Ägyptische Chronologie
Die Ägyptische Chronologie beschäftigt sich mit der zeitlichen Einordnung der Geschichtsdaten des alten Ägypten, im Besonderen mit der Datierung der Regierungszeiten der Pharaonen in den einzelnen Dynastien.
Absolute und relative Chronologie Ägyptens
Die relative Chronologie befasst sich mit der zeitlichen Abfolge und Dauer von geschichtlichen Vorgängen, Regierungen oder archäologischen Fundschichten. Sie beantwortet die Frage, ob ein Gegenstand älter oder jünger als ein anderer ist, bzw. ob ein Ereignis vor oder nach einem anderen stattfand. Die absolute Chronologie versucht die Ereignisse auf unsere Zeitrechnung zu übertragen, d.h. mit konkreten Jahreszahlen zu versehen.
Da die Alten Ägypter datierten vorwiegend nach den Regierungsjahen der jeweils herrschenden Königen und führten dazu auch Königslisten, die uns mehr oder weniger vollständig erhalten sind. Deshalb dient als Grundgerüst für die Chonologie Ägyptens in erster Linie die Königsabfolge und die Festlegung ihrer Regierungslängen (Historische Chronologie). Für die Festlegung der Daten in einer absoluten Chronologie werden vorwiegend astronomische und naturwissenschatliche Methoden angewandt.[1]
Insbesondere für die prädynastische Zeit spielte für die relative Chronologie auch die vergleichende Datierung anhand von dekorativen Charakteristika und Formen der Keramik, die sogenannte Seriation, eine wichtige Rolle, wie sie als erster Flinders Petrie anhand der Naqada-Kultur durchführte. Allerdings fehlt bis heute eine umfassende Einteilung nach der Entwicklung der materiellen Kultur im dynastischen Ägypten.
Die Chronologie unterschiedet sich klar von Kulturgeschichte, die eine bestimmte, eben kulturgeschichtliche, Perspektive auf die Gegenstände richtet.
Annalen
Die Ägpyter führten in den Archiven der Residenz und vermutlich auch in den grösseren Tempeln Listen, auf denen sie die Namen der Pharaonen seit Beginn der ersten Dynastie mit ihren Regierungslängen aufzeichneten. Diese auf Papyrusrollen festgehaltenen Annalen sind verlorengagangen, doch sind gewisse Reste von Abschriften erhalten gebliegen.[2]
Annalenstein der 5. Dynastie
Insbesondere aus der ältesten Zeit sind die Reste einer Abschrift solcher Annalen erhalten geblieben. Dieser Annalenstein der 5. Dynastie stammte vermutlich aus Memphis, der Hauptstadt des Alten Reichs.[3] Die beiden größten Bruchstücke heißen aufgrund ihrer heutigen Aufstellungsorte „Palermostein“ (P) und „Kairostein“ (C1/K1). Daneben werden nach Wolfgang Helck fünf kleinere Teile unter den Bezeichnungen P1 sowie „Kairo-Fragmente“ Nr.2 bis 5 (C2–C5/K2–K5) geführt.[4][5][6]
Der Turiner Königspapyrus
Weiter sind die Fragmente einer etwas nachlässigen Abschrift einer Königsliste aus den Archiven überliefert, die ein Beamter oder Priester zur Zeit Ramses II. auf die Rückseite einer Abgabenliste schrieb, der sogenannte Turiner Königspapyrus. Gewisse Fehler haben sich sicherlich auch durch das ständige Nachführen und wiederholte Abschreiben der Königslisten eingeschlichen.[7] Der Papyrus wurde von Bernardino Drovetti um 1820 in Luxor gefunden und 1824 vom Ägyptischen Museum in Turin erworben. Auf dem Transport nach Turin war sie in unzählige kleine Stücke zerfallen.
Bereits Jean-François Champollion, der erste Entzifferer der Hieroglyphen erkannte, dass es sich um eine Königsliste handelte. Gustav Seyffarth versuchte als erster, wenn auch ohne Kenntnis der Hierolgyphenschrift, eine Anordnung der Fragmente anhand der Papyrusfasern, der Schriftform und der Farbe. Seither sind immer wieder kleinere Verbesserungsvorschläge in der Anordnung der Fragmente gemacht worden.
