Franz Kafka (*3. Juli 1883 in Prag, †3. Juni 1924 in Kierling bei Wien), Schriftsteller.
Franz Kafka ungefähr 1917
Kafka wuchs im tschechischen Prag, das damals Teil von Österreich-Ungarn war, als Teil der jüdischen Minderheit auf. Seine Muttersprache war, wie damals für etwa 10% der Bevölkerung Prags, deutsch. Das ist auch die Sprache, in der er seine Werke verfasste.
Kafka arbeitete von 1907 bis 1922 in einer Versicherungsgesellschaft. Aufgrund einer Erkrankung an Tuberkulose musste er 1922 seinen Beruf aufgeben. 1923 zog er nach Berlin, um sich ganz der Schriftstellerei zu widmen. Ein Jahr später starb er in einem Lungensanatorium bei Klosterneuburg.
Kafka bezeichnete sich selbst als einen Atheisten und Sozialisten. Sein enger Freund Max Brod hat wesentlich zur Verbreitung von Kafkas Werk beigetragen. So veröffentlichte er als Kafkas Nachlaßverwalter postum die drei Romane, obwohl Kafka diese testamentarisch zur Vernichtung bestimmt hatte. Eine Freundin Kafkas war auch Milena Jesenska.
Die Werke Kafkas spiegeln ein verbreitetes Lebensgefühl vieler Menschen des 20. Jahrhunderts wider. Wie in einem Alptraum bewegen sich seine Protagonisten anonymen Mächten ausgeliefert durch ein Labyrinth undurchsichtiger Verhältnisse. Dies gilt schon räumlich. Das Schloss im gleichnamigen Roman, die Gerichtsgebäude im Prozess bestehen aus einem weit verzweigten Gewirr unübersichtlicher Räume, und auch im Roman Amerika sind die seltsam unverbundenen Schauplätze - ein Schiff, die Wohnung des Onkels des Helden Karl Roßmann, ein Hotel, ein Zirkus - gigantisch und unüberschaubar.
Besonders bleiben aber auch die Beziehungen der handelnden Personen ungeklärt. Der Landvermesser im Schloss erfährt nicht, wer ihn bestellt hat und erhält trotz aller seiner Bemühungen keinen Zugang zu den maßgeblichen Stellen in der Schlossverwaltung, wie auch der Angeklagte 'K.' im Prozeß niemals auch nur die Anklageschrift zu Gesicht bekommt. Nur im unvollendet gebliebenen Roman Amerika bleibt die Hoffnung, dass Roßmann im größten Zirkus der Welt dauerhaft Geborgenheit finden kann.
Diese Verhältnisse sind nicht nur als eine Anklage gegen eine bürokratische Maschinerie, die jedes Ziel und jeden Zweck völlig verloren hat und sich nur noch selbst verwaltet, zu verstehen, sondern auch im übertragenen religiösen und psychologischen Sinne.
So ist vor allem die Erzählung Die Verwandlung in der ein Handelsreisender beim Erwachen feststellen muss, dass er sich über Nacht in eine Art riesigen Käfer verwandelt hat, und für seinen Zustand in der Folge bei seiner Familie begreiflicherweise immer weniger Verständnis findet, bis in alle Einzelheiten als eine verschlüsselte Darstellung von Familienbeziehungen psychologisch analysiert worden.
Unter dem Eindruck dieser beeindruckenden Romane und Erzählungen, die dabei leicht lesbar und spannend sind, ist auch das Adjektiv kafkaesk entstanden, das für diese Verlorenheit und das Gefühl, fremden und unbegreiflichen Mächten hilflos ausgeliefert zu sein, steht.
Wichtigste Werke
- Erzählungen
- Romane
- 1925 - Der Prozess
- 1926 - Das Schloß
- 1927 - Amerika