Bayern-Klasse | |
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Schiffsdaten | |
Land | ![]() |
Schiffsart | Großlinienschiff |
Entwurf | Amtsentwurf 1910–12 |
Bauzeitraum | 1913 bis 1918 |
Stapellauf des Typschiffes | 1915 |
Gebaute Einheiten | 4 |
Dienstzeit | 1916 bis 1919 |
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Maschinenanlage | |
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Maschine | 14 Marinekessel 3 Satz Dampfturbinen 2 Ruder |
Maschinenleistung | 55.967 PS (41.164 kW) |
Höchstgeschwindigkeit | 22,0 kn (41 km/h) |
Propeller | 3, dreiflügelig, ∅ 3,87 m |
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|- ! colspan="2" style="background:#B0C4DE; color:#202122; border-color:#B9BEC4;;" | Bewaffnung |- | colspan="2" style="border-color: #FFFFFF" |
- 8 × 38 cm L/45 Sk (720 Schuss)
- 16 × 15 cm L/45 Sk (2.560 Schuss)
- 2 × 8,8 cm L/45 Flak (800 Schuss)
- 5 Torpedorohre ∅ 60 cm (1 Bug, 4 Seiten, unter Wasser, 20 Schuss)
|- ! colspan="2" style="background:#B0C4DE; color:#202122; border-color:#B9BEC4;;" | Panzerung |- | colspan="2" style="border-color: #FFFFFF" |
- Gürtel: 30–350 mm
- Deck: 90–120 mm
- Türme: 100–350 mm
- Barbetten: 40–350 mm
- Kasematten: 170 mm
- vorderer Kommandostand: 50–400 mm
- achterer Kommandostand: 50–170 mm
- Zitadelle: 250 mm
- Torpedoschott: 50 mm
- Querschotte: 170–200 mm
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Die Bayern-Klasse war eine Klasse von vier Großlinienschiffen, die während des Ersten Weltkrieges zum Einsatz kam. Die nach deutschen Ländern benannten Schiffe waren die letzten für die Kaiserliche Marine gebauten Großlinienschiffe. Lediglich die beiden ersten Einheiten SMS Bayern und SMS Baden wurden 1916 in Dienst gestellt. Der Bau der SMS Sachsen und SMS Württemberg mußte bei Kriegsende eingestellt werden. Die Bayern versank am 21. Juni 1919 in Scapa Flow, die Baden ging als britisches Zielschiff am 16. August 1921 unter.
Geschichte
Entwurf
Die Entwicklung der fünften Klasse von Großlinienschiffen der Kaiserlichen Marine begann im Jahr 1910. Zu diesem Zeitpunkt konnten die ersten Erfahrungen mit den gerade in Dienst gekommenen Schiffen der Nassau-Klasse gesammelt werden. Die neue Klasse sollte vier Einheiten umfassen. Drei davon waren als Ersatz für die alten Linienschiffe SMS Wörth, SMS Kaiser Friedrich III. und SMS Kaiser Wilhelm II., das vierte Schiff als Ergänzungsbau konzipiert.[1]
Bei den Planungen stellte die Ausführung der Schweren Artillerie die größte Herausforderung dar. Bereits seit 1907 hatte sich das Reichsmarineamt mit der möglichen Nutzung von Drillingstürmen befaßt.[2] Diese wurden erstmals auf der 1910 vom Stapel gelaufenen italienischen Dante Aligieri eingesetzt. Auch die österreichisch-ungarische Tegetthoff-Klasse erhielt vier Drillingstürme. Für diese sprach die mögliche kürzere Ausführung der Zitadelle, wodurch Panzerung und damit Gewicht gespart werden konnte. Auch die Aufstellung der Schweren Artillerie konnte günstig ausfallen. Die Munitionsversorgung des mittleren Rohres erwies sich jedoch als problematisch, was die Feuergeschwindigkeit des Turms herabsetzte. Außerdem wären deutlich größere Decksdurchbrüche nötig gewesen, was der Stabilität des Schiffs abträglich war. Zusätzlich führte ein Ausfall eines Drillingsturms zu einem größeren Gefechtswertverlustes, als dies bei einem Zwillingsturm der Fall war.[3] Diese Nachteile konnten von den Vorteilen nicht ausgeglichen werden, weshalb letztlich die Entscheidung zur Beibehaltung der Zwillingstürme fiel.[2]
