Der Begriff Knollenblätterpilze bezeichnet im weiteren Sinne die Gattung der Wulstlinge (Amanita), die auch einige Speisepilze umfasst, im engeren Sinne sind damit aber nur eine Reihe teils hochgiftiger Arten aus dieser Gattung gemeint. Dieser Artikel befasst sich nur mit dem enger gefassten Begriff.
Knollenblätterpilze | ||||||||||
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Frühlingsknollenblätterpilz (Amanita verna) | ||||||||||
Systematik | ||||||||||
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Kurzinfo | ||||||||||
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Knollenblätterpilze enthalten zwei verschiedene Gifte:
- Phalloidin wirkt durch die Inhibition der Depolymerisation zellularer Actin-Filamente, was die Zellmotilität und die Funktionen des Cytoskeletts behindert.
- α-Amanitin, noch giftiger als Phalloidin, wirkt im Zellkern und hemmt dort die Wirkung der RNA-Polymerase II, einem Enzym, das zur Transkription benötig wird, so dass die Zelle abstirbt.
Giftigkeit
Die verschiedenen Gifte der Knollenblätterpilze, vor allem Amantitin, wirken besonders heimtückisch, da die ersten Anzeichen einer Vergiftung frühestens nach acht bis zwölf Stunden auftreten. Manchmal können sich sogar erst nach 24 bis 30 Stunden die ersten Vergiftungserscheinungen zeigen. Diese äußern sich im Allgemeinen durch Störungen des Magendarmtrakts wie Durchfall, Übelkeit und Erbrechen. Oftmals werden die Patienten im Verlauf für einige Stunden wieder beschwerdefrei, bevor es schließlich zu schweren Leberfunktionsstörungen kommt. Die Prognose ist abhängig von der Menge an verzehrten Pilzen; bereits ein Pilz kann tödlich sein. Außerdem hängt sie vom Zeitpunkt der Diagnosestellung und vom Intervall zwischen Verzehr und ersten Vergiftungserscheinungen ab: Je größer das Intervall, desto ernster ist der Verlauf. Therapeutisch kommt die orale Gabe von Kohletabletten zur Hemmung der Giftaufnahme aus dem Darm und die intravenöse Gabe von Penicillin oder Silibilin zur Hemmung der Giftaufnahme in der Leber in Betracht. In sehr schweren Fällen kann lediglich die Lebertransplantation das Leben erhalten. Die Gesamtsterblichkeit liegt bei 10 bis 20 Prozent. Immer wieder sind Rußlanddeutsche von Vergiftungen mit Knollenblätterpilzen betroffen. Oftmals verwechseln sie den Knollenblätterpilz mit einem verzehrbaren Pilz aus ihrer Heimat.
Unterscheidungsmöglichkeit
Ein sicheres Merkmal, das die Knollenblätterpilze von essbaren Arten unterscheidet, ist der Stiel, der immer in einer in der Erde verborgenen Hülle steckt (Zeichnung:1). Der Stiel von Champignons, Grünlingen und Täublingen ist dagegen immer ohne Hülle beziehungsweise Scheide (Zeichnung:2).
Außer diesen Kennzeichen ist die Farbe der Lamellen ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal. Während die Lamellen der Knollenblätterpilze immer weiß sind, variieren die Lamellen der Champignons von hellrosa bis dunkelbraun. Nur ganz junge Champignons haben weiße Lamellen. Es ist deshalb davon abzuraten, junge Champignons zu sammeln.
Systematik
Man unterscheidet die folgenden Arten:
- Grüner Knollenblätterpilz (A. phalloides)
- Kegelhütiger Knollenblätterpilz (A. virosa)
- Gelber Knollenblätterpilz (A. citrina)
- Gestiefelter Knollenblätterpilz (A. cothurnata)
- Frühlingsknollenblätterpilz (A. verna)
Die Bezeichnung „Weißer Knollenblätterpilz“ ist nicht eindeutig: Ist der Pilz kegel- bzw. spitzhütig, so ist Amanita virosa gemeint, ist er flachhütig, bezeichnet der Name Amanita verna.