KRAFTWERK | |
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Gründung | 1970 |
Genre | Elektropop |
Bandmitglieder (aktuell) | |
Electronic instruments | Ralf Hütter |
Electronic instruments | Florian Schneider |
Electronic instruments | Fritz Hilpert |
Electronic instruments | Henning Schmitz |
Kraftwerk ist eine deutsche Band aus Düsseldorf, die 1970 gegründet wurde.
Sie ist vor allem durch ihre Pionierarbeit auf dem Gebiet der elektronisch erzeugten Popmusik bekannt geworden. Songs der Band beeinflussten Musikrichtungen wie EBM, Techno, Electro Funk und generell die Pop-Musik der 80er und 90er Jahre.
Als Einflüsse geben Kraftwerk insbesondere das Werk des Komponisten Oskar Sala an.
Bandentwicklung
Die Frühzeit
1968 gründen Ralf Hütter und Florian Schneider mit der Gruppe Organisation den Vorläufer von "Kraftwerk". Mit Unterstützung von Schlagzeuger Klaus Dinger und Gitarrist Andreas Hohmann entsteht dann im März 1970 die Gruppe Kraftwerk. Das erste Album "Kraftwerk" wird bei dem neugegründeten Philips-Label veröffentlicht und der Titel "Ruckzuck" als Titelmusik für die Sendung "Kennzeichen D" ausgewählt. Damit ist "Ruckzuck" der erste Titel der Band, der im deutschen Fernsehen gespielt wird. Das Album "Kraftwerk" wird im Juli und August aufgenommen. Es erscheint am 1. Dezember 1970 und wird über 60.000 mal verkauft. Das Album steigt bis auf Platz 30 der deutschen LP-Charts. Florian Schneider spielte Flöte auf dem Klaus-Doldinger-Album "Nero in South America". Ralf Hütter verlässt Ende 1970 ebenso wie Klaus Dinger für einige Monate Kraftwerk. Am 26. Dezember geben sie ein Konzert in der Besetzung Florian Schneider, Eberhard Kranemann (Bass, Cello), Karl 'Charly' Weiss (Drums).
Durch den Einstieg von Gitarrist Michael Rother und Klaus Dinger als Ersatz für Charly Weiss ist Kraftwerk Anfang 1971 für ein paar Monate in der Besetzung Schneider/Hohmann/Krahnemann/Rother/Dinger. Im Studio von Conny Plank wird eine Session aufgenommen, die aber nie veröffentlicht wird. Andreas Hohmann verlässt die Band. Ralf Hütter stößt nach einer kurzen Pause wieder dazu. Als Trio (Schneider/Dinger/Rother) hat Kraftwerk dann endlich den ersten Live-Auftritt im deutschen Fernsehen in der Sendung "Beat Club" mit dem Song "Rückstoss Gondoliere". Ende des Jahres verlassen Rother und Dinger die Band und gründen die Band "Neu!". "Kraftwerk" besteht Ende des Jahres aus Hütter und Schneider. "Kraftwerk" tourt fast ununterbrochen von 1971 bis 1972 in der Besetzung Plato Rivera, Florian Schneider, Ralf Hütter und Emil Schult.
Das zweite Album "Kraftwerk 2" erscheint Anfang 1972 ebenfalls bei Philips. Kraftwerk wird durch das Magazin "Sounds" zur beliebtesten Band des Jahres gewählt. Florian Schneider belegt den zweiten Platz in der Rubrik "Musiker des Jahres", und der Titel "Ruckzuck" wird Song des Jahres. "Kraftwerk 2" wird in sieben Tagen zwischen dem 26. September und dem 1. Oktober in ihrem eigenen Studio aufgenommen und über 50.000 mal verkauft. Wolfgang Flür wird als Schlagzeuger verpflichtet. "Kraftwerk 2" steigt bis auf Platz 36 der deutschen LP-Charts.
