Box Tunnel

Eisenbahntunnel im Vereinigten Königreich
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Der Box Tunnel ist ein 2,6 km langer Eisenbahntunnel aus der Frühzeit der Geschichte der Eisenbahn auf der Bahnstrecke London–Bristol zwischen Chippenham und Bath, in der Nähe des Ortes Box, zeitweise auch Box Hill, in der Kilometrierung zwischen 99 stat.mi. 12 ch und 100 stat.mi. 78 ch.

Box Tunnel
Box Tunnel
Box Tunnel
Westportal
Offizieller Name Box Tunnel
Nutzung Eisenbahntunnel
Verkehrsverbindung Bahnstrecke London–Bristol
Ort Box (Wiltshire)
Länge 2600 Meterdep1
Anzahl der Röhren 1
Bau
Bauherr Great Western Railway
Baubeginn 1836
Fertigstellung 1841
Planer Isambard Kingdom Brunel
Betrieb
Freigabe 30. Juni 1841
Lagekarte
Box Tunnel (Vereinigtes Königreich)
Box Tunnel (Vereinigtes Königreich)
Koordinaten
Ostportal 51° 25′ 25,3″ N, 2° 12′ 19,3″ W
Westportal 51° 25′ 8″ N, 2° 14′ 49,1″ W
Ostportal

Bau

 
Erbauer des Box Tunnels: Isambard Kingdom Brunel

Der Tunnel wurde von Isambard Kingdom Brunel geplant und gebaut. Dabei soll er den Tunnel so haben anlegen lassen, dass die Sonne am 9. April, seinem Geburtstag, durch den ganzen Tunnel scheint.[1] Das ist allerdings umstritten. Von Osten nach Westen hat der Tunnel ein Gefälle von einem Prozent. Der Tunnel weist vier Ventilationsschächte auf.

Die Arbeiten begannen im Frühjahr 1836 an beiden Tunnel-Enden. Die Tunnellänge stieß sowohl auf technische als auch auf betriebliche Bedenken. Der Tunnel musste aus dem anstehenden Gestein herausgehauen werden, da Dynamit, das bei den großen Tunnelbauten am Ende des 19. Jahrhunderts eingesetzt wurde, noch nicht zur Verfügung stand. Betriebliche Bedenken ergaben sich wegen der Abgase der Dampflokomotiven sowie medizinische Bedenken hinsichtlich der Verträglichkeit für Fahrgäste: Kritische Stimmen befürchteten, dass die Fahrgäste im Tunnel taub würden.

Die Arbeiten wurden rund um die Uhr in mehreren Schichten durchgeführt. Anfangs waren 1500 Arbeiter und über 100 Pferde beschäftigt. Diese Zahl erhöhte sich in den letzten sechs Monaten vor Vollendung des Tunnels auf 4000 Arbeiter und 300 Pferde. Die Bauarbeiten erwiesen sich als schwierig. Gleich zu Anfang traten Probleme auf, da die Baustelle überflutet wurde. Insgesamt dauerte der Tunnelbau fünf Jahre und fast 100 Arbeiter kamen dabei ums Leben. Als die beiden Vortriebsstrecken aufeinander trafen, betrug die Abweichung lediglich 5 cm. Die Arbeiten wurden im Frühling 1841 beendet und am 30. Juni 1841 wurde die Eisenbahnlinie eröffnet. Damals war der Box Tunnel der längste Eisenbahntunnel der Welt.

An der Westseite des Tunnels im Bereich Box befindet sich am Eingang ein monumentales Portal, während die östliche Öffnung des Tunnels bei Corsham schlichter gehalten ist.

Steinbruch

Ein einträglicher Nebeneffekt des Tunnelbaus war die Erschließung großer Vorkommen gelben oolithischen Kalksteins (Bath Stone) aus dem Jura, der für das Bauwesen hoch geeignet war.

Riesige unterirdische Steinbrüche wurden zwischen Box Hill und Corsham, vom Tunnel abzweigend, unterirdisch angelegt. Von dort wurden die Steine mit Karren aus den Steinbrüchen zum Tunnel und mit einer Schmalspureisenbahn entlang der Bahnlinie im Tunnel weitertransportiert. Am Ende des Tunnels bei Corsham gab es einen separaten Ausgang für diese Bahn. Mit der Möglichkeit, die Steine per Eisenbahn weiter zu transportieren, konnte eine Vielzahl von Städten und damit ein großer Markt erreicht werden. So wurden beispielsweise einige Colleges der Universität Oxford mit Steinen aus Box errichtet. Ihren Höhepunkt erreichte die Steinbruchindustrie zwischen 1880 und 1909, als Millionen Tonnen Kalkstein verkauft wurden. Die Steinbrüche blieben bis 1969 geöffnet.

Militärische Nutzung

Die durch den Steinabbau entstandenen Höhlen wurden im Zweiten Weltkrieg genutzt, um Munition zu lagern und eine Fabrik für Flugzeugmotoren unterzubringen. Alleine die unterhalb des Hartham Park liegenden unteriridischen Steinbrüche umfassen eine Fläche von 8 Miles (ca. 12,9 km²), in dem die Royal Navy stationiert war; ein Teil davon wird seit dem Mai 2010 wieder von einer britischen Tochter der HeidelbergCement AG als Steinbruch genutzt.[2][3] Ein Nachrichtenzentrum wurde hier ebenfalls eingerichtet, das durch Schächte mit einem darüber liegenden Luftwaffenstützpunkt verbunden war. Um diese Einrichtungen zu bedienen, wurde ein unterirdischer Bahnhof mit zwei Bahnsteigen angelegt. Im Kalten Krieg wurde die Anlage atombombensicher ausgebaut. Sie war von London aus leicht erreichbar und als Kommandozentrum und Schutzraum für die Regierung und die königliche Familie im Falle eines Nuklearkrieges vorgesehen[4] (Central Government War Headquarters). In dem Höhlensystem befinden sich – wenn auch im Umfang reduziert – weiterhin Einrichtungen des Militärs.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Deiss.
  2. heidelbergcement.com: Bath stone, in englischer Sprache, abgerufen am 8. Mai 2011
  3. heidelbergcement.com: Box Ground Bathstone back into production for first time in 60 years, in englischer Sprache, abgerufen am 8. Mai 2011
  4. Deiss.

Koordinaten: 51° 25′ 14,2″ N, 2° 13′ 40,2″ W