Erste Allgemeine Verunsicherung

ehemalige österreichische Band
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Die Erste Allgemeine Verunsicherung (kurz: EAV) ist eine österreichische Pop-Rock-Band, die 1977 gegründet wurde. Texter und Komponist der Band ist Thomas Spitzer. Der Name ist eine Anlehnung an das ehemalige österreichische Versicherungsunternehmen Erste Allgemeine Versicherung.

Erste Allgemeine Verunsicherung (EAV)
Die EAV beim Donauinselfest 2008

Die EAV beim Donauinselfest 2008

Allgemeine Informationen
Herkunft
Genre(s) Rock/Pop-Rock
Aktive Jahre
Gründung 1977
Auflösung
Website eav.at
Gründungsmitglieder
Thomas Spitzer
Eik Breit (bis 1996)
Anders Stenmo (bis 1998)
Nino Holm (bis 1995)
Walter Hammerl († 1981)
Kostüme
Marina Tatic (bis 1979)
Aktuelle Besetzung
Klaus Eberhartinger (seit 1981)
E-Gitarre
Thomas Spitzer
Keyboard, E-Gitarre
Kurt Keinrath (seit 1997)
Schlagzeug
Robert Baumgartner (seit 1998)
E-Bass
Leo Bei (seit 1997)
Keyboard, Saxophon, Akkordeon
Franz Kreimer (seit 2002)
Ehemalige Mitglieder
Gesang
Wilfried (1978–1979)
Gesang
Gert Steinbäcker (1979–1983)
Saxophon, Bühnenshow
Günter Schönberger (1978–1996)
Keyboard, Gesang
Mario Bottazzi (1983–1990)
Keyboard
Andy Töfferl (1990–2002)
Keyboard
David Bronner (1995–1996)
Keyboard
Franz Zettl (1998–2002)
Schlagzeug
Alex Deutsch (1998–2002)
Sänger und Frontmann Klaus Eberhartinger
Aufführung: Küss’ die Hand, schöne Frau
Aufführung: Sandlerkönig Eberhard

Die Anfänge

Nino Holm war Gründer der Band Antipasta, die sich allerdings nach nur drei Jahren wegen Erfolglosigkeit wieder trennte. Mit seinem Freund Thomas Spitzer, der wenige Wochen vor der Auflösung als Gitarrist zu Antipasta gestoßen war, sowie Eik Breit und Anders Stenmo gründete er wenig später eine neue Band, der zunächst aber ein passender Name fehlte. Während einer gemeinsamen Busfahrt kamen Spitzer und Holm am Hauptsitz der Ersten Allgemeinen Versicherung (kurz: EAV) vorbei, was sie auf die scherzhafte Idee brachte, den Bandnamen an das Versicherungsunternehmen anzulehnen – die Erste Allgemeine Verunsicherung war geboren. Allerdings zeigte sich die Versicherung wenig begeistert von der Abwandlung ihres Namens und leitete juristische Schritte gegen die Band ein. Die Klage wurde aber nach kurzer Zeit zurückgezogen; einige Jahre später trat die Versicherung sogar als Sponsor der Pinguin-Tour auf.

Karriere

Ende der 1970er-Jahre begann die EAV als Rock-Comics-Band und feierte erste Erfolge in der alternativen Clubszene Deutschlands. Mit dem fünften Album Geld oder Leben! (1985) gelang schließlich der Durchbruch im gesamten deutschsprachigen Raum.[1] Auf dem Höhepunkt ihres Erfolges zog sich die Band für drei Jahre aus dem Musikgeschäft zurück, konnte aber nach ihrem Comeback 1994 nicht mehr an die großen kommerziellen Erfolge der späten Achtziger und frühen Neunziger anknüpfen.

