Ausbildungsplatzabgabe
Eine Ausbildungsabgabe (auch Ausbildungsplatzabgabe) ist die finanzielle Bevorzugung von Unternehmen, die mehr Lehrstellen schaffen als andere.
Sie kann entweder durch die Bestrafung von Unternehmen, die zu wenig Lehrstellen schaffen oder durch die Bevorteilung von Unternehmen, die mehr Lehrstellen schaffen als vorgegeben, ausgedrückt werden.
Argumentation
Pro Ausbildungsabgabe
- Anreiz: Unternehmen haben einen finanziellen Anreiz Lehrstellen zu schaffen, wenn sie dafür eine finanzielle Belohnung erhalten.
- Belohnung: Unternehmen, die über Gebühr ausbilden, werden zusätzlich belohnt.
- Bestrafung: Unternehmen, die zu wenig Lehrstellen schaffen, werden finanziell durch eine Abgabe bestraft.
Contra Ausbildungsabgabe
- Wettbewerbsnachteil: Den Unternehmen entstehen zusätzliche Kosten. Dadurch werden sie ins Ausland oder zur Aufgabe gedrängt.
- Freikaufen: Statt Ausbildungsplätze zu schaffen, werden sich Unternehmen freikaufen.
- Marktmechanismus wird nicht berücksichtigt: Unternehmen haben ein natürliches Interesse auszubilden, da sie selber davon profitieren. Sie bilden nur dann nicht aus, wenn die Rahmenbedingungen (Auftragslage, finanzielle Belastung, ...) nicht stimmen. Eine Ausbildungsabgabe stört diesen Marktmechanismus.
- Verstaatlichung: Durch die Ausbildungsabgabe wird die Ausbildung verstaatlicht und ineffizient.
- Bürokratisierung: Die Kontrolle einer Ausbildungsabgabe ist mit hohem Aufwand verbunden.
- Straftsteuer: Das Modell wirkt wie eine Strafsteuer.
- Fehlende Differenzierung: Eine Ausbildungsabgabe kann nur schwer die Unterschiede im Bedarf nach Lehrstellen zwischen einzelnen Branchen berücksichtigen. Die jüngsten Vorschläge benachteiligen Unternehmen, die bereits vor dem Stichtag überdurchschnittlich viele Lehrstellen anboten.
Ausbildungsabgabe in Deutschland
Die deutschen Gewerkschaften sind traditionell für eine Ausbildungsabgabe.
Da in Deutschland nur etwa 30 % der Unternehmen ausbilden und etwa 100.000 Lehrstellen fehlen, entschloss sich die Bundesregierung 2003, einen von der Wirtschaft finanzierten Fonds einzurichten. Die Umlage soll einmal jährlich nach der Anzahl fehlender Ausbildungsplätze festgelegt werden.
Die CDU ist gegen jede Ausbildungsabgabe.
Wirtschaftsverbände sind einhellig gegen eine solche Abgabe: Sie würde keinen neuen Ausbildungsplatz schaffen und im Gegenzug das bestehende System der dualen Ausbildung zerstören. In der Bauwirtschaft, die eine Abgabe hat, ist die Zahl der Auszubildenden trotzdem zurück gegangen; die Schwerbehindertenabgabe hat auch nicht mehr Stellen für Schwerbehinderte schaffen können. Kritiker werfen außerdem folgende Fragen auf: Was ist, wenn ein Unternehmen gar keine Ausbildungsplätze haben kann, weil es dort keine Ausbildungsberufe gibt? Was, wenn ein Unternehmen keine geeigneten Auszubildenden findet?