Paul-Ehrlich-und-Ludwig-Darmstaedter-Preis
Der Paul-Ehrlich-und-Ludwig-Darmstaedter-Preis wird seit 1952 jedes Jahr für wegweisende Forschungen in der Medizinwissenschaft vergeben. Die Auszeichnung ist mit 100.000 Euro dotiert. Verliehen wird sie traditionell in der Frankfurter Paulskirche, und zwar jeweils am 14. März, dem Geburtstag von Paul Ehrlich. Benannt ist der Preis daneben nach dem Chemiker und Wissenschaftshistoriker Ludwig Darmstaedter.
Ausgezeichnet werden Wissenschaftler mit hervorragenden Leistungen aus dem In- und Ausland, in den von Paul Ehrlich bearbeiteten Medizinbereichen. Insbesondere sind dies die Immunologie, die Krebsforschung, die Hämatologie, die Mikrobiologie und die experimentelle und klinische Chemotherapie.
Der von der Paul-Ehrlich-Stiftung verliehene Preis gehört zu den am höchsten dotierten und international renommiertesten Preisen, die in Deutschland im Bereich Medizin vergeben werden. Finanziert wird der Preis knapp zur Hälfte durch das deutsche Bundesgesundheitsministerium, der restliche Teil wird aus Unternehmensspenden finanziert.
Unter den Preisträgern waren zahlreiche spätere Nobelpreisträger.
Seit 2006 wird zusätzlich der Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Nachwuchspreis an höchstens 40-jährige Personen für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der biomedizinischen Forschung in Deutschland verliehen.
Preisträger
Preisträger 1952 bis 2003
- 1952
- Gerhard Eißner, Tübingen
- Wolf-H. Wagner, Nonnenhorn
- 1953
- Adolf Butenandt, München
- 1954
- Sir Ernst Boris Chain, London
- 1956
- Gerhard Domagk, Elberfeld
- 1958
- Richard Kuhn, Heidelberg
- 1960
- Felix Haurowith, Bloomington
- 1961
- Albert H. Coons, Boston
- Günther Heymann, Langen
- Otto E. Ouchterlony, Göteborg
- Jacques Oudin, Paris
- 1962
- Otto Heinrich Warburg, Berlin
- 1963
- Helmut Holzer, Freiburg
- Lothar Jaenicke, Köln
- Detlev Kayser, Berlin
- Tullio Terranova, Rom
- 1964
- Fritz Kauffmann, Kopenhagen
- 1965
- Otto Lüderitz, Freiburg
- Léon Le Minor, Paris
- Ida Orskov, Kopenhagen
- Fritz Orskov, Kopenhagen
- B. A. D. Stocker, Stanford
- 1966
- Francis Peyton Rous, New York
- 1967
- Wilhelm Bernhard, Villejuif
- Renato Dulbecco, San Diego
- 1968
- Walter T. J. Morgan, London
- Otto Westphal, Montreux
- 1969
- Hiroshi Nikaido, Boston
- Anne-Marie Staub, Paris
- Winifred M. Watkins, London
- 1970
- Ernst Ruska, Berlin
- Helmut Ruska, Düsseldorf
- 1971
- Albert Claude, Brussels
- Keith R. Porter, Boulder
- Fritiof Sjöstrand, Los Angeles
- 1972
- Denis Parsons Burkitt, London/Uganda
- Jan Gösta Waldenström, Malmö
- 1973
- Sir Michael Anthony Epstein, Bristol
- Kimishige Ishizaka, Baltimore
- Dennis H. Wright, Southampton
- 1974
- James L. Gowans, Oxford
- Jacques Miller, Melbourne
- 1975
- George B. Mackaness, Saranac Lake
- Avrion Mitchison, London
- Morten Simonsen, Kopenhagen
- 1976
- Georges Barski, Villejuif
- Boris Ephrussi, Gif-sur Yvette
- 1977
- Torbjörn Caspersson, Stockholm
- John B. Gurdon, Cambridge
- 1978
- Ludwik Gross, New York
- Werner Schäfer, Tübingen
- 1979
- Arnold Graffi, Berlin
- Otto Mühlbock, Amsterdam
- Wallace P. Rowe, Bethesda
- 1980
- Tomoichiro Akiba, Saitama
- Hamao Umezawa, Tokyo
- 1981
- Stanley Falkow, Seattle
