Die Hessische Landesregierung ist die Regierung des Landes Hessen. Die derzeitige, von CDU und FDP gebildete Landesregierung hat am 31. August 2010 ihre Arbeit aufgenommen. Ministerpräsident ist der aus Gießen stammende Jurist Volker Bouffier, zu den sonstigen Regierungsmitgliedern siehe den Artikel Kabinett Bouffier. Regierungssprecher ist Staatssekretär Michael Bußer.

Nach Artikel 101 der Verfassung des Landes Hessen wird der Ministerpräsident vom Hessischen Landtag gewählt. Die übrigen Mitglieder der Landesregierung, die Minister, werden vom Ministerpräsidenten ernannt. Sie benötigen das besondere Vertrauen des Landtages, das ihnen durch Beschluss ausgesprochen wird (Art. 101 IV HV). Nach Artikel 111 leistet der Ministerpräsident seinen Amtseid vor dem Landtag, die Minister vor dem Ministerpräsidenten in Gegenwart des Landtags.
Amtssitz des Ministerpräsidenten und Sitzungsort der Landesregierung ist die Hessische Staatskanzlei, die seit 2004 im ehemaligen Hotel Rose am Kranzplatz in Wiesbaden residiert. Zuvor hatte die Staatskanzlei ihren Sitz in einer Villa in der Bierstadter Straße unweit des Warmen Damms und der Wilhelmstraße. Vor dem Zweiten Weltkrieg hatte die Hessische Landesregierung ihren Sitz in Darmstadt.
Hessische Landesregierungen bis 1918
Vor der Novemberrevolution von 1918 war der Großherzog das hessische Staatsoberhaupt. Er ernannte nach der Verfassung von 1820 die Mitglieder der Staatsregierung und legte den aus zwei Kammern (von denen nur die Mitglieder der zweiten gewählt waren) bestehenden Landständen die Gesetzentwürfe vor. Der Staatsregierung („Gesamt-Ministerium“) stand ein Präsident vor, jedoch nur als Regierungschef, nicht als Staatsoberhaupt.
Amtsinhaber | Amtszeit | Anmerkungen |
Heinrich von Gagern | 1848 | Während der Märzrevolution für drei Monate Ministerpräsident, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung |
Carl Wilhelm Zimmermann | 1848 | Im Sommer 1848 für wenige Wochen im Amt |
Heinrich Karl Jaup | 1848-50 | Mitglied des Siebzehnerausschusses und der Frankfurter Nationalversammlung |
Reinhard Carl Friedrich von Dalwigk | 1852-71 | Unter Ludwig III., 1871 auf Druck Preußens entlassen |
Friedrich von Lindelof | 1871-72 | Unter Ludwig III. |
Karl Wilhelm Hofmann | 1872-76 | Unter Ludwig III. |
Philipp Freiherr Rinck gen. v. Starck | 1876-79 | Unter Ludwig III., nach dessen Tod 1877 unter Ludwig IV. |
Jakob Finger | 1884-98 | Unter Ludwig IV., nach dessen Tod 1892 unter Ernst Ludwig |
Carl Friedrich Burkhard Rothe | 1898-1906 | Unter Ernst Ludwig |
Christian Wilhelm Carl Ewald | 1906-18 | Unter Ernst Ludwig, bis zur Novemberrevolution |
Bis 1866 existierten außer dem Großherzogtum noch zwei weitere hessische Staaten, das Kurfürstentum Hessen-Kassel und die Landgrafschaft Hessen-Homburg.
Landesregierungen des Volksstaats Hessen
In der Zeit des Volksstaats Hessen (1919 bis 1945) trug der Hessische Ministerpräsident gemäß Artikel 37 der Hessischen Verfassung die Amtsbezeichnung Staatspräsident, das Kabinett die Bezeichnung „Gesamtministerium“. Wie heute wurde die Regierung vom Hessischen Landtag gewählt.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden die Landesregierungen zugunsten der regionalen Gliederungen der NSDAP („Reichsgaue“) weitgehend entmachtet. Die Liste der Ministerpräsidenten des Volksstaats Hessen verzeichnet die Regierungschefs des Volksstaats Hessen (1918–1934).
Staatspräsident | Kabinett | Beteiligte Parteien | Amtszeit | Anmerkungen |
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Carl Ulrich (SPD) | Ulrich I | SPD, DDP, Zentrum | 1919 | |
Carl Ulrich (SPD) | Ulrich II | SPD, DDP, Zentrum | 1919–1927 | Staatspräsident ab 1920 |
Carl Ulrich (SPD) | Ulrich III | SPD, DDP, Zentrum | 1927–1928 | |
Bernhard Adelung (SPD) | Adelung | SPD, DDP, Zentrum | 1928–1933 | Staatspräsident |
Ferdinand Werner (NSDAP) | Werner | NSDAP | 1933 | Gewählter Staatspräsident, dann ernannter Ministerpräsident |
Philipp Wilhelm Jung (NSDAP) | Jung | NSDAP | 1933–1935 | Ministerpräsident |
Jakob Sprenger (NSDAP) | Sprenger | NSDAP | 1935–1945 | Als Reichsstatthalter gleichzeitig Führer der Landesregierung |
Hessische Landesregierungen seit 1945
Seit der Gründung des heutigen Bundeslandes Hessen waren sieben verschiedene Parteien an Hessischen Landesregierungen beteiligt. Von 1945 bis 1987 sowie 1991-99 führte die SPD die jeweiligen Landesregierungen, 1987-91 und seit 1999 die CDU. Seit 1945 bekleideten neun Politiker das Amt des Hessischen Ministerpräsidenten, davon gehörten sechs der SPD und zwei der CDU an, einer war parteilos. Georg August Zinn (SPD) war 19 Jahre lang Ministerpräsident und ist damit der Amtsinhaber mit der bisher längsten Dienstzeit.

Die beiden ersten Ministerpräsidenten nach Kriegsende, Ludwig Bergsträsser (SPD) und Karl Geiler (parteilos), waren nicht gewählt, sondern von der amerikanischen Besatzungsmacht eingesetzt worden. Die erste Landtagswahl nach dem Krieg fand am 1. Dezember 1946 statt.
# | Bild | Ministerpräsident | Amtszeit | Partei | Wahlen | Kabinett | |
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1 | Karl Geiler (1878–1953) |
16. Oktober 1945 – 30. November 1946 |
parteilos | 1946 (Juni) | Geiler | ||
2 | Christian Stock (1884–1967) |
20. Dezember 1946 – 14. Dezember 1950 |
SPD | 1946 (Dez.) 1950 |
Stock | ||
3 | Georg-August Zinn (1901–1976) |
14. Dezember 1950 – 3. Oktober 1969[1] |
SPD | 1954 1958 1962 1966 |
Zinn I Zinn II Zinn III Zinn IV Zinn V | ||
4 | Albert Osswald (1919–1996) |
3. Oktober 1969 – 3. Oktober 1976 |
SPD | 1970 1974 |
Osswald I Osswald II Osswald III | ||
5 | Holger Börner (1931–2006) |
12. Oktober 1976 – 24. April 1987 |
SPD | 1978 1983 |
Börner I Börner II Börner III | ||
6 | Walter Wallmann (1932–2013) |
24. April 1987 – 5. April 1991 |
CDU | 1987 | Wallmann | ||
7 | Hans Eichel (* 1941) |
5. April 1991 – 7. April 1999 |
SPD | 1991 1995 |
Eichel I Eichel II | ||
8 | Roland Koch (* 1958) |
7. April 1999 – 31. August 2010 |
CDU | 1999 2003 2009 |
Koch I Koch II Koch III | ||
9 | Volker Bouffier (* 1951) |
31. August 2010 – 31. Mai 2022 |
CDU | 2013 2018 |
Bouffier I Bouffier II Bouffier III | ||
10 | Boris Rhein (* 1972) |
31. Mai 2022 – |
CDU | 2023 | Rhein I Rhein II |
Weblinks
- ↑ Ministerpräsident Zinn kündigt seinen Rücktritt an, 27. August 1969. Zeitgeschichte in Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).