Tepco (Eigenschreibweise: TEPCO, englisch Tokyo Electric Power Company, Incorporated, jap. 東京電力株式会社, Tōkyō denryoku kabushiki-gaisha; wörtlich Elektrische Energie Tōkyō, kurz 東電, Tōden) ist ein Energieversorgungsunternehmen mit Sitz in Tokio, Japan, das im Nikkei 225 gelistet ist.
Tepco
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Rechtsform | Kabushiki-gaisha (Aktiengesellschaft) |
ISIN | JP3585800000 |
Gründung | 1951 |
Sitz | Chiyoda, Tokio |
Leitung | Tsunehisa Katsumata (torishimariyaku kaichō, Vorsitzender), Masataka Shimizu (torishimariyaku shachō, Präsident)[1][2] |
Mitarbeiterzahl | 52.816 (30. September 2008) |
Umsatz | 5,643 Bio. Yen (43,0 Mrd. €, 31. März 2009) |
Branche | Energieversorgung |
Website | www.tepco.co.jp |
Geschichte
Das Unternehmen wurde 1951 gegründet. Es ist der größte Energieproduzent Japans. Der Konzern hält das Monopol im Großraum Tokio, es versorgt mit knapp 45 Millionen Kunden mehr als ein Drittel der japanischen Bevölkerung.[3] [4]
In der Liste der weltweit umsatzstärksten Unternehmen (Fortune Global 500) kam Tepco im Jahr 2007 auf Rang 136 bzw. für Japan auf Rang 13. Das Unternehmen ist darüber hinaus einer der 30 größten Kohlenstoffdioxidemittenten der Welt. 2007 betrug der Ausstoß der von ihm betriebenen Anlagen 62,0 Millionen Tonnen CO2.
Die Wertpapierkennnummer des Unternehmens an der Tokioter Börse lautet 854307.
Stromerzeugung
Tepco ist der Betreiber (Stand: 2009) von 160 Wasserkraftwerken mit einer Gesamtleistung von 8987 MW, 25 Wärmekraftwerken mit 38.189 MW (davon 10.830 MW durch Öl, 1600 MW durch Kohle und 25.759 MW durch Erdgas/Flüssiggas), 3 Kernkraftwerken mit insgesamt 17 Atomreaktoren (Fukushima-Daiichi, Fukushima-Daini und Kashiwazaki-Kariwa) mit 17.308 MW, einem Geothermiekraftwerk mit 3,3 MW und einem Windkraftwerk mit 0,5 MW. Letztere beide Kraftwerke befinden sich auf der Insel Hachijō-jima, gebaut jeweils 1999 bzw. 2000.[5]
Vorfälle
Am 29. August 2002 wurde bekannt, dass Tepco 16 Jahre lang Unfälle nicht gemeldet und Reparaturen verzögert hatte. Die entsprechenden Berichte waren gefälscht worden. Daraufhin traten zum 30. September 2002 der das Unternehmen leitende Präsident Nobuya Minami (南 直哉), der Vorsitzende Hiroshi Araki (荒木 浩), einer der Vizepräsidenten Toshiaki Enomoto (榎本 聰明) als auch die beiden Berater Gaishi Hiraiwa (平岩 外四) und Shō Nasu (那須 翔) zurück.[6][7] Eine weitere Folge war, dass alle 17 Kernreaktoren, davon zehn in der Präfektur Fukushima und sieben im Kernkraftwerk Kashiwazaki-Kariwa, zur Überprüfung heruntergefahren werden mussten. Bis Juli 2004 wurden alle Reaktoren wieder eingeschaltet. Meldungen über Störfälle wurden aber auch 2004 immer wieder bekannt.[8] Ersetzt wurde Nobuya Minami durch Tsunehisa Katsumata.
