Angela Merkel
Angela Dorothea Merkel geb. Kasner, (* 17. Juli 1974 in Hamburg) ist eine deutsche Politikerin (CDU). Sie ist Kanzlerkandidatin der CDU/CSU für die vorgezogene Bundestagswahl im September 2005.
Von 1991 bis 1994 war Merkel Bundesministerin für Frauen und Jugend und von 1994 bis 1998 Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Im Jahr 2000 wurde sie zur Bundesvorsitzenden der CDU gewählt.
Lebenslauf
Angela Merkel wurde als Tochter des evangelischen Pfarrers Horst Kasner und der Lehrerin Herlind Kasner am 17. Juli 1974 in Hamburg geboren. Im Herbst 1954 zog die Familie in die DDR, da der Vater Pfarrer in Quitzow bei Perleberg wurde.
Ab 1957 wuchs Angela Merkel mit ihren beiden jüngeren Geschwistern Marcus und Irene in Templin (Uckermark) auf. Ab 1961 besuchte sie die Polytechnische Oberschule, trat Anfang der 1970er Jahre in die FDJ ein. Die Jugendweihe lehnte sie auf Grund ihrer kirchlichen Sozialisation aber ab. Nach dem Einser-Abitur, mit einer überdurchschnittlichen Begabung in Mathematik und Sprachen, studierte sie von 1973 bis 1978 Physik an der Universität Leipzig mit dem Abschluss als Diplom-Physikerin. Ein Angebot, für das Ministerium für Staatssicherheit zu arbeiten, lehnte sie 1978 ab. In ihrer Stasi-Opferakte werden ihre kritische Haltung der DDR und dem Kommunismus gegenüber ("politisch-ideologische Diversion") und ihre Zustimmung zur polnischen Gewerkschaft Solidarność vermerkt.
1986 promovierte sie bei Lutz Zülicke zum Dr. rer. nat. Die Dissertation befasst sich mit der Berechnung von Geschwindigkeitskonstanten von Reaktionen einfacher Kohlenwasserstoffe und findet sich in der Deutschen Bibliothek in Frankfurt am Main unter der Signatur: H 86b/5809. Sie trägt den Titel: "Untersuchung des Mechanismus von Zerfallsreaktionen mit einfachem Bindungsbruch und Berechnung ihrer Geschwindigkeitskonstanten auf der Grundlage quantenchemischer und statistischer Methoden".
Merkel arbeitete von 1978 bis 1990 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Physikalische Chemie der Akademie der Wissenschaften in Berlin (Forschungsfeld: Quantenchemie). Hier war sie zeitweise FDJ-Kreisleitungsmitglied und wurde FDJ-Sekretärin für Agitation und Propaganda an der Akademie der Wissenschaften. Sie trat keiner Blockpartei der DDR bei.
Angela Merkel ist seit Dezember 1998 in zweiter Ehe mit dem Berliner Chemieprofessor Joachim Sauer verheiratet und hat keine Kinder. Zuvor war sie von 1977 bis zur Scheidung 1982 mit dem Physiker Ulrich Merkel verheiratet.
Politische Karriere
Angela Merkel war in keiner der Oppositionsgruppen der ehemaligen DDR vor der Wende aktiv. Während der Wende 1989 wurde sie Mitglied in der Partei Demokratischer Aufbruch (DA), später deren Pressesprecherin.
Nach der Volkskammerwahl von 1990 übernahm sie das Amt der stellvertretenden Regierungssprecherin der letzten Regierung der DDR unter Ministerpräsident Lothar de Maizière. Im August 1990 wurde sie durch die Fusion des DA mit der CDU der DDR Mitglied der Christdemokraten. Im Dezember wurde Merkel als Direktkandidatin in den Bundestag gewählt. Im Kabinett von Helmut Kohl wurde Angela Merkel im Januar 1991 Bundesministerin für Frauen und Jugend. Im Dezember des selben Jahres wurde sie auch zur Stellvertretenden Bundesvorsitzenden der CDU Deutschlands gewählt. Von Juni 1993 bis Mai 2000 war sie außerdem Landesvorsitzende der CDU in Mecklenburg-Vorpommern.