Den zweiten schwerwiegenden Aspekt bei der Schweren Artillerie bildete deren Kaliber. Während die Nassau-Klasse noch über 28-cm-Geschütze verfügte, war man bei der noch im Bau befindlichen Helgoland-Klasse zu einem Kaliber von 30,5 cm übergegangen. Auf die deutsche Kalibersteigerung reagierte die Royal Navy ihrerseits mit der Ausstattung der 1909 begonnenen Orion-Klasse mit 34,3-cm-Geschützen. Deren Geschosse erwiesen sich jedoch als nur geringfügig durchschlagskräftiger als die deutschen 30,5-cm-Granaten. Daher erhielten auch die deutschen Kaiser- und König-Klasse noch 30,5-cm-Geschütze.[3] Im Zuge der Entwicklung der neuen Großlinienschiffklasse wurde 1910 durch das Waffendepartement unter Konteradmiral Gerhard Gerdes erneut eine mögliche Kalibersteigerung untersucht. Zunächst wurden 33,7 cm, 34 cm und auch 35,5 cm in Betracht gezogen. Alfred von Tirpitz gab im August 1911 die Untersuchung von 35 cm, 38 cm und sogar 40 cm als Kaliber der Schweren Artillerie in Auftrag. Kaiser Wilhelm II. legte schließlich am 6. Januar 1912 die Armierung der neuen Schiffsklasse mit 38-cm-Geschützen fest. Mit diesem großen Kalibersprung setzte sich das Deutsche Reich international erstmals an die Spitze der Entwicklung. Kurze Zeit später folgte auch die Royal Navy mit der, weitaus schneller fertiggestellten, Queen Elizabeth-Klasse.[2]
Bau
Entsprechend der Konstruktionspläne wurden am 1. und 3. April 1913 die Bauaufträge für die Ersatz Wörth sowie den Neubau T vergeben. Die beiden anderen Schiffe folgten im November 1913 und am 12. August 1914 nach einem geringfügig geänderten Entwurf. Sämtliche Bauaufträge gingen an private Werften.[1] Als Baukosten waren 49 bis 50 Millionen Mark pro Schiff (heute rund 322.260.000 €) vorgesehen.[4] Am 20. Dezember 1913 begann die Danziger Werft F. Schichau mit dem Bau der Ersatz Wörth. Typschiff der Klasse wurde jedoch der rund einen Monat später begonnene Neubau T, der am 18. Februar 1915 als Bayern vom Stapel lief und der Klasse damit ihren Namen gab.[1] Der Bau der Schiffe litt unter dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Waren die Verzögerungen bei der Fertigstellung der Bayern noch gering, nahmen sie bei der Baden bereits ein größeres Maß an. Die beiden letzten Schiffe der Klasse liefen zwar noch vom Stapel, ihr Weiterbau wurde aber nur sporadisch betrieben und letztlich ganz eingestellt.[5]
Schiffe der Klasse
- SMS Bayern: Das Schiff wurde am 22. Januar 1914 bei den Kieler Howaldtswerken auf Kiel gelegt. Die Bayern lief am 18. Februar 1915 vom Stapel und wurde am 18. März 1916 in Dienst gestellt. Aufgrund umfangreicher Probefahrten nahm das Schiff nicht an der Skagerrakschlacht teil. Es folgten mehrere Einsätze mit der Hochseeflotte, unter anderem auch während des Unternehmens Albion. Nach Kriegsende wurde die Bayern in Scapa Flow interniert und dort am 21. Juni 1919 von der eigenen Besatzung versenkt. Nach der Hebung am 1. September 1934 erfolgte 1935 die Abwrackung in Rosyth.[6]