Das dritte Album "Ralf und Florian" entsteht im Juli 1973 und wird im Oktober auf dem Philips-Label veröffentlicht. Bei einigen Konzerten in diesem Jahr ist auch Plato Kostic (lebt heute als Architekt in Athen) als Bassist dabei. Der Kling-Klang-Verlag wird von Ralf Hütter und Florian Schneider gegründet.
Wende zum Elektropop
Die ersten drei Alben der Band sind noch teilweise akustisch und experimentell ausgerichtet, bis sich Kraftwerk 1973 entschließen, ihren Sound vollkommen elektronisch zu gestalten und melodische Pop-Elemente zu integrieren. Das Ergebnis ist das Album "Autobahn", das nach Meinung vieler einen Wendepunkt in ihrer Karriere bedeutet und als erstes Album des Elektropop gilt. Ihre Songs bestehen zunehmend aus minimalistischen Melodiefragmenten, die sich mit Phasen von reinen Klang- und Effektkreationen abwechseln, ein Merkmal, das bis heute ihre Musik bestimmt. Zudem integrieren sie erstmals gesungene Melodien, die sich durch eine von allen Emotionen befreite, "kalte" Singweise (Sprechgesang) auszeichnen. Es ist das letzte Album, das auf dem Philips-Label erscheint. Für "Autobahn" erhält Kraftwerk erstmals weltweit Goldene Schallplatten, die Single-Auskopplung des Titelstückes erklimmt in den USA die "Billboard"-Charts. Beflügelt durch den großen Erfolg gründen "Kraftwerk" 1974 ihr durch die Plattenfirma EMI unterstütztes eigenes "Kling-Klang"-Label.
Im Februar 1975 verlässt Klaus Roeder die Band, er wird durch Karl Bartos ersetzt. Im Sommer 1975 wird das Album "Radioaktivität" aufgenommen, welches im November 1975 als fünftes Bandalbum erscheint. Erneut hat Kraftwerk mit der Auskopplung des Titelsongs Erfolg: "Radioaktivität" erreicht im Frühsommer 1976 wochenlang Position 1 der französischen Hitparade. Hütter und Schneider besuchen daraufhin mehrmals Frankreich mit dem Trans Europa Express und der begeisterte Radfahrer Ralf Hütter nimmt gerne die Einladung an, als Beobachter die "Tour des France" zu begleiten.
Ende 1976 nehmen "Kraftwerk" das sechste Album Trans Europa Express auf, welches im ersten Quartal des Jahres 1977 veröffentlicht wird. Schon kurz nach der Veröffentlichung wird "TEE" zum Kult in den Ghettos New Yorks und der Titelsong "Trans Europe Express" zum Grundrhythmus für die neue Musikrichtung des Rap.
Nach monatelanger TV-Abstinenz kehren "Kraftwerk" am 29. März 1978 im ZDF auf den Bildschirm zurück und kreierten einen unvergleichlichen TV-Auftritt: Als lebende Roboter (mit schwarzen Hosen, roten Hemden, schwarzen Krawatten plus integrierten blinkenden, roten Leuchtdioden) präsentierten sie der Öffentlichkeit die neue Single "(Wir sind...) Die Roboter". Im April 1978 erscheint das siebte "Kraftwerk"-Album mit Titel "Die Mensch Maschine". Und erneut setzte dieses Album Maßstäbe für die Musikindustrie und folgenden Musikstile.
Die 80er Jahre
Als 1980 das Zeitalter des "New Wave" beginnt und Gruppen wie Depeche Mode oder Ultravox sich am Sound von "Die Mensch Maschine" orientierend die Musikwelt erobern, sind "Kraftwerk" der weiteren Entwicklung nun schon einige Schritte voraus. Das achte Album "Computerwelt" erscheint 1981 und setzt einen Musiktrend mit vielen tanzbaren Nummern, der bis in die ausgehenden 1980er Jahre wirkt. Deshalb gilt "Computerwelt" auch heute als wichtiger Vorläufer der Musikrichtungen Electro und Techno. 1981 gehen "Kraftwerk" auf eine große Welttournee und können dabei vor allem in Japan große Erfolge feiern. Extra für die Tour hatten sich "Kraftwerk" vier den Gruppenmusikern identisch nachgebildete Roboter bauen lassen, deren 'Bewegungsfreiheit' zwar recht eingeschränkt ist, die jedoch bei verschiedenen Promoauftritten als Werbegag die (in der Nähe heimlich zuschauenden) echten Musiker ersetzen.
