Comprachtschütz, polnisch Komprachcice (deutsch bis 1913 Comprachczütz, 1936–1945 Gumpertsdorf, oberschlesisch Kůmprachćicy), ist eine Gemeinde im Powiat Opolski in Polen, etwa acht Kilometer südwestlich der Kreisstadt Oppeln in der Woiwodschaft Oppeln gelegen. Comprachtschütz ist seit 2009 offiziell zweisprachig (Polnisch und Deutsch).
Comprachtschütz Komprachcice | ||
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Basisdaten | ||
Staat: | Polen
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Woiwodschaft: | Oppeln | |
Powiat: | Oppeln | |
Geographische Lage: | 50° 39′ N, 17° 49′ O | |
Einwohner: | 2720 ([1]) | |
Postleitzahl: | 46-070 | |
Telefonvorwahl: | (+48) 77 | |
Kfz-Kennzeichen: | OPO | |
Wirtschaft und Verkehr | ||
Eisenbahn: | Nysa–Oppeln | |
Nächster int. Flughafen: | Kattowitz | |
Gmina | ||
Gminatyp: | Landgemeinde | |
Gminagliederung: | 9 Schulzenämter | |
Fläche: | 55,87 km² | |
Einwohner: | 9111 (31. Dez. 2020)[2] | |
Bevölkerungsdichte: | 163 Einw./km² | |
Gemeindenummer (GUS): | 1609042 | |
Verwaltung (Stand: 2007) | ||
Gemeindevorsteher: | Paweł Smolarek | |
Adresse: | ul. Kolejowa 3 46-070 Komprachice | |
Webpräsenz: | www.komprachcice.pl |
Geschichte
Wegen der Nähe zur Stadt Oppeln war Comprachtschütz in seiner Geschichte stets mit dieser Stadt und dem Herzogtum Oppeln verbunden. Die Nachbardörfer Bowallno und Polnisch Neudorf, aber auch Comprachtschütz waren kirchlich jedoch der Stiftskirche in Falkenberg zugehörig. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Comprachtschütz 1302 als Gumperti Villa in einem die Stiftskirche betreffenden Dokument. Aufgrund des Namens ist anzunehmen, dass diese Ortschaft einem deutschen Ritter namens Gumpert gehörte. Spätere Schreibweisen des Ortes lauteten Gupertowitz und Gumprechtsdorf, die sich aber nicht durchsetzten. 1532 wurde der Ort als Gomprachtitz erwähnt.[3]
Bereits 1335 und 1398 wurde eine Kirche in Comprachtschütz erwähnt.[4] Sie wurde wohl vom Oppelner Kollegiatsstift zum Heiligen Kreuz errichtet, das hier auch die Seelsorge leistete, bis auf Bitten der Gemeinde im Jahre 1680 mit einem gewissen Thomas der erste eigene Pfarrer eingeführt wurde. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Kirche von den Schweden niedergebrannt. Im Jahre 1686 fiel sie abermals einem Brand zum Opfer und wurde dann 1702 letztmalig wiederaufgebaut.[3]
1816 wurde der preußische Regierungsbezirk Oppeln gebildet, was der Stadt und ihrem Umland einen wirtschaftlichen Aufschwung brachte. Auch wenn 1848 eine Typhusepidemie in der Gegend ausbrach, zogen die neuen Mühlen und Industriebetriebe immer mehr Menschen an. 1887 fand die Gemeinde Comprachtschütz Anschluss an die neue Eisenbahnlinie Oppeln–Neisse, die auch vom Bau neuer Straßen begleitet wurde. 1913 wurde die Schreibweise des Ortsnamens von Comprachczütz in Comprachtschütz geändert.