- SMS Baden: Der Stapellauf des von F. Schichau in Danzig gebauten Schiffs erfolgte am 30. Oktober 1915. Erst am 19. Oktober 1916 konnte die Baden in Dienst gestellt werden. Ab dem 14. März 1917 diente das Schiff als letztes Flottenflaggschiff der Kaiserlichen Marine. Die Versenkung der Baden in Scapa Flow gelang nicht. Das Schiff konnte von Schleppern in flaches Wasser gebracht und dort auf Grund gesetzt werden. Nach der genauen Untersuchung durch britische Schiffbauexperten wurde die Baden als Zielschiff verwendet und als solches am 16. August 1921 versenkt.[7]
- SMS Sachsen: Das Schiff wurde durch die Germaniawerft in Kiel gebaut und lief dort am 21. November 1916 vom Stapel. Material- und Werftarbeitermangel verhinderten eine Fertigstellung der Sachsen, die bis 1921 in unfertigem Zustand in Kiel lag und schließlich abgewrackt wurde.[8]
- SMS Württemberg: Das vom Hamburger Werftteil der AG Vulcan Stettin gebaute Schiff stand am 20. Juni 1917, fast zweieinhalb Jahre nach Kiellegung, zum Stapellauf bereit. Die Württemberg wurde nicht fertiggestellt und 1921 in Hamburg abgewrackt.[9]
Einsatz
Die Schiffe der Bayern-Klasse waren für den Einsatz in der Hochseeflotte gedacht. Die strategische Planung der Kaiserlichen Marine war auf einen Kampf gegen feindliche Schiffe in der südlichen Nordsee, also relativ nah an den deutschen Stützpunkten, ausgelegt.[10] Während des Ersten Weltkrieges kam es jedoch nur zu wenigen Kämpfen zwischen deutschen und britischen Verbänden in der Nordsee, an denen keines der beiden in Dienst gekommenen Schiffe der Bayern-Klasse beteiligt war. Die Bayern diente mit anderen Schiffen während des Unternehmens Albion als Rückendeckung gegen mögliche Angriffe schwerer russischer Einheiten, besonders denen der Gangut-Klasse. Während dieses Einsatzes erhielt sie einen schweren Minentreffer im Vorschiff, das aufgrund des eingedrungenen Wassers bis zum vorderen Geschützturm wegsackte.[2] Die Baden war bereits bei ihrem Bau als Flottenflaggschiff vorgesehen und erhielt eine entsprechende Ausstattung. Im März 1917 löste sie die SMS Friedrich der Große als Flottenflaggschiff ab. Als solches diente die Baden bis Kriegsende, ohne bei den stattfindenden Vorstößen in Gefechtsberührung zu geraten.[7]
Die Bedingungen des Waffenstillstandes sahen eine Auslieferung der modernen Schiffe der Hochseeflotte vor. Auf der Liste der zu internierenden Schiffe erschien unter anderem der nicht fertiggestellte Schlachtkreuzer SMS Mackensen, die Baden hingegen fehlte. Das Flottenflaggschiff war übersehen worden. Der Fehler wurde nach kurzer Zeit bemerkt und die Baden lief Anfang Januar 1919 ebenfalls nach Scapa Flow. Dort wurden im Juni sowohl die Bayern als auch die Baden, ebenso wie der Rest des Internierungsverbandes, für die Selbstversenkung vorbereitet, um nicht in die Hände der Royal Navy zu fallen. Während die Versenkung der Bayern gelang, konnte die Baden auf Grund gesetzt werden. Das Schiff ging letztlich bei Schießversuchen der Royal Navy unter.[11]
Technik
Die Schiffe der Bayern-Klasse besaßen einen aus Stahl gefertigten und mit Quer- und Längsspanten versehenen Rumpf. Dieser war durch Schotten in 17 wasserdichte Abteilungen gegliedert. Der Schiffsboden war auf 88 % der Rumpflänge doppelt ausgeführt. Bayern und Baden wiesen eine Konstruktionsverdrängung von 28.530 t auf. In einsatzbereitem Zustand verdrängten beide Schiffe 32.200 t. Die Gesamtlänge des Rumpfes betrug 180,0 m, wobei die Wasserlinie bei Konstruktionsverdrängung auf 179,4 m berechnet war. An ihrer breitesten Stelle maßen die Schiffe 30,0 m. Der maximale Tiefgang belief sich auf 9,39 m vorn und 9,31 m achtern.[4]
