Segeln ist eine Fortbewegungsart unter Nutzung des Windes, bei der ein oder mehrere Segel angeströmt werden und einen Vortrieb des Fahrzeugs bewirken. Auch beim Segelfliegen kommt dieses Prinzip zur Anwendung.
Segelschiffe wurden früher in der Kriegs- und in der Handelsmarine eingesetzt. Heute wird Segeln zumeist als Freizeitaktivität oder Sport betrieben, es findet aber auch weiterhin (zum Beispiel im Fischfang) eine kommerzielle beziehungsweise alltagsbestimmte Anwendung. Viele Marinen (auch Handelsmarinen) betreiben Segelschulschiffe zur Ausbildung ihres Nachwuchses. Verwandt mit dem Segeln ist das Windsurfen.

Arten von Segelbooten
Segelboote werden unterschieden nach ihrer Rumpfform und der Takelung.
Bei der Rumpfform gibt es Boote mit einem Rumpf oder mehreren Rümpfen (Proa, Katamaran, Trimaran). Weiterhin wird unterschieden zwischen offenen (Jolle) und gedeckten (Yacht) Booten.
Bei den Segeln wird unterschieden, ob sie in Längsrichtung (Schratsegel) oder quer (Rahsegel) geführt werden. Bei den Schratsegeln wird unterschieden zwischen
- Hochtakelung oder Bermudasegel
- Sprietsegel
- Gaffelsegel
- Luggersegel
- Lateinersegel
- Krebsscherensegel
- Spreizgaffelsegel
Weiterhin kann ein Segelboot einen (Slup, Kutter) oder mehrere (Yawl, Ketsch, Schoner) Masten haben.
Prinzipien des Segelns
Segeln durch den Winddruck
Beim Segeln vor dem Wind bewirkt der Winddruck auf eine senkrecht zum Wind stehende Fläche einen Vortrieb in Windrichtung. Diese Art des Vortriebs wird am günstigsten durch Rahsegel genutzt. Schiffe mit Rahsegeln fuhren oft auf längeren Kursen zum Ziel, auf denen bekannte Winde wie zum Beispiel die Passatwinde in günstiger Richtung standen. So fuhren auch die Walfänger aus Nantucket auf dem Umweg über die Azoren und die westafrikanische Küste in Richtung auf Kap Hoorn und das Fanggebiet westlich der südamerikanischen Pazifikküste. Die Reisegeschwindigkeit von Rahseglern ist oft geringer, weil sie beim Kreuzen quer zum Wind sehr viel langsamer vorankommen als Boote mit Schratsegeln auf Kursen Am Wind.
Segeln durch windströmungsbewirkte Druckunterschiede
(Segeln auf allen Kursen zwischen Am Wind- und Halbwind-Kurs) Bei einem Segel ist die Wölbung auf der dem Wind zugewandten Seite (Luv) konkav, auf der dem Wind abgewandten Seite (Lee) konvex. Der Wölbungsverlauf ist nicht gleichmäßig. Die Segel laufen zur Hinterkante hin flach zu. Der Wind strömt an einer nahezu parallel zur Richtung des scheinbaren Windes ausgerichteten Fläche (im vorderen Bereich des Segels) entlang und wird dann durch die veränderte Segelwölbung auf beiden Seiten der Fläche aus der Bahn gelenkt. Auf der Luvseite wird dadurch ein Überdruck erzeugt (Luft staut sich wird abgebremst -> Überdruck). Auf der Leeseite hingegen wird die Luft umgelenkt, da am Segel ein Unterdruck entsteht. Die Druckdifferenz zwischen Luv- und Leeseite des Segels bewirkt eine Kraft senkrecht zum Segel (diese Kraft ist auch für die Wölbung des Segels verantwortlich, -> Gesetz von Bernoulli). Die Kraft kann man in zwei Teile zerlegen: Der eine Teil dieser Kraft wirkt parallel zur Längsrichtung des Bootes und erzeugt den Vortrieb. Der andere Teil wirkt senkrecht zur Längsrichtung des Bootes und wird teilweise durch die Widerstandsflächen unter Wasser (den Lateralplan) kompensiert.