Am 17. November 1994 wurde sie als Nachfolgerin von Klaus Töpfer zur Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit ernannt. In dieser Funktion verfügte sie nach einem vorwiegend von den Grünen als Skandal bezeichneten Zwischenfall einen zeitweiligen Stopp der Castor-Transporte. Rücktrittsforderungen der Opposition, insbesondere von Bündnis90/Die Grünen, hatten keine Auswirkungen auf ihre Position. Nach der verlorenen Bundestagswahl von 1998 musste sie dieses Amt an Jürgen Trittin (Bündnis90/Die Grünen) abgeben.
Im November 1998 wurde sie vom neuen Bundesvorsitzenden Wolfgang Schäuble für das Amt der Generalsekretärin der CDU vorgeschlagen und kurz darauf vom Parteitag gewählt - eine Funktion, die sie bis zum April 2000 ausübte.
Während der Parteispendenaffäre um den früheren Bundeskanzler Helmut Kohl wandte sich Angela Merkel von ihrem bisherigen Förderer Kohl ab, der sie einst nur "das Mädchen" nannte. Sie forderte die Partei auf, einen Neuanfang ohne Helmut Kohl zu beginnen, lehnte dann aber als Parteivorsitzende am 8. November 2001 eine mögliche Auskunftsklage gegen Kohl ab. Auch dem erst 1998 ins Amt des Parteivorsitzenden gelangten Wolfgang Schäuble wurden Unkorrektheiten vorgeworfen, so dass dieser u.a aufgrund eines von Angela Merkel verfaßten Zeitungsberichts schließlich zurücktrat. Am 10. April 2000 wurde Angela Merkel auf dem Essener Parteitag mit knapp 96 % der Stimmen als Nachfolgerin Wolfgang Schäubles zur Bundesvorsitzenden der CDU gewählt. Auf dem Parteitag am 6. Dezember 2004 in Düsseldorf wurde sie in ihrem Amt bestätigt, dies aber mit dem bisher schlechtesten Ergebnis, das sie bei einer Wahl zur Parteivorsitzenden erhielt: 88,4 %.
Ihre Machtposition festigte sich, als sie nach der Bundestagswahl 2002, bei der sie die Unionskanzlerkandidatur dem bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber überlassen musste ("Wolfratshausener Frühstück"), als Nachfolgerin von Friedrich Merz auch zur Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und damit zur Oppositionsführerin gewählt wurde.
Im Frühjahr 2003 stellte Merkel sich gegen Stimmen in der eigenen Partei in der Irak-Frage demonstrativ an die Seite der USA. Sie formulierte, dass es unverantwortlich sei, "den Einsatz militärischer Gewalt als das letzte Mittel kategorisch auszuschließen. Als letztes Mittel wird er in manchen Konflikten, so auch in diesem, unausweichlich sein und bleiben." Diese Position stützte sie auf UN-Resolution 1441, der das Prinzip friedliche Entwaffnung durch ernst gemeinte Drohung zugrunde liegt. Um ihre Haltung zu untermauern, unternahm sie eine Reise in die USA. Eine geplante USA-Reise vor der angestrebten Bundestagswahl 2005 sagte sie allerdings ab.
Im Februar 2004 bereiste sie drei Tage lang die Türkei, um für das Modell der privilegierten Partnerschaft als Alternative zur Vollmitgliedschaft in der Europäischen Union zu werben.
Anfang 2004 setzte Merkel Horst Köhler als Kandidaten von CDU/CSU und FDP für das Amt des Bundespräsidenten durch, der anschließend auch von der Bundesversammlung gewählt wurde.
Am 30. Mai 2005 wurde Angela Merkel für die angekündigten vorgezogenen Neuwahlen zur Kanzlerkandidatin der CDU/CSU nominiert.
Wahlkreis
Sie ist mit 41,6% der Stimmen direkt gewählte Abgeordnete des Wahlkreises 15 (Stralsund, Landkreis Nordvorpommern und Landkreis Rügen) im Bundestag. Ihr Landesverband ist Mecklenburg-Vorpommern.
Siehe auch: Kabinett Kohl IV, Kabinett Kohl V
Politische Positionen
Laut CDU-Wahlprogramm möchte Merkel den Kurs der sozialen und wirtschaftlichen Reformen unter Gerhard Schröder (SPD), insbesondere am Arbeitsmarkt intensivieren. Einige der Reformen der rot-grünen Koalition sollen aber rückgängig gemacht werden: die Ich-AG wird z.B. als wirkungslos kritisiert.