Die nach modifizierten Plänen gebauten Sachsen und Württemberg wichen von diesen Maßen nur geringfügig ab. Sie waren 182,4 m lang und sollten maximal 32.500 t verdrängen. Bei einer Konstruktionsverdrängung von 28.800 t war die Wasserlinie 181,8 m lang. Die sonstigen Daten unterschieden sich nicht von den beiden ersten Schiffen.[4]
Die auf den Schiffen vorhandene elektrische Ausrüstung wurde mit einer Spannung von 220 V betrieben. Für die Stromversorgung befanden sich acht Generatoren an Bord. Diese wurden von Dieselmotoren angetrieben und leisteten 2.400 kW. Die für die Sachsen vorgesehenen Generatormotoren wurden, da das Schiff unvollendet blieb, letztlich als Antriebsmotoren auf SM U 151, SM U 156, SM U 157 und Bremen eingebaut.[12]
Antriebsanlage
Für die Schiffe der Bayern-Klasse waren unterschiedliche Antriebskonzepte vorgesehen. Während Bayern, Baden und Württemberg einen reinen Dampfturbinenantrieb erhalten sollten, war für die Sachsen zusätzlich ein Dieselmotor vorgesehen.[13] Tatsächlich eingebaut wurde die Antriebsanlage jedoch nur auf den beiden fertiggestellten Schiffen.[4]
Die Bayern und die Baden erhielten jeweils 14 Wasserrohrkessel der Bauart Marine-Schulz. Von diesen waren elf kohle- und drei ölgefeuert. Jeder kohlegefeuerte Kessel wurde über zwei Feuerungen, die ölgefeuerten Kessel mit je einem Brenner geheizt. Die Kessel verfügten über eine Heizfläche von insgesamt 7.660 m² und erzeugten einen Dampfdruck von 16 atü. Für die Württemberg waren neben den drei öl- nur neun kohlegefeuerte Kessel vorgesehen. Bei der Sachsen wurde deren Zahl auf sechs reduziert. Untergebracht waren die Kessel in neun Kesselräumen, von denen jeweils drei nebeneinander lagen.[4]
Die Maschinenanlage bestand aus drei Sätzen Dampfturbinen unterschiedlicher Hersteller. Auf der Bayern wurden Parsons-Turbinen eingebaut, die auch auf der Sachsen zum Einsatz kommen sollten, hier jedoch nur zwei Sätze für die äußeren Wellen. Die Baden erhielt Schichau-Turbinen, für die Württemberg waren solche von AEG-Vulcan-Turbinen vorgesehen. Die auf sechs Maschinenräume verteilten Turbinensätze trieben drei dreiflügelige Schrauben mit jeweils 3,87 m Durchmesser an. Die Leistung der Antriebsanlage sollte nach den Konstruktionsberechnungenbei den beiden ersten Schiffen bei 35.000 PS liegen. Für die Württemberg war eine Steigerung auf 48.000 PS, bei der Sachsen auf 54.000 PS vorgesehen. Tatsächlich waren die Maschinen der beiden fertiggestellten Einheiten in der Lage, rund 56.000 PS zu leisten. Trotz dieser Mehrleistung erreichte jedoch nur die Bayern die vorgesehene Höchstgeschwindigkeit von 22,0 kn, während die Baden nur 21,0 kn laufen konnte. Der mitgeführte Brennstoffvorrat von 3.400 t Kohle und 620 t Öl ermöglichte den Schiffen eine Reichweite von 5.000 sm bei 12 kn Fahrt. Bei Höchstfahrt war eine Dampfstrecke von knapp 2.400 sm möglich. Der Brennstoffvorrat sollte auf der Württemberg 3.100 t Kohle und 900 t Öl, auf der Sachsen 2.700 t Kohle und 1.300 t Öl betragen.[4]
