Für die Regulationstheorie ist der Begriff der Stabilität entscheidend; gefragt wird wodurch sich in kapitalistischen Gesellschaften Phasen der Stabilität ausprägen und wodurch sie beendet werden. Diese Veränderungen werden auch im Zusammenhang mit politischem und sozialem Handeln gefasst.
Strukturalismus
Die Regulationstheorie ist eine Sammlung von Theorien der politischen Ökonomie, die in Frankreich entwickelt wurden, und von der strukturalistischen Variante des Marxismus, die von Louis Althusser begründet wurde, ausgeht. Die Vertreter dieser Theorie sehen, hier dem Marxismus folgend, im Kapitalsumus einen Zwang zur Akkumulation des Kapitals gegeben, diese kann aber zu verschiedenen Zeiten verschiedenen Formen annehmen, die sich im nachhinein einem bestimmten Typus zuordnen lassen, den Akkumulationsregime.
Es gab nie die eine homogene Theorie, es wurden aber verschiedene Ansätze als Regulationstheorie oder Regulationsschule bezeichnet.
Akkumulationsregime und Regulationsmodus
Die zwei zentralen Kategorien für diese Theorie sind:
- das Akkumulationsregime für die Organisation der Produktion und der Kapitalflüsse und die
- das Regulationsmodus für die das Akkumulationsregime stützende Normen.
Ein Akkumulationsregime ist die Organisation der Produktion und der Kapitalflüsse einschließlich des Modus der Entlohnung, der Mehrwerterzeugung und Verteilung, der Staatsquote und deren Flexibilität. (Quelle: isra.tuwien.ac.at)
Das Akkumulationsregime beschreibt die Wachstumsperioden der Entwicklung eines kapitalistischen Wirtschaftssystems mit dem Wechselspiel von Transformation, Normen der Produktion und Konsumtion sowie der Organisation der Ökonomie und Gesellschaft. Es soll über eine bestimmte Produktionsweise von Gütern die Bedürfnisbefriedigung der Menschen sichern. Historisch beispielhaft ist das fordistische Akkumulationsregime, wo standardisierte Produkte ("T5") mit einem hohen Lohnniveau einhergingen. Arbeiter mit hohem Lohn konnte sich einen "Ford" leicht leisten. Auch in den Zeiten des Wirtschaftswunders war die Produktion ein Garant für Wohlstand; Arbeiter wurden sogar anteilsmäßig zum Gewinn entlohnt.
Da heute viele Bedürfnisse warenförmig gestillt sind (Fernseher, Kühlschrank, Telefon, Auto), findet sich schwer ein neues Akkumulationsregime. Bedürfnisse im Sozialen, die zweifelsfrei bestehen, wie Alterversorgung, Pflege, Bildung und Kinderbetreuung können ohne Intervention von außerhalb des Marktes nicht von selbst zu einem neuen Akkumulationsregime führen. Unabsehbar ist die Bedeutung von Biotechnologien als eventuelle Leittechnologie eines neuen Akkumulationsregimes. Das Wechseln eines Akkumulationsregimes ging bis dato krisenhaft vor sich.
Die Regulationsweise soll durch staatliche Institutionen, Apparate, soziale Netzwerke, Formen des Massenkonsums und des Lebenstils und auch andere Normen dafür sorgen, dass die Fortexistenz und Weiterentwicklung der Ökonomie garantiert ist. Jedem Akkumulationsregime entspricht eine bestimme Regulationsweise.
Historische Entwicklungstypologie
Zeit Akkumulationsregime Regulationsmodus Ära Leittechnologie bis ca. Handwerkliche "Nachtwächterstaat" ? Maschinisierung 1850 Einzelfertigung Ständische Gesellschaft
bis ca. Kleinindustrielle Liberalismus Manchester- Elektrifizierung und 1925 Serienfertigung Klassengesellschaft Kapitalismus Chemie
bis ca. Großindustrielle Wohlfahrtsstaat Fordismus Erdöl und Auto 1975 Massenfertigung Mittelstands-Gesellschaft Massenkonsum
seit ca. Flexible Spezialisierung? Unternehmer-Staat? Postfordismus Mikroelektronik und 1975 Neo-Fordismus? Pluralisierung der Informationstechnik Lebensstile?
erweitert nach dem Entwurf: H. H. B LOTEVOGEL 1998 ([1])
Ländern entwickeln sich relativ stabil in den Zeiten, in denen Akkumulationsregime und Regulationsmodus aufeinander abgestimmt sind. Daneben gibt es Zeiten der Krise und des Umbruchs.
Siehe auch: Postfordismus
Literatur
- Hirsch/Roth:Das neue Gesicht des Kapitalismus