Der Porsche 935 wurde 1976 für die Langstreckenrennen der Markenweltmeisterschaft der FIA-Gruppe 5 entwickelt, auf Basis des Porsche 930, der unter der Bezeichnung 911 Turbo bekannt ist.
Porsche | |
---|---|
![]() | |
935 | |
Produktionszeitraum: | 1976–1981 |
Klasse: | Rennwagen |
Karosserieversionen: | Coupé |
Motoren: | 2,8–3,2 l Boxermotoren, 433–620 kW |
Länge: | 4.680–4.890 mm |
Breite: | |
Höhe: | |
Radstand: | 2.271–2.279 mm |
Leergewicht: | 970–1.025 kg
|
Vorgängermodell | Porsche 930, Porsche 911 Carrera RSR |
Nachfolgemodell | Porsche 961, Porsche 959 |
Entwicklung
Im Vergleich zum 930 ist die Frontpartie des 935 sehr flach, da die Frontscheinwerfer unter die Stoßstange verlegt wurden und stattdessen an deren Stelle Lüftungsschlitze angebracht wurden. Dies verbessert den dringend nötigen Abtrieb an der Vorderachse. Ein weiteres Kennzeichen des Porsche 935 ist der Heckflügel, der über der Serien-Heckflosse des 930 angebracht wurde. Als Bremsen kamen die vom Porsche 917 zum Einsatz. Das Gewicht betrug ca. 970 kg.
Die Motorleistung des Turbos im Jahr 1976 lag mit einem Turbolader etwa bei 433 kW (590 PS), die 1977 per Bi-Turbo weiter gesteigert wurde und 1978 beim legendären „Moby Dick“ sogar 620 kW (845 PS) erreichte. Hier wurde jedoch der Hubraum auf 3211 cm³ erweitert und wassergekühlte Zylinderköpfe mit Vierventiltechnik verwendet. Der „Moby Dick“ stellt somit den stärksten Wagen dar, der je aus dem 911 heraus entwickelt wurde. Die Höchstgeschwindigkeit dieses Wagens betrug 366 km/h. Damit der Motor die beim Rennen entstehenden Temperaturen schadlos überstehen konnte, wurden neben der klassischen Luftkühlung die Zylinderköpfe zusätzlich mit Wasser gekühlt.
Eine Sonderversion stellte das sogenannte „Baby“ dar, das 1977 zu Demonstrationszwecken in der kleinen Division der Deutschen Rennsport-Meisterschaft eingesetzt wurde, um zu zeigen, dass man auch hier gewinnen kann, wenn man will. Der Hubraum wurde auf 1425 cm³ halbiert, die Leistung sank auf 272 kW (370 PS), und das Gewicht wurde auf 750 kg abgespeckt. Nach dem Debüt auf dem Norisring siegte das Baby auf dem Hockenheimring gegen die Turbos von BMW und Ford, womit die Mission erfüllt war und der Wagen ins Museum wanderte.
Renneinsatz und Rennerfolge
Der Porsche 935 dominierte von 1976 bis 1981 die Rennen der Gruppe 5 für Fahrzeuge mit mehr als 2l Hubraum. Erst ab 1979 gelang es dem Konkurrenten Lancia mit dem neu entwickelten Lancia Beta Montecarlo Turbo Gruppe 5, den Porsche 935 in der Klasse bis 2l Hubraum und ab 1980 als Gesamtsieger in der Markenweltmeisterschaft abzulösen. So wurde im Debutjahr der Wagen sofort Marken-Weltmeister (zusammen mit dem Porsche 936 in der Sportwagen-Weltmeisterschaft). Der Erfolg konnte 1977 wiederholt werden, dank der Kundenteams. Bekannte Piloten des 935er waren Jacky Ickx, Jochen Mass, Klaus Ludwig, Rolf Stommelen, Manfred Winkelhock und vor allem Bob Wollek, der nie Werkspilot wurde.