Wäre der Papyrus vollständig erhalten geblieben, enthielte er die chronologische Abfolge aller Könige von der 1. bis zur 17. Dynastie, mit ziemlich zuverlässigen Angaben ihrer Regierungslängen. Für Jürgen von Beckerath lässt sich aus den Resten erkennen, dass die Ägypter bis zurück in die Frühzeit ihrer Geschichte über eine auf korrekten, nicht mythisch-phantastischen Zahlen aufbauende Überlieferung verfügten - ganz im Gegensatz zu den übgrigen Völkern des Altertums. Zwar beginnt auch diese Überlieferung mit der Herrschaft von Göttern und mit Dynastien von "Geistern", aber das betrifft nur die Zeit vor der ersten Dynastie, über die es keine schriftlichen Aufzeichnungen mehr gab.[8]
Königliche Ahnentafeln
Die Königslisten der Archive dienten auch als Vorlage von königlichen Ahnentafeln, die im Neuen Reich an den Wänden von Tempeln angebracht wurden. Der Zeck dieser Liste war, die Vorgänger des regierenden Königs an seine Opfern teilnehmen zu lassen. Dabei wurden möglichst alle legitimen Herrscher seit König Menes aufgelistet, da sie nach dem Königsdogma eine direkte Ahnenlinie bildetetn.[9]
Insgesamt gibt es vier königliche Ahnentafeln:
- Die älteste ist die Königsliste von Karnak aus der Zeit des Thutmosis III.. Auf ihr steht der Pharao opfernd vor insgesamt 61 sitzend abgebildeten Königen. Diese Darstellung gibt nur eine scheinbar willkürliche und nicht chronologisch geordnete Auswahl von Herrschern. Sie hat nur dadurch einige Bedeutung, dass sie auch in Theben anerkannte Herrscher der 1. und 2. Zwischenzeit führt, die in aneren Listen fehlen..[10]
- Sehr gut erhalten ist die Königsliste im Tempel des Sethos I. in Abydos. Sie nennt 76 Könige, beginnend bei Menes. Es fehlen lediglich die Herrscher der Zwischenzeiten und einige später als nicht rechtmäßig angesehene Herrscher.[11]
- Ebenfalls in Abydos befindet sich die zerstörte Liste des Ramses II. Teile Davon befinden sich heute im Britischen Museum. Sie ist im Grunde eine Abschrift der Liste des Sethos.
- Im Grab des memphitischen Priesters Tjuneroy in Sakkara entdeckte man eine weitere Königsliste. Sie ist wohl eine Abschrift einer Annalentafel, die sich im Ptah-Tempel in Sakkara befunden haben muss. Beginnend mit Ramses II. endet sie rückwärts Mitte der 1. Dynastie. Aus Platzgründen fehlen die ersten Könige.
Das Geschichtswerk des Manetho
Eine wichtige Quelle für die Chronologie ist, trotz aller Verfälschungen, das Geschichtswerk des Manetho, das unter dem lateinischen Titel Aegyptiaca bekannt ist. Manetho war wohl ein Priester aus Sebennytos in Unterägypten, der wahrscheinlich unter den Pharaonen Ptolemaios I., Ptolemaios II. und Ptolemaios III. lebte. Georgios Synkellos setzte Manethos Wirken zeitgleich oder etwas später als Berossos in die Regierungszeit von Ptolemaios II. (285–246 v. Chr.), unter welchem er die Aegyptiaca verfasst haben soll. Manethos Motive dürften einerseits in der ptolemäischen Unkenntnis der altägyptischen Sprache und andererseits im Widerlegen von Herodots Berichten über die altägyptische Geschichte begründet sein.[12]
Die Eckdaten, die das Grundgerüst der ägyptischen Chronologie bilden, stammen aus Schriften, die zwischen dem 1. und 4. Jahrhundert n. Chr. geschrieben wurden und den ägyptischen Priester Manetho zitieren. Dies sind:
- Flavius Josephus (Antiquitates Judaicae [Die jüdischen Altertümer] und Contra Apionem),
- Sextus Iulius Africanus (Chronologien) und
- Eusebius von Caesarea (Chronikon).
Die beiden letztgenannten Autoren dienten wiederum als Vorlage für die Weltgeschichte von Georg dem Mönch (Syncellus).
