Das Leberblümchen (Anemone hepatica) gehört zur Gattung der Windröschen (Anemone) innerhalb der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae). Früher wurde es als Hepatica nobilis zur Gattung Hepatica gestellt, die 6 Arten umfasste. Außer Hepatica nobilis, Hepatica transsilvanica aus Rumänien und vier Arten aus eng umgrenzten Arealen in Ostasien, H. falconeri, H. henryi, H. maxima und H. yamatutai. Sie werden nach aktuellem taxonomischen Stand in die Gattung Anemone eingegliedert. [1] [2] [3]
Leberblümchen | ||||||||||||
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Leberblümchen (Anemone hepatica) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Anemone hepatica | ||||||||||||
L. |
Beschreibung
Das Leberblümchen ist eine mehrjährige, überwinternd grüne, krautige Pflanze, die Wuchshöhen zwischen 10 bis 25 cm erreicht. Es übersteht den Winter mit Überdauerungsknospen, die sich unmittelbar an der Erdoberfläche befinden und wird deshalb als wintergrüner Hemikryptophyt eingeordnet. Es besitzt ein kurzes, schräg im Boden liegendes, dunkelbraunes Rhizom, das mit schuppenförmigen Niederblättern besetzt ist. Die Wurzeln des Leberblümchens reichen bis zu 30 Zentimeter tief ins Erdreich. Deshalb wird das Leberblümchen zu den Tiefwurzlern gezählt. Dem Rhizom entspringen nach der Blüte oder gegen Ende der Blütezeit die neu angelegten Laubblätter der Pflanze. Sie stehen an langen Blattstielen, die bei jungen Blättern noch eine dicht glänzende, weiße und weiche Behaarung aufweisen. Die Blattspreite ist in drei Lappen geteilt und erinnert im Umriss an die menschliche Leber, was ihm nach der Signaturenlehre den deutschen Namen verschaffte. Die Lappen besitzen abgerundete oder leicht zugespitzte Blattzipfel und können bis zur Hälfte der Spreite eingeschnitten sein. Die Blattoberseite der leicht ledrigen Blätter ist dunkelgrün gefärbt; die Blattunterseite ist dagegen purpur-violett getönt.
Die behaarten, rötlich-braunen Stängel wachsen aufrecht. Die ebenfalls langgestielten blau bis blauvioletten, endständigen Blüten mit sechs bis neun gleich gestalteten Blütenhüllblättern und weißen Staubgefäßen erreichen 15 bis 30 mm im Durchmesser. Seltener sind Exemplare mit weißen oder purpurfarbenen Blüten. Sie sitzen beinahe den drei kelchartigen, grünen Hochblättern auf, auf welche die Schutzfunktion des fehlenden Kelches übergegangen ist (Involucrum). Im Zentrum der Blüte befinden sich zahlreiche behaarte, länglich geformte, freie Fruchtblätter mit kopfigen Narben. Die Blütezeit erstreckt sich von März bis April, womit das Leberblümchen zu den im Frühling am frühesten blühenden Pflanzen gehört.
Bei Regenwetter und am Abend schließen sich die Blüten. Die häufige Öffnung erfolgt durch Wachstumsbewegungen der Blütenhüllblätter, wodurch diese sich täglich etwas verlängern und während der Gesamtblütezeit auf etwa das Doppelte der ursprünglichen Größe anwachsen.
Verbreitung und Standort
Das Areal des Leberblümchens ist durch große Verbreitungslücken gekennzeichnet (disjunktes Areal). Sein Verbreitungsschwerpunkt liegt in den Laubwäldern der nördlichen Hemisphäre. In Europa, Ostasien und Nordamerika bildet es unterschiedliche geographische Rassen aus. Als Standorte werden lichte Buchen- und Eichenwälder mit kalkhaltigen, basenreichen Lehmböden bevorzugt.
Ökologie
Das Leberblümchen gehört zu den ersten Frühjahrsblühern. Die Blütezeit der einzelnen Pflanze beträgt nur etwa eine Woche. Während dieser Zeit verdoppelt sich die Länge der Blütenhüllblätter.
Die violette Farbgebung basiert auf dem Farbstoff Anthocyan. Dieser hat die Fähigkeit, Licht in Wärme umzuwandeln und schützt das Leberblümchen vor den schädlichen Folgen harter Fröste.
Blütenbiologisch handelt es sich bei den Blüten des Leberblümchens um einfach gestaltete Scheibenblumen. Das Leberblümchen bietet keinen Nektar an, ist aber ein wichtiger Pollenlieferant für Bienen, Käfer und Schwebfliegen. Die Samen, behaarte Nüsschen mit Elaiosom, werden von Ameisen aufgesucht und durch diese verbreitet.
Inhaltsstoffe
Aufgrund des in der frischen Pflanze enthaltenen Protoanemonin kann das Leberblümchen als schwach giftig bezeichnet werden. Bei Kontakt mit Haut oder Schleimhäuten entfaltet das Protoanemonin seine reizende Wirkung und kann zu Rötungen, Juckreiz oder auch Blasenbildung führen. Beim Trocknen wird das Protoanemonin in Anemonin und Anemoninsäure umgewandelt, die praktisch ungiftig sind.[4]
Gefährdung und Schutz
Das Leberblümchen ist nach der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) „besonders geschützt“. Es darf weder gepflückt noch ausgegraben werden.
Quellen
Literatur
- Eva Dreyer, Wolfgang Dreyer: Der Kosmos-Waldführer, Franck-Kosmos-Verlag, ISBN 3-440-05981-2
- Angelika Lüttig: Hagebutte & CO, Fauna-Verlag, ISBN 3-935980-90-6
- Bertram Münker: Wildblumen Mitteleuropas, Mosaik-Verlag, ISBN 3-570-01141-0
- Dankwart Seidel: Foto-Pflanzenfüher, BLV-Verlag, ISBN 3-405-13087-5
- Hans Simon, Leo Jelitto & Wilhelm Schacht: Die Freiland-Schmuckstauden, Band 1, Verlag Eugen Ulmer, ISBN 3-8001-3265-6
- H. Dietrich, W. Heinrich: Frühblüher um Jena, EchinoMedia-Verlag, ISBN 978-3-937107-15-8
Einzelnachweise
- ↑ Sara B. Hoot, Anton A. Reznicek, Jeffrey D. Palmer: Phylogenetic Relationships in Anemone (Ranunculaceae) Based on Morphology and Chloroplast DNA. - Systematic Botany 19 (1): 169–200. 1994.
- ↑ Otto Schmeil & Jost Fitschen: Flora von Deutschland und angrenzender Länder. 94. Aufl. 2009
- ↑ Anemone hepatica in der Schweiz
- ↑ Hunnius, Pharmazeutisches Wörterbuch, 8. Aufl., Walter de Gruyter Verlag, ISBN 3-11-015793-4
Weiterführende Literatur
- Michael Alexander Commichau: Hepatica: Aktueller Überblick über die Gattung. Eigenverlag, Suhl, ergänzte Auflage 2007
Weblinks
Hepatica nobilis. auf FloraWeb.de