Satz von Vieta

mathematischer Lehrsatz der elementaren Algebra
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Der Satz von Viëta oder auch Wurzelsatz von Viëta (nach dem latinisierten Namen von François Viète) gehört in das Teilgebiet der Algebra und macht eine Aussage über den Zusammenhang der Koeffizienten p und q der quadratischen Gleichung.

und deren Lösungen (Wurzeln) und . Er besagt:

Dies ergibt sich direkt durch Ausmultiplizieren der Nullstellenform nach Koeffizientenvergleich:

Beispiele

Für den Satz gibt es drei wichtige Anwendungen:

  • 1. Es lassen sich damit quadratische ergänzungen zu vorgegebenen Lösungen konstruieren. Beispielsweise lautet eine p-Q formelGleichung zu den Lösungen 2 und 3:  .
  • 2. Es lassen sich Gleichungssysteme der Form
Fehler beim Parsen (Unbekannte Funktion „\begin{array}“): {\displaystyle \begin{array}{r c l } x+9+y=99 # the end \end{array}}

lösen. Beispielsweise sind die Lösungen   und   des Systems   die Lösungen der zugehörigen quadratischen Gleichung  . Nach der Lösungsformel ergibt sich  ,   oder  ,  .

  • 3. Der Satz kann helfen, die Lösungen durch Probieren zu bestimmen: Ist die quadratische Gleichung
 

gegeben, dann muss für die Nullstellen  ,   gelten:

 

Wenn wir zunächst nach ganzzahligen Nullstellen suchen, müssen die Nullstellen Teiler der 10 sein, deren Summe 7 ist. Mit etwas Probieren findet man die Nullstellen 2 und 5, da   und   ist.

Verallgemeinerung

Der Satz von Viëta über quadratische Gleichungen lässt sich auf Polynomgleichungen bzw. Polynome beliebigen Grades verallgemeinern. Diese Verallgemeinerung des Satzes von Viëta ist die Grundlage für das Lösen von Gleichungen höheren Grades durch Polynomdivision. Nach dem Fundamentalsatz der Algebra gilt:

Jedes (normierte) Polynom n-ten Grades mit Koeffizienten in den komplexen Zahlen lässt sich als Produkt von n Linearfaktoren darstellen:

 

x1, x2, …, xn sind die Nullstellen des Polynoms; auch wenn alle Koeffizienten a0, a1,… reell sind, können die Nullstellen komplex sein. Nicht alle xi müssen verschieden sein.

Nun ergibt sich der Satz von Viëta durch Ausmultiplizieren und Koeffizientenvergleich:

 

wobei

 

die sogenannten Elementarsymmetrischen Polynome in   bis   sind. Für ein Polynom vierten Grades

 

ergibt sich:

 

Eine wichtige Anwendung des Satzes für n=2 und n=3 in der Rückführung der kubischen Gleichung auf eine quadratische Gleichung und der Gleichung 4. Grades auf eine kubische Gleichung, der sog. kubischen Resolvente.

Allgemein gilt der Wurzelsatz von Viëta auch für Polynome mit Koeffizienten in anderen Körpern, solange diese nur algebraisch abgeschlossen sind.

Literatur

  • Walter Gellert: Lexikon der Mathematik. Leipzig: Bibliographisches Institut, 1990, S.578, 200.