Überblick
Ein starkes Tief über der Adria führte zwischen dem 20. und 22. August große Wassermengen über den Balkan, Österreich und Deutschland an die Alpen, wo die Wolken die Wassermassen in Form von starkem Regen entluden, was zu Hochwasser in den Voralpen führte.
Betroffen waren vor allem die Schweiz, die österreichischen Bundesländer Tirol und Vorarlberg sowie Bayern, wo zahlreiche Flüsse über die Ufer traten und die Seen Hochwasser führen.
Murenabgänge in den Gebirgstälern schneiden ganze Ortschaften von der Außenwelt ab, der öffentliche Verkehr wird teilweise komplett lahmgelegt.
In der Schweiz kamen beim Hochwasser bisher sieben Personen um das Leben.
Betroffene Gebiete
Das betroffene Gebiet reichte (zeitlich gestaffelt) vom Berner Oberland über die Innerschweiz bis ins Engadin. Anschliessend verlagerte sich der Regen ins Vorarlberg und ins Tirol. Die Alpensüdseite wurde nicht betroffen.
Situation in der Schweiz
Berner Oberland
Durch Erdrutsche wurden diverse Strassen und Eisenbahntrassees unter- oder sogar weggespült, so dass viele Ortschaften von der Umwelt abgeschnitten wurden. Diese Wassermassen führten anschliessend zu einem Anschwellen der Seen. Der Thunersee überschritt die Schadensmarke von 1999 um über einen halben Meter. Dies setzte insbesondere Interlaken und die Verkehrwege zwischen dem Brienzer- und dem Thunersee unter Wasser.
Die Aare förderte anschliessend das Vierfache der normalen Menge durch das Bachbett. Das setzte in der Stadt Bern das Mattequartier z.T. mehrere Meter unter Wasser. Am 24. August musste das Quartier schliesslich zwangsgeräumt werden. Weiter unten an der Aare wurden noch weitere Ortschaften überschwemmt.
Zentralschweiz
Die ersten Unglücksmeldungen kamen aus der Zentralschweiz, wo im Entlebuch verschiedene Erdrutsche niedergingen und so Verkehrswege verschütteten. Auch verschiedene Flüsse der Region, so die Emme und Seen wie der Sarnersee und der Vierwaldstättersee traten über die Ufer, was wiederum die Ortschaften Luzern und Brunnen unter Wasser setzte.
Die Zufahrten nach Engelberg wurde vom Schlamm weggerissen. Das Dorf ist nur per Helikopter zu erreichen.
Aargau
Das Wasser der Emme führte neben dem Schlamm und Wasser auch viel Geschiebe und Treibholz mit sich und verwandelte im Anschluss die Reuss in einen Wildbach. Dadurch wurden viele Holzbrücken in Mitleidenschaft gezogen oder sogar eingerissen. In den Staustufen der Reuss konnte zwar einiges vom Geschiebe un dem Treibholz zurückgehalten werden, dennoch wurden insbesondere die Ortschaften Bremgarten und Windisch überflutet.
Glarus
Die Strasse nach Elm wurde verschüttet und die Linthebene unter Wasser gesetzt. Der Autobahntunnel am Walensee führte soviel Wasser, dass die Personenwagen über den Kerenzerberg umgeleitet wurden. Für Lastwagen war der Tunnel noch passierbar.
Graubünden
Die Landquart führte vom Vereinatal her auch viel Geschiebe und Treibholz mit und überflutete grosse Teile von Klosters. Weiter unten im Prättigau wurde von den Wassermassen eine Spaziergängerin weggerissen, vermutlich von den Ästen eines aus dem Wasser ragenden Baumes.
Die Strasse und die Eisenbahnline zwischen Susch und Scuol wurde unterspült.
Ostschweiz
Die Ostschweiz war von den Flutwellen weitgehend verschont. Der Schwerpunkt lag beim Auspumpen von Kellern. Einzig in Weesen hatte der Ausmass grössere Folgen gehabt. Die Thur wie auch die Sitter traten punktuell über die Ufer. Im St. Galler Rheintal führte der Rhein sehr viele Wassermassen, die Vordämme hatten das zusätzliche Wasser aufzufassen, überschritt die kritische Grenze aber nicht.
