Peter von Danzig (Schiff, 1462)

erste große Kraweel im Ostseeraum zur Zeit der Hanse im 15. Jahrhundert
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Schiffsdaten
Schiffsname Peter von Danzig
andere Schiffsnamen * Pierre de Rochelle
Schiffstyp Kraweel
Übernahme 1462
Verbleib 1478 abgewrackt

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Schiffsmaße und Besatzung
Länge ca. 51 m (Lüa)
Breite ca. 12 m
Verdrängung ca. 800 t
 
Besatzung 50 Seeleute, 300 Seesoldaten

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Takelung und Rigg
Anzahl Masten 3
Segelfläche ca. 760 m²

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|- ! colspan="2" style="background:#B0C4DE; color:#202122; border-color:#B9BEC4;;" | Bewaffnung |- | colspan="2" style="border-color: #FFFFFF" |

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Die Peter von Danzig, auch Dat grote Kraweel genannt, war der erste große Kraweel im Ostseeraum der Hansezeit des 15. Jahrhunderts.

Kraweel Peter von Danzig

Die Kraweel war in der Bretagne (Frankreich) gebaut worden und lief als Pierre de Rochelle 1462 mit Baiensalz von La Rochelle an der französischen Atlantikküste kommend, in Danzig ein. Da das Schiff nach einem Gewitter reparaturbedürftig und der Schiffseigner Peter de Nautis zahlungsunfähig war, musste sich dieser vom Danziger Kaufmann Rolof Feldstete 1.000 Mark borgen. Die Schuld wurde auf das Schiff eingetragen. Nachdem der Eigner gestorben war, ohne die Schuld zu begleichen, wurde das Schiff von der Stadt beschlagnahmt.

1470 wurde es instand gesetzt und als Kriegsschiff ausgerüstet. Die Städte des Wendischen und Preußischen Viertels hatten England unter König Eduard IV. den Krieg erklärt, weil dieser ihre Handelsprivilegien zunehmend beschnitt. Der Seekrieg wurde als Kaperkrieg geführt. 1471 fuhr das Schiff als Peter von Danzig unter Kommando des Danziger Ratsherrn Berndt Pawest nach Brügge in Flandern. Dort ging er gegen Behinderungen des hansischen Handels durch Franzosen und Engländer vor. 1472 kauften die Danziger Bürger Johann Sidinghusen, Tideman Valandt und Reinhold Niederhoff das Schiff von der Stadt. Ab 1473 führte dann Kapitän Paul Beneke erfolgreich mehrere Kaperfahrten gegen das durch die Rosenkriege ohnehin geschwächte England durch. Vor der englischen Küste kaperte Beneke das mit besonders kostbarer Fracht beladene britische Schiff St. Thomas. Die Prise betrug 60.000 Pfund, eine für die damalige Zeit unerhörte Summe. Unter dem Schutz des Erzbischofs von Bremen Heinrich II. Graf von Schwarzburg wurde die Prise zwischen den Schiffseignern und der Besatzung aufgeteilt. Unter der Beute befand sich auch das TriptychonDas jüngste Gericht“ von Hans Memling, das eine Auftragsarbeit der Medici war. Es wurde von Reinhold Niederhoff der Marienkirche zu Danzig geschenkt, wenngleich sich die rechtmäßigen florentinischen Eigentümer um Rückgabe bemühten. Daraus entspannen sich diplomatische Verwicklungen, die bis zur Androhung des Kirchenbannes durch den Papst führten.

Der Seekrieg zwischen der Hanse und England wurde mit dem Frieden von Utrecht (1474) beendet.

1478 erlitt die Peter von Danzig Schiffbruch und wurde abgewrackt.