Auf diesen Kursen können wir also segeln, da die Segel sich ähnlich wie Tragflächen an Flugzeugen verhalten.
Grundlegende Segeltechniken
Segelmanöver
Eine Drehung des Bootes an den Wind nennt man Anluven. Die entgegengesetzte Bewegung, vom Wind weg, nennt man Abfallen.
Dreht man das Boot weiter mit der Bugspitze durch den Wind hindurch, so dass das Segel von der anderen Seite her wieder Wind aufnimmt, so nennt man dies wenden. Dreht man umgekehrt mit dem Heck durch den Wind, so nennt man dies halsen.
Dreht man das Boot über das Anluven hinaus mit der Bugspitze in den Wind hinein, so nennt man dies aufschießen. Dies stellt die einzige Möglichkeit dar, ein Segelschiff zum Stehen zu bringen. Allerdings ist dieser Zustand nicht stabil, da das Schiff, als Reaktion auf den Wind von vorn, achterliche Fahrt aufnimmt.
Wenn man ein Segelschiff nahezu auf der Stelle halten möchte, geschieht dies durch beidrehen.
Trimm
Ein seemännischer Begriff für die "Einstellungen" eines Bootes. Die Segelausrichtung wird Segeltrimm genannt. Die Position, Neigung, Biegung und Spannung des Mastes wird unter dem Begriff "Masttrimm" zusammengefasst.Dadurch kann man den Segeldruckpunkt verschieben und das Boot lee- bzw. luvgierig machen. Der Gewichtstrimm wird durch Umpumpen von Wasser in Ballasttanks oder bei Jollen durch die Position der Mannschaft geregelt. Er sorgt für Neigung des Bootes sowohl nach Luv oder Lee als auch nach achtern oder zum Bug. In der Seefahrt nennt man Trimm auch die Neigung des Schiffes in Längsrichtung; der Trimm wird angegeben in Zentimeter und gibt den Unterschied zwischen dem vorderen und hinteren Tiefgang an. Im Gegensatz hierzu nennt man die Neigung nach Backbord oder Steuerbord "Schlagseite".
Reffen
Um bei starkem Wind oder Sturm eine zu starke Krängung des Boots zu vermeiden, ist es auf Booten, die keine speziellen kleineren Sturmsegel an Bord haben, üblich die Segelfläche durch reffen zu verkleinern.
Gleiten
Ein Begriff für den Bewegungszustand von Booten, die den größten Teil ihres Auftriebes nicht durch ihre Verdrängung, sondern durch ihre Geschwindigkeit gepaart mit ihrer Bootsform erhalten. Das Boot "hebt" sich dabei etwas aus dem Wasser, wie man es auch bei vielen Motorsportbooten beobachten kann. Beim Gleiten haben die meisten Boote einen viel kleineren Wasserwiderstand als bei normaler Verdrängerfahrt. Das Gleiten wird deshalb bei vielen Jollen angestrebt, um hohe Geschwindigkeit zu erreichen; dazu wird oft sogar ein längerer Kurs gewählt. Gleiten ist nur bei grösseren Windstärken (ab ca. 3-4 Bft) möglich. Dann kann die Gleitschwelle überwunden werden.
Sport
Es gibt zwei stark unterschiedliche Arten des sportlichen Segelns: Regattasegeln und Fahrtensegeln - vergleichbar dem Unterschied zwischen einem Radrennen und einer Radtour.
Fahrtensegeln
Unter Fahrtensegeln versteht man meist mehrtägige Fahrten mit einem Boot von einem Start- zu einem Zielhafen. Ein solcher Segeltörn kann sportlich mehr oder weniger anspruchsvoll sein. Es geht jedoch nie um den Wettkampf mit anderen Booten, sondern allenfalls um den Kampf mit den Elementen.