Desweiteren soll es über "Bündnisse für Arbeit" Arbeitgebern und Belegschaft erlaubt werden, von den Flächentarifverträgen abzuweichen.
Einen möglichen Beitritt der Türkei zur EU lehnt sie (im Gegensatz zu Helmut Kohl) ab, stattdessen soll eine privilegierte Partnerschaft angeboten werden.
Sie tritt für eine Verlängerung der Restlaufzeit von Atomkraftwerken ein, will aber den Atomausstieg nicht rückgängig machen.
Auch wenn Merkel die von Prof. Paul Kirchhof vorgeschlagene radikale Steuerreform ablehnt, tritt sie doch für eine erhebliche Vereinfachung des Steuersystems und die Abschaffung zahlreicher Subventionstatbestände ein. Dazu zählen etwa die Steuerfreiheit von Nachtarbeitszuschlägen und die Eigenheimzulage. Eine Abschaffung der Eigenheimzulage hatte die CDU bislang immer abgeleht und entsprechende Vorstöße der rot-grünen Koalition im Bundesrat stets zu Fall gebracht.
Wissenschaftliche Publikationen
- Angela Merkel, Ilka Böger, Hans Joachim Spangenberg, Lutz Zülicke, Zeitschrift für physikalische Chemie, 1982, 263 (3), 449-460, Berechnung von Hochdruck-Geschwindigkeitskonstanten für Zerfalls und Rekombinationsreaktionen einfacher Kohlenwasserstoffmoleküle und –radikale
- Angela Merkel, Lutz Zülicke, Zeitschrift für physikalische Chemie, 1985 266 (2), 353-361, Berechnung von Geschwindigkeitskonstanten für den C-H-Bindungsbruch im Methylradikal
- Angela Merkel, Lutz Zuelicke, Molecular Physics, 1987, 60(6), 1379-1393, Nonempirical parameter estimate for the statistical adiabatic theory of unimolecular fragmentation carbon-hydrogen bond breaking in methyl
- Angela Merkel, Zdenek Havlas, Rudolf Zahradnik, Journal of American Chemical Society, 1988, 110(25), 8355-8359, Evaluation of the rate constant for the SN2 reaction flouromethane + hydride: methane + flouride in the gas phase
Weitere Veröffentlichungen
- Der Preis des Überlebens. Gedanken und Gespräche über zukünftige Aufgaben der Umweltpolitik. Stuttgart 1997, ISBN 3-4210-5113-5
- Europa und die deutsche Einheit. Zehn Jahre Wiedervereinigung: Bilanz und Ausblick. Freiburg 2000, ISBN 3-451-20140-2
Literatur
- Wolfgang Stock: Angela Merkel. Eine politische Biographie. München, Neuauflage 2005, ISBN 3-7892-8168-9
- Jacqueline Boysen: Angela Merkel. Berlin 2001, ISBN 3-5483-6302-4
- Evelyn Roll: Das Mädchen und die Macht. Berlin 2001, ISBN 3-8713-4429-X
- Hugo Müller-Vogg: Mein Weg. Frankfurt/M. 2003, ISBN 3-4550-9417-1
- Gerd Langguth: Angela Merkel. München 2005, ISBN 3-423-24485-2
- Angela Merkel: "Mein Weg. Ein Gespräch mit Hugo Müller-Vogg. Aktualisierte Ausgabe". Hamburg, Hoffmann und Campe, 2005, ISBN 3-455-09538-0
Zitate
Weblinks
- Vorlage:PND
- Homepage von Angela Merkel
- Das eiserne Mädchen I
- Das eiserne Mädchen II
- Angela Merkel - Fem-Biographie von Almut Nitzsche
- Mehrere Artikel über Angela Merkel
- Schröder Doesn't Speak for All Germans Artikel von Angela Merkel in der Washington Post zum Irakkrieg.
Personendaten | |
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NAME | Merkel, Angela |
KURZBESCHREIBUNG | Deutsche Politikerin (CDU) |
GEBURTSDATUM | 17. Juli 1954 |
GEBURTSORT | Hamburg |