Aufgrund der vielfach verschriebenen, veränderten und verstümmelten Fragmente, die vom ursprünglichen Werk Manethos zeugen,lassen sich nur mit grosser Vorsicht Schlüsse für die Datierung der ägyptischen Geschichte ziehen. Die Königsnamen sind zum Teil so stark verderbt (z. B. in der 15. Dynastie), dass sie sich nur noch schwer zuordnen lassen. Dennoch lässt sich das Werk zur Ergänzung der bestehenden Listen heranziehen, insbesondere für die Zeit nach dem Neuen Reich, für die es keine altägiptischen Listen gibt. [13]
Griechische Historiker
Am Anfang der noch überlieferten Geschichtsschreibung steht Herodot von Halikarnass (ca. 484 - 425). Als viel gereister Mann beschrieb er die Länder und Völker der ihm bekannten Welt. Er bereiste Ägypten zur Zeit der Perserherrschaft um 450 und schildert seine Eindrücke darüber im zweiten Buch seiner Historien. Zuerst beschreibt er Tophographie, Sitten und Gebräuche und danach eine Darstellung der Geschichte des Landes. Bei der Beschreibung der noch nicht so lange zurückligenden 26. Dynastie ist er verhältnismässig genau, grundsätzlich ist es Herodot aber kaum auf eine genaue chronologische Ordnung der Herrscherfolge angekommen, vielmehr ging es darum, interessante Begebenheiten zu erzählen, die er der volkstümlichen sagenhaften Literatur entnahm. So schiebt er etwa die Erbauer der Pyramiden von Giza (Cheops, Chephren und Mykerinos) zwischen Ramses III. und die Spätzeit. Trotzdem stützten sich die späteren griechischen Autoren hauptsächlich auf Herodots Darstellung der Geschischte und ignorierten das zuverlässigere Werk Manethos.[14]
Noch vor der Eroberung Ägyptens durch die Perser hatte offenbar Hekataios von Milet Ägypten besucht, sein Werk ist aber bis auf Fragmente verloren.[15]
Als erster Chronograph und Begründer der wissenschaftlichen Chronographie gilt Eratosthenes. Dieser leitete im Auftrag der ägyptischen Könige aus der Dynastie der Ptolemäer rund ein halbes Jahrhundert lang die Bibliothek von Alexandria, die bedeutendste Bibliothek der Antike. Sein Interesse richtete sich aber anscheinend mehr auf das Sammeln kulturhistorisch interessanter Nachrichten als auf die Bestimmung einer absoluten Chronologie. Daher ist seine Rolle auf diesem Gebiet nicht so herausragend, wie in der älteren Forschung öfters angenommen wurde. Unter anderem soll er in königlichem Auftrag eine Liste der ägyptischen Herrscher von Theben aus dem Ägyptischen ins Griechische übersetzt haben. Eine solche Liste ist erhalten, kann aber in der vorliegenden Fassung nicht von ihm stammen. Inwieweit sie Material enthält, das auf ihn zurückgeht, ist unklar.
Astronomische Datierung
Sothisdatierung
Als Verkörperung des Sterns Sirius kündigte die Göttin Sothis im Alten Ägypten mit ihrem Frühaufgang (heliakischer Aufgang) die bevorstehende Nilüberschwemmung an. Dieses Ereignis war ein wichtiger Signalgeber für die Landwirtschaft, denn mit der Nilflut begann die für den Anbau und die Aussaat wichtige Bewässerung und Versorgung mit dem Nilschlamm. Damit verbunden war auch das Neujahrsfest (Sothis-Fest). Neben diesem natürlichen kalender führten die Ägytpern auch einen Verwaltungskalender ein, der als Wandeljahrkalender jedoch den Nachteil hatte, dass er keinen Schalttag hatte und damit vom Sonnenjahr alle vier Jahre um einen Tag abwich. Damit "wanderte" der Kalender im weiteren Verlauf durch die Jahreszeiten. Durch die jeweilige zeitliche Abweichung des Wandeljahres vom Sonnenjahr lässt sich die Dauer des Zeitraums errechnen, nach welchem sich der Wandeljahrkalender wieder mit den tatsächlichen Jahreszeiten deckt. Auf das Alte Ägypten bezogen handelt es sich um den Sothis-Zyklus, den Zeitraum, den Sirius mit seinem heliakischen Aufgang benötigt, um einmal den ägyptischen 365-Tages-Kalender zu durchlaufen.
