Festung Ehrenbreitstein

Befestigungsanlage gegenüber der Moselmündung in Koblenz
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Die Festung Ehrenbreitstein wurde von 1817 bis 1828 auf dem gleichnamigen Berg bei Koblenz durch das preußische Militär an der Stelle eines barocken Vorgängerbaus, der Kurtrierer Feste Hermannstein, neu errichtet. Sie liegt gegenüber der Mündung der Mosel in den Rhein, dem so genannten Deutschen Eck, und sicherte im Rahmen der preußischen Festung Koblenz das mittlere Rheintal gegen Angriffe. Die höchsten Werke des Ehrenbreitsteins ragen 118m über den Rhein. Die gesamte Anlage konnte von bis zu 1500 Soldaten und 80 Kanonen verteidigt werden. Die heutige preußische Festung wurde aber niemals angegriffen. Sie ist nachweislich die älteste Festung Deutschlands.

Festung Ehrenbreitstein
Blick von der Festung Ehrenbreitstein auf Koblenz

Geschichte

Burg und Festung vor 1815

Bereits um das Jahr 1000 befand sich hier die von einem Mann namens Ehrenbert oder Ehrenbrecht errichtete Burg Ehrenbreitstein. Diese ging wohl schon 1020 in den Besitz der Erzbischöfe von Trier über. Es war ihr Brückenkopf für den rechtsrheinischen Besitz des Kurfürstentums und galt als ihre sicherste Burg. So wurden hier in gefährdeten Zeiten die größten Heiligtümer des Landes aufbewahrt, z.B. der Kopf des heiligen Matthias (Bistumspatron) von 1380 bis 1422 und der Heilige Rock von 1657 bis 1794. Sie wurde nach und nach erweitert und schließlich ab dem 16. Jahrhundert zur Festung Hermannstein ausgebaut.

 
Prunkkanone "Vogel Greif"

Kurfürst Richard von Greiffenclau ließ 1524 in Frankfurt die neun Tonnen schwere Kanone "Vogel Greif" gießen und auf dem Ehrenbreitstein aufstellen. Sie konnte Kugeln von 188 Pfund Gewicht abschießen. Mit der Eroberung des Ehrenbreistein durch die Franzosen 1799 kam die Kanone nach Paris in den Invalidendom. Erst nach der deutschen Wiedervereinigung kam sie durch den damaligen französischen Staatspräsident François Mitterrand als Dauerleihgabe nach Koblenz zurück. Sie ist nun auf der Festung zu besichtigen.

Im Dreißigjährigen Krieg wechselte die Festung Hermannstein, die sich an der Stelle der heutigen Festung Ehrenbreitstein befand, zweimal den Besitzer, nachdem Kurfürst Philipp Christoph von Sötern 1631 zunächst Frankreich das Besatzungsrecht eingeräumt hatte und französische Truppen am 5. Juni 1632 die Festung besetzten. Drei Wochen später kapitulierte die Stadt Koblenz und wurde ebenfalls besetzt. Im Oktober 1635 traten die Franzosen nach einem Bündnis mit dem Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar in den Krieg ein. Nachdem Kurfürst Sötern 1635 von kaiserlichen Truppen gefangen genommen und Trier erobert worden war, befreiten diese im Mai 1636 auch Koblenz. 1637 eroberten die Franzosen die Kurtrierer Festung Hermannstein zurück und kontrollierten nun wieder den wichtigen Handels- und Nachschubweg Rhein. Johann von Werth, der bereits über 30 Siege gegen die Franzosen errungen hatte und daher als der Franzosenschreck bekannt war, zog darauf hin von Köln aus gegen die Festung Hermannstein. Nach einer Belagerung, bei der es ihm gelang die französischen Truppen auszuhungern, kapitulierte die Festung am 27. Juni 1637.

Am 23. Oktober 1794 eroberten französische Revolutionstruppen im 1. Koalitionskrieg die Stadt Koblenz, und belagerten ab 1795 viermal die Festung. Am 27. Januar 1799 wurde sie nach einjähriger Blockade kampflos übergeben. Durch den Frieden von Lunéville waren die Franzosen 1801 gezwungen, das rechte Rheinufer aufzugeben, also auch den Ehrenbreitstein. Um sie nicht ihren Gegnern zu überlassen, wurde die barocke Festung Ehrenbreitstein planmäßig gesprengt.

