Bratwurst

Bezeichnung für verschiedene Wurstsorten
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Die Bratwurst ist eine meist aus Schweinefleisch hergestellte und im Naturdarm abgefüllte Wurst, die in der Pfanne oder auf dem Grill gebraten wird. Die Bezeichnung "Bratwurst" leitet sich dabei nicht – wie viele Sprecher des Deutschen glauben – vom Braten in einer Pfanne oder über einem Rost ab, sondern von der Herstellungsart der Wurst: Brät ist klein gehacktes Fleisch (von althochdeutsch brato für 'schieres Fleisch', 'Weichteile'), vergleiche auch Wildbret (3). Regional, wie zum Beispiel aus dem Vogtland und aus dem ganzen Sachsen belegt, wird der Begriff auch für Rohe Polnische („Knacker“), eine Art grober Mettwurst, verwendet. Zur besseren Unterscheidung heißt die gebratene Wurst auch „Rostbratwurst“ bzw. „Roster“.

„Die Verkehrsauffassung, die sich mit dem Begriff Bratwurst verbindet, ist regional unterschiedlich“ (Deutsches Lebensmittelbuch). In den meisten Gegenden sind Bratwürste eine eher minderwertige Nahrung für Marktfeste und Straßenstände (Fast-Food). Diese Auffassung gipfelte in einem angestrebten Verbot des Verkaufes von traditionell frisch gebratenen Rostbratwürsten in Weimar vor wenigen Jahren, da diese einer Kulturstadt nicht würdig sei. Im deutschen Franken und in Thüringen jedoch wurde die Bratwurst weiterentwickelt und wird dort als besondere Delikatesse verspeist. Hier wird sie meist nur aus Schweinefleisch zubereitet. Teilweise wird die Bratwurst ausschließlich aus Schinkenfleisch hergestellt, was die besondere Qualität des Hauptbestandteils ergibt. In der Schweiz sind eher Kalbsbratwürste beliebter.

Einige Bratwürste werden typischerweise mit Sauerkraut oder Kartoffelsalat gegessen. An Ständen sind sie meist in aufgeschnittenen Brötchen erhältlich. Verbreitet ist die Zugabe von Senf, Ketchup oder Meerrettich (Kren). Eine Spezialität bei manchen sind die Sauren oder Blauen Zipfel, die in einem würzigen Essig-Zwiebel-Sud zubereitet werden.

Bratwurstarten

Coburger Bratwurst

Die Coburger Bratwurst enthält auch Kalbfleisch und als Gewürz Majoran. Sie ist gröber und würziger als z.B. die Nürnberger Bratwurst, wird auf Kiefernzapfen auf dem Rost gebraten und in einem Einzelbrötchen oder einer Semmel (Doppelbrötchen) serviert. Die Bratwurst wird in der Regel aus der Hand gegessen. Kein Coburger würde die Coburger Bratwurst mit Senf essen, das machen nur Touristen. Es gibt Coburger Bratwürste täglich auf dem Coburger Marktplatz an Wurstwägen, wobei es eine Preisbindung für die Hersteller gibt: zur Zeit 1,43 Euro. Die Länge der Bratwurst wird der Sage nach durch das „Bratwurstmännla“ auf dem Coburger Rathaus, das eine Art Marschallstab in der Hand hält, bestimmt. Jedoch erst 1982 machte die Feuerwehr bei der Vorführung einer neuen Drehleiter den Spekulationen über die genaue Länge ein Ende und ermittelte die genaue Länge dieses "Maßstabes". 31 Zentimeter sollte die Coburger Bratwurst nach ihrem "marschallstäblichen Vorbild" im "Urzustand", also roh, auf die Meßlatte bringen, denn erst die wasser- und fetttreibende Kiefernzapfenglut verwandelt die überdimensionalen "Rohlinge" je nach Grilldauer in mehr oder weniger kürzere, aber herrlich schmeckende Coburger Bratwürste. Es gibt auch Coburger Bratwürste im Brotteig bei einigen Bäckern. Coburger Bratwürste, die nicht verkauft wurden, werden in Weißmehlteig für Brötchen eingerollt und gebacken.