Da man die ägyptischen Kalenderdaten in julianische Umrechnen kann, ist es theoretisch möglich, festzustellen, in welchem Jahr der Sothisaufgang auf ein überliefertes Datum fiel. Allerdings kann man die Daten der Sothisaufgänge nicht durch einfaches zurückrechnen ermitteln, sondern muss Faktoren wie die Präzession der Erdachse und die Eigenbewegung des Sirius berücksichtigen. Man muss sich also astronomischer Berechnungen bedienen; sonst erhält man Daten, an denen der Sothisaufgang gar nicht gesehen werden konnte.[16]
Daneben muss man verschiedene Faktoren berücksichtigen, die zu einer gewissen Unsicherheit der berechneten Daten führen:
- Der Sehungsbogen des Sirius: Damit der Stern Sirius bei seinem heliakischen Aufgang am Horizont sichtbar ist, muss der Abstand zur noch unter dem Horizont befindlichen Sonne gross genug sein, damit er nicht von dem Streulicht der Sonne überstrahlt wird. Diesen Minimalabstand für die Sichtbarkeit des Sterns im heliakischen Aufgang zwischen Stern und Sonne wird Sehungsbogen genannt. Die Grösse des Sehungsbogens hängt von gewissen veränderlichen Faktoren ab, wie atmosphärische Bedingungen (z.B. zunehmende Licht- und Luftverschmutzung). Der Astronom Bradley Schaefer berechnete unter vollem Einsatz der modernen Astronomie einen Sehungsbogen von etwa 11°[17], gibt für den Sothiszyklus aber immer noch eine mögliche Abweichung von +/- 20 Jahren an.[18]
- Beobachtungsort: Das Rechenergebnis hängt von der geographischen Breite des Beobachtungsorts ab. Gerade für Ägypten ist die Kenntnis des Beobachtungsorts sehr wichtig, da es sich von Norden nach Süden über mehr als sieben Breitengrade erstreckt, denn jede Abweichung um einen Breitengrad verändert das Ergebnis um vier Jahre früher oder später.[19]
- Tetraëteris: Da sich der heliakische Aufgang der Sothis alle vier Jahre um einen Tag gegenüber dem Verwaltungskalender verschiebt, fällt dieser somit vier Jahre lang auf den gleichen Tag im Verwaltungskalender. Damit sind für die Datierung von vornherein vier aufeinanderfolgende Jahre (Tetraëteris) möglich.[20]
Sothisdatum des Papyrus Berlin 10012 aus al-Lahun
Der Papyrus Berlin 10012 besteht aus den beiden Fragmenten 10012A VS und 10012B, die von Ludwig Borchardt in al-Lahun 1899 erworben und anschließend erstmalig veröffentlicht wurden. Zwischenzeitliche Untersuchungen konnten den Papyrus dem König Sesostris III. zuordnen. Der Papyrus liefert das älteste und wertvollste Sothisdatum. Die Textstelle lautet: Wisse, dass das Herauskommen der Sothis geschehen wird am 16. VIII. Mögest du [benachrichtigen] die Stundenpriester des Tempels des Ortes Sechem-Senwosret (Lahun), des Anubis auf seinem Berg und des Suchos.[21] Das weitere Fragment liefert das Jahr 7 eines nicht genannten Königs, bei dem allgemein Sesostris III. angenommen wird, es sich theoretisch aber auch um Amenemhet III. handeln könnte. Für den Beobachtungsort wird grundsätzlich von der Höhe von Memphis ausgegangen, das nur wenig von Lahun abweicht.[22]
Die C14-Methode
Die 14C-Datierung (Radiokohlenstoffdatierung) ist ein Verfahren zur radiometrischen Datierung von kohlenstoffhaltigen, insbesondere organischen Materialien. Das Verfahren beruht darauf, dass in abgestorbenen Organismen die Menge an gebundenen radioaktiven 14C-Atomen gemäß dem Zerfallsgesetz abnimmt. Mit zunehmender Verfeinerung findet die Methode auch Anwendung für Zeitbestimmungen in der ägyptischen Chronologie.