Öffentliche Wahrnehmung

Die Lieder der Ersten Allgemeinen Verunsicherung wurden besonders in den Achtzigern oft als reine Spaßlieder verstanden. Durch den Erfolg von Liedern wie Ba-Ba-Banküberfall, Märchenprinz, Küss die Hand, schöne Frau oder Ding Dong wurde ihnen oft das Etikett einer Klamaukband angeheftet, was sich 1999 durch den Erfolg des Songs Drei weiße Tauben noch einmal verstärken sollte. Die Band selbst macht für dieses Missverständnis den kommerziellen Erfolg einzelner, aus dem Gesamtkontext eines Albums gerissener Lieder, verantwortlich. Tatsächlich eckte EAV durch ihre politischen Statements immer wieder an. Der ehemalige österreichische Bundespräsident Kurt Waldheim drohte nach Wann man gehn muß mit einer Klage, zog diese aber angesichts negativer öffentlicher Reaktionen zurück.[2] Sehr stark ist das Engagement der Gruppe gegen Rechtsextreme und rechte Gewalt (z. B. in Liedern wie: Eierkopf-Rudi, Wir marschieren). Bereits 1983 gab es nach einer TV-Sendung Bombendrohungen von Neonazis, der österreichische Rechtspopulist Jörg Haider verklagte die Band wegen „übler Nachrede“ und zahlreiche Titel wurden wegen ihrer kirchen- und gesellschaftskritischen Inhalte von Rundfunksendern boykottiert.[3] Der bekannteste Fall ist sicherlich die 1988 erschienene Single Burli, die sich mit den möglichen Folgen des GAUs eines Kernkraftwerks beschäftigt (Der Burli hat links und rechts 3 Ohrli / an jeder Hand zehn Finger, und Hände hat er vier / keiner spielt so schnell Klavier). Der Band wurde daraufhin eine Verhöhnung behinderter Menschen vorgeworfen. Der Bayerische Rundfunk hat das Lied `s Muaterl wegen seiner Kritik am damaligen Papst und der katholischen Kirche nicht gesendet.

EAV heute

Von Herbst 2005 bis Ende 2007 war die Erste Allgemeine Verunsicherung mit ihrem Jubiläumsprogramm 100 Jahre EAV im deutschsprachigen Raum unterwegs und präsentierte neben ihren Hits („Küss die Hand, schöne Frau“, „Banküberfall“) auch Klassiker („Der Tod“, „Sandlerkönig Eberhard“) und neue Lieder („God Bless America“, „Coconut Island“). Großen Erfolg hat auch das Album 100 Jahre EAV… Ihr habt es so gewollt!. Es stand in Österreich 113 Wochen lang in den Charts.[4] Aufgrund des Erfolges der Livekonzerte ging die EAV ab Frühjahr 2008 mit ihrem neuen Programm „Amore XL“ erneut auf Tournee.

Am 5. Februar 2010 erschien ein neues Album mit dem Namen Neue Helden braucht das Land. Seit Anfang März 2010 geht die EAV wieder auf Tournee – eine „Neue-Helden“-Tour durch Österreich, Deutschland und die Schweiz. Ab Mai machte Thomas Spitzer eine Pause, in dieser Zeit sprang Reinhard Stranzinger für ihn ein.

Besetzung

Im Lauf der Bandgeschichte kam es immer wieder zu Wechseln in der Besetzung. In den ersten Jahren (1977 bis 1978) stand der österreichische Sänger Wilfried am Mikrofon, von 1979 bis 1981 war Gert Steinbäcker (heute S.T.S.) Frontmann. Er wurde abgelöst von Klaus Eberhartinger, der durch seine markanten Interpretationen den Stil der Band bis heute entscheidend geprägt hat. Heute spielt EAV mit Thomas Spitzer (Gitarre), Klaus Eberhartinger (Gesang), Kurt Keinrath (Keyboard, Gitarre), Leo Bei (Bass), Franz Kreimer (Keyboard, Saxophon, Akkordeon) und Bertl Baumgartner (Schlagzeug).