Regattasegeln
Regattasegeln ist ein Wettkampfsport: Hier wird eine vorher abgestimmte Strecke von zwei (Matchrace) oder mehr (Fleetrace) Booten zur selben Zeit befahren. Beim Segeln umfasst dies eine sehr viel größere Bandbreite als bei anderen Sportarten üblich. Die Dauer eines Wettkampfes kann von Stunden bei Jollenregatten bis zu Monaten bei Hochseeregatten (zum Beispiel Volvo Ocean Race) betragen. In Jollenregatten werden meist mehrere Läufe in einer Regatta durchgeführt, die Einzelergebnisse werden nach einem vorgeschriebenen Verfahren zusammengefasst und der Gewinner so ermittelt. Regatten werden meist nach den Racing Rules of Sailing der ISAF ausgetragen. Die ISAF ist der weltweite internationale Verband für das Segeln.
Auch die Kosten zur Ausübung des Sports sind sehr unterschiedlich: Ein Team beim America's Cup braucht einen Millionenetat, um überhaupt teilnehmen zu können, während in Jollenklassen wie Laserklasse, Europe, SPLASH, 470, 420, Vaurien, Pirat, Optimist bereits mit normalen Mitteln internationale Erfolge zu erzielen sind. Neben den Kosten für das Boot, Versicherungen und Transport sind für Regatten Meldegelder zu zahlen.
Vor einer Regatta wird meist eine Notice of Race veröffentlicht, in der die speziellen Bedingungen der Regatta beschrieben sind, beim Einschreiben kurz vor der Regatta erhalten die Segler meist noch eine Sailing Instruction, die z.B. die Kurse, spezielle Signale und Regeln festlegt.
Auch das Risiko verteilt sich entsprechend: Bei professionellen Hochseeregatten steht die Geschwindigkeit absolut im Vordergrund, was trotz aller Sicherheitsmaßnahmen bei Fehlern auch Lebensgefahr für die Besatzung bedeutet. Bei Jollenregatten, die sportlich nicht weniger anspruchsvoll sein müssen, besteht zwar auch immer eine gewisse Unfallgefahr, das Risiko ist aber doch deutlich geringer. Bei vielen Jollenregatten ist das Tragen von Schwimmwesten Pflicht.
Kleinere Kielboote und Jollen sind meist sogenannte "Einheitsklassen" (oder One-Designs). Diese Boote haben identische Rümpfe, Masten teilweise auch Segel und Grossbäume und unterliegen strengen Beschränkungen in Bezug auf die Ausrüstung. Das alles ist in Klassenbestimmungen beschrieben und festgelegt. Somit wird sichergestellt, daß gleichwertige Boote gegeneinander segeln.
Klassenbestimmungen basieren auf den allgemeinen Equipment Rules of Sailing der ISAF. Es gibt geschlossene Klassenbestimmungen, dort ist nur erlaubt, was beschrieben ist und offene Klassenbestimmungen, wo alles erlaubt ist, was nicht verboten ist. Auf Meisterschaften findet z.B. bei Jollen meist vor der Regatta eine Vermessung statt, in der die Konformität des einzelnen Bootes und seiner Ausrüstung mit den Bestimmungen seiner Klasse festgestellt wird. Während der Regatta kann kontrolliert werden, ob nichts ausgetauscht oder umgerüstet wurde, was Strafen nach sich zieht, die die Gesamtplatzierung verschlechtern.
Bei größeren Yachten sind die Stückzahlen der Boote jedoch viel zu klein, um ausreichend große Startfelder zu erhalten. Hier müssen also unterschiedliche Boote gegeneinander segeln. Um den Wettkampf fair zu machen, gibt es sogenannte Vermessungsformeln, nach denen das Geschwindigkeitspotential der Boote theoretisch vorherberechnet wird (IMS, IRC, ORC) oder aber aus Erfahrungswerten bestimmt wird (Yardstick). Jedes Boot erhält einen individuellen Wert, mit dem die gesegelte Zeit zur berechneten Zeit korrigiert wird. Diese Zeit ist dann für die Ergebnisse relevant. Das erste Boot im Ziel ist also oft nicht der Sieger, da ein langsameres Boot nach berechneter Zeit die bessere Leistung erbracht haben kann.
