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Gałęzinowo

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Gałęzinowo
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Gałęzinowo (Polen)
Gałęzinowo (Polen)
Gałęzinowo
Basisdaten
Staat: Polen Polen

Woiwodschaft: Pommern
Powiat: Słupsk
Gmina: Słupsk
Geographische Lage: 54° 31′ N, 16° 56′ OKoordinaten: 54° 31′ 25″ N, 16° 55′ 54″ O
Einwohner: 280
Telefonvorwahl: (+48) 59
Kfz-Kennzeichen: GSL
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DuninowoSłupsk
Wielichowo – Strzelinko/DW 210Słupsk
Eisenbahn: PKP-Bahnstrecke Piła–Ustka
Nächster int. Flughafen: Danzig

Gałęzinowo (deutsch Überlauf, kaschubisch Gałãzno) ist ein Dorf im Nordwesten der polnischen Woiwodschaft Pommern und gehört zur Landgemeinde Słupsk (Stolp) im Powiat Słupski (Kreis Stolp).

Geographische Lage

Gałęzinowo liegt auf ebener Grundmoränenenfläche nordwestlich von Słupsk. Bis zur Kreisstadt sind es zwölf Kilometer auf dem Wege über Bruskowo Wielkie (Groß Brüskow) bzw. über Strzelinko (Klein Strellin) und die Woiwodschaftsstraße 210. Der Ostseeort Ustka (Stolpmünde) ist gleichweit in nordöstlicher Richtung entfernt.

Seit 1878 liegt der Ort an der Bahnstrecke Słupsk–Ustka, doch erst nach 1945 erhielt er eine eigene Bahnstation, was jetzt den Weg zum früher nächstgelegenen Haltepunkt Charnowo (Arnshagen) überflüssig macht.

Geschichtliches

In den Pfarrakten von Arnshagen (heute polnisch: Charnowo) wurde im Jahre 1640 „der Überlauf“ als Waldstück erwähnt. Wegen der Holz- und Weidegerechtigkeit im Überlauf gab es wiederholt Streitigkeiten zwischen der Stadt Stolp (Słupsk) und dem Rittergutsbesitzer von Groß Strellin (Strzelino) von Below auf Machmin (Machomino).

Im Jahre 1704 wird von einem großen Brand im Überlauf berichtet, der damals zu Klein Strellin (Strzelinko) gehörte. 1803 ließ der Magistrat von Stolp den Überlauf vermessen: er war 892 Morgen groß, davon 124 Quadratruten Ackerfläche und 155 Quadratruten Wiesenfläche, alles andere war Wald, Weide, Sumpf und Unland.

Die erste Siedlung in Überlauf entstand im Jahre 1813, als die Stadt Stolp dem Freimann Peter Neumann hier eine Anbaustelle überließ. Weitere zehn Siedlungen kamen 1823 dazu. Seither war Überlauf eine eigene Gemeinde. Zwischen 1830 und 1840 vergrößerte sich die Gemeinde auf etwa 30 Feuerstellen. 1888 bekam sie einen eigenen Friedhof.

Überlauf war wegen seines schweren Lehm- und Tonbodens der ideale Standort für eine Ziegelindustrie. 1818 wurde hier auch eine Ziegelei errichtet, die die für die Stadt Stolp benötigten Steine herstellen musste. 1899 entsta nd eine neue Dampfziegelei auf einem Grundstück nahe der Bahnstrecke Stolp–Stolpmünde, die sogar über einen eigenen Gleisanschluss verfügte.

Im Jahre 1910 lebten in Überlauf 375 Einwohner. Ihre Zahl stieg bis 1933 auf 400 und betrug 1939 schon 414.

Bis 1945 war Überlauf eine Gemeinde im Landkreis Stolp im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern. Amts- und Standesamtsbezirk war Arnshagen (Charnowo) im Amtsgerichtsbereich Stolp. Am 8. März 1945 um 12 Uhr drang russische Infanterie in das Dorf ein und besetzte es kampflos. Im Sommer nahmen Polen den Ort in Besitz, und die gesamte Dorfbevölkerung wurde vertrieben.

Seit 1945 nun gehört Überlauf unter dem Namen Gałęzinowo zu Polen und ist heute Teil der Gmina Słupsk im Powiat Słupski in der Woiwodschaft Pommern (1975 bis 1998 Woiwodschaft Stolp). Hier leben heute 280 Einwohner.

Burgwallanlage

Reste der alten Burgwallanlage

Etwa einen Kilometer nördlich der alten Ziegelei in Überlauf befand sich in vor- und frühgeschichtlicher Zeit auf dem Schlossberg nahe dem Tal der Stolpe (Słupia) eine Burgwallanlage (Grodzisko w Gałęzinowie). Der etwas vorgeschobene Zipfel hatte nach zwei Seiten steile Abhänge. Innerhalb der Anlage lag vor 1945 das Gehöft des Landwirts Boldt.

Bei dieser Anlage handelte es sich um eine typische Hochburg im Gegensatz zu den ausgesprochenen Sumpfburgen in Stolp (Słupsk), Lossin (Łosino) und Klein Podel (Podole Małe).

Kirche

Vor 1945 war die Bevölkerung fast ausnahmslos evangelischer Konfession. Kirchdorf von Überlauf war Arnshagen (heute polnisch: Charnowo), zu dessen Kirchspiel auch die Filialkirche Groß Strellin (Strzelino) sowie die Orte Hohenstein (Wodnica), Klein Strellin (Strzelinko) und Neumühl (Korzec) gehörten. Das Kirchspiel Arnshagen lag im Kirchenkreis Stolp-Stadt im Ostsprengel der Kirchenprovinz Pommern der Kirche der Altpreußischen Union. Das Kirchenpatronat hatten der Magistrat der Stadt Stolp bzw. die Groß Strelliner Gutsherrschaft inne. 1940 gehörten zum Pfarrsprengel Arnshagen 1755 Gemeindeglieder. Letzter deutscher Geistlicher war Pfarrer Helmut Kiausch.

Seit 1945 lebt eine überwiegend katholische Bevölkerung in Gałęzinowo. Der Ort gehört zu Charnowo (Arnshagen), das heute – wie auch das Dorf Zimowiska – Filialkirche in der Pfarrei Najwiętszego Zbawiciela in Ustka (Stolpmünde) ist. Sie gerhört zum Dekanat Ustka im Bistum Köslin-Kolberg der Katholischen Kirche in Polen. Hier lebende evangelische Kirchenglieder sind dem Pfarramt der Kreuzkirchengemeinde in Słupsk in der Diözese Pommern-Großpolen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen zugeordnet.

Schule

Eien Schule wurde in Überlauf im Jahre 1843 gegründet. Das Schulhaus wurde im Laufe der Zeit durch An- und Umbauten verändert, das Wirtschaftsgebäude im Jahre 1909 durch ein neues ersetzt. Im Jahre 1932 war die Schule zweistufig und ein Lehrer unterrichtete damals 69 Schulkinder in zwei Klassen. Im Jahre 1941 erhielt Überlauf ein neues Schulgebäude.

Verweise

Literatur

  • Karl-Heinz Pagel: Das Landkreis Stolp in Pommern. Zeugnisse seiner deutschen Vergangenheit. Lübeck 1989, S. 974-977 (Download Ortsbeschrebung Überlauf)
  • Gerda Silberdorff: Überlauf und seine Ziegelindustrie. In: Ostpommersche Heimat 1932, Nr. 9
  • Hans Glaeser: Das Evangelische Pommern, 2. Teil. Stettin 1940.
  • Walter Witt: Die Burgwälle des Stolper Landes. Stolp 1934.