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Kaiserliche Marine

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Die Kaiserliche Marine entstand nach der Reichsgründung 1871, ihre Bezeichnung erhielt sie am 1. Februar 1872. Sie bestand bis zum Ende des Ersten Weltkriegs 1918. Den Oberbefehl hatte der Kaiser inne, an der Spitze der Organisation stand zunächst die Kaiserliche Admiralität, später das Reichsmarineamt. Den Schiffsnamen der Kaiserlichen Marine wurden die in Anlehnung an die Bezeichnung der britischen Marine, HMS = His/Her Majesty Ship, Deutsch: Seiner Majestät Schiff, das Kürzel S.M.S. vorangestellt. Auch die Schiffe der österreichischen Kriegsmarine trugen diese Bezeichnung.

Geschwader der Deutschen Hochseeflotte (schwere Einheiten und Seeaufklärungs-Zeppelin)

Geschichte

Sie ging aus der Marine des Norddeutschen Bundes hervor. Erster Chef der Kaiserlichen Admiralität wurde General der Infanterie Albrecht von Stosch. Anfangs bestand die Hauptaufgabe im Küstenschutz und im Schutz der deutschen Seehandelswege, obwohl schon bald erste Auslandsstationen gegründet wurden. In der 80er Jahren des 19. Jahrhunderts beteiligte sich die Kaiserliche Marine an der Gewinnung von Kolonien in Afrika, Asien und Ozeanien.

Unter dem flottenbegeisterten Kaiser Wilhelm II. gewann die Marine weiter an Bedeutung. Kiel an der Ostsee und Wilhelmshaven an der Nordsee wurden zu Reichskriegshäfen ernannt. Eine große maritime Rüstungsindustrie entstand.

Ab 1889 änderte sich die Führungsstruktur. Marinekabinett, Oberkommando der Marine und Reichsmarineamt (Staatssekretär Großadmiral Alfred von Tirpitz) entstanden. 1898 beschloss der Reichstag ein neues Flottengesetz, welches den weiteren Ausbau festlegte. Das Oberkommando wurde 1899 durch den Generalstab abgelöst und der Kaiser übernahm erneut den Oberbefehl. Tirpitz gelang es mit Hilfe seines "Nachrichtenbüros" und des Deutschen Flottenvereins, durch geschickte Propaganda in ganz Deutschland eine große Begeisterung für die Flotte zu erzeugen.

Flaggen des Deutschen Kaiserreichs

Die Flottenrüstung war von einer schnellen technischen Entwicklung gekennzeichnet. Nacheinander wurden neue Waffensysteme eingeführt, wie die Seemine, der Torpedo, das Uboot und die Marineflieger mit Flugzeugen und Luftschiffen. Obwohl alle diese Entwicklungen bereits mit einfachen Modellen im amerikanischen Bürgerkrieg zum Einsatz gekommen waren, wurde ihre Bedeutung für künftige Seekriege kaum erkannt.

Eine Veränderung der Doktrin zu Verteidigungskrieg und Seeschlacht mündete mit dem Aufbau der Hochseeflotte in einem Wettrüsten mit England. Die aus dem deutsch-englischen Gegensatz entstandene Isolierung des Deutschen Reichs hatte entscheidenden Einfluß auf den Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Die Seeschlachten des 1. Weltkrieges (u.a. Gefecht auf der Doggerbank, Skagerrakschlacht) hatten für den Gesamtverlauf keine entscheidende Bedeutung.

Zum Kriegsende sollte die Kaiserliche Marine gemäß einem Flottenbefehl vom 24. Oktober 1918 einer letzten großen Schlacht gegen die englische Flotte antreten. Das wurde durch einen Matrosenaufstand verhindert, welcher in der Novemberrevolution mündete und zum Ende des Kaisserreiches beitrug.

Nach Ende der Kampfhandlungen kam es zur Selbstversenkung der Hochseeflotte in Scapa Flow.

An die deutschen Verluste im Seekrieg erinnert das 1936 am 20. Jahrestag der Skagerrakschlacht eingeweihte Marineehrenmal in Laboe bei Kiel.

Hochseeflotte

Die Hochseeflotte bildete den Kern der Kaiserlichen Marine.

Bei Kriegsausbruch im August 1914 betrug ihre Stärke:

Geschwader der Deutschen Hochseeflotte (leichte Kreuzer)
Kategorie Zahl
Schlachtschiffe 14
Linienschiffe 22
Küstenpanzerschiffe 8
Schlachtkreuzer 3
Panzerkreuzer 5
Große Kreuzer 4
Kleine Kreuzer 12
Torpedoboote
(im Flottendienst)
89
U-Boote 19

Die Schlachtschiffe, Linienschiffe und Küstenpanzerschiffe bildeten zu dieser Zeit sechs Geschwader, die Kreuzer bildeten 5 Aufklärungsgruppen, die Flottentorpedoboote waren in 8, die U-Boote in 2 Flottillen eingeteilt.

Zusätzlich zu den oben aufgeführten Einheiten gehörten zur Hochseeflotte 4 Hafenflottillen mit Kleinen Kreuzern und Torpedobooten.

Die Chefs der Hochseeflotte im 1. Weltkrieg waren:

Selbstversenkung der Hochseeflotte

Datei:Map of Scapa Flow.png
Scapa Flow

Am 21. Juni 1919 ließ Konteradmiral Ludwig von Reuter die unter seinem Kommando befindliche Hochseeflotte versenken. Die Hochseeflotte war im November 1918 im Heimathafen der Britische Flotte Scapa Flow interniert worden. Die Schiffe waren entwaffnet worden und nur mit Notbesatzungen besetzt. Von Reuter befahl die Selbstversenkung, nachdem die Bedingungen des Vertrag von Versailles bekannt geworden waren und eine Besetzung und Übernahme durch die Engländer zu erwarten war.

Mit der Versenkung war der Kern der Kaiserlichen Marine zerstört.

Die durch die Versenkung unbrauchbar gewordenen Schiffe hatten noch einen enormen Schrottwert. Außerdem blockierten sie die besten Ankerplätze in der Bucht von Scapa Flow. Deshalb wurden sie bis zum Zweiten Weltkrieg zum größten Teil gehoben und verschrottet. Bis heute wird jedoch gelegentlich hochwertiger Stahl aus den Wracks für medizinische Geräte geborgen. Dieser Stahl ist deswegen einzigartig, weil er nicht atmosphärischer Strahlung während der Zeit der oberirdischen Nukleartests ausgesetzt war.

Literatur

  • Dieter Jung: Die Schiffe der Kaiserlichen Marine 1914-1918 und ihr Verbleib, Bernard & Graefe Verlag, 2003, ISBN 3-7637-6247-7
  • Georg Ortenburg, Ingo Prömper: Preussisch-deutsche Uniformen von 1640-1918, Orbis Verlag, München 1991
  • G.Beckmann, K.U.Keuble (Hrsg.): Alltag in der Kaiserlichen Marine um 1890. Die Bildmappe »Unsere Marine« von C.W. Allers. Berlin 1993, ISBN 3-89488-051-1

Siehe auch