Diskografie

Hauptartikel: Erste Allgemeine Verunsicherung/Diskografie

Jahr Titel Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungenTemplate:Charttabelle/Wartung/ohne Quellen
(Jahr, Titel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
  DE   AT   CH
1978 1. Allgemeine Verunsicherung AT17*
(4 Wo.)AT
Erstveröffentlichung: Oktober 1978
als 1. Allgemeine Verunsicherung & Wilfried
* Charteinstieg bei Wiederveröffentlichung 2015
1981 Café Passé
Erstveröffentlichung: Mai 1981
1983 Spitalo Fatalo AT5
 
Gold

(10 Wo.)AT
Erstveröffentlichung: 23. September 1983
Verkäufe: + 25.000
1984 À la carte AT11
 
Gold

(14 Wo.)AT
Erstveröffentlichung: November 1984
Verkäufe: + 25.000
1985 Geld oder Leben! DE10
 
Platin

(60 Wo.)DE
AT1
 
×5
Fünffachplatin

(78 Wo.)AT
CH3
 
Platin

(15 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 25. Juni 1985
Verkäufe: + 800.000
1987 Liebe, Tod & Teufel DE3
 
Platin

(53 Wo.)DE
AT1
 
×6
Sechsfachplatin

(38 Wo.)AT
CH1
 
×2
Doppelplatin

(34 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 26. Oktober 1987
Verkäufe: + 900.000
1990 Neppomuk’s Rache DE2
 
Platin

(41 Wo.)DE
AT1
 
×4
Vierfachplatin

(28 Wo.)AT
CH3
 
Platin

(23 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 21. Mai 1990
Verkäufe: + 750.000
1991 Watumba! DE17
 
Gold

(25 Wo.)DE
AT1
 
×3
Dreifachplatin

(22 Wo.)AT
CH15
 
Gold

(7 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 21. November 1991
Verkäufe: + 425.000
1994 Nie wieder Kunst (wie immer …) DE40
(12 Wo.)DE
AT1
 
×2
Doppelplatin

(25 Wo.)AT
CH17
(10 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 18. November 1994
Verkäufe: + 100.000
1997 Im Himmel ist die Hölle los DE37
(6 Wo.)DE
AT1
 
Platin

(19 Wo.)AT
CH20
(7 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 25. August 1997
Verkäufe: + 50.000
1998 Himbeerland DE55
(4 Wo.)DE
AT2
 
Platin

(21 Wo.)AT
CH30
(5 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 19. Oktober 1998
Verkäufe: + 40.000
2003 Frauenluder DE90
(1 Wo.)DE
AT1
 
Gold

(18 Wo.)AT
Erstveröffentlichung: 28. April 2003
Verkäufe: + 15.000
2007 Amore XL DE46
(3 Wo.)DE
AT1
 
Platin

(30 Wo.)AT
CH83
(1 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 12. Oktober 2007
Verkäufe: + 20.000
2010 Neue Helden braucht das Land DE26
(6 Wo.)DE
AT1
 
Platin

(29 Wo.)AT
CH34
(3 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 5. Februar 2010
Verkäufe: + 20.000
2015 Werwolf-Attacke – Monsterball ist überall DE15
(5 Wo.)DE
AT1
 
Platin

(21 Wo.)AT
CH16
(5 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 30. Januar 2015
Verkäufe: + 15.000
2018 Alles ist erlaubt DE7
(5 Wo.)DE
AT2
(34 Wo.)AT
CH13
(3 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 28. September 2018