Die Prise der Peter von Danzig

          Hans Memling: Das Jüngste Gericht, Altar in Danzig

Peter von Danzig in der Neuzeit

Peter von Danzig (1936)

 
Der alte Peter von Danzig (1936), heute: Peter von Seestermühe

Der Schiffsname Peter von Danzig lebt bis heute weiter. 1936 baute der Akademische Segler-Verein (ASV) zu Danzig eine Yawl für die Teilnahme an der Olympia-Zubringerregatta Bermudas-Cuxhaven, die Ozean-Wettfahrt Bermuda-Cuxhaven 1936, entworfen vom Yachtkonstrukteur Henry Gruber und gebaut in Danzig. Nach dem Krieg gelangte diese Yacht zum ASV in Kiel. Dort wurde sie für eine Vielzahl von Hochseereisen eingesetzt, nahm am 1. The Whitbread Round the World Race 1973 teil und gewann drei mal die höchste Auszeichnung im deutschen Hochsee-Segelsport, den Schlimbach-Preis. 1991 wurde das Schiff an Christoph von Reibnitz verkauft und in Peter von Seestermühe umbenannt. In den folgenden Jahren erfolgte eine schrittweise Restaurierung der Yacht in deren Verlauf auch erstmalig ein Motor eingebaut wurde. Die Yacht segelt jetzt in Einzel- oder Gruppencharter.[1]

Schiffsdaten

  • Yachttyp: Yawl mit Bermudarigg[2]
  • Werft: Danziger Werft, Danzig
  • Konstrukteur: Henry Gruber
  • Baujahr: 1936
  • Baumaterial: U-Boot-Stahl, 6 mm Stahlbeplankung
  • Länge: 17,98 m
  • Breite: 4,14 m
  • Tiefgang: 2,70 m
  • Masthöhe: 23 m
  • Verdrängung: 24,7 t
  • Segelfläche am Wind: 146 m²
  • Motor: ohne (bis 1991)
  • Kojen: 13
  • Fahrtgebiet: Ostsee, Nordsee, Atlantik, Karibik

Peter von Danzig (1992)

 
Der neue Peter von Danzig (1992)

1992 wurde vom Akademischen Seglerverein Verein (ASV) in Kiel eine neue Hochseeyacht in Dienst gestellt und wiederum auf Peter von Danzig getauft. Hierbei handelt es sich um eine Nissen 55, einen Einzelbau. Der Peter hat mittlerweile 11 Atlantiküberquerungen hinter sich und eine Weltumrundung. Er gewann einmal den Schlimbach-Preis, nahm erfolgreich an einer Weltumsegelung 1996/1997 über Hongkong und Japan teil und wurde zuletzt bei einer Transatlantikregatta, dem „DaimlerChrysler North Atlantic Challenge“ zusammen mit seinem Vorgänger 2003 von den USA kommend nach Deutschland gesegelt.[3]

Schiffsdaten

  • Yachttyp: Nissen 55, Sloop mit Bermudarigg[4]
  • Werft: Thyssen Nordseewerke, Emden
  • Konstrukteur: Georg Nissen
  • Baujahr: 1992
  • Baumaterial: GFK
  • Länge: 17,01 m (55 Fuß)
  • Breite: 4,82 m
  • Tiefgang: 2,90 m
  • Verdrängung: 21,1 t
  • Segelfläche am Wind: 190 m²
  • Motor: ohne
  • Kojen: 10
  • Fahrtgebiet: weltweit

Siehe auch

Literatur

  • Jochen Brennecke: Geschichte der Schiffahrt, Künzelsau 1986 (2. Aufl.), S.62 ISBN 3-89393-176-7
  • Karl-Heinz Ludwig, Volker Schmidtchen: Metalle und Macht. 1000 bis 1600. Berlin, Frankfurt/Main: Propyläen Ullstein, 1992 (= Propyläen Technikgeschichte, Band 2, hg. von Wolfgang König). ISBN 3-549-05227-8
  • Crome-Schwienening, Carl: Der Peter von Danzig, A. W. Kasemann, Danzig, 1923 Hldr.
  1. Peter von Seestermühe Abgerufen am 3. Januar 2009
  2. yacht classic, Heft 2 (2007), S. 17
  3. ASV Kiel - Peter von Danzig (1992) Abgerufen am 3. Januar 2009
  4. ASV Kiel - Peter von Danzig (1992) Abgerufen am 3. Januar 2009