Johannes-Passion (J. S. Bach)

vollständig erhaltene authentische Passion von Johann Sebastian Bach
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Die Johannespassion (BWV 245) ist neben der Matthäuspassion die einzige vollständig erhaltene authentische Passion von Johann Sebastian Bach. Ihre Uraufführung war am Karfreitag, dem 7. April 1724, in der Nikolaikirche in Leipzig. Wie auch in der Matthäuspassion wird die Handlung aus vier verschiedenen Perspektiven vorgetragen:

  • Erzählende Perspektive, ausgedrückt durch die Rezitative des Evangelisten, der handelnden Personen und durch die dramatischen Chor-Partien;
  • Betrachtende Perspektive des/der Einzelnen, dargestellt in den zumeist lyrischen Arien;
  • Andachtsperspektive der Gemeinde, in Form bekannter evangelischer Kirchenchoräle;
  • Ermahnende Perspektive, verkörpert durch die aufwändig angelegten Eingangs- und Schlusschöre;

Bachs Johannespassion enthält ausgeprägte kontrapunktische Elemente, und greift auf zum Teil schon zu Bachs Zeiten altertümliche Instrumente wie die Laute, die Viola d'amore und die Gambe zurück.

Im Gegensatz zur Matthäuspassion unterzog Bach die Johannespassion mehrfach umfassenden Umgestaltungen. Für die Aufführung 1725 ersetzte er den Anfangs- und Schlusschor durch zwei Choralbearbeitungen, "Oh Mensch, bewein dein Sünde groß" und "Christe du Lamm Gottes", eine Reihe von Rezitativen und Arien wurde durch andere Rezitative und Arien ausgetauscht (ein Teil dieser Arien und Rezitative stammt wohl aus der sogenannten Weimarer bzw. Gothaer Passion von 1717 BC D 1). Es ist vermutet worden, dass diese Überarbeitung die Passion besser in die Reihe der Choralkantaten einpassen sollte, die er im Jahrgang 1724/25 systematisch schrieb.

Bei der dritten Fassung (1728/1730 oder 1732) entfernte er die Textstellen, die ursprünglich aus dem Matthäusevangelium eingefügt waren – also u. a. die Erdbebenszene – und nährte sich der Fassung von 1724 wieder an.

Eine Überarbeitung von 1739 blieb unvollendet und wurde auch nie aufgeführt.

Eine weitere Variante wurde 1749 aufgeführt; sie entsprach im wesentlichen wieder der Struktur von 1724, war jedoch im instrumentalen Bereich deutlich erweitert (z. B. Bassono grosso). Bei einer Aufführung 1749 oder später wurden die Arientexte teilweise tiefgreifend umgedichtet; ob diese Textänderungen noch zu Bachs Lebzeiten durchgeführt wurden, ist unklar.

Die heute meistens zur Aufführung gebrachte Fassung stellt eine Mischung aus der unvollendeten Neufassung von 1739 und der Fassung von 1749 (ohne die späteren Textänderungen in den Arien) dar, die so von Bach nie vorgesehen war.