerber geworden (z. B. in seinen Oden: „Der Eislauf“, „Braga“, „Die Kunst Thialfs“). Er war so von dieser neuen Kunst mitgerissen, dass er zum Ziel von Spott und Häme wurde. Deutschland schloss, dass es für so einen alten Mann nicht passend ist, „Gauklerei“ auf dem Eis zu machen. Klopstock fand aber einen treuen Verbündeten in Goethe. Bei ihren Treffen passierte es oftmals, dass sie mehr über Eislauf sprachen, als über Poesie. Goethe lernte Eislaufen erst im Erwachsenenalter und es wird vermutet dass er damit sein Herz befriedigen wollte, das von einer unglücklichen Liebe verletzt war. Im Jahr 1796 schrieb auch er ein Eislaufgedicht namens „Der Winter“. Zur Verbreitung des Eislaufes in deutschen Ländern trug auch die berühmte Opernsängerin Henriette Sontag bei, die mit dem Grafen Carlo Rossi verheiratet war.
1861 wurde der erste Eislauf-Verein in Frankfurt und 1888 der Deutsche Eislauf-Verband gegründet. 1889 trat der Wiener Eislauf-Verein, gegründet 1867, den Deutschen Eislaufverbänden bei, der sich von da an Deutscher und Österreichischer Eislaufverband nannte.
Wichtiger Meilenstein in der Entwicklung des deutschen Eiskunstlaufes war die Eröffnung des Berliner Sportpalastes. Das große Steingebäude stand an der Lutherstrasse, die Eisfläche war 60 Meter lang und 40 Meter breit. Berlin wurde damit zu einem neuen Sportzentrum des Welteiskunstlaufes und dank seiner günstigen Lage zwischen den Eiskunstlaufmetropolen Wien und Stockholm auch zu einer bedeutenden Kreuzung.
Herren
Schon bei der ersten Europameisterschaft 1891 in Hamburg besetzten Herren aus dem Deutschen Kaiserreich alle drei Medaillenposten. Oskar Uhlig wurde erster Eiskunstlaufeuropameister der Geschichte, auf Ranz Zwei und Drei folgten Anon Schmitson und Franz Zilly.
Bei der Europameisterschaft 1895 erschien zum ersten Mal der gebürtige Grazer Gilbert Fuchs auf der internationalen Bühne und landete auf dem dritten Rang. Er wurde 1896 in Sankt Petersburg erster Eiskunstlaufweltmeister der Geschichte. 1906 wiederholte er seinen Titelgewinn.
Heinrich Burger, der seinen Ruhm hauptsächlich seinen großen Erfolgen im Paarlauf an der Seite von Anna Hübler verdankt, wurde 1904 und 1906 Vize-Weltmeister im Herreneinzel.
Schon bei seinem Weltmeisterschaftsdebüt 1910 in Davos gehörte Werner Rittberger zu den Titelaspiranten. Obwohl er an Kunsteis gewöhnt war, verlor er nichts von seiner Schnelligkeit und seinem Mut auf der freien Eisbahn. Obgleich er ein ausgezeichneter Eiskunstläufer war, errang Rittberger nie den Welt- oder Europameistertitel, wurde aber von 1910 bis 1912 drei Mal in Folge Vize-Weltmeister und gewann vier Medaillen bei Europameisterschaften. Elf Mal wurde Rittberger im Zeitraum von 1911 bis 1928 deutscher Meister, so oft wie kein anderer. In die Eiskunstlaufhistorie schrieb sich Rittberger mit seinem neuen Sprung mit rückwärtigem Anlauf. Der Rittberger ist einer der Standardsprünge des Eiskunstlaufs.
Nachdem Werner Rittbergers Ära, die fast zwanzig Jahre gedauert hatte, zu Ende ging, wurde Ernst Baier der dominierende deutsche Eiskunstläufer. Seine größten Erfolge feierte er mit Maxi Herber im Paarlauf, doch auch im Einzellauf gehörte der deutsche Meister von 1933 bis 1938 zur Weltspitze. Er brachte es dreimal zum Vize-Europameister (1931, 1932, 1933), zweimal zum Vize-Weltmeister (1933, 1934) und zum Silbermedaillengewinn bei den Olympischen Spielen 1936 hinter Karl Schäfer. Baier ist der einzige Mann, der bei ein und den selben Olympischen Spielen zwei Medaillen im Eiskunstlauf gewinnen konnte, sowohl im Einzellauf wie auch im Paarlauf.
