Als Graswurzelbewegung bezeichnet man im amerikanischen Englisch (grassroots, häufig auch in Getrenntschreibung) eine politische Initiative, die aus der politischen Basis heraus, also "von unten", entsteht. Im deutschen Sprachgebrauch ist das Wort nur selten anzutreffen - es findet sich aber immer häufiger in Nachrichtenmeldungen oder Artikeln, die aus englischsprachigen Quellen stammen. Die Entlehnung dieses Ausdrucks in die deutsche Sprache ist umstritten, viele halten ihn für einen unnötigen Anglizismus. Mögliche deutsche Übersetzungen sind z.B. "Bürgerinitiative" oder "Bürgerbewegung".
"Graswurzelbewegungen" können sowohl basisdemokratische wie auch anarchistische Strukturen aufweisen.
Deutsche "Graswurzel"-(Bürger)-bewegungen stehen in der Tradition der 68er-Bewegung, der Friedensbewegung, der Ursprünge der Grünen, der APO und vergleichbarer Gruppierungen.
Beispiele für Bürgerbewegungen aus den letzten Jahrzehnten sind:
- 1980er: Widerstand gegen die so genannte "Nachrüstung", insbesondere den NATO-Doppelbeschluss;
- 1980er: Widerstand gegen die Wiederaufbereitungsanlage in Gorleben.
- 1990er: Widerstand gegen Rassismus und Fremdenhass, Eintreten für "offene Grenzen";
- 2000er: Opposition gegen den dritten Golfkrieg, Widerstand gegen die Patentierbarkeit von Software in der EU
- 2005: Widerstand gegen Softwarepatente und die nicht vorhandene deutsche Volksabstimmung zur EU-Verfassung, Eintreten für "Innovationsfreiheit";
Eine politische Organisationsform, inspiriert von der Keimform-Idee, die politischen Wandel durch engagierte Artikulation von Bürgerinteressen gegenüber als starr empfundenen staatlichen Organisationen versteht. Dabei bricht sie mit den Konventionen des gewöhnlichen lobbyistischen Meinungsbildungsprozesses. Da "Graswurzelaktivisten" in der Breite sich an scheinbar unbedeutenden Schauplätzen ihre Netzwerke bauen, legen sie es auf langfristigen Wandel an. "Graswurzelbewegungen" sind nicht fokal und unideologisch.
Eine große Bedeutung für "Graswurzelorganisierung" von Interessen besitzt das Internet, da mit diesem Kommunikationsmedium leichter Personen gemeinsamer Interessen durch Mailinglisten und andere Kommunikationsmedien zusammengeführt werden können. Im übrigen profitieren Graswurzelgruppen von der Informationsfreiheit, durch die sie in den Besitz der rezeptiven Informationsführerschaft kommen, die als wesentlicher Schlüssel zum Erfolg angesehen wird.
Ein gutes Beispiel für eine "Graswurzelkampagne" aus jüngster Zeit ist der Europäische Protest der Softwareentwickler gegen das Vordringen des Patentsystems in ihren Bereich (Softwarepatente).
Das Ziel von vielen "Graswurzel-Initiativen" ist oft, gesellschaftliche Alternativen zum Bestehenden aufzubauen. Auch die Wikipedia wird als typisches Beispiel für ein "Graswurzelprojekt" gesehen.