Es folgt eine längere Zeit mit nur wenigen Veröffentlichungen, in der das gesamte Klangmaterial im Archiv des Kling-Klang-Studios auf digital umgestellt wird. Ausnahme ist die im Juni 1983 erscheinende Single "Tour de France". Ein unter dem Arbeitstitel "Techno Pop" produziertes Album erscheint im November 1986 als neuntes Album mit dem Titel "Electric Café". Der ausgekoppelte Titel "Music Non Stop" erobert die Charts und wird beim Musiksender MTV teilweise in stündlicher Wiederholung gezeigt. Ebenfalls erfolgreich ist im Folgejahr die Singleauskopplung "Der Telefonanruf".
Die neunziger Jahre
1990 verlässt Wolfgang Flür die Gruppe Kraftwerk, da schon vor Jahren durch neue Technologien der "Rhythmus von Kraftwerk stabilisiert" wurde (Zitat: Florian Schneider) und er somit überflüssig geworden ist. Er wird von dem Tontechniker Fritz Hilpert ersetzt. In der Formation Hütter, Schneider, Bartos und Hilpert geben Kraftwerk im gleichen Jahr in Italien insgesamt vier Testkonzerte, bei denen zum letzten Mal Karl Bartos auftritt. Ein neues Album wird zwar angekündigt, doch zu Neuaufnahmen kommt es nicht mehr. Im August verlässt Karl Bartos die Band. Im Juni 1991 erscheint zuerst der Remix von "Roboter" als Single (Top 10 der Charts in Deutschland, Frankreich, USA und Japan) und kurz danach wird das zehnte Album "The Mix" veröffentlicht, sozusagen ein "Best of..." mit neuaufgenommenen, früher bereits veröffentlichten Titeln. Neu bei "Kraftwerk" sind speziell entwickelte vollbewegliche Roboter, die bei Präsentationen wie der großen Live-Tour durch Europa und einzelnen Städten weltweit eingesetzt werden, die im November 1991 beginnt und bis Mai 1992 dauert. Florian Schneider wird am 5. Februar 1998 als Professor für Medienkunst und Performance an die Karlsruher Hochschule für Gestaltung (HfG) berufen und hält seine ersten Vorlesungen am 2. Juni und am 14. Juni 1999.
Neubeginn nach 1999
"Kraftwerk" melden sich 1999 in der Besetzung Hütter/Schneider/Hilpert mit dem Jingle (und einer dazugehörigen Single plus Single-Remix) für die Expo 2000 in Hannover zurück. Zur gleichen Zeit kommt Henning Schmitz zur Band hinzu, komplettiert somit das Erfolgs-Quartett. Hütter/Schneider/Hilpert/Schmitz sind es auch, die (begleitend zur Tour de France 2003) das Konzeptalbum "Tour de France Soundtracks" veröffentlichen. Das Album schafft etwas, was es zuvor in der "Kraftwerk"-Historie noch nicht gegeben hat: es erreicht aus dem Stand heraus Platz 1 der deutschen Album-Charts. Mit dem Album knüpfen "Kraftwerk" thematisch an den bereits 1983 erschienen Song "Tour de France" an und verleihen so ihrer Leidenschaft für den Radsport Ausdruck.
2004 begeben sich Kraftwerk wieder auf eine Welttour. Mit "Tour De France Soundtracks" und der fast restlos ausverkauften Tour können Kraftwerk nahtlos ihre früheren künstlerischen Erfolge fortsetzen. 2005 erscheint zuerst "Der Katalog" mit allen (nach "Autobahn" erschienenen) Alben im digital gemasterten "Kristallsound" (Zitat: Ralf Hütter) des "Kling-Klang-Studios". Am 6. Juni 2005 erscheint dann auch noch die Doppel-Live-CD/4-fach Vinyl-Box zur Welttour 2004 mit dem Titel "MINIMUM-MAXIMUM". Die Doppel-DVD im 5.1-Format mit gleichnamigem Titel wird voraussichtlich im September 2005 erscheinen.