Fränkische Bratwurst

Die Fränkische Bratwurst ist ein Sammelbegriff für meistens relativ dicke Bratwürste mittlerer Länge. Sie ist zehn bis zwanzig Zentimeter lang (abhängig von der Region) und hat etwa 15 bis 20 mm Durchmesser. Ihr Inhalt ist relativ grob. Wer in einer fränkischen Gaststätte zwei mit Kraut oder drei mit Kraut bestellt, bekommt ohne weitere Nachfrage diese großen fränkischen Bratwürste mit Sauerkraut. Wer die zwei oder drei mit Salat bestellt, bekommt sie immer mit (fränkischem) Kartoffelsalat. Sie soll 1573 erfunden worden sein.

Kulmbacher Bratwurst

Die Kulmbacher Bratwurst zeichnet sich durch einen hohen Kalbfleischanteil aus. Sie besteht, wie die Hofer Bratwurst, aus sehr fein gekuttertem Mett, dem beim Verarbeiten Eis zugesetzt wird.

Hofer Bratwurst

Die Hofer Brodwärschd sind feiner und vor allem viel magerer als Ihre direkten Nachbaren (Thüringer, Coburger und Fränkische). Da sich die regionalen Verordnungen an den Coburger und Bamberger Bratwürsten orientieren, wurden kürzlich einige Hofer Metzger abgemahnt, weil ihre Bratwürste laut Bestimmung zu mager sind. Wer einmal durch den Landkreis Hof kommt, beispielsweise zu den Hofer Filmtagen, sollte nicht versäumen, ein paar Bratwürste zu probieren.

Merguez

Die Merguez ist eine Bratwurst, die Ihre Wurzeln in Marokko hat und dadurch auch in Frankreich zu finden ist. Sie besteht traditionell aus Lammfleisch, wird jedoch auch mit bis zu 50% Rindfleisch angeboten. Die Merguez wird sehr scharf mit Chili, mit Kumin, Koriander, Knoblauch und Rosmarien gewürzt. Man kann auch etwas Zimt und Minze dazu geben.

Nürnberger Rostbratwurst

Die Nürnberger Bratwurst, mit vollem Namen Nürnberger Rostbratwurst, ist feiner und kleiner als die Fränkische Bratwurst. Ihre Länge beträgt sieben bis neuen Zentimeter und wiegt roh 20 bis 25 Gramm. Sie ist mit nur rund einem Zentimeter Durchmesser auch dünner als die vorgenannten Fränkischen Bratwürste. Den typischen Geschmack macht vor allem die besondere Majoranwürzung aus. Der Bestandteil „Brat” im Wort „Bratwurst” bezeichnet das Mett (Wurstmasse), auch "Brät" genannt, aus dem die Bratwurst hergestellt wird.

Die Bezeichnung „Original Nürnberger Rostbratwurst“ ist als geografische Herkunftsangabe von der EU-Kommission geschützt. Nur Bratwürste die im Stadtgebiet von Nürnberg und nach festgelegter Rezeptur gefertigt werden, dürfen diesen Namen tragen. Die genaue Zusammensetzung ist beim Schutzverband Nürnberger Bratwürste unter "Rezeptur" einzusehen.

Eine gern erzählte - und in manchen Speisekarten veröffentlichte - Geschichte besagt, der Grund für den geringen Durchmesser der Bratwürste wäre, dass die Gefangenen im Lochgefängnis durch das Schlüsselloch von ihren Angehörigen mit der Wurst versorgt werden konnten. Eine andere Legende besagt, dass Nürnberger Gastwirte im Mittelalter die kleinen Bratwürste entwickelt haben, um Reisende, die nach Beginn der Sperrstunde noch in der alten Handelsstadt eintrafen, durch das Schlüsselloch der Wirtshaustür verköstigen zu können. Am realistischsten ist aber wohl die Theorie, dass durch die allgemeine Teuerung im 16. Jahrhundert die Nürnberger auf die sinkenden Wurstpreise mit sinkenden Stückgewichten reagierten, um so Schleuderpreise zu verhindern.

