Erhard Loretan (* 28. April 1959 in Bulle in der Schweiz) ist einer der erfolgreichsten Höhenbergsteiger der Welt. Er war 1995 der zweite Bergsteiger, dem die Besteigung aller 14 Achttausender ohne künstlichen Sauerstoff gelang, und der dritte insgesamt (Begehungen mit künstlichem Sauerstoff mitgerechnet). Loretan ist diplomierter Kunstschreiner.
Karriere
Loretan, der in Crésuz in den Freiburger Voralpen wohnt, fing mit elf Jahren zu klettern an und bewältigte schon vier Jahre später seine erste anspruchsvolle Klettertour, den Ostgrat des Doldenhorns (3645 m). Bis zum Alter von 18 Jahren hatte Loretan schon eine beeindruckende Reihe von extremen Routen in seinem Tourenbuch stehen, wie z. B. Westliche Zinne-Nordwand, Matterhorn-Nordwand, Mont Blanc Peutereygrat u.v.m. 1981 erhielt er das Schweizer Bergführer-Diplom.
Seine Taktik beim Bergsteigen ist, möglichst schnell und mit wenig Gepäck unterwegs zu sein. Sehr bekannt wurde er mit einem Blitzanstieg auf den Mount Everest in der Nordwand fast in der Falllinie vom Fuß des Rongpu-Gletschers aus, in weniger als 40 Stunden auf- und abzusteigen, hierbei wegen der Lawinengefahr hauptsächlich nachts zu steigen und nichtmal mit einem Zelt, sondern nur mit einer Schaufel zum Graben einer Schneehöhle und zum Biwakieren unterwegs zu sein. Er stieg mit seinem Kletterpartner in weniger als sechs Stunden über 3000 Höhenmeter vom Gipfel ab.
Diese Technik erhöht auf der einen Seite zwar das Risiko, da Loretan weniger Verpflegung und Ausrüstung mit sich führt, minimiert es aber auf der anderen Seite sehr, da er durch das leichtere Gepäck schneller klettern kann und sich auf Achttausendern nicht so lange in der Todeszone aufhalten muss.
Loretan hatte 1987 die Idee der Austragung der Patrouille des Poyets, aus der nach 1992 die Trophée des Gastlosen hervorging.
Im Jahr 1986 gelang ihm mit Wojciech Kurtyka am Nameless Tower der Trango-Türme eine neue sehr schwierige Route.
Seinen 14. Achttausender, den Kangchendzönga, bestieg er im Jahr 1995. Am Berg kam es zu einer Art ‚Wettlauf‘ mit Benoît Chamoux, der zu diesem Zeitpunkt nach eigener Zählung ebenfalls 13 Achttausender bestiegen hatte. Während Loretan der dritte Mensch wurde, der auf allen Achttausendern stand, starb Chamoux etwa 50 m unterhalb des Gipfels.
1996 überreichte die in Zürich eingetragene Stiftung The King Albert I Memorial Foundation Erhard Loretan die aus reinem Gold geschaffene König-Albert-Verdienstmedaille für seine Eröffnung „neuer Dimensionen im modernen Alpinismus“. Loretan habe seine Träume verwirklicht, ohne dem Erwartungsdruck der Medien, dem Streben nach Publizität oder den Verlockungen des Kommerz-Bergsteigens zu erliegen, heißt es in der Urkunde.
Persönliches
Im Dezember 2001 verübte Loretan eine schwerwiegende Misshandlung an seinem sieben Monate alten Sohn, als er diesen durch Schütteln zum Schweigen bringen wollte, worauf dieser daran starb. 2003 wurde er dafür zu vier Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.[1]
Besondere alpinistische Leistungen
- 1980: Pallcaraju
- 1980: Ranrapalca
- 1980: Caras
- 1980: Artesonraju
- 1980: Nevado Huascarán
- 10. Juni 1982: Nanga Parbat[2]
- 16. Juni 1983: Gasherbrum II[3]
- 23. Juni 1983: Hidden Peak[4]
- 30. Juni 1983: Broad Peak[3], somit drei Achttausender innerhalb von 15 Tagen
- 30. April 1984: Manaslu[3]
- 24. Oktober 1984: Annapurna[3] (Überschreitung)
- 6. Juli 1985: K2[5]
- 8. Dezember 1985: Dhaulagiri[3]
- 1985: Eiger-Nordwand
- 1986 38 Schweizer Gipfel in 19 Tagen, darunter 30 Viertausender
- 30. August 1986: Mount Everest[6] (in 40 Stunden vom Basislager und zurück)
- 1986: Cho Oyu (Versuch)
- 1987: beinahe tödlicher Unfall in den Berner Alpen
- 1988: Trango-Türme
- 1989: 13 Nordwände in den Berner Alpen in 13 Tagen
- 1989: K2 (Versuch)
- 1990: Mount McKinley
- 21. September 1990: Cho Oyu[3]
- 1990: Shishapangma über eine neue Route, jedoch ohne den Hauptgipfel zu erreichen[3]
- 2. Oktober 1991: Makalu[3]
- 1992: K2 (Versuch)
- 1993: Kangchendzönga (Versuch)
- 1. Oktober 1994: Lhotse[3]
- 1994: Mont Epperly
- 29. April 1995: Shishapangma[7]
- 5. Oktober 1995: Kangchendzönga[8]
- 1995: Mont Loretan? (namenloser Berg in der Antarktis)
- 1997: Nanga Parbat (Versuch am Mazeno-Grat mit Wojciech Kurtyka)
- 2000: Nanga Parbat (Versuch am Mazeno-Grat mit Jean Troillet)
- 2001: Durchquerung von Grönland mit dem Drachen
- 2002: Erstbegehung in der Nordwand des Pumori
- 2002: Jannu-Nordwand (Versuch), zusammen mit Ueli Steck
- 2003: Jannu-Nordwand (Versuch), zusammen mit Ueli Steck
Buchpublikation
- Erhard Loretan, Jean Ammann: Den Bergen verfallen. Paulusverlag. ISBN 3722803969
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Walliser Nachrichten im Februar 2003, 11. Februar 2003
- ↑ Eberhard Jurgalski: Ascents – Nanga Parbat. (PDF, ca. 49 KB) In: 8000ers.com. Abgerufen am 4. August 2010.
- ↑ a b c d e f g h i Thomas Mitterer: Erhard Loretan. In: bergfieber.de. Abgerufen am 4. August 2010.
- ↑ Eberhard Jurgalski: Ascents – Gasherbrum I. (PDF, ca. 57 KB) In: 8000ers.com. Abgerufen am 4. August 2010.
- ↑ Eberhard Jurgalski: Ascents – K2. (PDF, ca. 48 KB) In: 8000ers.com. Abgerufen am 4. August 2010.
- ↑ Eberhard Jurgalski: Ascents – Everest. (PDF, ca. 355 KB) In: 8000ers.com. Abgerufen am 4. August 2010.
- ↑ Eberhard Jurgalski: Ascents – Shisha Pangma. (PDF, ca. 55 KB) In: 8000ers.com. Abgerufen am 4. August 2010.
- ↑ Eberhard Jurgalski: Ascents – Kangchenjunga. (PDF, ca. 42 KB) In: 8000ers.com. Abgerufen am 4. August 2010.
Weblinks
- Die Homepage von Erhard Loretan
- Einige biographische Daten
- Gespräch mit Erhard Loretan im Magazin NZZ Folio
Personendaten | |
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NAME | Loretan, Erhard |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Höhenbergsteiger |
GEBURTSDATUM | 28. April 1959 |
GEBURTSORT | Schweiz |