Bedeutung
Die Band inspirierte unzählige Künstler, darunter David Bowie, Human League, Depeche Mode oder O.M.D.. Außerdem haben sie einen großen Einfluss in der US-amerikanischen Electro (Afrika Bambaataa u.a.) und später auch in der Detroit Techno-Szene, die von Kraftwerks minimalistischen Arrangements und ihren tanzbaren Beats vor allem in der Anfangszeit stark geprägt wird.
Image
Kraftwerk entwickelten mit der Zeit ein griffiges Image-Konzept, mit der sie sich deutlich von anderen elektronisch orientierten Rock- und Popbands abgrenzen. Schon der Name deutet auf das Hauptthema ihrer Songs, die moderne Technologie und ihre Beziehung zum Menschen, hin. Mit dem Albumtitel Mensch-Maschine lässt sich ihr Image am besten beschreiben. Kraftwerk beschreiben sich häufig als "Arbeiter" oder "Techniker" anstatt als Musiker, die einzelnen Bandmitglieder treten hinter dem Image der Gruppe als System, als Maschine, zurück. Als Ausdruck dieses Konzepts kann man die Gewohnheit der Gruppe ab der zweiten Hälfte der 1970er Jahre betrachten, Puppen und Roboter, die die Bandmitglieder darstellen, bei Presseauftritten anstatt der wirklichen Bandmitglieder fotografieren zu lassen. Auch bei Live-Auftritten werden die "echten" Musiker zum Teil von den Band-Robotern ersetzt. Mit diesem "Mensch-Maschinen"-Image spielt die Band gerne humorvoll herum, was die diversen Fotos auf den Albumcovers und bestimmte phrasenhafte Aussagen der Bandmitglieder bei Interviews beweisen.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Tatsache, dass sie sich schon von Anfang an eindeutig zu ihrer deutschen kulturellen Identität bekennen und ihre Songtitel im Gegensatz zu den meisten anderen Bands der 1960er und 1970er Jahre auf Deutsch formulieren. Später lockern sie diesen Grundsatz allerdings etwas auf und veröffentlichen ihre Titel grundsätzlich in mehreren Sprachen. So legen sie Trans Europa Express und spätere Alben auf deutsch und englisch auf.
Diskografie
Alben
- Kraftwerk, 1970
- Kraftwerk 2, 1971
- Ralf und Florian, 1973
- Autobahn, 1974
- Radioaktivität, 1975
- Trans Europa Express, 1977
- Die Mensch-Maschine, 1978
- Computerwelt, 1981
- Electric Café, 1986
- The Mix, 1991
- Tour De France Soundtracks, 2003
- Minimum - Maximum, Live-Album (2 CDs) 2005
Singles
- Kometenmelodie, 1974
- Autobahn | Morgenspaziergang, Dopple-Single 1974
- Radioaktivität, 1975
- Trans Europa Express, 1977
- Die Roboter, 1978
- Das Modell, 1978
- Pocket Calculator | Dentaku, Doppel-Single 1981
- Tour De France, 1983
- Tour De France Remix, 1983
- Musique Non Stop, 1986
- Der Telefonanruf, 1986
- Die Roboter (The Mix Version), 1991
- Radioaktivität (The Mix Version), 1991
- Tour De France, Rereleased, 1999
- Expo 2000, 1999
- Expo Remix, 2000
- Tour De France 2003, 2003
- Aéro Dynamik, 2004
Weblinks
- Offizielle Internetpräsenz (Achtung: Flash-only-Seite)
- Diskussionsforum
- Kraftwerk - Info non stop
- Website von Eberhard Kranemann
- Website von Karl Bartos