Situation in Österreich
Vorarlberg
In den Regionen Bregenzerwald, Arlberg, Montafon und Kleinwalsertal sowie in flussnahen Gebieten des Rheintales verwandeln sich ansonsten kleine Bäche in reißende Wildwasser. Durch Murenabgänge im Arlberggebiet werden wichtige Stromleitungen zerstört, die das gesamte Stromnetz der Österreichischen Bundesbahnen lahmlegt, sodass der Zugverkehr im ganzen Land eingestellt werden muss. Zwischen Bludenz und Feldkirch entgleist ein Güterzug mit Tankwagen. Nach kurzer Zeit der Besorgnis wird bekannt gegeben, dass die Tankwagen ungefährliche Ladung hatten.
Vorarlberg konnte mehrere Tage lang nicht vom benachbarten Bundesland Tirol erreicht werden, da alle Straßen- und Schienenverbindungen durch Murenabgänge gekappt wurden.
Mehrere Ortschaften (Gargellen, Bizau) werden von der Außenwelt abgeschnitten, insgesamt werden am 22. August etwa 400 Personen evakuiert. In Reuthe löst eindringendes Wasser in ein Wohnhaus eine Kettenreaktion aus, die zu einer Explosion führt. Sechs Menschen werden dabei zum Teil schwer verletzt.
Insgesamt standen allein in Vorarlberg 3.300 Feuerwehrleute im Einsatz. Die Trinkwasserversorgung in den Gemeinden Bezau, Mittelberg und Lech brach zusammen, in Lech gab es außerdem keine Stromversorgung mehr.
Tirol
Der Inn erreichte am 22. August einen gefährlichen Höchstwert und drohte in Innsbruck über die Ufer zu treten. Sämtliche Innbrücken der Stadt wurden gesperrt, mehrere Gebäude der Leopold Franzens Universität mussten geräumt werden.
Im Bezirk Reutte trat der Lech über die Ufer, mehrere Ortschaften waren wegen überschwemmter Straßen nicht erreichbar.
Im Bezirk Kufstein spitzte sich die Lage am Nachmittag des 22. August zu. In den Ortschaften Wörgl und Langkampfen wurde teilweise die Bevölkerung evakuiert.
Am stärksten betroffen war das Paznauntal im Bezirk Landeck. 30 Prozent der Straßen in dem Gebiet wurden verschüttet oder zerstört. In den Gemeinden Ischgl, See und Kappl wurden zahlreiche Häuser zerstört. Auch in der Gemeinde Pfunds trat ein Bach über die Ufer und flutete Teile des Dorfes.
Situation in Deutschland
Landkreis Oberallgäu
Im Landkreis Oberallgäu erreichte die Iller historische Höchststände. Die Bundesstraße und die Bahnverbindung nach Oberstdorf wurde unterbrochen.
Landkreis Garmisch-Partenkirchen
Im Landkreis Garmisch-Partenkirchen war durch einen Dammbruch Eschenlohe weiträumig überflutet. Kurzzeitig waren allen Zufahrtwege nach Garmisch-Partenkirchen unterbrochen.
München
Am 23. August stieg der Pegel der Isar auf Jahrhunderthöchststand. Derzeit (24. August) wälzt sich die Scheitelwelle auf Freising zu. Die Lage verschärfte sich, nachdem der Sylvensteinspeicher geöffnet werden musste. Mehrere Ortschaften im Einzugsbereich der Isar wurden überflutet.
Glücklicherweise wurden in der Stadt München die Dämme nach einem großen Hochwasser verstärkt.
Schadensausmaß
Gemäss verschiedenen Aussagen von Versicherungen und Wirtschaftsexperten erreichen die Schäden in der Schweiz ein Ausmaß von 1.5 bis 2 Milliarden CHF.