Fürstentum Fürstenberg

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Das Fürstentum Fürstenberg ist der Oberbegriff für die von den Reichsfürsten zu Fürstenberg regierten Gebiete im schwäbischen Reichskreis. Als reichsunmittelbares Territorium existierte das Fürstentum von der Erhebung Hermann Egons in den Reichsfürstenstand (1664) bis zur Mediatisierung 1806.


Territorium im Heiligen Römischen Reich
Fürstentum Fürstenberg
Wappen
Karte
Entstanden aus Grafschaft Heiligenberg
Herrschaftsform Absolute Monarchie
Herrscher/
Regierung
Fürst
Heutige Region/en DE-BW
Reichstag 1 Virilstimme auf der weltlichen Bank im Reichsfürstenrat
Reichsmatrikel 448
Reichskreis Schwäbischer Reichskreis
Hauptstädte/
Residenzen
Donaueschingen
Dynastien Fürstenhaus Fürstenberg
Konfession/
Religionen
katholisch
Sprache/n deutsch
Fläche ca. 2 000 km²
Einwohner 79 000 (1770)
Aufgegangen in Mediatisierung 1806

Großherzogtum Baden; Königreich Württemberg; Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen

Größe und Bevölkerung

Unter Froben Ferdinand von Fürstenberg-Mößkirch (1664–1741) reichte das nach modernen und effizienten Verwaltungsgesichtspunkten organisierte Herrschaftskonglomerat von Löffingen im Westen bis nach Neufra an der Donau und vom Bodensee bis nach Trochtelfingen.[1] Bei der Mediatisierung 1806 kam das Fürstentum Fürstenberg überwiegend zum Großherzogtum Baden. Dieser Teil machte 29,96 Quadratmeilen mit 71 699 Einwohnern aus.[2] Für das gesamte Fürstentum werden als Schätzwert für das Jahr 1770 ca. 2 000 km² mit 79 000 Einwohnern angegeben.[3] Die Markgrafschaft Baden-Durlach umfasste etwa 1 631 km² und hatte 1746 ca. 90 000 Einwohner, d.h. das Fürstentum Fürstenberg war in der Mitte des 18. Jahrhunderts neben dem Herzogtum Württemberg und der Markgrafschaft Baden-Durlach das bedeutendste Territorium im schwäbischen Reichskreis.

Residenzstadt

Von 1664 bis 1716 war die Residenz in Heiligenberg. 1716 bis 1723 waren die Residenzen der beiden Teil-Fürstentümer in Stühlingen und Meßkirch. 1723 verlegte Fürst Joseph Wilhelm seine Residenz von Stühlingen nach Donaueschingen, das auch nach dem Absterben der Linie Fürstenberg-Mößkirch die Residenzstadt des nun vereinigten Fürstentums blieb.

Territoriale Entwicklung

Von 1664 bis 1716 umfasste das Fürstentum nur die der Linie Fürstenberg-Heiligenberg gehörigen Gebiete - insbesondere die Grafschaft Heiligenberg.

Von 1716 bis 1744 existierten die Fürstentümer Fürstenberg-Stühlingen und Fürstenberg-Meßkirch nebeneinander.

Nach dem Aussterben der Linie Fürstenberg-Meßkirch im Jahre 1744 vereinigte Fürst Joseph Wilhelm Ernst zu Fürstenberg-Stühlingen alle schwäbischen Besitzungen des Gesamthauses Fürstenberg.

Politisches Gewicht im Reich

Das Fürstentum hatte auf dem Reichstag eine Virilstimme auf der weltlichen Fürstenbank. Im schwäbischen Kreis hatte Fürstenberg eine Stimme auf der Fürstenbank und fünf Stimmen auf der Herrenbank.[4] Fürstenberg gehörte als katholisches Haus im Reichstag zum Corpus Catholicorum.

Militärwesen

Das Fürstentum Fürstenberg hatte Kontingente zu den Truppen des schwäbischen Reichskreises zu stellen. Nach dem Kreisbeschluss von 1732 waren dies im Kriegsfalle 380 Mann die dem 2. Kreis-Infanterie-Regiment und 68 Mann die dem Kreis-Kürassier-Regiment angehörten.[5] Es war also aus einer Bevölkerung von ca. 80 000 ein Aufgebot von ca. 450 Mann zu stellen. In Friedenszeiten war die halbe Mannschaftstärke in Garnison zu halten.

Die Mediatisierung

Die Rheinbundakte hatte die Mediatisierung des Fürstentums Fürstenberg und dessen Aufteilung auf Baden, Württemberg und Hohenzollern-Sigmaringen zur Folge.