Die 14C-Daten liefern tendenziell für die Frühdynastische Periode und das Alte Reich Ergebnisse, die älter sind als die historisch-archäologischen Altersangaben:
„Für die Zeit zwischen (konventionell) 3000 und 2250 v.Chr. liefert die 14C-Datierung Alter, die um mehrere Jahrhunderte über den historisch archäologischen Altern liegen. Derselbe Trend jedoch mit geringeren Diskrepanzen von 100 bis maximal 150 Jahren ergibt sich für die Zeit zwischen (konventionell) 1600 und 1400 v.Chr. Für die Zeit um (konventionell) 1200 v.Chr. scheint keine Diskrepanz nachweisbar, obwohl einige Messungen in Richtung höherer, andere in Richtung niedrigerer 14C-Alter weisen. Für die anschließende Zeit und insbesondere für die Zeit um (konventionell) 1000 bis 900 v.Chr. deuten sich 14C-Alter an, die um 60 bis 100 Jahre geringer sein könnten als die historisch-archäologischen Alter. Allerdings sind definitive Aussagen aufgrund der vergleichsweise hohen Fehlermarge nur schwer möglich.“
Als Konsequenz fordern Naturwissenschaftler eine Korrektur der konventionellen Chronologie der frühen Perioden zu höheren Werten. Dabei weisen sie auf methodische Unsicherheiten der historisch-archäologischen Datierung hin, obwohl der Fehler potentiell auch auf Seiten der 14C-Datierung liegen kann. Bisher widersetzen sich die meisten Archäologen, die historisch-archäologischen Daten zugunsten der 14C-Daten zu ersetzen. [23]
Bisher haben Forscher versucht, aufgrund von 211 14C-Datierungen eine neue Chronologie Ägyptens zu entwickeln.[24] Bei den Proben handelte es sich um kurzlebige Materialien von Körben, Textilien, Pflanzen, Körnern und Früchten aus den Beständen von europäischen und amerikanischen Museen, die sich eindeutig dem Regierungsjahr eines Pharaos oder dem Gründungsjahr eines Tempels zuordnen liessen. Als weiteres Benutzten sie eine statistische Methode, um Muster in den Radiokarbon- und historischen Daten auszumachen und so die wahrscheinlichsten Beziehungen zwischen beiden zu finden.[25]
Datierungen in der Wikipedia
Der erste Versuch einer ägyptischen Chronologie in der frühen Neuzeit stammt wohl von Joseph Scaliger, um 1600, der dafür die Angaben des Chronisten Eusebius und den ptolemäischen Kanon verwendete (Thesaurus Temporum und Emendatio Temporum).
Die frühesten Versuche einer Chronologie stammen im 20. Jahrhundert aus dem Jahre 1904 bzw. 1907 von Eduard Meyer, der seinerseits auf Flinders Petrie basiert; eine spätere von R. Weill von 1928 und die letzte umfassende Chronologie von Ludwig Borchardt von 1935.
Erst der Ägyptologe Jürgen von Beckerath hat 1997 mit den MÄS 46 (Münchner Ägyptologische Studien, Band 46) eine Überarbeitung dieser Chronologie vorgenommen, die in internationalen Fachkreisen heute das Standardwerk ist. In einzelnen Epochen gibt es natürlich auch abweichende Daten durch jüngste Forschung oder andere Auslegung der wissenschaftlichen Belege. Ein garantiertes, festes Gerüst gibt es durch fortschreitende Erkenntnisse zwar nicht, jedoch wird die Chronologie durch neuere Studien weiter enger eingegrenzt.
In den Artikeln der deutschsprachigen Wikipedia werden, wenn nicht anders angegeben, von Beckeraths Zeitangaben benutzt. Diese haben sich weitestgehend in der neueren wissenschaftlichen Literatur durchgesetzt. Liegen keine Datierungen des vorgenannten Autoren vor, kommen Angaben nach Thomas Schneider zum Zug.
Literatur
- Jürgen von Beckerath: Chronologie des pharaonischen Ägypten. Philipp von Zabern, Mainz 1997. ISBN 3-8053-2310-7
- Manfred Bietak (Hrsg.): The synchronisation of civilisations in the Eastern Mediterranean in the second millennium B.C. Wien 2003, 2007.