Der für die Sachsen vorgesehene Schiffsdieselmotor sollte von der MAN geliefert werden und 12.000 PS leisten.[14] Die Entwicklungsarbeiten für diesen Motor begannen 1910 im Nürnberger Werk der MAN. Geplant war ein sechszylindriger, doppeltwirkender Zweitaktmotor, der zunächst auf der SMS Prinzregent Luitpold für einen Langzeittest eingebaut werden sollte. Die Entwicklung dieses Motors wurde, mit einigen unfall- und kriegsbedingten Unterbrechungen, bis 1917 fortgeführt. Ende März 1917 stand der Prototyp zur Abnahme bereit. Der Einbau auf der Prinzregent Luitpold sollte aufgrund der dafür nötigen langen Umbauzeit erst nach Kriegsende erfolgen, unterblieb jedoch letztlich ebenso wie der Bau des Exemplars für die Sachsen.[15]
Bewaffnung
Die Hauptbewaffnung der Bayern-Klasse bildeten acht 38-cm-Geschütze. Die Schnelladekanonen wiesen eine Rohrlänge von 17,1 m auf, was 45 Kaliberlängen entsprach.[16] Bei einer Erhöhung von 16° konnten die Geschütze bis zu 20,4 km weit schießen. Die maximal mögliche Rohrerhöhung wurde später auf 20° gesteigert, wodurch sich die Reichweite der Schweren Artillerie auf 23,2 km erhöhte.[12] Die Geschosse, von denen insgesamt 720 Stück an Bord mitgeführt wurden,[12] wogen jeweils 750 kg und verließen das Geschütz mit einer Münungsgeschwindigkeit von 800 m/s. Die nötige Treibladung wog 277 kg und war in Messingkartuschen gefüllt. Noch auf 20 km Entfernung konnten die Granaten bis zu 336 mm Panzerstahl durchschlagen. Das Nachladen der Geschütze dauerte etwa 38 Sekunden.[16]
Je zwei dieser Kanonen waren in einem Zwillingsturm zusammengefaßt. Alle vier Geschütztürme befanden sich in der Mittschiffslinie. Jeweils zwei waren vor und hinter den Aufbauten aufgestellt. Die inneren Türme B und C waren überhöht angeordnet und konnten über die äußeren Türme hinweg schießen. Die auf der Drehscheibenlafette C/13 montierten Türme verfügten über ein elektrisches Schwenkwerk und waren kugelgelagert. Ihr Gesamtgewicht belief sich auf rund 865 t, wobei allein 155 t auf jedes Geschützrohr entfielen.[16]
Die Mittelartillerie bestand aus 16 15-cm-L/45-Sk.[12] Jeweils acht dieser mit einer Mittelpivotlafette C/06 ausgestatteten Geschütze befanden sich in Kasematten an beiden Seiten der Schiffe. Die Geschützrohre waren 7,1 m lang und 5.020 kg schwer. Ihre Reichweite betrug 19,6 km bei 30° Rohrerhöhung. Die 46 kg schweren Geschosse verließen das Rohr mit einer Mündungsgeschwindigkeit von 890 m/s. Jedes Geschütz konnte bis zu sieben Schuß pro Minute abgeben.[17] Für die Mittelartillerie befanden sich insgesamt 2.560 Schuß Munition an Bord der Schiffe.[12]
Die ursprüngliche Planung sah ebenfalls den Einbau von acht 8,8-cm-L/45-Flak vor. Tatsächlich eingebaut wurden jedoch nur zwei bis vier dieser Geschütze.[18] Dies geschah erst 1917 und nur auf der Bayern.[19] Die Flak konnten bis zu zehn 9,5 kg schwere Geschosse pro Minute verschießen. Bei einer Rohrerhöhung von 45° und einer Mündungsgeschwindigkeit von 890 m/s lag die Reichweite bei 11,8 km.[17]
Die Bewaffnung wurde durch fünf Torpedorohre mit 60 cm Durchmesser komplettiert. Diese waren unter Wasser angebracht. Ein Rohr war im Bug montiert, je zwei befanden sich in den Seiten. Die Schiffe führten einen Vorrat von 20 Torpedos mit. Nach dem schweren Minentreffer der Bayern wurden die seitlichen Torpedorohre auf beiden in Dienst befindlichen Schiffen ausgebaut. Auch der vordere Torpedobreitseitraum erfuhr einen Umbau und wurde unterteilt.[12]