Bei der Volksabstimmung in Oberschlesien am 20. März 1921 wurden in Comprachtschütz 619 Stimmen (73,3%) für den Verbleib bei Deutschland abgegeben, 225 Stimmen waren für den Anschluss an Polen. Folglich verblieb das Dorf in der Weimarer Republik.[5]
In den 1930er Jahren erlebte Comprachtschütz ein erhebliches Bevölkerungswachstum, da viele Menschen wegen des Baus des Turawa-Stausees umgesiedelt werden mussten. In diese Zeit fällt auch die Errichtung der neuen Pfarrkirche von 1935 bis 1936, die von Pfarrer Franz Niedzballa vorangetrieben wurde. Die historische Schrotholzkirche St. Martin von 1702 wurde 1941 ins nahe gelegene Ochotz verlegt.[6] Comprachtschütz blieb die ganze Zeit über eigenständig und wurde nicht, wie benachbarte Gemeinden, Stadtteil von Oppeln. Als in Ober-, aber auch Niederschlesien die Umbenennung hunderter Ortschaften mit slawisch klingenden Namen von den Nationalsozialisten betrieben wurde, erhielt auch Comprachtschütz 1936 den neuen Namen Gumpertsdorf, der eine Anlehnung an mittelalterliche Schreibweisen darstellte. 1939 zählte die Gemeinde 8196 Einwohner und war bis 1945 Teil des Landkreises Oppeln.
1945 wurde Comprachtschütz von der Roten Armee besetzt und war seitdem als Komprachcice Teil Polens. Nach dem Zweiten Weltkrieg ist nur eine geringe Zahl der einheimischen Bevölkerung vertrieben worden. Laut der letzten Volkszählung im Jahr 2002 sind 56,0 % der Gemeindebevölkerung Polen, 31,3 % gehören der deutschen Minderheit an, weitere 7,5 % bezeichneten sich als Schlesier und 5,2 % machten keine Angaben zu ihrer Nationalität.[7]
Am 4. Juni 2009 wurde in der Gemeinde Deutsch als zweite Amtssprache eingeführt, am 1. Dezember 2009 wurden zweisprachige Ortsbezeichnungen eingeführt.
Einwohnerentwicklung
Die Einwohnerzahlen von Comprachtschütz nach dem jeweiligen Gebietsstand:[8]
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Gemeindegliederung
Zur Landgemeinde Comprachtschütz gehören folgende Orte:
- Bowallno (poln. Wawelno, amtl. Wąwelno; dt. 1936–45: Walldorf)
- Chmiellowitz (Chmielowice; 1934–45: Hopfental)
- Comprachtschütz (Komprachcice; 1936–45: Gumpertsdorf)
- Dometzko (Domecko; 1936–45: Althaus)
- Dziekanstwo (Dziekaństwo; 1936–1945: Dechantsdorf)
- Ochotz (Ochodze; 1936–45: Frühauf)
- Polnisch Neudorf (Polska Nowa Wieś)
- Rothhaus (Osiny)
- Simsdorf (Pucnik)
- Zirkowitz (Zerkowice; 1936–45: Erlental O.S.)
Städtepartnerschaften
1997 wurde ein Partnerschaftsvertrag zwischen Comprachtschütz und der deutschen Stadt Hasbergen geschlossen.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Rainer Langer (* 1943), deutscher Fußballspieler und -trainer
- Bascha Mika (* 1954), deutsche Journalistin
Verweise
Weblinks
Fußnoten
- ↑ http://www.komprachcice.pl/cms/php/strona.php3?cms=cms_kompr&lad=a&id_dzi=3&id_dok=66&id_men=22&powrot=1&slowo_szuk=&gdzie_szuk=&id_men_szuk=0
- ↑ Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.
- ↑ a b Vgl. Johann Georg Knie: Alphabetisch-statistisch-topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuss. Provinz Schlesien. Breslau 1845
- ↑ Vgl. parafia.komprachcice.eu abger. am 16. Februar 2010
- ↑ Vgl. Ergebnisse der Volksabstimmung abger. am 16. Februar 2010
- ↑ http://www.parafia.komprachcice.eu/viewpage.php?page_id=2
- ↑ Vgl. Polnisches Haupt-Statistikamt (GUS)
- ↑ Quellen der Einwohnerzahlen: