JoWooD

österreichischer Publisher für Computerspiele
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Die JoWooD Entertainment AG ist ein 1995 gegründetes, österreichisches Unternehmen, das sich mit Entwicklung und Vertrieb von Computerspielen beschäftigt. Die Produktpalette von JoWooD Spiele umfasst Spiele aller Genres, von Strategie über Simulation bis zu Action und Sport. Das Hauptaugenmerk liegt auf der PC-Plattform.

JoWooD Entertainment AG

Logo von JoWooD
Rechtsform Aktiengesellschaft
(ATX Prime: JWD)
ISIN AT0000747357
Gründung 1995
Sitz Wien, Österreich
Leitung Franz Rossler, CEO
Mitarbeiterzahl 27 (13. Oktober 2010)[1]
Umsatz 25,33 Millionen Euro (2009)[2]
Website www.jowood.com
Altes Firmenlogo

Firmengeschichte

Mit dem von den Gründern entwickelten Computerspiel Industriegigant erzielte die Firma 1997 den internationalen Durchbruch. Mit dem Börsengang im Juni 2000 wurde eine finanzielle Basis geschaffen, international erfolgreiche Unternehmen der Spielebranche zu akquirieren und die globale Expansion in allen Unternehmensbereichen voranzutreiben. Das eingenommene Geld wurde auch hier - wie bei so vielen New-Economy-Firmen - wenig effektiv eingesetzt.

Man begann Entwicklerfirmen und Know-How aufzukaufen, darunter Massive Development, welche zu dieser Zeit für AquaNox die KRASS Engine entwickelten, welche später von JoWooD für eigene Spieletitel verwendet wurde.[3]

Die Firma stand im Jahr 2002 kurz vor der Insolvenz, konnte diese jedoch vermeiden. Zur Zeit sind noch 27 Mitarbeiter angestellt (zu Spitzenzeiten über 200).

Im August 2005 wurde vom australischen Unternehmen Perception wegen ausstehender Zahlungen erneut ein Insolvenzantrag gegen JoWooD gestellt. Dieser wurde jedoch vom Bezirksgericht Leoben abgewiesen. Hintergrund dieses Insolvenzantrages war ein typischer „Scheidungskrieg“ zwischen den beiden ehemaligen Partnerunternehmen.

Am 27. September 2005 brachte JoWooD eine Betrugsanzeige gegen Perception ein, in der es heißt, dass Perception bei der Produktion von Stargate SG-1 weder die gewünschte Qualität liefern, noch den vereinbarten Zeitrahmen einhalten könne. Daraufhin trennte sich Jowood vom Entwicklerstudio. Das Spiel selber wurde Anfang 2006 endgültig eingestellt und alle Mitarbeiter entlassen, nachdem eine Übernahme von Perception nicht klappte und man kurz vor der Insolvenz stand.

Am 17. November 2005 gab JoWooD den Einstieg von Koch Media GmbH als strategischen Investor bekannt. Im Rahmen eines Debt Equity Swaps verzichtete Koch Media auf Forderungen gegenüber JoWooD.[4] Im Januar 2006 stand eine weitere Barkapitalerhöhung ins Haus.

Während die Firma früher über fünf eigene Entwicklungsstudios verfügte (JoWood Vienna und Studio Ebensee in Österreich, in Deutschland Wings Simulations, Massive Development und Neon Studios), sind diese im Zuge mehrerer strategischer Neuausrichtungen sämtlichst geschlossen worden. JoWooD ist nunmehr ein reiner Publisher (2006).

Am 11. Januar 2007 gab JoWooD die Übernahme des kanadischen Publishers Dreamcatcher Inc. bekannt. Die Übernahme hat eine massive Erweiterung der Distributionskapazität im amerikanischen Raum zur Folge. Die Mitarbeiter des neuen Tochterunternehmens werden weiterhin von Toronto aus operieren. Dreamcatcher Inc. ist hierzulande vor allem durch den Vertrieb von Painkiller, Cold War, Dungeon Lords und Agatha Christie: Und dann gabs keinen mehr in Erscheinung getreten.[5]