Nach dem Zweiten Weltkrieg durften anfänglich keine deutschen Eiskunstläufer an Weltmeisterschaften teilnehmen. Horst Faber, der der letzte deutsche Eiskunstläufer gewesen war, der vor dem Krieg Medaillen erringen konnte (jeweils Bronze bei der WM 1939 und der EM 1939), war auch der erste, dem dies nach dem Krieg gelang. Er wurde zwölf Jahre später, 1951 in Zürich, Vize-Europameister.
Erst mit Manfred Schnelldorfer bekam Deutschland (geteilt jetzt auf zwei Einzelstaaten – DDR und Bundesrepublik Deutschland) einen neuen Titelträger. Zwischen den Jahren 1956 und 1964 wurde er acht Mal deutscher Meister. Bei den Olympischen Winterspielen 1964 in Innsbruck gewann Schnelldorfer die Goldmedaille und ist damit der erste und einzige deutsche Olympiasieger in der Herrenkonkurrenz. Im selben Jahr wurde Schnelldorfer in Dortmund auch Weltmeister und ist damit bis heute der einzige in Deutschland geborene und für die Bundesrepublik Deutschland startende Eiskunstlaufweltmeister.
Bei der Weltmeisterschaft 1970 in Ljubljana gewann Günter Zöller mit Bronze die erste WM-Medaille in der Herrenkonkurrenz für die Deutsche Demokratische Republik. Es war das Jahr des Weltmeisterschaftsdebüts für einen anderen Eiskunstläufer aus der DDR, für Jan Hoffmann. Von 1971 bis 1980 wurde er neun Mal DDR-Meister. 1974 in Zagreb wurde er der erst zweite deutsche Europameister nach Oskar Uhlig, 83 Jahre zuvor. 1977 bis 1979 gelang Hoffmann erneut der europäische Titelgewinn. Mit vier Europameisterschaftstiteln ist Hoffmann der mit Abstand erfolgreichste deutsche Eiskunstläufer in der Herrenkonkurrenz bei Europameisterschaften. 1974 in München und 1980 in Dortmund wurde Hoffmann Weltmeister und ist damit der dritte und bislang letzte deutsche Weltmeister. Außer seinen beiden WM-Titeln errang er zwei Silbermedaillen und drei Bronzemedaillen und ist damit der erfolgreichste deutsche Eiskunstläufer in der Herrenkonkurrenz bei Weltmeisterschaften. Bei den Olympischen Spielen 1980 gewann Hoffmann die Silbermedaille.
Nachdem die Siebziger Jahre in deutscher Hinsicht von der DDR dominiert wurden, konnten in den Achtziger Jahren wieder Eiskunstläufer aus der BRD, insbesondere aber Norbert Schramm, Erfolge verbuchen. Schramm wurde 1982 in Lyon und 1983 in Dortmund Europameister. Er ist bis heute der letzte deutsche Europameister in der Herrenkonkurrenz. 1982 und 1983 wurde Schramm auch Vize-Weltmeister. Seine Stärken lagen vor allem in der Kür. Neben Schramm gelang Rudi Cerne der Gewinn einer Medaille. Er wurde 1984 vor Schramm Vize-Europameister.
Es dauerte über zwei Jahrzehnte bis wieder ein Deutscher eine Medaille bei Welt- und Europameisterschaften gewinnen konnte. Der Erfurter Stefan Lindemann, der im im Jahr 2000 als erster Deutscher Juniorenweltmeister geworden war und am 7. November 2003 als erster deutscher Läufer in einem internationalen Wettbewerb einen Vierfachsprung erfolgreich gezeigt hatte, gewann bei der Weltmeisterschaft 2004 in Dortmund die Bronzemedaille. Ein Jahr später errang er bei der Europameisterschaft ebenfalls die Bronzemedaille.