Eine andere Möglichkeit, unterschiedliche Boote gegeneinander segeln zu lassen, sind die sog. Konstruktionsklassen. Hier wird ein bestimmter Rahmen vorgegeben, und eine bestimmte Formel entwickelt. In diese Formel gehen Werte wie Verdrängung (=Gewicht) des Bootes, Tiefgang, Länge, Segelfläche usw. ein. Das Ergebnis der Formel darf dann einen bestimmten Wert nicht überschreiten. Der Konstrukteur muß nun versuchen, aus den Formeln das beste herauszuholen, und z. B. entscheiden, ob es von Vorteil sein kann, die Segelfläche zu erhöhen, auch wenn dafür der Kielballast verringert werden muß, um in der Formelbeschränkung zu bleiben.
Beispiele für Konstruktionsklassen sind z. B. die "Meterboote" wie 12er, 8er, 6er, die Eintonner, Halbtonner und Vierteltonner der Siebziger Jahre, aber auch die modernen America's Cup-Yachten. Die 12er (eigentlich 12-Meter-Rennyachten) sind aber keinesfalls 12 Meter lang, nur das Ergebnis der Vermessungsformel, in die die Abmessungen des Bootes eingesetzt worden sind, darf 12 m nicht überschreiten. 12er sind typischerweise etwa 20-22 m lang. Gleiches gilt auch für die Tonner und andere Konstruktionsklassen.
Bedeutende Wettbewerbe
- Segelwettbewerbe der Olympischen Sommerspiele, die Olympische Bootsklassen ab 2008 (in Beijing) sind:
- Kieler Woche: die größte Segelsportveranstaltung der Welt mit Regatten in den olympischen und nicht-olympischen Bootsklassen
- Travemünder Woche: die zweitgrösste Segelsportveranstaltung der Welt mit Wettfahrten in 34 Klassen.
- Admiral's Cup
- America's Cup
- Mini-Transat
- Volvo Ocean Race
- Vendée Globe
- ISAF World Sailing Games
- Transatlantik Challenge
- Warnemünder Woche
Terminologie
Segelplan
Der Segelplan ist bei Booten mit Schratsegeln die seitliche Projektion der Segelfläche. Es gilt im allgemeinen: Je größer, desto schneller; je höher (schlanker), desto schneller; je höher und größer (im Verhältnis zum Lateralplan), desto schneller kentert das Boot.
Siehe auch
Literatur
- Erdmann, Wilfried: Segeln mit Wilfried Erdmann, Edition Maritim 2004, ISBN 3-89225-506-7
- Schenk, Bobby: Fahrtensegeln. Delius-Klasing-Verlag, Bielefeld 2003 ISBN 3-7688-1426-2
- Jensen, Jens Kusk: Handbuch der praktischen Seemannschaft auf traditionellen Segelschiffen. Heel Verlag 1998, ISBN 3-8936-5722-3
- Schult, Joachim: Seglerlexikon, 600 S., Delius Klasing 1990, ISBN 3-87412-103-8
- Doberman, C.: Das Wörterbuch vom Wassersport, 875 S., Delius Klasing 1987, ISBN 3-7688-0505-0
Zeitschriften und Magazine
- palstek - Technisches Wassersport-Journal; Palstek Verlag Hamburg. ISSN 0936-5877 palstek-Homepage
Weblinks
Vorlage:Commons2 Vorlage:Wikibooks1
- Segeln lernen interaktive Grafik, in der die Segelstellung zum Wind trainiert werden kann
- relativer Wind kurze Erklärung zum relativen Wind
- www.segel.de-Segelportal (Extrem werbelastig, aber mit Regattaberichten von Jollenklassen)
- http://www.seglermagazin.de Seglermagazin.de, aktuelles Online-Magazin rund ums Segeln
- http://www.yacht.de bekanntes Segler-Magazin
- http://www.segel-wiki.de - Segel-Wiki, befindet sich im Moment noch im Aufbau. Hilfe ist ausdrücklich erwünscht.
- http://www.maroki.de/pub/technology/kw_weath.html Wetterdaten per Kurzwelle