Nofretete (Aussprache: [ägyptisch Nfr.t-jy.tj, ursprüngliche Aussprache etwa Nafteta) war die Hauptgemahlin des Pharao Echnaton (Amenhotep IV.) und lebte im 14. Jahrhundert v. Chr. Bekannt wurde sie durch die Büste aus Kalkstein und Gips, die im Ägyptischen Museum im Nordflügel des Neuen Museums (Museumsinsel) in Berlin ausgestellt ist.
]) (in anderen Sprachen meist „Nefertiti“,Nofretete (mit Zusatz) in Hieroglyphen | ||||||||||||||
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(Nefer neferu Aton Neferet iti) Nfr nfrw Jtn Nfr.t jy.tj Schön sind die Schönheiten des Aton, die Schöne ist gekommen | ||||||||||||||
![]() Ägyptische Abteilung (Ägyptisches Museum Berlin) im Neuen Museum Berlin |





Name und Titel
Ihr Name Nfr.t-jy.tj bedeutet Die Schöne ist gekommen und tritt ab dem 5. Regierungsjahr Echnatons mit dem Beinamen Nfr-nfrw-Jtn in Kartuschenform auf. Sie trägt die Titel Große königliche Gemahlin und Herrin der Beiden Länder, der auf einigen Talatat-Blöcken aus Karnak bezeugt ist. Im Grab des Echnaton erscheint sie als Gebieterin von Ober- und Unterägypten. In einigen Texten wird sie zudem als Groß an Gunst und auf einer Totenfigur als Fürstin und Große im Palast betitelt.[1] u
Herkunft
Häufig wird behauptet, dass ihr Name, Die Schöne ist gekommen, auf eine ausländische Abstammung hindeute. Dies ist nicht bewiesen; der Name ist altägyptisch. Nofretete stammte eventuell aus einer nebenköniglichen Linie in Achmim, aus der auch schon die Königsgemahlin Teje hervorkam. Versuche, sie mit der hurritischen Taduhepa, der Tochter des Königs Tušratta gleichzusetzen, konnten nicht überzeugen.
Leben
Heirat mit Echnaton
Nofretete soll bei ihrer Heirat mit Echnaton sehr jung gewesen sein. Sie gebar ihrem Mann sechs Töchter: Meritaton, Maketaton, Anchesenpaaton, Neferneferuaton, Neferneferure und Setepenre. Über gemeinsame Söhne der beiden ist nichts bekannt. Nofretete und Echnaton waren das erste Königspaar, das sein Privatleben in der Öffentlichkeit abbilden ließ, wovon zahlreiche intime Familienszenen mit den Töchtern zeugen. Die gesamte Königsfamilie wird auf diesen Darstellungen stets durch die Strahlen der Sonnenscheibe des Aton beschützt.
Nofretete als Mitregentin
Die generell starke Position der Frau im Alten Ägypten wurde unter Echnaton für Nofretete besonders gesteigert. Sie wurde zu einer Art Mitregentin gemacht und zumindest symbolisch mit der pharaonischen Macht ausgestattet. Der berühmte blaue Helm auf der Büste bildet den Chepresch ab, einen Kriegshelm. Sie wurde auch mehrfach in pharao-typischen Szenen, wie z. B. Kriegsführung oder dem Niederschlagen der Feinde dargestellt. z. B. auf einem kleinen Relief, auf dem sie Feinde erschlägt, was einem Stereotyp für Pharaonen entspricht. Sie wurde in den Felsengräbern von Amarna zusammen mit Echnaton mehrfach in einer Art abgebildet, dass heute Forscher sogar eine Art dominierende Mitregentschaft von Nofretete, als Semenchkare, in den späten Regierungsjahren von Echnaton annehmen. An den rekonstruierten Ecken des Steinsarkophages ihres Gatten wurde sie als dessen Schutzgöttin dargestellt.