Manfred Schnelldorfer ist der einzige deutsche Olympiasieger in der Herrenkonkurrenz. Ernst Baier und Jan Hoffmann konnten eine olympische Silbermedaille erringen. Mit Gilbert Fuchs, Manfred Schnelldorfer und Jan Hoffmann kamen drei Weltmeister aus Deutschland. Fuchs und Hoffmann konnten den Titel zwei Mal gewinnen. Mit Oskar Uhlig, Jan Hoffmann und Norbert Schramm gibt es auch drei Europameister aus einem deutschen Staat. Hoffmann konnte gar vier EM-Titel gewinnen, Schramm brachte es auf zwei. Deutschland liegt im ewigen Medaillenspiegel der Herrenkonkurrenz bei Weltmeisterschaften mit 5 Goldmedaillen, 13 Silbermedaillen und 14 Bronzemedaillen an sechster Stelle. Die Herrenkonkurrenz ist die drittstärkste Eiskunstlaufdisziplin der Deutschen nach der Paar- und der Damenkonkurrenz.
Damen
Die ursprüngliche Idee der Eiskunstlaufschau entstand in Berlin. Eine Tanzgruppe führte hier einige Ballettnummern auf dem Eis durch. Die Hauptperson dieses Ensembles war Charlotte Oelschlägel, die dann als erste Revuediva berühmt wurde. Die Vorstellung namens „Flirting in St. Moritz“ hatte im großen Hippodrom in New York 1915 ihre Premiere.
Elsa Rendschmidt gewann 1908, bei den ersten Olympischen Spielen, bei denen Eiskunstlauf im Programm war, die Silbermedaille hinter Madge Syers. Es war die erste olympische Medaille für eine deutsche Frau überhaupt. Rendschmidt war auch die erste deutsche Eiskunstläuferin, die eine Medaille bei Weltmeisterschaften gewinnen konnte. Sie wurde 1908 und 1910 Vize-Weltmeisterin hinter der Ungarin Lily Kronberger. 1911 gewann Rendschmidt die erstmals ausgetragene deutsche Meisterschaft im Eiskunstlaufen der Damen.
Ludowika Eilers, die später im Paarlauf an der Seite von Walter Jakobsson für Finnland große Erfolge feierte, errang 1911 im Dameneinzel die Bronzemedaille für das Deutsche Kaiserreich.
In den Jahren vor und nach dem Ersten Weltkrieg war Thea Frenssen die führende Eiskunstläuferin auf nationaler Ebene, konnte international aber keine Medaille erringen.
In den Zwanziger Jahren war Ellen Brockhöft die dominierende deutsche Eiskunstläuferin. Sie gewann sechs nationale Meisterschaften und wurde 1924 und 1925 Vize-Weltmeisterin hinter Herma Szabó. Elisabeth Böckel gewann 1925 die Bronzemedaille.
In den Dreißiger Jahren waren Maxi Herber, die große Erfolge im Paarlauf an der Seite von Ernst Baier feierte, und später Lydia Veicht die besten deutschen Eiskunstläuferinnen, verpassten aber internationale Medaillen. Veicht nahm der Zweite Weltkrieg die Chance auf internationale Erfolge.
Erst im Jahr 1953 setzte sich bei den Damen eine deutsche Eiskunstläuferin international durch: Gundi Busch gewann in jenem Jahr bei den Europa- und Weltmeisterschaften die Silbermedaille. Im Jahr 1954 wurde sie sowohl Europa- als auch Weltmeisterin.
Zu den populärsten und erfolgreichsten Eiskunstläuferinnen ihrer Zeit gehört die zweimalige Olympiasiegerin, vierfache Welt- und sechsfache Europameisterin Katarina Witt. Ihre Karriere begann mit dem Olympiasieg in Sarajevo 1984. Vier Jahre später konnte sie ihren Olympiasieg in Calgary 1988 verteidigen. Damit ist sie neben Sonja Henie die zweite Eiskunstläuferin, der es gelang, den Olympiasieg zu wiederholen. Für die folgenden Olympischen Spiele 1992 in Albertville war sie nicht startberechtigt, denn sie hatte 1988 ins Profilager gewechselt. 1994 versuchte sie ein Comeback als Amateursportlerin und nahm an den Olympischen Spielen in Lillehammer teil, wo sie noch einen beachtlichen siebten Platz erreichte.