- Susumu Mitsuhashi, Gunma-Ken
- 1982
- Niels Kaj Jerne, Castillon du Gard
- 1983
- Peter Doherty, Canberra
- Michael Potter, Bethesda
- Rolf Zinkernagel, Zürich
- 1984
- Piet Borst, Amsterdam
- George A. M. Cross, New York
- 1985
- Ernest Bueding, Baltimore
- Louis H. Miller, Bethesda
- Ruth Sonntag-Nussenzweig, New York
- 1986
- Abner L. Notkins, Bethesda
- 1987
- Jean-François Borel, Basel
- Hugh O. McDevitt, Stanford
- Felix Milgrom, Buffalo
- 1988
- Peter K. Vogt, Los Angeles
- 1989
- Stuart A. Aaronson, Bethesda
- Russell F. Doolittle, La Jolla
- Thomas Graf, Heidelberg
- 1990
- R. John Collier, Boston
- A. M. Pappenheimer, Jr., Cambridge
- 1991
- Rino Rappuoli, Siena
- Michio Ui, Tokyo
- 1992
- 1993
- Philippa Marrack, Denver
- John W. Kappler, Denver
- Harald von Boehmer, Basel
- 1994
- Peter Howly, Boston
- Harald zur Hausen, Heidelberg
- 1995
- 1996
- Pamela J. Bjorkman, Pasadena
- Hans-Georg Rammensee, Heidelberg
- Jack L. Strominger, Cambridge
- 1997
- 1998
- David P. Lane, Dundee
- Arnold J. Levine, Princeton
- Bert Vogelstein, Baltimore
- 1999
- Robert Charles Gallo, Baltimore
- 2000
- 2001
- Stephen C. Harrison, Cambridge, USA
- Michael G. Rossmann, West Lafayette
- 2002
- Craig Venter, Rockville
- 2003
- Richard A. Lerner, La Jolla
- Peter Schultz, La Jolla
2004
- Tak Mak, Universität von Toronto, Kanada
- Mark Davis, Stanford-Universität, USA
Auszeichnung für Forschungen zum T-Zell-Rezeptor
2005
- Ian Wilmut, damals Forschungs-Leiter am Roslin-Institut in Edinburgh, Schottland, „Vater“ von Klonschaf Dolly
Wilmut erhielt den Preis „für seine bahnbrechenden Experimente, die zum Klonen eines Säugetiers führten“.[1]
Die Verleihung des Paul Ehrlich-Preises an Wilmut war nicht unumstritten,[2] zumal die den Preis zur Hälfte mitfinanzierende Bundesregierung sich in der UN-Vollversammlung für ein Klon-Verbot ausgesprochen hatte.[3]
Ein Jahr später soll Wilmut in einem Plagiatsprozess in Edinburgh zugegeben haben, dass er gar nicht der „Vater“ des weltberühmten Klon-Schafes sei.[4] Diese Ehre gebühre seinem Kollegen Keith Campbell.[5] Letzterer ist Zellbiologe und Embryologe und war damals Mitarbeiter im Klon-Projekt. Er hätte somit eigentlich als Erstautor genannt werden müssen. Doch dieses Privileg hatte sich Wilmut offenbar gesichert – und erntete so auch den Ruhm, die finanziellen Ressourcen und Preise.
2006
- Craig Mello, Biochemiker am Howard Hughes Medical Institute an der Massachusetts Medical School in Worcester, USA.
- Andrew Z. Fire, Biologe an der School of Medicine an der Stanford University, USA.
Der Preis wurde für die Erforschung der RNA-Interferenz verliehen. Mello und Fire entdeckten die Mittler der RNA-Interferenz, die so genannten nicht kodierenden doppelsträngigen „small interfering Ribonucleinacid“ (siRNAs). Es handelt sich dabei um die Erforschung der Sicherheitssysteme, die im Laufe der Evolution von Zellen zur Abwehr schädigender Gene entwickelt wurden.[6]
2007
- Ada Yonath, Biochemikerin am Weizmann Institut in Rehovot, Israel
- Harry Noller, Biochemiker am Center for Molecular Biology of RNA an der Universität von Californien in Santa Cruz, USA
Beide werden für ihre Arbeiten zur Struktur und Funktion von Ribosomen geehrt.