Panzerung
Die seitliche Panzerung der Bayern-Klasse bestand aus dem schweren Gürtel-, dem Zitadell- und dem leichteren Kasemattpanzer. Der Gürtelpanzer war im Bereich der Zitadelle, vom vorderen bis zum achteren Geschützturm, 350 mm stark, verjüngte sich aber unter der Wasserlinie auf 170 mm. Am Heck der Schiffe hatte der Gürtelpanzer eine Stärke von 120 bis 200 mm, zum Bug hin nahm er auf bis zu 30 mm ab.[20] Durch den relativ geringen Schutz des Vorschiffs konnte dieses bei Treffern leicht überflutet werden. Da nur wenige Pumpen vorgesehen waren, konnte eingedrungenes Wasser nur schwer gelenzt werden. Die Baden erhielt eine stärkere Pumpenanlage, die bis zu 5.400 ts Wasser in der Stunde lenzen konnte.[5]
Die auf dem Gürtelpanzer aufgesetzte Zitadellpanzerung maß durchgehend 250 mm. Die Kasematten und die Blenden der Mittelartillerie waren mit 170 mm geschützt. Zusätzlich befand sich zwischen den einzelnen Kasematten sowie an deren dem Schiffsinneren zugewandten Ende ein Spitterschott mit 20 mm Stärke.[20]
Die Panzerquerschotte wiesen eine Stärke von 170 bis 350 mm auf. Die in einem Abstand von rund 4 m von der Außenhaut verlaufenden Torpedolängsschotte waren mit einer Panzerung von 50 mm versehen. Sie reichten von rund 1 m über dem Panzerdeck bis zum Doppelboden der Schiffe. Den horizontalen Schutz übernahmen drei leichte Panzerdecks. Das Oberdeck war über den Kasematten mit 30 bis 40 mm, das Batteriedeck im Bereich dieser mit 20 mm, außerhalb mit 30 mm gepanzert. Das eigentliche Panzerdeck war innerhalb der Zitadelle 30 mm stark, ebenso die im Winkel von 21° geneigten Böschungen. Vor der Zitadelle war es durchgehend 60 mm, achtern davon 60 bis 120 mm stark.[20]
Die Geschütztürme erhielten an ihrer Vorderseite eine 350 mm starke Panzerung. Die Rückfront war mit 290 mm, die Seiten mit 250 mm gesichert. Die Turmdecken wiesen eine Panzerung von 100 bis 130 mm auf, die an den seitlichen Schrägen auf 200 mm zunahm. Auch der Boden der Türme erhielt einen 70 mm starken Panzerschutz. Der vordere Kommandoturm wies eine vertikale Panzerung von 60 bis 400 mm und eine horizontale von 50 bis 170 mm auf. Der in das Schiffsinnere führende Schacht unter dem Kommandoturm war mit 70 bis 200 mm gesichert. Der zwischen dem achteren Schornstein und Turm C befindliche achtere Leitstand verfügte über ein 170 mm starke vertikale Panzerung. Seine Decke war mit 80 mm, der Boden mit 50 mm gepanzert. Der Schacht unter dem Leitstand wies Panzerplatten mit 80 bis 170 mm Stärke auf.[20]
Das Panzermaterial wurde von der Essener Firma Krupp gefertigt. Sein Gesamtgewicht lag bei 11.610 t pro Schiff, was rund 40 % der Konstruktionsverdrängung entsprach.[20]
Besatzung
Die Besatzung der Bayern-Klasse umfaßte insgesamt 1.171 Mann. Davon waren 42 Offiziere und 1.129 Unteroffiziere und Mannschaften. Für den Dienst als Flaggschiff war zusätzlich Raum für einen Stab aus 14 Offizieren und 86 Mannschaften vorhanden.[12]
Literatur
- Breyer, Siegfried: Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905–1970. J. F. Lehmanns Verlag, München 1970, ISBN 3-88199-474-2, S. 300–302.