Die Bestandteile des Fürstentums

Zum Fürstentum werden die von den Reichsfürsten zu Fürstenberg regierten Gebiete im schwäbischen Reichskreis gezählt. Die Besitzungen des Fürstenhauses Fürstenberg in Böhmen (Pürglitz, Kruschowitz, Nischburg, Althütten, Skrywan, Podmokl, Wscheschtatten), Mähren und Österreich (Weitra, Reinpolz, Wasen) werden hingegen nicht dazu gerechnet, da sie unter österreichischer Landesherrschaft standen. Die schwäbischen Besitzungen waren ein Gemisch von Allodial-Gütern und Reichslehen, wobei die in den einzelnen Gebieten den Fürstenberg zustehenden Rechte wiederum recht unterschiedlich waren.

Teilgebiet Jahr des Erwerbs Vorbesitzer Art des Erwerbs
Landgrafschaft Baar 1218 Grafen von Sulz
Herrschaft Haslach 1250 [6]
Herrschaft Wolfach vor 1306 Herren von Wolfach Heirat
Burg Hausach 1303[7] Grafen von Freiburg
Herrschaft Wartenberg um 1307 Edelfreie von Wartenberg Erbe
Herrschaft Prechtal 1419[8] Grafen von Habsburg-Laufenburg Kondominium mit dem Haus Baden-Durlach
Stadt Donaueschingen 1488 Kauf
Herrschaft Romberg 1490 Herren von Geroldseck Kauf
Herrschaft Lenzkirch 1491 Grafen von Lupfen Kauf
Herrschaft Schenkenzell 1498 Herren von Geroldseck Kauf
Bachzimmerer Tal 1527 Phillip v. Almshofen Kauf
Herrschaft Trochtelfingen 1534 Grafen von Werdenberg-Sargans Erbe
Herrschaft Jungnau 1534 Grafen von Werdenberg-Sargans Erbe
Grafschaft Heiligenberg (früher Linzgau 1534 Grafen von Werdenberg-Sargans Erbe
Herrschaft Blumberg 1537 Herren von Bodmann Kauf
Herrschaft Möhringen 1553 Hans Amstad zu Randegg Kauf
Stadt Hüfingen 1620 Freiherren von Schellenberg Kauf
Herrschaft Meßkirch 1627 Grafen von Helfenstein
Herrschaft Gundelfingen 1627 Grafen von Helfenstein Erbe
Herrschaft Neufra 1627 Grafen von Helfenstein
Herrschaft Wildenstein 1627 Grafen von Helfenstein
Herrschaft Falkenstein 1627 Grafen von Helfenstein
Landgrafschaft Stühlingen 1639 Grafen von Papenheim
Herrschaft Hohenhöwen 1639 Grafen von Papenheim
Herrschaft Waldsberg 1656
Herrschaft Schlatt am Randen 1749 Diepold von Tannenberg Kauf
Herrschaft Aulfingen 1776 Freiherren von Wessenberg
Herrschaft Hausen vor Wald 1783 Freiherren von Schellenberg

Regierende Fürsten zu Fürstenberg

Name (Lebensdaten) Regierungszeit Anmerkungen
  Hermann Egon zu Fürstenberg-Heiligenberg
(* 5. November 1627; † 22. September 1674 in München)
1664-1674
  Anton Egon zu Fürstenberg-Heiligenberg
(* 23. April 1656 in München; † 10. Oktober 1716 im Alten Jagdschloss Wermsdorf in Wermsdorf)
1674-1716
Froben Ferdinand Maria zu Fürstenberg-Mößkirch
(* 6. August 1664 in Meßkirch; † 4. April 1741)
1716-1741
Karl Friedrich Nikolaus zu Fürstenberg-Mößkirch
(* 9. August 1714 in Meßkirch; † 7. September 1744 in Hüfingen)
1741-1744
  Joseph Wilhelm Ernst zu Fürstenberg-Stühlingen
(* 13. April 1699 in Augsburg; † 29. April 1762 in Wien)
1744-1762

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise/Anmerkungen

  1. Vortrag über glanzvolle Epoche. In: Südkurier vom 23. März 2011
  2. s. Stiefel Bd. 1, S. 426-428
  3. s. Zech S. 7; zum Vergleich: der Kanton Schaffhausen in der Schweiz hatte 2009 75 677 Einwohner; das deutsche Bundesland Saarland hat eine Fläche von 2 568 km²
  4. s. Fickler S. 45/46
  5. s. Zech S. 8
  6. http://www.der-ortenauer.de/ortenau/HASLACH%20IM%20KINZIGTAL/HASLACH%20IM%20KINZIGTAL.html
  7. http://www.badenpage.de/kinzigtal/hausach/burg_hausach.html
  8. http://www.badische-seiten.de/prechtal/
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