Am 1. März 2007 wurde durch JoWood ein Markenrelaunch des Labels durchgeführt. Die Änderungen umfassen ein neues Logo, ein neuer Internetauftritt sowie die Gründung der Dachmarke JoWooD Group mit den untergeordneten Marken JoWood, G-Stars, Dreamcatcher, The Adventure Company und SilverLine Software. Laut einem Bericht von boerse-express.com trennte sich der Hauptaktionär Koch Media seit 2007 von seinen Anteilen. So unterschritt das Unternehmen bereits am 21. Mai 2007 die Meldeschwelle von 10%. JoWood selbst gab am 12. März 2008 bekannt, dass Koch Media seit dem 11. März 2008 keine Aktien des Unternehmens mehr besitzt.[6]

Am 7. Januar 2011 musste JoWood Insolvenz anmelden, da eine interne Restrukturierung gescheitert war. Ein Sanierungsverfahren wurde beim Handelsgericht in Wien beantragt.[7][8] Der Insolvenz vorausgegangen war am 5. Januar 2011 eine Klage am Wiener Gericht um 2,36 Millionen Euro gegen den Publisher Koch Media, um die Differenz der zugesagten Einlagen zu bekommen. Gemäß JoWood-Management haben diese beim Einstieg 2005 nur einen Wert von 4,04 Millionen Euro gehabt, zugesagt seien aber 6,4 Millionen Euro gewesen.[9][10]

Geschäftszahlen

2009 hat das Unternehmen 25,33 Mio. Euro umgesetzt, was einem Umsatzanstieg von +1,2% gegenüber 2008 entspricht.

Im ersten Halbjahr 2010 musste das Unternehmen einen Verlust in Höhe von 20,6 Millionen Euro bei 2,6 Millionen Euro Umsatz verbuchen.[11]

Veröffentlichte Spiele (Auswahl)

  • Böse Nachbarn DS
  • Die Gilde 2 - Die Seeräuber der Hanse (Add-on)
  • Die Gilde 2 - Venedig (Standalone-Add-on)
  • Die Gilde 2 - Renaissance (Standalone-Add-on)
  • Panzer Elite Action: Dunes Of War (Add-on)
  • Silent Storm: Sentinels (Add-on)
  • Söldner: Reloaded (verbesserte SSW-Version)
  • Söldner: Marine Corps (Add-on)
  • Söldner: Gold Edition (SSW bzw. Reloaded incl. Add-on)
  • SpellForce 2: Dragon Storm (Add-on)

sowie die "Giganten-Reihe"

  • Transportgigant: Down Under (Add-on)

Kritik

JoWooD geriet auf Grund seiner Firmenpolitik öfter in die Kritik. So wurde die Verantwortung für die stark von Bugs betroffenen Originalversionen von Spielen wie Die Gilde 2 dem Veröffentlichungsdruck des Publishers zugeschrieben.

Einen weiteren Imageverlust erhielt JoWood durch eine fehlerhafte Goldmasterversion des Spieles Gothic 3. An der eigentlich finalen Version des Spiels kritisierten verschiedene Spielezeitschriften (PC Games, Gamestar, PC PowerPlay) zahlreiche Bugs, Fehler im Spieldesign und Performanceprobleme. Daraufhin zog der Hersteller die Goldmasterversion zurück. In einem Interview mit dem Online-Games-Magazin Krawall.de bestätigte Produzent Michael Paeck diese Fehler, kündigte jedoch gleichzeitig eine neue Masterversion sowie einen Patch an, der am Releasetag die restlichen Fehler beseitigen soll.[12] Community-Manager Johann Ertl bestätigte in einem Internetforum ebenfalls, dass jeder am 13. Oktober ein „herausragendes und stabiles Game“ haben würde.[13] Das Gegenteil war jedoch der Fall. Die finale Verkaufsversion war noch immer mit zahlreichen Bugs behaftet. Auch der direkt am Verkaufstag erschienene Patch brachte nur wenig Besserung. Trotz der Mängel wurden weltweit über 500.000 Exemplare des Spiels verkauft und zumindest im deutschsprachigen Raum ist das Spiel so beliebt, dass die Leser der Zeitschriften GameStar und PC Games das Spiel zum besten PC Spiel des Jahres 2006 gewählt haben.