Die ersten Weltmeister und Olympiasieger im Paarlauf überhaupt waren Anna Hübler und Heinrich Burger im Jahr 1908. Dieser Olympiasiegertitel wurde bei den Olympischen Sommerspielen errungen, weswegen er als inoffiziell gilt. Erst im Jahr 1925 wurden durch das Internationale Olympische Komitee die Olympischen Winterspiele offiziell als gesonderter Wettbewerb eingeführt.
Ein weiteres erfolgreiches deutsches Sportpaar waren Ernst Baier und Maxi Herber. Die fünffachen National- und Europameister sowie vierfachen Weltmeister und Olympiasieger 1936 aus Garmisch-Partenkirchen waren 1934 das erste Sportpaar der Welt, das einen einfachen Axel nebeneinander durchgeführt hat.
Marika Kilius und Hans-Jürgen Bäumler sind ein unvergessenes Sportpaar Deutschlands, das sich in nicht geringem Maße an der Entwicklung des Paarlaufes beteiligte. Viermal gewannen sie die deutsche Paarlaufmeisterschaft, sechs Europameistertitel, die Weltmeisterschaften 1963 und 1965 und je eine Silbermedaille bei den Olympischen Spielen 1960 in Squaw Valley und 1964 in Innsbruck. Die olympische Medaille aus Innsbruck hat eine interessante Geschichte. Sie wurde ihnen wegen eines noch vor den Olympischen Spielen unterzeichneten Profivertrags aberkannt, 1987 jedoch durch das IOC zurückgegeben.
Das erfolgreichste deutsche Sportpaar zum Anfang der 1990er-Jahre waren Mandy Wötzel und Ingo Steuer. 1992, zwei Monate nachdem sie angefangen hatten zusammen zu laufen, gewannen sie Silber bei den Europa- und Weltmeisterschaften. Nach dem Gewinn der Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen 1998 in Nagano wechselten sie ins Profilager und erwischten gleich einen hervorragenden Start. Jetzt konnten sie ihre „innovativen Hebefiguren“ noch besser ausspielen. Im Jahr 2001 fand sich ein neues deutsches Eiskunstlauf-Paar zusammen: Aljona Sawtschenko/Robin Szolkowy, die zwar schon vorher mit anderen Partnern aktiv gewesen waren, doch nun zu neuen Höchstleistungen fanden: bei den Europameisterschaften in Lyon 2006 errangen sie die Silbermedaille und bei den Weltmeisterschaften 2007 in Tokio wurden sie dritte.
Diese Eiskunstlaufdisziplin hat auch in Deutschland ihre Vertreter. International begannen die Eistanzpaare erst in den 1950ern zu konkurrieren und anfangs siegten vorwiegend die Briten.
Die bundesdeutschen Meister im Eistanz, Geschwister Angelika Buck und Erich Buck, gewannen 1970 Silber bei der Europameisterschaft in Leningrad und Bronze bei der Weltmeisterschaft in Ljubljana. In den Jahren 1970-1973 wurden sie dreimal Vizeweltmeister. Bei den Europameisterschaften errangen sie dreimal Silber und im Jahr 1972 sogar den Europameistertitel und wurden damit bislang das einzige deutsche Eistanzpaar, das bei einer Europameisterschaft Gold gewann.
Erst Kati Winkler und René Lohse konnten Deutschland international wieder würdig repräsentieren: sie gewannen bei der Weltmeisterschaft in Dortmund 2004 Bronze. Nach diesem Erfolg beendeten sie ihre Amateurkarriere.
Precision Skating/Synchronlaufen
Dieses mannschaftliche Eiskunstlaufen existiert bereits seit den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts, es wurde 1956 in Ann Arbor, USA (Michigan), durch Familie Richard Porter und den Eislauf-Club der Stadt aus seinem Schattendasein befreit und der Öffentlichkeit wettkampffähig präsentiert. Seitdem gibt es nationale Meisterschaften in Nordamerika und internationale Vergleiche, bei denen anfangs Kanada, die USA und Schweden führend waren. Precision Skating, auch Formationslauf, Synchronlauf oder Eisformationstanz genannt, wurde 1992 von der ISU als eigenständige Disziplin anerkannt. – Anhänger beschreiben diese Art des Eiskunstlaufens mit Anmut, Ausdruckskraft, Dynamik – Faszination von Schnelligkeit und Gleichklang der Bewegungen.
