Zahnärztliche Implantate sind künstliche Zahnwurzeln, die anstelle fehlender Zähne eingepflanzt werden.
Nach langen Jahrzehnten mit verschiedenen, heute zum Teil komisch anmutenden Implantatformen, haben sich wissenschaftlich und praktisch ganz klar die sogenannten rotationssymmetrischen Implantate durchgesetzt. Das bedeutet, dass die Körper im Querschnitt rund sind. Letztlich ähneln diese modernen Implantate also einer Schraube.
Unter den Schraubimplantaten unterscheidet man zwei große Gruppen, je nachdem, wie stark die Schraube spitz zu läuft. Aber auch die Zahl und Art der Gewinde ist je nach Hersteller sehr unterschiedlich.
Da es etwa 80 größere Hersteller und über 2000 unterschiedliche Implantatformen weltweit gibt, ist es schwierig, von "dem" Implantat zu sprechen. In der Hand des erfahrenen Implantologen aber ist fast jedes moderne Implantatsystem - soweit es wissenschaftlich geprüft ist - geeignet.
Historisch gesehen gibt es außer den aktuellen schrauben-/wurzelförmigen und zylindrischen Implantaten noch diverse ältere Typen mit seitlichen Flügeln, scheibenförmige oder individuell gefertigte Implantate. Die meisten dieser Formen aber haben sich nicht bewährt. Dies gilt insbesondere für die sogenannten subperiostalen Implantate, die großflächig unter der Schleimhaut direkt dem Knochen auflagen und zu massiven Schäden führten.
Standard moderner Implantate ist die Herstellung aus Reintitan im Gegensatz zu Orthopödie (Titanlegierung). Schon kurz nach dem zweiten Weltkrieg hatte man festgestellt, dass Titan sich biologisch neutral (bioinert)verhält und keine allergischen oder Fremdkörperreaktionen auslösen kann. Es stellte damit das ideale Material für das Einbringen in den Körper dar. Jahrzehntelange positive Erfahrung mit Titan hat man im Bereich der Orthopädie zum Beispiel beim Ersatz von Hüft- und Kniegelenken.
Die Eigenschaft des Titans mit Sauerstoff eine schützende Oxidschicht auf der Oberfläche zu bilden, ist die Ursache für Ihr bioinertes verhalten und damit ihre besonders gute Verträglichkeit. Die Reaktion des Körpers ist so natürlich, dass der Knochen direkt am Implantat anwächst und das Implantat als Teil des Körpers annimmt. Man nennt dies Osseointegration.
Dieser Prozess wird durch eine Anrauhung der Titanoberfläche deutlich verbessert. Im Prozess der Anrauhung unterscheiden sich viele am Markt angebotene Implantate, wobei heute noch keine bestimmte Oberflächenbearbeitung sich wissenschaftlich gesehen durchsetzen konnte.
Die früher verwendeten reinen Keramik-Implantate zeichneten sich durch ein hervorragendes Einwachsen aus. Jedoch traten sehr häufig Brüche auf, da die Keramik als solches spröde und bruchgefährdet ist. Daher hat man diese Materialgruppe verlassen.
Jedoch versucht man, die guten Erfahrungen mit Keramiken bei der Knocheneinheilung durch Beschichtung der Implantate mit körperverwandten Stoffen (künstlichem Knochenmineral, d.h. Hydroxylapatit) zu verbessern. Moderne Forschungen fügen auf die Oberfläche auch Eiweiße (Proteine) ein, die die Knochenbildung des Körpers anregen und fördern.
Alle Implantate müssen eine Zertifizierung der Gesundheitsbehörden als sichere Medizinprodukte (CE- oder FDA-Zulassung) besitzen.
Einzelzahnersatz
Beim Einzelzahnersatz müssen die Nachbarzähne nicht beschliffen werden, wie das bei der herkömmlichen Methode, die Zahnlücke durch eine Brücke zu schließen der Fall ist. Das Zahnfleisch legt sich im harmonischen Verlauf an die Krone und nichts deutet mehr auf den Zahnverlust hin.
Nichtanlage von Zähnen
Wenn beispielsweise bei einem Jugendlichen keine Anlage von einem Backenzahn vorhanden ist, kann mit einer speziellen Methode ein Implantat eingesetzt werden. Nach abgeschlossenem Kieferwachstum und kieferorthopädischr Vorbehandlung werden Einzelimplanate eingesetzt. Dadurch bleiben die Nachbarzähne in ihrer Natürlichkeit unversehrt.
Zahnloser Kiefer
Viele Prothesenträger klagen über schlechten Sitz oder schmerzhafte Druckstellen. Dies Probleme lösen Haftmittel oder mechanische Hilfen nur vorübergehend und nicht gerade zufriedenstellend.
Implantate können da Abhilfe schaffen, abhängig von den Voraussetzungn des Patienten. So kann der Tragekomfort mit der Anzahl der Implantate erheblich gesteigert werden, bis hin zu einer rein auf Implantaten basierenden Prothese.
Die Vorteile
- verbesserte Kaukraft
- verbessertes Sprechen / Phonetik
- verringerter bis hin zu keinem Knochenabbau mehr
- verbesserter Halt der Prothese
- verringerter Druck auf die Schleimhaut
- Verbesserung der Ästhetik und Lebensqualität
Wie läuft die Implantation ab?
Das Einbringen wird bei örtlicher Betäubung ambulant durchgeführt und verläuft schmerzfrei. An der geplanten Stelle wird die Schleimhaut zur Seite gelegt und das Implantat stufenwise nach individuell festgelegter Länge und Durchmesser aufbereitet. Nach dem Einsetzen wird das Zahnfleisch wieder vernäht und bei guter Kühlung von außen wird eine größere Schwellung verhindert. Danach wird eine unbelastete Einheilphase, abhängig von der Knochenqualität, eingehalten. Diese beträgt durchschnittlich 2-3 Monate im Unterkiefer und 5-6 Monate im Oberkiefer, da die Knochendichte von Unter- und Oberkiefer unterschiedlich ist. Für diese Übergangszeit wird ein provisorischer Zahnersatz eingesetzt. In Ausnahmefällen kann das Implantat auch schon früher belastet werden. Dies ist jedoch abhängig von der Knochenqualität und dem geplanten Zahnersatz.