Beethoven-Haus

Museum über und Geburtshaus von Ludwig van Beethoven in Bonn, Deutschland
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Das Beethoven-Haus in Bonn ist das Geburtshaus von Ludwig van Beethoven. Es befindet sich in der Bonngasse 20 und ist heute ein Museum. In seinen Räumen und in den Räumen des benachbarten Hauses „Im Mohren“ – Bonngasse 18 – ist die weltweit größte Beethoven-Sammlung untergebracht.

Beethovens Geburtshaus in der Bonngasse (links) – daneben das Haus „Im Mohren“

Familie Beethoven

Im November 1767 nahmen – kurz nach ihrer Hochzeit – der kurfürstliche Hofsänger Johann van Beethoven und Maria Magdalena, geborene Keverich, im Gartenflügel des Hauses Bonngasse 20 ihre Wohnung. Im Erdgeschoss befanden sich eine Küche und ein unterkellerter Wirtschaftsraum. Im ersten Stock bewohnte die Familie zwei kleinere und eine etwas größere Stube. In einer der winzigen Kammern im Dachgeschoss erblickte in der Nacht vom 16. auf den 17. Dezember 1770 ihr Sohn Ludwig das Licht der Welt. Seine Taufe fand am 17. Dezember 1770 am Taufbecken der Bonner Remigiuskirche statt.

In den nächsten Jahren bezog Beethovens Familie noch mehrere andere Quartiere, aber nur das Geburtshaus in der Bonngasse ist erhalten geblieben.

Weitere Geschichte

 
Portal des Hauses

1836 wurde zunächst die Haustür zur Bonngasse zu einem Toreingang verbreitert. Knapp 40 Jahre später, 1873, eröffnete im Erdgeschoss eine Wirtschaft mit dem Namen „Beethoven's Geburtshaus“. 1887 wurde die Wirtschaft durch eine „Bier- und Concerthalle“ im Hof erweitert. Ein Jahr später übernahm ein Kolonialwarenhändler das Haus. Als er 1889 das Haus wieder zum Verkauf anbot, gründete sich der „Verein Beethoven-Haus“ (altrechtliche Rechtsform) mit dem Ziel, das Haus zu erwerben und als Gedenkstätte zu erhalten.

 
Blick in den Garten aus dem 1. Stock

Um Museumsräume zu erhalten, wurden die Grundrisse im Vorderhaus verändert. Die baulichen Veränderungen im Hinterhaus beschränkten sich weitgehend auf die Treppe und Durchgänge zum Vorderhaus. Der Innenhof erhielt seine noch heute erhaltene Gestaltung mit Spaliergitter, Sandsteinplattenbelag und einer Gartenanlage an Stelle der abgerissenen „Bierhalle“. Am 10. Mai 1893 konnte das Haus im Rahmen des zweiten Kammermusikfestes eröffnet werden.

Abgesehen von ständigen Unterhaltungsarbeiten wurde eine erste umfangreiche Instandsetzung Mitte der 1930er-Jahre notwendig, in die auch das benachbarte Haus „Im Mohren“ mit dem Beethoven-Archiv einbezogen worden war. Die vergleichsweise geringen Kriegsschäden wurden Anfang der 50er Jahre behoben. Ende der 60er-Jahre erfolgte die zweite, 1994–1996 die dritte grundlegende Restaurierung des Hauses. Heute erstreckt sich das Museum über beide Häuser.

In der ständigen Ausstellung des Beethoven-Hauses kann sich der Besucher eine Sammlung von über 150 originalen Ausstellungsstücken anschauen, die Beethovens Arbeiten und Wirken zeigen. Die originale Einrichtung ist nicht mehr erhalten.

In direkter Nachbarschaft des Beethoven-Hauses, ebenfalls in der Bonngasse, befindet sich seit 1989 der Kammermusiksaal, ein Veranstaltungsort für Konzerte, Tagungen und besondere Feierstunden.

Das Beethoven-Haus wird unter anderem im Rahmen der Kulturförderung des Bundes für Bonn finanziert.

Ausstellungsstücke

Beethoven-Archiv

Das zum Beethoven-Haus gehörende Beethoven-Archiv wurde am 26. März 1927 aus Anlass des 100. Todestages von Beethoven von dem Musikwissenschaftler Ludwig Schiedermair gegründet, der bis 1945 zugleich dessen erster Direktor war. Es stellt das Forschungsinstitut des Hauses dar und veröffentlicht grundlegende Quellen zum Leben und Schaffen des Komponisten. Dem Archiv angeschlossen ist der Verlag Beethoven-Haus.