Seit 1995 gibt es Deutsche Meisterschaften, dabei wurde Team Berlin 1 (1994 gegründet, 24 Eiskunstläufer) bis 2005 mit Ausnahme von 1995 jedes Mal Primus. – Es gibt in Deutschland noch Teams in Stuttgart, Neuss, München, Mannheim und Chemnitz.
Bei der Eiskunst-Weltmeisterschaft 1996 war Precision Skating als Showvorführung zu sehen, seit 2000 gibt es nun auch gesonderte Weltmeisterschaften (das „Team Berlin 1“ belegte im Jahr der Premiere von 21 angetretenen Mannschaften den 6. Platz, ebenfalls im Jahr 2003), bei den Olympischen Winterspielen 2002 war es Demonstrationssportart. – Die Platzierung bei Weltmeisterschaften entscheidet über die Anzahl zu den Olympischen Winterspielen zugelassener Teams eines Landes. (So hätten 2006 zwei deutsche Mannschaften starten können, die Disziplin ist aber noch nicht olympisch.)
In dieser Disziplin gibt es auch eigene internationale Wettkampfserien wie World Cup, Trophy Schweiz (Neuchatel), Blue-White-Cup, Dinslaken Trophy, Spring Cup, Französischer Pokal und Einzelveranstaltungen, z. B. in St. Petersburg und London.
Eine gute Quelle, in der die teilnehmenden Länder incl. der Namen aller Teammitglieder angegeben sind, findet sich unter [1], wonach im Jahr 2005 14 Länder Precision Skating betrieben, sogar eine Mannschaft The Sun Things Synchronized Skating Team aus Kapstadt, Südafrika, gibt es demnach.
Bekannte deutsche Eiskunstläufer
- Herren:Gilbert Fuchs, Werner Rittberger, Ernst Baier, Manfred Schnelldorfer, Jan Hoffmann (DDR), Sepp Schönmetzler, Norbert Schramm, Rudi Cerne, Heiko Fischer, Richard Zander, Andrejs Vlascenko, Stefan Lindemann, Silvio Smalun
- Damen: Elsa Rendschmidt, Gundi Busch, Gabriele Seyfert (DDR), Christine Errath (DDR), Anett Pötzsch (DDR), Dagmar Lurz, Katarina Witt (DDR), Manuela Ruben, Claudia Leistner, Patricia Neske, Simone Koch (DDR), Evelyn Großmann, Marina Kielmann, Tanja Szewczenko, Eva-Maria Fitze, Susanne Stadlmüller, Zoya Douchine, Annette Dytrt, Sonja Morgenstern (DDR)
- Sportpaare: Anna Hübler & Heinrich Burger, Maxi Herber & Ernst Baier, Ria Baran & Paul Falk, Marika Kilius & Hans-Jürgen Bäumler, Manuela Groß & Uwe Kagelmann (DDR), Romy Kermer & Rolf Österreich (DDR), Sabine Baeß & Tassilo Thierbach (DDR), Manuela Mager & Uwe Bewersdorf (DDR), Mandy Wötzel & Ingo Steuer, Peggy Schwarz & Mirko Müller, Eva-Maria Fitze & Rico Rex, Aljona Sawtschenko & Robin Szolkowy, Rebecca Handke & Daniel Wende,
- Eistanzen: Angelika & Erich Buck, Antonia & Ferdinand Becherer, Petra Born & Rainer Schönborn, Kati Winkler & René Lohse
Quellen
- Pionierin auf Schlittschuhen von Elke Wittich - Die Wochenzeitung, Ausgabe vom 13. Januar 2005
- Axel Paulsen bei Kristiania Skøiteklub
- Jarmila Šťastná-Königová – Nekonečné stopy bruslí (Unendliche Schlittschuhspuren), Prag 1985,
- Josef Dědič – Metodika krasobruslení (Methodik des Eiskunstlaufes), Prag 1961
- Josef Dědič – Světové piruety (Weltpirouetten), Prag 1976
- Olympisches Lexikon, Bibliographisches Institut Leipzig 1980
- http://www.isu.org
- http://www.synchroskating.com
- http://www.ice-dancing.com
- http://www.sport-komplett.de
und diverse Zeitungsartikel und kleine TV-Berichterstattungen