Rio Funk oder Baile Funk (in Brasilien meist einfach nur Funk) nennt man eine in den 90er Jahren sehr populär gewordene Form des Hip Hop aus Brasilien, die vor allem die Musik der Schwarzen und Slumbewohnern der Großstädte Rio de Janeiro und São Paulo geworden ist.
Die Stilrichtung entstand in den 90er Jahren aus der Miami Bass-Musik der USA, einem schnellen, von elektronischen Beats gekennzeichneten Spielform des Hip Hop. Im Unterschied zum Miami Bass legten die brasilianischen Funkeiros unter den typischen Sound des Drumcomputers TR-808 auch traditionelle, afrikanisch beeinflusste Trommelrhythmen. Die Texte handeln noch expliziter als im amerikanischen Gangsta Rap von Sex, Drogen und Kriminalität und sind oft extrem gewaltverherrlichend.
Die Musik wurde vor allem wegen der oft in Massenschlägereien ausartenden Bailes de Corredor (auch Funk Balls genannt) schnell berüchtigt. Dies sind meist in heruntergekommenen Hallen der Favelas stattfindende Feste, auf denen Funk-Musik gespielt wird, und die Masse sich in zwei Seiten spaltet, die oft zwei rivalisierenden Gangs des Viertels entsprechen. Zwischen diesen beiden Lados gibt es einen Korridor, in dem die Funkeiros sich gegenseitig anspringen. Im Gegenzug wird versucht, die „Funkeiros“ der anderen Seite während des Sprungs zurückzuhalten. Die Bailes de Corredor wurden aufgrund der zahlreichen Todesfälle während dieser Veranstaltungen im Jahr 1992 verboten; dennoch sterben in Rio weiterhin jedes Wochenende Funkeiros. Der Beliebtheit des Musikstils tut dies aber keinen Abbruch.
Nach der Jahrtausendwende wurde der Stil durch einige Veröffentlichungen internationaler Major-Plattenlabels auch in Europa wahrgenommen. Der Track Quem Que Caguetou (Follow Me Follow Me) von Tejo Black Alien & Speed schaffte es 2004 dank seiner Verwendung in einem Auto-Werbespot und einem Remix von Fatboy Slim in Großbritannien und Deutschland in die Top 100. Die ebenfalls 2004 erschienene Compilation Rio Baile Funk - Favela Booty Beats verschafft europäischen Hörern einen Überblick über den Stil.
Wichtige Bands und ihre Hits
- Furação („Ta Tudo Dominado“, „So As Cachorras“)
- MC Serginho („Eguinha Pocotó“)
- MC Andinho
- MC Marcinho („Glamurosa“)
- MC Vanessinha („Dança da Peteca“)
- MC Tati Quebra Barraco
- Bonde do Tigrão („O Baile Todo“)
- Denis DJ („Cerol Na Mao“)
- MCs Naldinho & Beth („Tapinha“)
- De Falla („Popozuda Rock'n'Roll“)
- Bonde do vinho („Mexe Calderao“)
Weblinks
- Samba? That's so last year The Guardian 11.3.2004
- HipHop und Rap zum Draufschlagen. Brasiliens Massendiscos „Baile Funk“ Artikel der Informationsstelle Lateinamerika e.V., 18.9.2004
- [1] Auf portugiesisch, mit Geschichte des Funk, Fotos, Slangwörterbuch und vielen (meist recht zahmen) Hörbeispielen
- Charts zum runterladen, portugiesisch
- Noch mehr Musik zum runterladen, Links zu best. Equipes wie Furacao etc.
- Noch mehr Musik, und videos ua von Bonde do vinho