Am 23. August 2007 hat JoWooD per Pressemitteilung die Entwicklung von "Gothic 4: Genesis" angekündigt, welches jedoch anstelle des Entwicklerstudios der ersten drei Teile Piranha Bytes von Spellbound Entertainment entwickelt wird, da JoWooD und Piranha Bytes sich im Mai 2007 trennten und JoWooD die Rechte an Teil zwei, drei und einem Nachfolger behielt, was schwere Kritik vieler Fans nach sich zog. "Gothic 4: Genesis" wurde in "Gothic 4: Arcania", dann "Arcania: A Gothic Tale" und letztendlich in "Arcania: Gothic 4" benannt.

Ebenso kam es in der Vergangenheit wiederholt zu Situationen, in denen Nachbesserungen an fehlerhaften Spielen durch den Community-Manager in den entsprechenden Foren versprochen worden sind, ohne dass diesen Versprechungen fühlbare Taten gefolgt wären. Dies war zum Beispiel beim eigenständig lauffähigen Addon zu Gothic 3, welches unter dem Namen Götterdämmerung veröffentlicht wurde und in dem im Hauptspiel längst beseitigte Bugs wieder auftraten (hier wurde ein Content-Patch zwar angekündigt, aber bis Mitte 2010 nicht veröffentlicht) und dem Re-Release der DSA-Nordlandtrilogie der Fall. Bei letzterem lagen verschiedene Unschönheiten vor, die von der Community bemängelt wurden, so waren im ersten Teil der Expertenmodus gar nicht und im zweiten Teil die CD-Musik nicht vollständig verfügbar - angesichts der Tatsache, dass die Spiele der NLT aus den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts stammten und das Re-Release durch JoWooD 2008 erfolgte, wurde dies und die Nicht-Integration längst existierender Patches zum großen Teil als Schlamperei gewertet.

Am 31. Oktober 2010 wurde die Entwicklung eines Patches für Gothic 3: Götterdämmerung bekannt gegeben.[14] Das Community Patch Team erhält dafür Unterstützung von Jowood (Quellcode, Editoren) sowie eine Gewinnbeteiligung.

Einzelnachweise

  1. 'Operativ rechne ich im vierten Quartal mit einem Gewinn' In: boerse-express.com, 13. Oktober 2010. Abgerufen am 7. Januar 2011 
  2. Jahresfinanzbericht 2009. (PDF) JoWooD Entertainment AG, 6. Mai 2010, abgerufen am 7. Januar 2011.
  3. JoWooD: Übernimmt Massive Development. massive.de, 14. Dezember 2000, archiviert vom Original am 3. Februar 2001; abgerufen am 16. Januar 2011.
  4. euro adhoc: JoWooD Productions Software AG In: FinanzNachrichten.de, 17. November 2005. Abgerufen am 7. Januar 2011 
  5. JoWooD gibt die Übernahme des kanadischen Spielepublishers Dreamcatcher bekannt, JoWooD Productions Software AG, 11. Januar 2007. Abgerufen am 7. Januar 2011 
  6. Koch Media GmbH, JoWooD Entertainment AG, 12. März 2008. Abgerufen am 7. Januar 2011 
  7. JoWooD beantragt Eröffnung eines Sanierungsverfahrens, JoWooD Entertainment AG, 7. Januar 2011 
  8. Computerspieleentwickler JoWooD ist insolvent In: derstandard.at, 7. Januar 2011 
  9. André Peschke: Gothic-Macher verklagen ihre einstigen Retter In: Krawall.de, 6. Januar 2011. Abgerufen am 7. Januar 2011 
  10. Volker Briegleb: Jowood ist insolvent In: heise online, 7. Januar 2011. Abgerufen am 8. Januar 2011 
  11. Leo Himmelbauer: Hiobsbotschaft von Jowood: 20,6 Millionen Euro Verlust In: WirtschaftsBlatt.at, 9. November 2010. Abgerufen am 7. Januar 2011 
  12. Gothic III - Ritt auf der Rasierklinge. In: Krawall.de. 15. September 2006, abgerufen am 7. Januar 2011.
  13. Tobias Münster: Neue Goldmaster: Met für Bugs In: Krawall.de, 22. September 2006. Abgerufen am 8. Januar 2011 
  14. Gothic 3 Götterdämmerung Enhanced Edition In: www.worldofgothic.de, 31. Oktober 2010. Abgerufen am 8. Januar 2011