Henri Nestlé

deutscher Unternehmer
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Henri Nestlé, bis 1839 Heinrich Nestle, (* 10. August 1814 in Frankfurt am Main, † 7. Juli 1890 in Glion, VD) war ein Schweizer Unternehmer deutscher Herkunft.

Leben

Nestlé war der Sohn des Glasermeisters Johann Ulrich Nestle und dessen Ehefrau Anna Maria Ehemann. Der spätere Bürgermeister von Frankfurt am Main Dr. Gustav Edmund Nestle war sein Bruder.

Seine Apothekerlehre absolvierte Nestlé in Frankfurt in der Apotheke An der Brücke bei J. E. Stein. Anschließend ging er auf Wanderschaft, wie es zu dieser Zeit für Gesellen vorgeschrieben war. Während seiner Ausbildung hatte er Kontakte zur Opposition und war deswegen Repressalien ausgesetzt. Ab 1839 lebte er - unter dem Namen Henri Nestlé - in Vevey, Schweiz.

Dort hatte er eine Anstellung beim Stadtapotheker M. Nicollier, der ihn nach Kräften förderte. 1843 konnte Nestlé deswegen mit der Unterstützung seines Meisters und der finanziellen Hilfe seiner Familie eine Mühle mit angeschlossener Brennerei erwerben. Hier begann er Essig, Knochenmehl, Likör und Öl herzustellen. Nebenbei versuchte er sich auch in der Senf- und Mineralwasserproduktion.

1849 richtete sich Nestlé ein kleines Laboratorium ein und versuchte, nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen Mineraldünger und ein Flüssiggas aus Pflanzenöl zu produzieren. In den Jahren 1858 bis 1862 verkaufte er dieses Gas der Stadtverwaltung Vevey als Straßenbeleuchtung. In dieser Zeit handelte er auch mit Petroleum und Petroleumlampen.

1860 heiratete Nestlé in Frankfurt Clementine Ehemant. Diese Ehe blieb kinderlos, doch hatten sie eine Pflegetochter, Emma Seiler, gen. Nestlé.

1857 kam es zu finanziellen Schwierigkeiten der "Fa. Nestlé", u.a. da Vevey von Flüssiggas auf Steinkohlegas umstellte. Auf der Suche nach neuen Geschäftsideen, kam Nestlé auf die künstliche Säuglingsernährung. Erste Versuche der Herstellung von Muttermilchersatz waren nicht recht erfolgreich. Erst als Justus von Liebig 1865 die Muttermilch vollständig analysiert hatte, konnte Nestlé darauf aufbauen und 1867 sein Milchpulver entwickeln.

Unter dem Namen Henri Nestlé's Kindermehl kam es auf den Markt und wurde ein Erfolg, da Nestlé kostengünstiger produzieren konnte. In den folgenden Monaten wurde die "Fa. Nestlé" umgerüstet, um diese Massenproduktion zu bewältigen. 1874 begann sich Nestlé aus seiner Firma, die in diesem Jahr einen Nettogewinn von 400.000 Franken aufwies, zurückzuziehen. 1875 verkaufte er die ganze Firma an seine Geschäftsfreunde Gustav Marquis, Jules Monnerat und Pierre-Samuel Roussy.

Ab diesem Jahr lebte Nestlé mit seiner Familie abwechselnd in Montreux und Gion. Im Alter von 76 Jahren starb Henri Nestlé am 7. Juli 1890 in Glion (VD).

Die inzwischen weltweit agierende Fa. Nestlé gehört heute zu den größten und erfolgreichsten Unternehmen im Nahrungsmittelbereich.

Werke

  • Memorial on the food nutrition of infants (1869)

Literatur

  • Pfiffner, A.: Henri Nestlé : vom Frankfurter Apothekergehilfen zum Schweizer Pionierunternehmer. - Zürich, 1993