Die Popularität der Nürnberger Rostbratwurst belegt die Geschichte des so genannten Bratwurst-Stromer aus dem 17. Jahrhundert. Dieser Angehörige der bedeutenden Nürnberger Patrizierfamilie Stromer wurde wegen Geheimnisverrat und unflätiger Reden zu lebenslanger Haft im Turm auf der Nürnberger Halbinsel Schütt verurteilt. Als Patrizier hatte er aber einen Wunsch frei und wünschte sich, auf Kosten der Stadt jeden Tag zwei Bratwürste zu bekommen. Bis zu seinem Selbstmord wurde ihm dieser Wunsch 33 Jahre erfüllt.

Nürnberger Rostbratwürste werden als besondere Delikatesse in Nürnberg in Bratwurstbratereien zubereitet. Diese speziellen Gaststätten (z. B. Bratwurst-Röslein, Bratwurst-Glöcklein) haben einen besonderen Ruf in Nürnberg und sind mittags meist überfüllt. Man isst typischerweise sechs oder zehn solcher Rostbratwürste. Traditionell werden die Würste lediglich mit fränkischem Meerrettich, in Nürnberg Kren genannt, auf einem Zinnteller serviert. Am bekanntesten ist heute jedoch die Servierart mit Beilagen oder als Blaue Zipfel. Wer in Nürnberg sechs mit Kraut (oder mehr bzw. mit Salat) bestellt, bekommt immer die kleinen Rostbratwürste mit der entsprechenden Beilage. Im Straßenverkauf gibt es jeweils drei Nürnberger Rostbratwürste in einem Brötchen, zu bestellen als „Drei in an Weggla“. Die traditionelle Zubereitung auf einem Grillfeuer, dass durch Buchenholz geschürt wird, ist wegen der starken Rauchentwicklung jedoch im Straßenverkauf auf die Weihnachtszeit beschränkt.

Nordhessische Bratwurst

Die Nordhessische Bratwurst ist der Thüringer Rostbratwurst sehr ähnlich. Allerdings wird sie in der Regel aus etwas gröberem Schweinehack hergestellt als diese. Am Imbiss wird sie - wie ihre thüringische Schwester - auf Holzkohle gebraten, in einem aufgeschnittenen Brötchen verkauft und nach Wunsch mit Senf bestrichen. Sie ist relativ lang (rund 20 cm), etwa 15 mm dick und kräftig gewürzt. Ihr Hauptverbreitungsgebiet ist der traditionell recht stark mit Thüringen verbundene nordosthessische Raum.

Olma-Bratwurst

Die Olma-Bratwurst ist eine Spezialität aus der Schweizer Stadt St. Gallen - im so genannten Bratwurstland. Es ist ein Gemisch aus Schweine- und Kalbsfleisch sowie Speck, welchem Milch beigefügt wird. Den Namen hat die Bratwurst von der gleichnamigen Messe. OLMA (Ostschweizer Land- und Milchwirtschaftsaustellung) geerbt. Amtlich werden diese Bratwürste unter der Leitsatznummer 2.221.11 geführt und von den anderen Bratwürsten unterschieden. Diese Wurst ist in der ganzen Deutschschweiz bekannt und gilt oft als die beste der Schweizer Bratwürste. Eine stattliche Zahl aus dem Ausland lassen sich diese Wurst aus St. Gallen in ihre Heimat schicken. Ein Tabu ist die Verwendung von Senf. Wer einer Olma-Brotworscht Senf dazugibt, zeigt dadurch, dass er kein Einheimischer ist.

