Der Computer-Hersteller DEC lieferte mit VMS (Virtual Memory System) für seine VAX-Rechner (Virtual Address eXtension) ab 1978 ein für die damalige Zeit ausgesprochen fortschrittliches 32-Bit-Betriebssystem aus, das multiuser- und multitasking-fähig war.
1978 wurde Version 1.0 veröffentlicht, ab Beginn stand mit DECnet bereits eine leistungsfähige point-to-point-Verbindung zwischen Rechnern zur Verfügung. Unter Version 4 (ab 1983/84) wurden die ersten VAX-Cluster konfiguriert, die eine gemeinsame System-Disk hatten. Gleichzeitig wurde DECnet Phase IV mit umfassender Ethernet-Unterstützung freigegeben. Ab Version 5 konnte es mit graphischen Oberflächen umgehen (DECwindows – OSF/Motif-kompatibel). Die zuletzt entwickelten Versionen 7.x aus dem Jahr 1996/97 hatten bereits Unterstützung für die als VAX-Nachfolger entwickelte 64-Bit-Prozessorarchitektur Alpha (diese Variante hieß AXP), sowie moderne Datenverarbeitung mit XML und LDAP. Aktuell ist die Version OpenVMS 8.2.
VMS unterscheidet traditionell nicht zwischen Groß- und Kleinschreibung in Dateinamen und Kommandozeilenargumenten, allerdings kann man seit OpenVMS V7.3-1 ein Dateisystem case-sensitive einrichten.
Im Gegensatz zu Unix werden Datenträger nicht als Verzeichnis unterhalb einer globalen Wurzel eingebunden, statt dessen gibt es Laufwerksbezeichnungen.
Viele Nutzer sahen (und sehen) VMS im Vergleich zu UNIX als das stabilere System an. Hochverfügbarkeitstechnologien wie Clustering wurden in VMS schon frühzeitig implementiert, heute noch laufen zahlreiche Anwendungen, bei denen es auf hohe Verfügbarkeit ankommt, unter diesem Betriebssystem.
Als Skriptsprache steht die DCL (Digital Command Language) zur Verfügung. Kommandos werden nach Konvention in Großbuchstaben angegeben, wie SHOW (Informationen über Datum, eingeloggte Nutzer, freier Speicherplatz), RECALL, DIR und HELP.
So wie die Entwickler von VMS Konzepte von den PDP-Systemen RSTS/E, RT-11 und RSX übernahmen, wurden später VMS-Konzepte (und Entwickler) von Microsoft zur Entwicklung von Windows NT eingesetzt.
DEC wurde später (1998) von Compaq übernommen, die wiederum inzwischen von HP übernommen wurde (2002). Wer sich mit VMS beschäftigen möchte, kann sich bei einer lebhaften Community rund um das inzwischen OpenVMS genannte System informieren. Neben VAX-Rechnern läuft es auch auf 64-Bit Alpha-Maschinen.
Hinsichtlich der Vermarktung von OpenVMS gab es bis zur Übernahme durch HP keine klare Leitlinie. Dies hat sich in letzter Zeit deutlich geändert. Die Version 8.1 ist verfügbar, erste gemischte Cluster zwischen VAX-, Alpha- und Itanium-II-Systemen wurden erfolgreich demonstriert. Aufgrund der unerreichbaren Vorteile im Bereich des Clustering und seiner extrem hohen Sicherheitstandards ist OpenVMS in vielen Bereichen wieder die erste Wahl.
Am 18. Januar 2005 stellte HP OpenVMS 8.2 für Alpha- und Itanium-Server offiziell vor: http://www.heise.de/newsticker/meldung/55211
Die Auslieferung der OpenVMS-Portierung auf Intel-IA-64-Systeme steht unmittelbar bevor, was die Zukunft des Systems auch angesichts des Erwerbs der Alpha-Architektur durch Intel sichern sollte.
Nahezu alle SMS-Center bei Mobilfunkanbietern laufen unter OpenVMS, die Großzahl der Börsensysteme ebenso.
Für nicht-kommerzielle Anwendungen werden kostenlos Lizenzen für OpenVMS und die wichtigsten Programme im Rahmen des OpenVMS Hobbyist Programs bereitgestellt. Verfügt man nicht über die für OpenVMS benötigte Hardware, kann dank SIMH ein VAX-Rechner in Software simuliert werden.
Weblinks
- http://www.hp.com/go/openvms – OpenVMS-Herstellerseiten
- http://www.openvms.org/ – OpenVMS-Seiten
- http://h71000.www7.hp.com/openvms/roadmap/openvms_roadmaps.htm – Aktuelle Roadmap
- http://www.levitte.org/~ava/index.htmlx – Informationsportal
- http://www.openvmshobbyist.com/ – OpenVMS Hobbyist Program
- http://simh.trailing-edge.com/ – The Computer History Simulation Project (SIMH)
- http://www.openvms.de/ – Deutschsprachige OpenVMS-Seiten
- http://h71000.www7.hp.com/openvms/20th/vmsbook.pdf – Download als eBook
- http://www.systella.fr/~bertrand/FreeVMS/indexGB.html – Ein VMS-Emulator