Als Faktorisierung von Polynomen in der Algebra versteht man analog zur Primfaktorzerlegung von ganzen Zahlen das Zerlegen von Polynomen in Faktoren.
Erklärung
Jede ganze Zahl lässt sich eindeutig in Primfaktoren zerlegen:
Ähnlich lassen sich Polynome in Faktoren zerlegen:
Eine Faktorisierung hat immer die Form:
Wobei die Nullstellen des Polynoms sind. Doch Vorsicht! Manche Nullstellen kommen mehrfach vor, deswegen kann man nicht einfach nur die Nullstellen bestimmen: Von ist 0 die einzige Nullstelle, daraus könnte man folgern, die Faktorisierung sei , sie ist jedoch .
Falls das Polynom komplexe Nullstellen besitzt, enthält die Faktorisierung komplexe Zahlen:
Die Faktorisierung eines Polynoms wird also charakterisiert durch eine Multimenge . (Nicht etwa durch ein n-Tupel mit fester Reihenfolge, denn Faktoren kann man vertauschen.)
wird also charakterisiert durch die Multimenge und durch .
Bei einem Polynom mit reellen Koeffizienten ist aber immer mit einer komplexen Zahl auch deren konjugiert komplexe Nullstelle. Das Polynom hat dann eine Faktorisierung
- Fehler beim Parsen (SVG (MathML kann über ein Browser-Plugin aktiviert werden): Ungültige Antwort („Math extension cannot connect to Restbase.“) von Server „http://localhost:6011/de.wikipedia.org/v1/“:): {\displaystyle (x - a_1) \cdot (x-a_2) \cdot (x-a_3) \cdot (x-a_4) \cdot \dots \cdot (x^2+b_1x+c_1)\cdot (x^2+b_2x+c_2)\cdot (x^2+b_3x+c_3)\cdot \dots } ,
wobei zu den quadratischen Formen die Nullstellen , gehören.
Die Anzahl der Faktoren entspricht dem Grad des Polynoms:
Oben wurde gesagt, dass die Anzahl der Nullstellen nicht unbedingt der Anzahl der Faktoren entspricht. Es gilt jedoch: Die Anzahl der Faktoren entspricht der Anzahl der Nullstellen mal der entsprechenden Vielfachheiten bzw. Ordnungen. So lässt sich die Faktorisierung bestimmen:
Beispiel
Über Substitution mit :
Die Nullstellen sind: und . Rücksubstitution:
Die Nullstellen sind 0, 2 und -2. Die Vielfachheiten lassen sich über die Ableitungen bestimmen:
Nun ist:
Die Faktorisierung ist nun:
Mathematische Beschreibung
Dabei versucht man, für ein gegebenes Polynom aus einem Polynomring eine endliche Menge zu finden, sodass .
In einem faktoriellen Ring existiert dabei ein Primsystem, sodass diese Darstellung bis auf die Reihenfolge und Assoziiertheit eindeutig ist und jedes ein Element des Primsystems ist. In Ringen, die nicht faktoriell sind, ist es im Allgemeinen nicht möglich, eine eindeutige Faktorisierung zu finden.
Über dem Körper der komplexen Zahlen lässt sich jedes Polynom -ten Grades als Produkt von genau Linearfaktoren
schreiben. Dies ist eine der Aussagen des Fundamentalsatzes der Algebra. Man sagt, das Polynom zerfällt in seine Linearfaktoren. Die sind genau die Nullstellen der zugehörigen Polynomfunktion. Hinzu kommt ein Faktor , da Vielfache eines Polynoms dieselben Nullstellen haben.
Die algebraisch abgeschlossenen komplexen Zahlen sind eine Körpererweiterung der Dimension 2 über den reellen Zahlen. Daher lassen sich Polynome aus (der Polynomring über den reellen Zahlen) als Produkt von quadratischen und linearen Faktoren darstellen.
Beispiele
- Das Polynom hat die Nullstellen und damit die Faktorisierung
- Das Polynom hat die komplexen Nullstellen und damit die Faktorisierung
Algorithmen
Elwyn Ralph Berlekamp veröffentlichte 1967 den Berlekamp-Algorithmus, mit dem Polynome über dem Restklassenkörper faktorisiert werden können.
B. A. Hausmann beschrieb 1937 eine Anwendung des Algorithmus von Kronecker.