2008
- Tim Mosmann, Immunologe an der University of Rochester und Direktor des David H. Smith-Zentrums für Impfbiologie und Immunologie
„Die Forschungsarbeiten von Tim Mosmann haben zur Entdeckung von zwei Subtypen von Helfer-T-Lymphozyten, den Th1- und Th2-Zellen, geführt und neue Einblicke in den Krankheitsmechanismus von Infektionskrankheiten und Allergien ermöglicht“, hieß es in der Begründung zur Preisvergabe.
2009
- Elizabeth Blackburn, Abteilung für Biochemie und Biophysik der University of California, San Francisco
- Carol W. Greider, Abteilung für Molekularbiologie und Genetik der Johns Hopkins Universität in Baltimore
Sie werden geehrt „für ihre herausragenden Forschungsleistungen zur Entdeckung der Telomeren und der Telomerase und Aufklärung ihrer Bedeutung für die Zellteilung und Zellalterung.“
2010
- Charles Dinarello, University of Colorado School of Medicine in Denver, USA.
Er erhielt den Preis „für seine herausragenden Forschungsleistungen auf dem Gebiet der Zytokine.“
2011
- Cesare Montecucco, 62, Abteilung für Biomedizinische Forschung der Universität Padua, Italien.
Er erhält den Preis „für seine herausragenden Forschungsleistungen auf dem Gebiet pathogener Erkrankungen wie Tetanus.“
Nachwuchspreisträger
2006
- Ana Martin-Villalba, Heidelberg.
Sie erhielt den Preis für ihre „grundlegenden und international viel beachteten Beiträge zur Rolle des CD95-Signalsystems für physiologische und pathophysiologische Prozesse im Nervensystem“.
2007
Er erhielt den Preis für seine „international beachteten Arbeiten zum Nef-Protein und dessen Bedeutung für die Entstehung von Aids“.
2008
- Eckhard Lammert, Forschungsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden.
Er erhielt den Preis für seine „herausragenden biochemischen Arbeiten auf dem Gebiet der Diabetes-Forschung“.
2009
- Falk Nimmerjahn, Labor für Experimentelle Immunologie und Immuntherapie an der Universität Erlangen-Nürnberg.
Er erhielt den Preis für seine „herausragenden Arbeiten auf dem Gebiet der Immunologie“.
2010
- Amparo Acker-Palmer, Professorin an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Sie erhielt den Preis für ihre Arbeiten zu „Parallelen in der Netzwerkbildung von Nervenzellen und Blutgefäßen“.
2011
- Stephan Grill, Forschungsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik und am Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme in Dresden.
Er erhielt den Preis für seine „Beiträge auf dem Gebiet der Zellbiologie“.
Galerie
-
Andrew Z. Fire,
Preisträger 2006 -
Ada Yonath,
Preisträgerin 2007 -
Tim Mosmann,
Preisträger 2008 -
Carol Greider (links) und Elizabeth Blackburn, Preisträgerinnen 2009
-
Charles Dinarello, Preisträger 2010
-
Cesare Montecucco, Preisträger 2011
Einzelnachweise
- ↑ Das geklonte Schaf Dolly: Ein Jahrhundert-Experiment mit weitreichenden Folgen. Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis 2005 geht an Ian Wilmut. [1], Pressemitteilung der Paul-Ehrlich-Stiftung, 22. November 2004
- ↑ Streit um Paul-Ehrlich-Preis für Klon-Schaf-Schöpfer Wilmut [2], FAZ, 13. März 2005
- ↑ Paul-Ehrlich-Preis: Streit um Auszeichnung für Klon-Forscher [3], Spiegel, 11. März 2005
- ↑ Wilmut: Bin nicht der „Vater“ von Klonschaf Dolly [4], Deutsches Ärzteblatt, 8. März 2006
- ↑ Klonskandal: Ian Wilmut war nicht „Dollys“ Schöpfer [5], Hamburger Abendblatt, 23. März 2006
- ↑ Forschung Frankfurt 1.2006, S. 78 ff.