- Gröner, Erich / Dieter Jung / Martin Maass: Die deutschen Kriegsschiffe 1815–1945. Band 1: Panzerschiffe, Linienschiffe, Schlachtschiffe, Flugzeugträger, Kreuzer, Kanonenboote. Bernard & Graefe Verlag, München 1982, ISBN 3-7637-4800-8, S. 52–54.
- Hildebrand, Hans H. / Albert Röhr / Hans-Otto Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Biographien – ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart. 10 Bände. Mundus Verlag, Ratingen o. J. (Genehmigte Lizenzausgabe Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg, ca. 1990).
- Koop, Gerhar / Klaus-Peter Schmolke: Schiffsklassen und Schiffstypen der deutschen Marine. Band 7: Die Linienschiffe der Bayern-Klasse. Bernard & Graefe Verlag, Bonn 1996, ISBN 3-7637-5954-9.
- Strohbusch, Erwin: Kriegsschiffbau seit 1848. Deutsches Schiffahrtsmuseum, Bremerhaven 1984.
Einzelnachweise
- ↑ a b c Koop/Schmolke: Die Linienschiffe der Bayern-Klasse. S. 32.
- ↑ a b c d Hildebrand/Röhr/Steinmetz; Die deutschen Kriegsschiffe. Bd. 2, S. 46.
- ↑ a b Breyer, Siegfried: Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905–1970. S. 300.
- ↑ a b c d e f Gröner: Die deutschen Kriegsschiffe. Bd. 1, S. 52.
- ↑ a b Koop/Schmolke, S. 11.
- ↑ Hildebrand/Röhr/Steinmetz, Bd. 2, S. 45–47.
- ↑ a b Hildebrand/Röhr/Steinmetz, Bd. 2, S. 26–32.
- ↑ Hildebrand/Röhr/Steinmetz, Bd. 7, S. 97.
- ↑ Hildebrand/Röhr/Steinmetz, Bd. 8, S. 120.
- ↑ Koop/Schmolke, S. 12.
- ↑ Hildebrand/Röhr/Steinmetz, Bd. 2, S. 31.
- ↑ a b c d e f g Gröner, Bd. 1, S. 53.
- ↑ Nach Koop/Schmolke sollte auch die Württemberg einen Schiffsdiesel erhalten, vgl. Koop/Schmolke S. 26.
- ↑ Koop/Schmolke, S. 26.
- ↑ Koop/Schmolke, S. 154–157.
- ↑ a b c Koop/Schmolke, S. 18.
- ↑ a b Koop/Schmolke, S. 23.
- ↑ Koop/Schmolke, S. 33.
- ↑ Breyer, S. 302.
- ↑ a b c d e Koop/Schmolke, S. 13.
Weblinks
- Commons: Bayern-Klasse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien