Adélaïde Labille-Guiard

französische Malerin
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Adélaïde Labille-Guiard später auch -Vincent (* 11. April 1749 in Paris; † 24. April 1803 in Paris), war eine französische Malerin, die zahlreiche Porträts französischer Adliger anfertigte und Begründerin der ersten Pariser Frauenschule für Malerinnen.

Datei:Labille-Guiard 1785.jpg
Selbstporträt mit zwei ihrer Schülerinnen, Marie Capet und Marie Marguerite Carreaux de Rosemond, 1785

Leben

 
Adelaide Labille-Guiard: Der Maler François-André Vincent (1746-1816) im Jahr 1795
 
Maximilien de Robespierre, Pastell aus dem Jahr 1791.

Kindheit und Jugend

Adélaïde Labille wurde 1749 als Tochter von Marie-Anne Saint-Martin und des Kurzwarenhändlers Claude-Edme Labille, als die Jüngste und einzig überlebende von acht Geschwistern im östlichen Teil der Neuve des Petits-Champs in der Nähe von der Pfarrkirche Saint-Roch in Paris geboren. Sie erlernte womöglich in einer Klosterschule die Allgemeinbildung. Anschließend half sie im Bekleidungsgeschäft des Vaters „La Toilette“ aus, das in der selben Straße wie ihr Haus war. Bereits im Alter von vierzehn Jahren hatte sie die tollkühne Idee Malerin zu werden. Einer der vielen Künstler in der Rue Neuve des Petits-Champs war der Genfer Miniaturmaler François-Elie Vincent,der auch ein guter Bekannter von Adélaïdes Vater war. Bei ihm lernte sie kleine Porträts für Medaillons oder als Schmuckstücke für Tabatieren (Tabaksdosen) herzustellen. Vincents Sohn François André, der ein hochbegabter Maler war, wurde zu Adélaïdes Freund und eigentlichem Lehrer. Adélaïdes Mutter, die während ihrer ganzen Kindheit und Jugend hinweg kränklich war, starb schließlich im Jahr 1768. Mit zwanzig Jahren am 25. August 1769 heiratete sie den Steuerbeamten Louis-Nicolas Giuard, der auch aus der Nachbarschaft von der Rue Neuve des Petits-Champs stammte. Die Freundschaft zu Vincent wurde nun vorab unterbrochen, da dieser für sechs Jahre nach Rom ging. Adélaïde Labille-Guiards Ehe blieb kinderlos, so dass sie ihr Studium wieder aufnahm. Sie hielt sich dann bis 1774 bei dem führenden Pariser Pastellmaler Maurice Quentin de La Tour auf, um die Pastelltechnik, die damals sehr in Mode war, zu erlernen. Dabei wurde sie allerdings regelrecht enttäuscht, da sie ansehen musste wie ihre Pastellbilder bei der Masse des Angebots nicht sonderlich beachtet wurden. Daraufhin begann sie um 1777 erneut bei ihrem Freund Vincent, der mittlerweile wieder aus Rom zurück war, die Ölmalerei zu studieren. Da sie sich von ihrem Mann noch nicht scheiden lassen konnte, ließ sie sich am 27. Juli 1779 rechtmäßig von ihm trennen.

Popularität

Am 1. Mai 1782 stellte Labille-Guiard erstmals, zwei Wochen lang, im Salon de la Correspondance aus. Dabei zeigte sie drei Pastelle, ein mittelgroßes Porträt von dem Graf von Clermont-Tonnerre und zwei Kopfstudien eines jungen Mannes und einer jungen Frau. Minister, Prinzessinnen und auch andere Künstler ließen sich nun von ihr porträtieren. Im Juni 1782 wurden Arbeiten von Labille-Guiard und von Vigée-Lebrun nebeneinander im Salon de la Correspondance ausgestellt. Dadurch gewann sie so viel Mut und Selbstvertrauen, dass sie sich 1783 um die Mitgliedschaft der Königlichen Akademie, der satzungsgemäß höchstens vier Frauen angehören durften, bewarb. Für die Aufnahme musste sie zwei Ölbilder anfertigen und wurde nach langer Beratung mit 29 von insgesamt 36 Stimmen mit ihrem Porträt des Bildhauers Augustin Pajou am 31. Mai 1783, am selben Tag wie die Malerin Élisabeth Vigée-Lebrun, in die Akademie aufgenommen. Das weit verbreitete Lob, mit dem man sie im Salon der Akademie empfing, wurde durch einen Skandal gestört. Ein verleumderischer Pamphlet mit dem Titel „Suite de Malborough au Salon 1783“ bezichtigte Labille-Guiard ähnlich wie später bei Vigée-Lebrun der sexuellen und ethischen Unschicklichkeit. Es wurde darin behauptet, dass sie Arbeiten von Vincent als ihre eigenen ausgestellt habe sowie nach Vincent auch zweitausend Affären genossen haben soll. Durch ein versiertes Schreiben am 19. September an die Gräfin d’Angiviller, die sowohl Labille Guiards Gönnerin, wie auch die Frau des Generaldirektors der königlichen Gebäude (Directeur-général des bâtiments du roi) war, konnte die Druckschrift zu ihrer Erleichterung unterdrückt werden. Dennoch gingen später auch weiterhin ähnliche Schriften in Umlauf.

Da sie aus Erfahrung wusste, mit welchen Schwierigkeiten künstlerisch begabte Frauen zu kämpfen haben, eröffnete sie als zusätzliche Einkommensquelle etwa um 1780 die erste Pariser Frauenschule für Malerinnen, in der sie 1783 neun Schülerinnen unterrichtete. Unter ihren Schülerinnen waren die Miniaturmalerin Marie-Thérèse de Noireterre, die Porträtmalerin Jeanne Bernard die später einen Schüler Vincents Laurent Dabos heiratete und sich fortan wie ihr Mann der Genremalerei wandte. Mademoiselle Verrier die im Salon von 1786 austellte, heiratete später einen Monsieur Maillard, eine Mademoiselle Alexandre ist nur in den Austellungen De la Jeunesse in den Jahren 1784 sowie 1786 vertreten. Eine Tante des Königs verordnete Labille-Guiard 1788 an eine Pomponne Hubert gegen ein Sälar von 1200 Pfund im Jahr als Schülerin aufzunehmen. Im Jahr 1785 wurde ihr erstes nahezu lebensgroßes Gruppenbildnis „Selbstbildnis mit zwei ihrer Schülerinnen, Marie-Gabrielle Capet und Marie-Marguerite-Carreaux de Rosemond“ ausgestellt. Mademoiselle Rosemond stellte ihre Kunstwerke 1783, 1784 und 1786 an der Place Dauphine aus, heiratete schließlich 1788 einen Schüler des deutschen Kupferstechers Johann Georg Wille verstarb jedoch noch im selben Jahr. Ihre erfolgreichsten Jahre hatte sie zwischen 1785 und 1789. Zwischen 1787 und 1789 stellte sie Bildnisse von Mesdames Adélaïde (1732–1800), Victoire (1733-1799) und Louise-Elisabeth (1727-1759) Töchter von Louis XV sowie von Madame Elisabeth (1764-1794) aus. Im Jahr 1788 beauftragte der Graf de Provence, der Bruder von Louis XVI, Labille-Guiard, ihn im Zentrum eines großen Gruppenbildnisses zu porträtieren, das jedoch während der Französischen Revolution neben einigen anderen ihrer Kunstwerke verbrannt werden musste. Diese schwer erworbenen königlichen Verbindungen machten sie nach 1789 politisch verdächtig.

Revolution und Tod

 
Im Atelier von Madame Vincent in der Zeit um 1800, gemalt 1808 von ihrer Schülerin Marie Capet. Öl auf Leinwand, 69,0 x 83,5 cm

Erstaunlicherweise hat die Politik und die Französische Revolution ihre Arbeit nicht beeinträchtigt. 1789 machte sie eine patriotische Spende an die Nationalversammlung. Wie einst die Prinzessinnen und Aristokraten so ließen sich nun die neuen Machtinhaber, die Abgeordneten der Nationalversammlung, allen voran der berühmte Maximilien Robespierre, von Adélaïde Labille-Giuard porträtieren. Im Jahr 1791 stellte sie dreizehn Pastellbilder von Vertretern der Nationalversammlung aus. Darüber hinaus hat sie sich für das Recht der Frau auf künstlerische Betätigung eingesetzt. In einer Rede vor der Akademie forderte sie Frauen unbeschränkt zuzulassen. Der Antrag wurde daraufhin angenommen. Als die Revolution später vorüber war, wurde diese fortschrittliche Bestimmung wieder annulliert. Weil radikale Kräfte immer mehr Kontrolle über die Revolution gewannen, zog sich Labille Guiard zunehmend aus der Öffentlichkeit zurück.