grau schraffiert: keine Chartdaten aus diesem Jahr verfügbar

Auswahl bekannter Lieder

  • Ba-Ba-Banküberfall
    Ein Mann, dem das Geld ausgegangen ist, sieht in einem Banküberfall den letzten Ausweg. Dabei stellt er sich aber ziemlich dumm an. Als ihm der Kassierer kein Geld geben will, antwortet er schließlich mit „dann zahl’ ich halt was ein.“ Das Lied existiert auch in der englischen Version „Ba-Ba-Bankrobbery“, wobei es in den Details aber wesentlich verändert wurde.
  • Märchenprinz
    Ein Mann aus der Großstadt geht in eine Disko auf dem Land, da er glaubt, dort der „Märchenprinz“ zu sein. Er scheitert jedoch an den dortigen Platzhirschen.
  • Küss’ die Hand, schöne Frau
    In diesem Lied wird beschrieben, wie ein Mann eine Frau verführt und sich am nächsten Tag wieder von ihr distanziert.
  • An der Copacabana
    Das Lied handelt von Bodybuilding. Ein Mann ohne Erfolg bei den Frauen trainiert schließlich zwei Jahre lang, um Hilde zu imponieren. Doch die heiratete in der Zwischenzeit einen reichen „Spargel“.
  • Sandlerkönig Eberhard
    Eberhard war ein „wahrer Musterknabe“ und erfolgreicher Student. Als er sich aber unglücklich in Julia verliebt, endet er als Sandler (Obdachloser). Jahre später trifft er zufällig wieder auf Julia, die inzwischen auch Sandlerin ist. Zusammen betrinken sie sich, wobei Julia durch Methanol stirbt, woraufhin Eberhard Selbstmord begeht.
  • Ding Dong
    Ein Mann öffnet immer wieder seine Türe, wenn jemand an dieser klingelt. Doch jedes Mal hat es schlimmere Konsequenzen, von den nervigen Bekannten bis zum Gerichtsvollzieher. Am Ende ist der Mann tot und läutet an der Himmelstüre – doch niemand macht ihm auf.
  • Samurai
    Das Lied setzt sich kritisch mit Sextourismus auseinander und zählt damit zu den Liedern mit klarer Botschaft. Herr Meier, der zu Hause eine „graue Maus“ ist, lässt im Urlaub die „Sau heraus“. Auch Kinderprostitution wird angesprochen.
  • Der Wein von Mykonos
    Franz fliegt nach Griechenland und wird dort süchtig nach Wein von Mykonos, weshalb er allerlei komische Situationen erlebt. Wichtiger als der Inhalt ist jedoch die Form, da das Lied von Reimen geradezu überladen ist. („denn ein Wirt, der bracht ihm bei, dass ein Ouzo usus sei und Flaschenweine zwei bis drei!“)
  • 3 weiße Tauben
    Drei Tauben belästigen einen Mann so sehr, dass er sie schließlich erschießt. Im Refrain wird das „Guru-Guru“ der Tauben thematisiert.
  • Fata Morgana
    Ein Forscher irrt durch die Wüste auf der Suche nach einer Frau namens Leila. Diese hat er sich jedoch nur eingebildet und so stirbt er am Ende.

Tourografie

  • 1978–1979: Uschi im Glück
  • Winter 1978: Lametta Scheinwelt
  • Winter 1979: Ihr Kinderlein kommet
  • 1980–1982: Café Passé
  • 1983–1984: Spitalo-Fatalo-Tour
  • 1986–1987: Geld-oder-Leben-Tour
  • 1988–1989: Pinguin-Tour
  • 1990–1991: Neppomuk-Tour
  • 1995–1996: Kunst-Tour
  • 1998–1999: Himmel & Hölle-Tour
  • 2000-2005: Best-Of-Tour
  • 2005-2007: 100-Jahre-EAV-Tour
  • 2008-2009: Amore XL-Tour
  • 2009: Best Of Show
  • 2010: Neue Helden-Tour

Auszeichnungen

Trivia

Bei einem Überfall auf eine Filiale der BAWAG in Wien am 27. Februar 2007 wurde von einem Anwohner das Lied Ba-Ba-Banküberfall lautstark über die ans Fenster gestellte Stereoanlage gespielt, bis die Polizei es unterband.[5]

Einzelnachweise

  1. eav.at
  2. wissenswertes.at
  3. laut.de
  4. austriancharts.at
  5. Geiselnahme in Wiener Bank nach Stunden unblutig beendet
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