- Georges Bonani et alii: Radiocarbon dates of Old and Middle Kingdom monuments in Egypt. In: Radiocarbon 43, 2001, S. 1297-1320 (Online)
- Wolfgang Helck: Schwachstellen der Chronologie-Diskussion. In: Göttinger Miszellen 67, 1983, S. 43-49.
- Erik Hornung, Rolf Krauss, David A. Warburton (Hrsg.): Ancient Egyptian Chronology. Handbook of Oriental Studies. Section 1: The Near and Middle East, Bd. 83, Brill, Leiden/Boston 2006 ISBN 978-90-04-11385-5
- Kenneth Anderson Kitchen: The Chronology of Ancient Egypt. In: World Archeology 23.2, 1991, S. 201-208. (Online)
- Rolf Krauss: Sothis- und Monddaten. Studien zur atronomischen und technischen Chronologie Altägyptens. Hildesheim 1985.
- Christopher Bronk Ramsey et alii: Radiocarbon-based Chronology for Dynastic Egypt. In: Science 328, 2010, S. 1554-1557. (Online)
- Donald B. Redford: Pharaonic Kinglists, Annals, Day Books. 1986.
- Bradley E. Schaefer: The Heliacal Rise of Sirius and Ancient Egyptian Chronology. In: JHA 31, 2000. (Online)
- Thomas Schneider: Lexikon der Pharaonen. Artemis & Winkler, Düsseldorf 1997. ISBN 3-7608-1102-7
- Ian Shaw (Hrsg.): Oxford History of Ancient Egypt. Oxford, 2000.
- Hana Vymazalova, Miroslav Barta (Hrsg.): Chronology and Archeology in Ancient Egypt (The Third Millennium). Prag, 2008.
- Uwe Zerbst: Radiokarbon und historisch-archäologische Datierung für den alten Orient. Neue Entwicklungen. In: Studium Integrale Journal 12.1, Mai 2005, S. 19-26. (Online)
Einzelnachweise
- ↑ Beckerath, Chronologie, S. IX und S. 3
- ↑ Beckerath, Chronologie, S. 13
- ↑ Beckerath, Chronologie, S. 13f.
- ↑ Francesco Raffaele: Alle Fragmente des Annalensteins nach Wolfgang Helck
- ↑ Catchpenny: Alle Fragmente des Annalensteins nach Wolfgang Helck
- ↑ Kairo-Fragment (C1) mit weiteren Teilstücken C2–C5 und Rekonstruktionen/Transkriptionen
- ↑ Beckerath, Chronologie, S. 19
- ↑ Beckerath, Chronologie, S. 20
- ↑ Beckerath, Chronologie, S. 23
- ↑ Beckerath, Chronologie, S. 23
- ↑ Beckerath, Chronologie, S. 24
- ↑ Folker Siegert: Flavius Josephus: Über die Ursprünglichkeit des Judentums (Contra Apionem). S. 34.
- ↑ Beckerath, Chronologie, S. 37f.
- ↑ Beckerath, Chronologie, S. 32-33
- ↑ Beckerath, Chronologie, S. 32-33
- ↑ Beckerath, Chronologie, S. 42f.
- ↑ Bradley E. Schaefer: The Heliacal Rise of Sirius and Ancient Egyptian Chronology. In: JHA 31, 2000, S. 151
- ↑ Bradley E. Schaefer: The Heliacal Rise of Sirius and Ancient Egyptian Chronology. In: JHA 31, 2000, S. 153
- ↑ Beckerath, Chronologie, S. 43
- ↑ Beckerath, Chronologie, S. 43 und ferner: Erik Hornung: Untersuchungen zur Chronologie und Geschichte des Neuen Reiches. Wiesbaden 1964, S. 15ff.
- ↑ Beckerath, Chronologie, S. 44
- ↑ Beckerath, Chronologie, S. 44
- ↑ a b http://www.si-journal.de/index2.php?artikel=jg12/heft1/sij121-3.html
- ↑ http://www.sciencemag.org/content/328/5985/1554.abstract
- ↑ http://aegyptengruppe.blog.de/2010/06/21/neue-chronologie-aegyptens-hilfe-c14-methode-8838646/