Nofretete als Nachfolgerin von Echnaton
Eine Theorie ist, dass sie Echnaton entgegen allen bisherigen Annahmen überlebt hat und nach ihm den Thron bestieg. Die Darstellungen von Nofretete in pharaonischen Kontexten (s.o.) sowie die Darstellung als Schutzgöttin ihres verstorbenen Gatten an den Ecken des in Fragmenten erhaltenen und wieder rekonstruierten Steinsarkophags von Echnaton interpretieren zunehmend mehr Forscher dahingehend, dass sie nach dem Tode Echnatons sogar eine kurze Zeit lang Ägypten alleine regiert habe. Es gibt zudem weitere Hinweise: Nach einer These ist sie identisch mit Semenchkare. Der Ägyptologe Cyril Aldred wies nach, dass der Amarna-Kunststil Unterscheidungen zwischen Männern und Frauen zeigt, je nachdem, ob der Nacken konkav oder konvex ist. Semenchkare und Nofretete haben beide einen weiblichen Nacken, und Semenchkares Name trägt die Beiworte „Geliebt von Wa-en-Re“, die auch Bestandteil von Echnatons Thronname waren. Bei der Inthronisation wurde ein neuer Name angenommen. Dies ist ein starkes Indiz dafür, dass Nofretete unter dem Namen Semenchkare den Thron bestiegen haben könnte. Unklar ist auch, ob Nofretete die Königswitwe war, die an den hethitischen Hof schrieb, um einem hethitischen Königssohn die Heirat anzubieten (die sogenannte „Dachamunzu-Affäre“).[2]
Tod
Sowohl der Grund für Nofretetes Tod als auch Ort und Zeit sind unbekannt, jedoch wird ihr Name ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr in Achet-Aton erwähnt. Vermutungen datieren das Todesjahr auf 1338 v. Chr., das 14. Regierungsjahr ihres Ehemanns. Andere Quellen legen ihren vermuteten Tod in das 12. Regierungsjahr. Es wird spekuliert, ob sie eventuell ermordet oder verstoßen worden sei. Auch ein Tod aufgrund einer plötzlichen Erkrankung wird von manchen Forschern erwogen. Falls sie als König Semenchkare die Thronfolge angetreten hat, verschwand sie nach wenigen Jahren, zusammen mit ihrer Tochter und Mit-Regentin Meritaton. Ein Mord aus Nachfolgestreitigkeiten ist möglich.
Nach der Theorie von Joann Fletcher wurde Nofretetes Mumie 2003 in dem Grab KV35 im Tal der Könige identifiziert, nachdem sie bis dahin verschollen war. Dies wurde bereits im selben Jahr von der übrigen Fachwelt aufgrund widersprüchlicher Indizien stark angezweifelt. Eine neuere Untersuchung legt nahe, dass es sich bei der Mumie um die von Echnatons Nebenfrau Kija handelt und bei der zweiten weiblichen, daneben liegenden Mumie um die der Königin Teje. [3] Das stärkste Indiz, das für die Identifizierung durch Fletcher herangezogen wurde, der abgebrochene Arm, kann aus anatomischen Gründen nicht zu der Mumie gehören.
Literatur
- Gabriele Höber-Kamel: Nofretete, Kemet Heft 3/2010, ISSN 0943-5972.
- Lena Blosat: Reiseverbot für eine Königin. In: Abenteuer Archäologie. Kulturen|Menschen|Monumente, Heft 3, 2007, S. 12-15 „Titel: Streit um Nofretete“
- Oliver Simons: Der Raub der Nofretete. In: Ulrich van der Heyden, Joachim Zeller (Hrsg.): ... Macht und Anteil an der Weltherrschaft. Berlin und der deutsche Kolonialismus. Unrast, Münster 2005. ISBN 3-89771-024-2
- Christine El-Mahdy: Tutenchamun. Leben und Sterben des jungen Pharao. Blessing, München 2000. ISBN 3-89667-072-7
- Carola Wedel: Nofretete und das Geheimnis von Amarna. von Zabern, Mainz 2005. ISBN 3-8053-3544-X, (Antike Welt, Sonderheft; Zaberns Bildbände zur Archäologie) ISBN 978-3-8053-3544-7
- Gert von Paczensky, Herbert Ganslmayr: Nofretete will nach Hause. Europa - Schatzhaus der „Dritten Welt“. Bertelsmann, München 1984, 1988. ISBN 3-570-03587-5
- Philipp Vandenberg: Nofretete - Eine archäologische Biographie. 1975. ISBN 3-7042-4024-9
TV-Dokumentationen
- Tatort Ägypten: Der Fall Nofretete. Dokumentation, 45 Min., Produktion: ZDF-Expedition, Erstsendung: 3. Juni 2007,
- Die Odyssee der Nofretete. Deutscher Schatzjäger findet „bunte“ Büste der Nofretete. Dokumentation, 45 Min., Produktion: ZDF-Expedition, Erstsendung: 29. Juli 2007, Inhaltsangabe
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Isa Böhme: Nofretete, Kemet Heft 3/2010, S. 11
- ↑ Nofretete: Die schöne ägyptische Königsgemahlin war eine eiskalte Machtpolitikerin, Hintergrundbericht in wissenschaft.de (Zugriff am 24. April 2009)
- ↑ TV-Dokumentation: ZDF-Expedition Tatort Ägypten, Der Fall Nofretete, 3. Juni 2007 19:30 Uhr
Personendaten | |
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NAME | Nofretete |
ALTERNATIVNAMEN | Nafteta; Nefertiti |
KURZBESCHREIBUNG | altägyptische Königin |
GEBURTSDATUM | 14. Jahrhundert v. Chr. |