Ihre Abwesenheit in Paris hat wohl dazu beigetragen, dass sie die Revolution gut überstehen konnte. Bis zum Jahr 1795 lebte sie mit ihrem Freund Vincent, seinem Bruder Marie-Alexandre-Francois Vincent und zwei ihrer Schülerinnen Marie-Gabrielle Capet und Marie-Victoire d'Avril in einem am 8. März 1792 gemeinsam erworbenen Haus in Pontault-en-Brie. Aufgrund des neuen liberalen Eherechts konnte sie sich am 12. Mai 1793 nun von ihrem Mann scheiden lassen. Nachdem sie anschließend wieder gemeinsam nach Paris zurückkehrten, bekam Labille-Guiard 1795 als erste Frau die Erlaubnis ein Atelier im Louvre zu beziehen, wo sie mit ihren Schülerinnen Capet und d'Avril weiter arbeiten konnte. In ihren letzten Lebensjahren stellte sie sporadisch Bilder in Salons aus. Ihr wohl letztes Kunstwerk Porträt der Familie malte sie im Jahr 1801. Am 8. Juni 1800 heiratete sie schließlich als inzwischen Fünfzigjährige ihren Jugendfreund, den Maler François André Vincent. Allerdings dauerte die Ehe nur knapp drei Jahre, da Madame Vincent 1803 in Paris verstarb.

Werke

Adélaïde Labille-Guiard hat nicht nur selber eine große Karriere gemacht, sondern hat sich auch energisch und erfolgreich für die Interessen von Malerinnen eingesetzt und die Berufschancen der Frauen verbessert. Allerdings ist Labille-Guiards Ansehen durch den ihrer Zeitgenossin, der Malerin Élisabeth Vigée-Lebrun überschattet worden. Ihre Werke fielen nach ihrem Tod im Misskredit, so erreichte beispielsweise ein Pastellporträt, das nach dem Tode Vincents 1816 versteigert wurde, nicht mal 38 Francs. Erst im Kontext einer geschlechtergeschichtlich interessierten Kunstgeschichte ist die Qualität ihrer Kunst wieder bewusst geworden. Die größte Sammlung ihrer Werke besitzt der Louvre. Weitere ihrer Bilder findet man unter anderem im Getty Museum, der Harvard University Art Museum, Honolulu Academy of Arts, Kimbell Art Museum, Los Angeles County Museum of Art, National Gallery of Art, Nationalmuseum in Warschau, The National Museum of Women in the Arts, auf Schloss Versailles und im Speed Art Museum in Kentucky. Das lebensgroße Selbstbildnis mit ihren Schülerinnen, Marie-Gabrielle Capet und Carreaux de Rosemond von 1785 hängt heute im Metropolitan Museum of Art.

Literatur

  • Anne Marie Passez: Adelaide Labille-Guiard (1749-1803): Biographie et catalogue raisonné de son oeuvre, Paris 1973.
  • Englische Ausgabe von Anne M Passez: Adelaide Labille-Guiard, Catalogue Raisounne, Her Life & Her Work, 1749-1803, (Hardcover), Frances Schram, Dez. 1982 ISBN 0-8390-0321-8
  • Baron Roger Portalis: Adélaïde Labille-Guiard, 1902.
  • Edith Krull: Women in art, Studio Vista.
  • Ann Sutherland Harris und Linda Nochlin (Herausgeber): Women Artists: 1550-1950, Knopf.
  • Mary Sheriff: The Exceptional Woman
  • Whitney Chadwick: Women, art and society, Thamas & Hudson.
  • Rozsika Parker and Griselda Pollock: Old mistresses, Pandora.
  • Women artists, an illustrated history, Abbeville Press Publishers.
  • Frances Borzello: Seeing ourselves, women's self-portraits, Thames & Hudson.
  • Christie's catalogue, 7 December 1995.
  • Laura Auricchio: Adelaide Labille-Guiard: Artist in the Age of Revolution; Verlag J P Getty Trust Pubn; 22. Juni 2009. ISBN 0-89236-954-X
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