Valery Larbaud

französischer Schriftsteller und Literaturkritiker
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Valery Larbaud (* 29. August 1881 in Vichy; † 2. Februar 1957 in Vichy) war ein französischer Schriftsteller und Literaturkritiker.

Leben

Valery Larbaud wurde als Sohn des Apothekers Nicolas Larbaud und dessen Gattin Isabelle geb. Bureau des Etivaux geboren. Der Vater, der bereits 1889 starb, hatte die Saint-Yorre-Quelle entdeckt und war durch deren Verwertung ein wohlhabender Mann geworden. Valery Larbaud lehnte sich früh gegen den bürgerlich-protestantischen Geist im Haus seiner Mutter auf und trat 1910 zum Katholizismus über.

Mit 17 Jahren unternahm er bereits weite Reisen, die ihn nach England, Italien, Deutschland, Russland und Skandinavien führten. Larbaud studierte Sprachen und erhielt die Lehrberechtigung für Englisch und Deutsch. Am Ersten Weltkrieg nahm er infolge seines schwachen Gesundheitszustandes nicht teil und hielt sich in Spanien auf. In den 20er Jahren lebte er als vermögender Dandy fast nur in Hotels und Schlafwagen.

1936 erlitt Larbaud einen schweren Schlaganfall, der zur Bewegungs- und Sprechunfähigkeit führte. Bis zu seinem Tod laborierte er an den Folgen, die ihn nahezu hilflos machten. Er starb 1957 im Alter von 75 Jahren in Vichy.

Leistungen

Larbaud besaß eine vorzügliche Sprachbegabung und übersetzte Werke aus dem Englischen, Spanischen und Italienischen ins Französische. Auch als Literaturkritiker machte er als leidenschaftlicher und parteinehmender Leser auf sich aufmerksam, der selber von seinem Naturell eher schüchtern war. Mit André Gide, Léon-Paul Fargue, Charles-Louis Philippe und James Joyce pflegte er freundschaftliche Verbindungen. Jean Cocteau nannte ihn den „Geheimagent der Literatur“.

Zu Larbauds übersetzten Autoren gehören: Samuel Butler, James Joyce, Joseph Conrad, William Faulkner. Ramón Gómez de la Serna u.a.

Werke

  • Poèmes par un riche amateur (1908 veröffentlicht unter dem Namen A. O. Barnabooth)
(dt. in: Sämtliche Werke des A. O. Barnabooth. Aus d. Franz. von Georg Goyert ... Für d. dt. Ausg. eingerichtet u. mit e. Nachw. vers. von Wilfried Ihrig. Frankfurt/M; Berlin: Ullstein 1986 ISBN 3-548-37052-7)
  • Fermina Márquez, Roman, 1911 (dt. Fermina Márquez)
  • A. O. Barnabooth, 1913, (dt. A. O. Barnabooth: Der arme Hemdenmacher und Tagebuch eines Milliardärs[1])
  • Enfantines, 1918 (dt. Kinderseelen)
  • Amants, heureux amants, 1923 (dt. Glückliche Liebende)
  • Œuvres, Gesamtausgabe des erzählerischen und poetischen Werkes bei Gallimard, La Pléiade 1957/1998, ISBN 2-07-010300-5
  • Journal, Gesamtausgabe bei Gallimard 2009, ISBN 978-2-07-075695-7

Literatur

  • Gisela Blankenhorn: Der Kosmopolitismus bei Valéry Larbaud. Limes, Wiesbaden 1958
  • Andrea Feldbacher: Kindheit und Jugend bei Valery Larbaud. Reihe: Wiener Beiträge zu Komparatistik und Romanistik, 5. Peter Lang, Frankfurt 1995. ISBN 3-631-48432-1
  • Erika Höhnisch: Das gefangene Ich. Studien zum inneren Monolog in modernen französischen Romanen. Reihe: Beiträge zur neueren Literaturgeschichte; F. 3, 3. Winter, Heidelberg 1967
  • Dietrich Lückoff: Der ideale Leser bei Valery Larbaud. Larbauds Vorstellung von "élite lettrée". "Litteratus" und "clericus" in der Moderne. Reihe: Europäische Hochschulschriften, R. 13: Französische Sprache und Literatur, 193. Peter Lang, Frankfurt 1994. ISBN 3-631-47384-2
  • Gabrielle Moix: Valery Larbaud et l'évolution des formes littéraires. Reihe: Publications universitaires européennes; Sér. 13; Bd. 138. Peter Lang, Frankfurt 1989. ISBN 3-261-03963-9
  • Béatrice Mousli: Valery Larbaud. Flammarion, Paris 1998. ISBN 2-08-067408-0
  • Andreas Weigel: Verlorener Aufwand. Der gemeinsame Aufruf von Karl Kraus, Arnold Schönberg, Heinrich Mann, Valéry Larbaud und James Joyce zur Gründung einer „Adolf Loos-Schule“. In Michael Ritter (Hrsg.): Praesent 2009. Das österreichische Literaturjahrbuch. Präsens, Wien 2008, S.37 - 54
  • Frida Weismann: Du monologue intérieur à la sous-conversation. Dujardin et Valéry Larbaud. 1978

Notizen

  1. ab 1986 bei Ullstein 1. vollständige dt. Ausgabe, Übers. Georg Goyert, Red. und Nachwort Wilfried Ihrig, mit allen Gedichten. ISBN 3548370527