Pfälzer Bratwurst

Die Pfälzer Bratwurst unterscheidet sich deutlich von der fränkischen und thüringischen Bratwurst. Sie wird ebenfalls mit Sauerkraut gegessen.

Rote Bratwurst

Die Rote-Bratwurst (kurz: Die Rote) ist eine beliebte Bratwurst in Stuttgart und seiner Region. Sie besteht aus den Zutaten Schweinefleisch und Speck, was ihren besonderen würzigen Geschmack ausmacht. Beide Zutaten werden anschließend zu einem einheitlichem Bret püriert.

Schlesische (weiße) Bratwurst

Die schlesische (weiße) Bratwurst (auch schlesische Weißwurst genannt) kommt vor allem aus dem Gebiet östlich der Oder/Neiße Grenze. Diese Wurst wird traditionell nur im Weihnachtsmonat gefertigt, und zu Heiligabend und Neujahr mit einer typisch schlesischen Tunke (zum Beispiel Fischtunke, Pfefferkuchentunke) verzehrt. Die Wurst selbst besteht vor allem aus Kalbsfleisch (heutzutage oft durch Schweinefleisch ersetzt oder ergänzt) und Schweinespeck, welches beides extrem fein (noch stärker als die Nürnberger Bratwurst) unter der Beigabe von Eis zerkleinert, und mit Zitronengewürz und Weißwein verfeinert wird. Diese Masse wird in Schweinedünndarm abgefüllt, und kann zur besseren Haltbarkeit abgebrüht werden. Diese Wurst wird langsam in Butter gebraten, und bleibt sehr hell.

Sonneberger Rostbratwurst

Die Sonneberger Rostbratwurst ist eine delikate oberfränkische Variante der Fränkischen Bratwurst.

Sulzfelder Meterbratwurst

Die Sulzfelder Meterbratwurst wird, wie der Name schon sagt, entsprechend ihrer Länge abgemessen. Sie ist etwa 10 bis 15 mm dick, aber sehr lang. Man bestellt einen halben Meter oder für den sehr großen Hunger einen Meter, normalerweise mit Sauerkraut. Die Sulzfelder Meterbratwurst ist nicht so kräftig gewürzt wie die anderen Bratwürste.

Die Meterbratwurst ist historisch jung. Erstmals hergestellt wurde sie 1953 durch den Gastwirt Lorenz Stark. Angeblich hatte ein Gast dem Wirt als Kompliment für seine guten Würste gesagt: „Die Wurscht könnt ich meterweis ess!“ Daraufhin kreierte Lorenz Stark innerhalb von 30 Minuten eine meterlange Bratwurst und servierte diese.

Die Sulzfelder Meterbratwurst wird manchmal auch unter dem Namen Mainfränkische Meterbratwurst angeboten.

Thüringer Rostbratwurst

Die Thüringer Rostbratwurst ist die größte unter den bislang genannten. Sie schmeckt kräftig und ist 15 bis 20 cm lang und etwa 15 mm dick. Besonders markant ist die Würzung des Fleischbräts mit einer Majorannote. Traditionell wird sie über Holzkohle gebraten. An Imbissen wird sie, mit Senf bestrichen, in einem aufgeschnittenen Brötchen verkauft. Die erste Erwähnung war 1404, doch entwickelte sie sich im Laufe der Zeit weiter.

Würzburger Bratwurst

Die Würzburger Bratwurst entspricht in der Größe der Thüringer Rostbratwurst, aber enthält zusätzlich einen Anteil weißen Frankenweins.

Andere Wurstarten, die gelegentlich oder regional als Bratwurst bezeichnet werden

Amtliche Beschreibungen von Bratwürsten (jeweils PDF)

  • [1] Nürnberger Rostbratwurst im Amtsblatt der Europäischen Union (pdf)
  • [2] Thüringer Rostbratwurst im Amtsblatt der Europäischen Union (pdf)
  • [3] Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm "Brat", "Bratwurst"