Garten

Im Garten des Beethovenhauses ist eine Sammlung von Beethoven-Büsten zu sehen, die seit Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden sind:

Erneuerungsversuch

 
Reiner Beißel: Beethovens Geburtszimmer (Zeichnung/1889)

Der Zustand des Hauses trifft nicht überall auf Zustimmung. „Die Beleuchtung ist funzelig,“ schrieb beispielsweise Andreas Rossmann in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 11. März 2011,[1] „die Rezeptionsgeschichte kein Thema, und die Beschriftung – obwohl hier ganze Rheindampfer voller Asiaten durchgeschleust werden – ausschließlich in deutscher Sprache.“ Und Rossmann weiter: „Weniger eine vergangene Lebenswelt als inszenierte Aura ist zu besichtigen. Das (angebliche) Geburtszimmer ist ihre Krönung: Nur eine steinerne Statue steht in dem leeren Raum: Wo Erläuterungen fehlen, ist begriffsloses Staunen angesagt. Seit 1995 wurde hier kaum etwas verändert: Der ausgestellte Stillstand ist ein Bild für den Zustand des Hauses, das neben Museum auch Archiv und mit dem 1989 eröffneten Kammermusiksaal sogar Konzertveranstalter ist.“

 
Beethovens Geburtszimmer heute - mit einer Beethoven-Büste von Josef Danhauser (1827/ Gipsabguss)

Eine Erneuerung des Hauses wollte der seit dem 1. Juli 2009 tätige neue Direktor des Beethoven-Hauses, Philipp Adlung. Am 11. Juni 2010 legte er ein Papier vor, das eine „schonungslose Bestandsaufnahme und den Entwicklungsplan "Beethoven 2020"“ enthält [2]. Doch schon anderthalb Jahre nach Adlungs Berufung erklärten Vorstand des Beethoven-Hauses und Adlung in einer gemeinsamen Pressemitteilung, „dass sie über eine einvernehmliche Beendigung ihrer Zusammenarbeit sprechen.“ [3] Wenig später übernahm ein Nachfolger das Amt Adlungs - „vorübergehend bis zum Arbeitsbeginn eines neuen Direktors“. Von einem „Reformstau“ wollte der neue „kommissarische“ Leiter, Manfred Harnischfeger, allerdings nichts wissen. Auf die Interviewfrage, ob es einen Reformstau gebe, antwortete er: „Innovationen gab es in diesem Hause immer wieder. Ich nenne einige Stichworte: Digitales Beethoven-Haus, Digitale Bühne, Studio, Meisterkurse, Kammermusikkonzerte, Musikpädagogik, Studienkolleg. Man kann nicht davon sprechen, dass es hier keine Erneuerung gegeben habe. In den vergangenen zehn Jahren hat es vielleicht eine sehr starke Konzentration auf die wissenschaftliche Arbeit und auf die Substanzerhaltung gegeben. Von dieser teilweisen Innenorientierung müssen wir zu einer stärkeren Sichtbarmachung dessen kommen, was hier geschieht. Nicht nur im Bereich der Forschung, sondern auch im Bereich der Sammlung, des Museums, der Konzerte und der Arbeit mit und in den Schulen müssen wir zeitgemäße Anforderungen erfüllen.“ [4]

Verschiedenes

Datei:Briefmarke Beethoven-Haus.jpg

Im Januar 2003 gab die Deutsche Post AG eine Briefmarke mit dem Motiv des Beethoven-Hauses heraus. Die Marke gehörte zur Dauermarkenserie Sehenswürdigkeiten.

Siehe auch

Literatur

  • Joseph Schmidt-Görg, Katalog der Handschriften des Beethoven-Hauses und des Beethoven-Archivs Bonn, Bonn 1935
  • Sieghard Brandenburg, Sammeln und Bewahren – Edieren und Auswerten. Aus der Gründungszeit des Beethoven-Archivs, in: Bonner Beethoven-Studien, Band 5 (2006), S.71–93
  • Michael Ladenburger, Franz Josef Talbot und Silke Bettermann, Das Ensemble Beethoven-Haus in Bonn, Bonn 2008, ISBN 978-3-86526-033-8
Commons: Beethoven-Haus – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. Andreas Rossmann: „Wie ein Reformer gestürzt wurde“, FAZ, 11. März 2011
  2. Andreas Rossmann: „Wie ein Reformer gestürzt wurde“, FAZ, 11. März 2011
  3. zit. in: Andreas Rossmann: „Wie ein Reformer gestürzt wurde“, FAZ, 11. März 2011
  4. Manfred Harnischfeger: "Wir haben Blockaden lösen können", General-Anzeiger, 17.03.2011

Koordinaten: 50° 44′ 13″ N, 7° 6′ 5″ O