In Folge des Niigata-Chūetsu-Küstenerdbebens 2007 musste das firmengrößte Kraftwerk Kashiwazaki-Kariwa wegen Erdbebenschäden für 21 Monate abgeschaltet werden, wodurch das Unternehmen erstmals seit 28 Jahren einen Verlust vermelden musste und Katsumata von seinem Posten als Präsident und damit Firmenchef im Juni 2008 zurücktrat, aber Vorsitzender wurde. Abgelöst wurde er durch Masataka Shimizu.[9]
Nach dem Tōhoku-Erdbeben und Tsunami vom 11. März 2011 kam es im Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi zu einer Folge von umfangreichen Anlagenausfällen, insbesondere der elektrischen Energieversorgung und zu einer über zwei Wochen andauernden mangelnden Kühlung der Reaktorkerne und der gelagerten Brennstäbe. Ein Schwarzstart der an den Kraftwerksbetrieb gebundenen Kühlanlagen war ebenfalls nicht möglich, da die Verbindung zum öffentlichen Stromnetz unterbrochen war. Diese Unfallserie führte zu schweren Beschädigungen mehrerer Reaktoren und zu drei partiellen Kernschmelzen mit erheblichen Freisetzungen radioaktiver Stoffe. Die Ereignisse wurden auf der Internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse als „katastrophaler Unfall“ (Stufe 7) eingestuft.[10] Erstmals in der Geschichte Japans wurde der nukleare Notstand ausgerufen.
Die japanische Atomsicherheitsbehörde (NISA) hatte Tepco nur zehn Tage vor dem Tōhoku-Erdbeben erhebliche Mängel bei Inspektion und Wartung nachgewiesen. Am 21. März wurde auch der Öffentlichkeit bekannt, dass im Atomkraftwerk Fukushima-Daiichi insgesamt 33 Geräte und Maschinen[11] seit elf Jahren nie sorgfältig kontrolliert wurden. Darunter die Kühlpumpen, die Dieselgeneratoren und die Temperaturkontroll-Ventile der Reaktorblöcke.[12] Die Atomaufsicht gab Tepco Gelegenheit bis zum 2. Juni 2011 einen Korrekturplan auszuarbeiten.[13]
Weblinks
- Tokyo Electric Power Company (englisch)
- Japan: whistleblowing turns into tornado Bericht über die Fälschungen (englisch)
- AKW-Betreiber Tepco – Die Vertuschungsfirma. – Spiegel Online, 12. März 2011
- Tepcos Kultur der Desinformation. – Die Zeit, 28. März 2011
Einzelnachweise
- ↑ 会社概要. Tepco, 25. Juni 2010, abgerufen am 6. April 2011 (japanisch).
- ↑ Tepco Corporate Information, Profile / Leadership. Tepco, 25. Juni 2010, abgerufen am 6. April 2011.
- ↑ Hendrik Ternieden: Japans Atomgigant Tepco Filz, Vetternwirtschaft, Fukushima Der Spiegel 31. März 2011
- ↑ Kyodo News: Gov't warns of power shortage, utility to ration power by region (13 March 2011 13:55 CET). 13. März 2011, abgerufen am 13. März 2011 (englisch).
- ↑ III. Electricity Supply Facilities. Tepco, , abgerufen am 17. März 2011 (englisch).
- ↑ 人事措置について. Tōkyō Denryoku, 14. September 2002, abgerufen am 13. März 2011 (japanisch, Presseerklärung).
- ↑ Heavy fallout from Japan nuclear scandal. In: CNN.com. 2. September 2002, abgerufen am 13. März 2011 (englisch).
- ↑ Japan: Betreiber fährt nach Skandal Reaktor wieder an RP-Online vom 7. Mai 2003
- ↑ Shigeru Sato, James Paton, Yuriy Humber: Tepco Chief Pressured to Quit After Costing Holders $29 Billion. In: Bloomberg. 28. März 2011, abgerufen am 29. März 2011 (englisch).
- ↑ INES Ratings on the Events in Fukushima Dai-ichi NPS and Fukushima Dai-ni NPS by the Tohoku Regional Pacific Ocean Offshore Earthquake. (pdf) NISA, 12. April 2011, archiviert vom am 12. April 2011; abgerufen am 12. April 2011 (englisch).
- ↑ Reaktorkatastrophe. Fukushima-Betreiber schlampte bei Kontrollen in: Spiegel Online vom 21. März 2011
- ↑ Fukushima-1: Mangelhafte Wartung Betreiber Tepco fälschte Reparatur-Protokolle Süddeutsche Zeitung vom 21. März 2011
- ↑ Fukushima-Betreiber hat bei Kontrollen gepfuscht in: Zeit Online vom 21. März 2011
Koordinaten: 35° 40′ 12,9″ N, 139° 45′ 30,5″ O