Das Grünkohlessen ist ein Brauch in weiten Teilen Norddeutschlands, der Niederlande und Teilen Skandinaviens. Er wird vor allem in Niedersachsen und Schleswig-Holstein gepflegt, aber auch in Westfalen und bis in die Region Magdeburg.

Grünkohl (regional auch Braunkohl) wurde früher nach dem ersten Herbstfrost geerntet, die in ihm enthaltenen Bitterstoffe sind dann neutralisiert. Ende der Grünkohlsaison war traditionell der Gründonnerstag vor Ostern. Heutzutage werden neuere Züchtungen verwendet, die – ohne Frost – ab September geerntet werden können.
Die Teilnehmer an einer „Kohlfahrt“ nehmen an einem Ausflug durch die Natur zu einem Gasthof, meist im Winter, teil. Oft wird diese Wanderung mit Geländespielen wie Boßeln oder ähnlichem verbunden. Zur Abwehr des Frostwetters und zur Vorbereitung auf das deftige Essen werden in einem Einkaufs- oder Bollerwagen ausreichend alkoholische Getränke (beispielsweise Bier, Korn, bei Seglern eher Sherry) mitgenommen, die anlässlich der Spiele oder sonstiger Unterbrechungen der Wanderung (zum Beispiel an Wegkreuzungen oder Leitungsmasten) ausgeschenkt werden. Im Dorfgasthof wird der Gesellschaft dann gekochter, mit Hafergrütze, oder Haferflocken angedickter, Grünkohl serviert, wahlweise je nach Region mit (leicht karamellisierten) Bratkartoffeln oder gekochten Salzkartoffeln. Pinkel ist in der Gegend um Bremen und im Oldenburger Land die charakteristische Einlage, in der Region um Hannover, Braunschweig und Hildesheim hingegen die Bregenwurst. Diese Wurstspezialitäten werden grundsätzlich nur im Winter und für die Zubereitung im Grünkohl hergestellt, und sind in anderen Regionen Norddeutschlands eher unüblich. Daneben sind noch Kassler, und/oder Kohlwurst, (frische) Mettwurst, geräucherte Mettenden, Speck, Schweinekopf, etc, in wechselnden Anteilen, als Einlage beliebt. In manchen Gegenden gibt es nach dem Essen auch noch Musik und Tanz.
Das Grünkohlessen findet seinen Höhepunkt in der Ausrufung des Kohlkönigs oder des Kohlkönigspaars. Für die Vergabe der Königswürde werden verschiedene Methoden angewandt. Entweder werden die Anzahl der Portionen jedes Teilnehmers ausgewertet, es wird das Gewicht der Teilnehmer vor und nach dem Essen bestimmt oder es werden die Ergebnisse der Spiele auf der Wanderschaft nach geheimen Kriterien ausgewertet. Kohlkönig wird vereinzelt auch derjenige, der als letztes den Tisch verlässt. Dies schließt Toiletten- oder Tanzpausen demnach aus. Als sichtbares Zeichen der Königswürde werden Ketten mit der Geschichte der Kohlkönige dieser Gesellschaft oder ein Schweinekieferknochen am Band mit einer entsprechenden Inschrift verliehen. Der König bzw. das Königspaar erhält die Verpflichtung, das Grünkohlessen des nächsten Jahres zu organisieren.
Da viele Betriebe, Straßengemeinschaften und Vereine im Winter Grünkohlessen veranstalten, sind die Dorfgasthäuser an attraktiven Terminen (Samstage im Januar und Februar) oft mehrere Wochen im Voraus bereits ausgebucht.
Eine der größten Veranstaltungen um das Grünkohlessen findet seit 2007 in Hamburg statt. In der Fischauktionshalle nahe den St. Pauli-Landungsbrücken organisieren mehrere regionale Unternehmen aus der Gastronomie sowie aus der Lebensmittel- und Getränkeindustrie gemeinsam das so genannte „Grünkohl-Schlemmerfest“, an dem mehr als 1500 zahlende Gäste teilnehmen.
Das Defftig Ollnborger Gröönkohl-Äten in Berlin ist eine jährlich stattfindende Veranstaltung der politischen „Landschaftspflege“ der Stadt Oldenburg in der Hauptstadt.
In Schleswig-Holstein wird auch gerne Zucker über den Grünkohl gestreut oder karamellisierte Kartoffeln zum Grünkohl gereicht.
Siehe auch
Weblinks
- Kulturgeschichte des Grünkohls und der Grünkohlessen
- Das deutsche Portal für Grünkohlfahrten. Informationen, Brauchtum, Sitten, Historie, Forum und Gastwirtschaftsverzeichnis