Unter preußischer Herrschaft

Durch den Wiener Kongress 1814/1815 gingen die rheinischen Besitztümer des Trierer Kurstaates als Teil der Rheinprovinz zum Königreich Preußen über. Am 11. März 1815 ging die "Order zur Neubefestigung der Stadt Coblenz und der Festung Ehrenbreitstein" durch König Friedrich Wilhelm III. aus. In den folgenden Jahren entstand die Festung Koblenz, eines der umfangreichsten Festungssysteme Europas, gebaut nach modernsten Erkenntnissen, der so genannten "Neupreußischen" oder "Neudeutschen Befestigungsmanier". An der Stelle der alten Burg auf dem Ehrenbreitstein errichteten die Militäringenieure Gustav von Rauch und Ernst Ludwig von Aster eine weitläufige Zitadelle, die bis heute das Stadtbild beherrscht. Es entstand das größte militärische Bollwerk am Rhein, eine der stärksten Bastionen, die heute noch fast vollständig erhalten ist. Der Bau der neuen Festung Ehrenbreitstein dauerte von 1817 bis 1828. Sie war aber nur Teil der groß angelegten preußischen Landesfestung Koblenz und Ehrenbreitstein, die 1834 fertiggestellt wurde. Die größte in der Zeit gebaute Feste, die Feste Kaiser Alexander, stand auf der Karthause. Nach Gibraltar und Luxemburg war die Festung Koblenz mit 14 km Umfang damals die bedeutendste Befestigungsanlage Europas.

 
Schlosshof und mächtiger Wachportikus

Die Festung wurde gegen alle damals bekannten Waffen und Angriffsarten optimal ausgelegt. Die preußischen Festungsbauer berücksichtigten dabei die neusten Errungenschaften auf dem Gebiet der Verteidigungstechnik. Unter anderem bestimmten die Schussweiten der Feuerwaffen die Dimensionen der Anlage. Im Kriegsfall sollten 1500 Soldaten mit 80 Geschützen den Ehrenbreitstein verteidigen. Verteidigungsbereit gemacht wurde die Festung wegen außenpolitischen Ereignissen und Revolutionen insgesamt achtmal. Aber angegriffen wurde sie nie.

Im Gegensatz zu der vormaligen Burg wurde die Anlage nicht von Söldnern, sondern ausschließlich von Berufssoldaten und von Wehrpflichtigen bewohnt. Die Heeresreform von 1808 sprach diesen einen verhältnismäßig komfortablen Aufenthalt zu, beispielsweise hatte jeder Soldat sein eigenes Bett und die neu errichteten Kasematten (gegen Kanonenbeschuss gesicherte Räume, die hier auch als Unterkunft dienten) wurden mit Ofenheizung und großen Fenstern ausgestattet.

Die Festung Koblenz stand bis 1890 im aktiven Dienst und wurde ab 1886 als Festung minderer Wichtigkeit geführt, wobei die rechtsrheinischen Festungswerke mit dem Ehrenbreitstein noch bis zum Ende des Ersten Weltkriegs einsatzbereit blieben. Während des ersten Weltkrieges, bis zu Kriegsende war die Festung Ehrenbreitstein Sitz der obersten Heeresleitung. Sie erlebte jedoch keine Angriffe. Nach 1919 sollte sie wegen der Bestimmungen des Vertrags von Versailles geschleift werden. Glücklicherweise sah die Interalliierte Militär-Kontrollbehörde in Berlin 1922 davon ab, nachdem u.a. der US-amerikanische General T. Allan vom kulturellen Wert der Festung überzeugt werden konnte. Im Zweiten Weltkrieg lagerten in den Kasematten Kunstgüter und Archivbestände aus Koblenz, Köln und Wuppertal. Zufällige Bombentreffer zeigten jedoch, dass die Kasematten keinen ausreichenden Schutz gegen Bomben des Zweiten Weltkriegs boten. Als Teil der Luftverteidigung von Koblenz standen auf den Wällen der Festung drei Flak-Geschütze. Im Felsen unter der Festung, dem Helfenstein, entstand 1943 ein Luftschutzbunker aus Felsenstollen, der bis zu 10.000 Menschen Schutz gegen Luftangriffe bieten sollte, wozu es aber nie kam.

 
Blick vom Ehrenbreitstein auf den Rhein und Moselmündung (1919)

Nach dem 2. Weltkrieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg existierten in den sechziger Jahren Pläne zur Nutzung zweier Kasematten für die Lagerung von kleineren Mengen Atommüll (Forschungsabfälle) der Universität Mainz. Aufgrund von Bürgerprotesten sah man aber davon ab.

Der Ehrenbreitstein dient heute verschiedenen Institutionen. Das Landesmuseum von Rheinland-Pfalz nutzt die Hohe Ostfront und die Contregarde rechts als Ausstellungsbereich, während in der Niederen Ostfront sowie der Südtraverse eine Jugendherberge untergebracht ist. Wegen des massiven Mauerwerkes ist das Klima weitestgehend konstant, deshalb lagerte dort bis 1998 das Bundesarchiv umfangreiche Magazinbestände.