Der 935 erzielte viele Siege, u. a. bei Langstreckenrennen wie
- 24-Stunden-Rennen von Le Mans (24 Heures du Mans)
- 24-Stunden-Rennen von Daytona
- 12-Stunden-Rennen von Sebring
- ADAC 1000 km Nürburgring
Ab 1978 setzte Porsche (abgesehen von Testrennen und Le Mans) keine Werkswagen bei Rennen mehr ein, sondern überließ den privaten Kundenteams das Feld, die die Erfolgsserie bis 1981 (und in USA bei der IMSA darüber hinaus) fortsetzten. Danach wurde das FIA-Regelwerk geändert, ab 1982 verschwand der 935 von den internationalen Rennstrecken.
Der 935 ist einer der erfolgreichsten Rennwagen, die Porsche jemals entwickelte.
Varianten
Neben den vom Werk hergestellten Werks- und Kundenfahrzeugen, gab es im Laufe der Zeit mehrere Varianten. Die erfolgreichsten Weiterentwicklungen wurden dabei von Kremer Racing, Joest Racing und JLP Racing vorgenommen. Besonders große Verbreitung erfuhr der von Manfred Kremer weiterentwickelte 935 mit der Kennung K3. Mit einem Fahrzeug dieser Bauart gewannen Bill Whittington, Don Whittington und Klaus Ludwig 1979 das 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Daneben wurden auch eine unbestimmte Anzahl von anderen Porsche-Modellen zu Porsche 935 umkonstruiert. So bot Porsche 1976 selbst ein Bodykit für den Porsche 934 an, deren offizielle Bezeichnung nach dem Umbau nun Porsche 934/5 lautete.
-
Werks-Porsche von 1977
-
Joest-Replica des Moby Dicks von 1981
-
Kremer Porsche von 1980
-
Fabcar Porsche von 1984
Technische Daten
Der Porsche 935 wurde von 1976 bis 1981 in folgenden Ausführungen produziert und eingesetzt:
Porsche 935: | 935 (1976) | 935/77 (1977) | 935/77 „Baby“ (1977) | 935/78 „Moby Dick“ (1978) |
---|---|---|---|---|
Motor: | 6-Zylinder-Boxermotor mit Turboaufladung (Viertakt) | |||
Hubraum: | 2857 cm³ | 1425 cm³ | 3211 cm³ | |
Bohrung x Hub: | ||||
Leistung bei 1/min: | 433 kW (590 PS) bei 7900 | 470 kW (650 PS) | 260 kW (370 PS) | 620 kW (845 PS) bei 8200 |
Max. Drehmoment bei 1/min: | ||||
Verdichtung: | ||||
Ventilsteuerung: | zwei obenliegende Nockenwellen mit Kettenantrieb | vier obenliegende Nockenwellen mit Steuerradantrieb | ||
Kühlung: | Luftkühlung (Gebläse) | Luftkühlung (Gebläse), Zylinderköpfe mit Wasserkühlung | ||
Getriebe: | 4-Gang-Getriebe, Hinterradantrieb | |||
Bremsen: | Stahlscheibenbremsen (innenbelüftet) | |||
Radaufhängung vorn: | Einzelradaufhängung je Rad | |||
Radaufhängung hinten: | Einzelradaufhängung je Rad | |||
Federung vorn: | eine Schraubenfeder je Rad | |||
Federung hinten: | eine Schraubenfeder je Rad | |||
Karosserie: | Selbsttragende Stahlkarosserie mit Kunststoffteilen | Leichtmetall-Gitterrohrrahmen mit Kunststoffkarosserie | ||
Spurweite vorn/hinten: | ||||
Radstand: | 2271 mm | 2279 mm | ||
Reifen/Felgen: | ||||
Maße Länge: | 4680 mm | 4890 mm | ||
Leergewicht: | 970 kg | 750 kg | 1025 kg | |
Höchstgeschwindigkeit: | 340 km/h | 350 km/h | 270 km/h | 366 km/h |
Literatur
- Austen, Jörg: Porsche 911 Rallye- und Rennsportwagen. Die technische Dokumentation. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-613-02492-6
- Schneider, Peter: Typenkompass Porsche. Renn- und Rennsportwagen seit 1948. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2003, ISBN 3-613-02300-8