Seit 2002 ist die Festung Ehrenbreitstein Teil des von der UNESCO ausgezeichneten Weltkulturerbes "Oberes Mittelrheintal". Im Jahr 2005 stieß das Koblenzer Amt für archäologische Denkmalpflege bei Grabungen auf eine frühzeitliche Palisade, die nach hinten mit einem Erdaushub verstärkt wurde und etwa auf 1000 v. Chr. datiert werden kann. 250 Jahre vor der Gründung Roms befand sich nachweislich eine Festung auf dem Ehrenbreitstein. Die Palisade befindet sich genau unter den Kuppelsälen, was die strategisch günstigste Stellung auf dem Ehrenbreitstein ist; das Plateau ist an dieser Stelle etwa 30m breit. Das Gelände fällt nach Osten, Süden und Westen steil ab, so dass sich der Ehrenbreitstein leicht verteidigen ließ. Wikinews-Nachrichten vom 24. Mai 2005

Die Festungsbauten

Die Festung Ehrenbreitstein liegt auf einem 118 m hohen Hügelrücken, der in einem schroffen Felsporn in das Rheintal ausläuft. Dadurch musste nur der Hügelrücken, nach Nordosten hin, besonders stark verteidigt werden. Nach Norden und Osten hin wurden hier die stärksten Befestigungen angelegt, die durchgehend in neupreußischer Manier im Stil des Klassizismus gebaut wurden. Hauptmerkmale sind hier zwei bis 5 m tiefe und 15 bis 25 m breite Gräben sowie bis zu drei m dicke Wälle mit bis zu drei übereinanderliegenden Reihen Kanonenscharten.

 
Obere Terrassenbatterie

Die Festung Ehrenbreitstein sollte jedoch nicht nur funktional und wehrhaft sein, sondern auch den preußischen Staat repräsentieren. So zeigt sie sich dem Besucher auch heute noch mit zwei Gesichtern. Nach außen gegen den Angreifer gibt sie sich abschreckend mit dicken, unverputzten Mauern und bedrohlich wirkenden Gewehrscharten. Nach innen erweckt insbesondere der Festungsplatz den Eindruck eines herrschaftlichen Schlosses. Die verputzen Fassaden waren - wie auch heute wieder - gelb gestrichen, einzelne sparsam eingesetzte Schmuckelemente rot hervorgehoben. Der mächtige Wachportikus zeigt den Eingang zu den Dienstzimmern des Festungskommandanten.

Betritt man von Nordosten die Festung durch das Feldtor, so liegt zunächst auf der linken Seite der Turm Ungenannt. Er hat diesen merkwürdigen Namen der Legende nach deswegen, da sein Grundstein von den Angehörigen des preußischen und des russischen Herrscherhauses gelegt wurde und niemand sich benachteiligt fühlen durfte. Aber es gab bereits zur Zeit der barocken Festung Ehrenbreitstein an derselben Stelle eine gleichnamige Stellung. Dieses Gebäude ist drei Stockwerke hoch und beherrscht die Hochfläche sowie das Tal von Ehrenbreitstein. Dem Turm folgt die Lange Linie, ein zweigeschossiger langgezogener Kasemattenbau, der parallel zum Weg verläuft. Als Besucher läuft man dann genau auf das Grabentor zu, das einen Durchlass in den Hauptgraben zulässt. Man befindet sich dann im Hauptgraben, vor dem etwa 12 m hohen Ravelin oder Mittelsaillant, der von Contregarde Links und Contregarde Rechts flankiert wird. Durch eine etwa 50 m lange Poterne geht man in den Retirierten Graben, der von der 18 m hohen Kurtine sowie der Rheinbastion und der Landbastion abgeschlossen wird. Nach dem Passieren dieser Kurtine durch ein weiteres Tor steht man schließlich auf dem Oberen Schlosshof. Von dort hat man einen großartigen Blick auf Rhein und Mosel.

Nach Westen befinden sich Bastion Fuchs, die Hohe Ostfront, die Große Traverse, die Niedere Ostfront, die Südtraverse, der Südliche Abschnitt, der Helfenstein, der Wetterturm und weitere Festungsanlagen. In ihrer gesamten Ausdehnung erschließen sie sich, wenn man den Schlosshof durch das Felsentor verlässt und den Felsenweg hinunter nach Koblenz-Ehrenbreitstein läuft.

Siehe auch: Fachbegriffe Festungsbau

Grabentor

Das Grabentor ist der Eingang zum Hauptgraben. Einst war es mit einer dem Graben zugewandeten Zugbrücke ausgestattet, die aber heute nicht mehr erhalten ist. Im Tor sind die Eingänge zu einer Wache, die auch die Zugbrücke kontrollierte, und zum Arrest. In diesem befanden sich die Arrestzellen für Soldaten mit mittleren bis schweren Vergehen gegen Militärvorschriften.

 
Das Ehrenmal des Heeres

Ehrenmal des Heeres

Das Ehrenmal des Deutschen Heeres wurde zur Erinnerung an die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkriegs in den Ravelin von Hinterbliebenen und Soldaten gebaut. Das Mahnmal wurde am 29. Oktober 1972 feierlich in die Obhut des "Neuen Deutschen Heeres" übergeben.

Veranstaltungen

Das Höhenfeuerwerk "Rhein in Flammen" wird jährlich am 2. Samstag im August von der Festung Ehrenbreitstein gegenüber von Koblenz abgeschossen und von hunderttausenden Besuchern entlang der Rhein- und Moselpromenaden und auf den Schiffen des größten Schiffskorsos Europas verfolgt. Des Weiteren finden eine Vielzahl von Veranstaltungen (z. B. die Historienspiele) und Ausstellungen auf der Festung statt.

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