Die Guededfa (arabisch القذاذفـة, auch Al-Gaddadfa oder Gaddafa) sind ein relativer kleiner Stamm von ursprünglich nomadisch lebenden Arabern oder arabisierten Berbern. Seine Stammesgebiete sind die Wüste des Fessan in Libyen und da vor allem die Umgebung von Sabha.
Bekannt sind die Guededfa vor allem dadurch, dass der libysche Führer Muammar al-Gaddafi ein Mitglied des Stammes ist, sowie durch die Rolle, die Mitglieder des Stammes beim Sturz von Gaddafis Vorgänger König Idris 1969 spielten.
Die Guededfa bilden die eigentliche Hausmacht Gaddafis in Libyen, die vor Ort in Sabha ausgeübt wird durch Massoud Abdelhafid, Gouverneur der Region, ehemaliger Kommandeur der libyschen Expeditionsstreitkräfte im Tschad und Cousin Gaddafis.
Die Guededfa wurden umgekehrt von Gaddafi privilegiert, besetzten zahlreiche Führungspositionen in Libyen und profitieren erheblich vom Saharahandel, insbesondere mit Niger. Bei diesem Handel dienen die im Grenzgebiet von Libyen, Niger und Tschad lebenden Tubu als Mittler. Dabei werden aus Libyen subventionierte Lebensmittel exportiert und weibliche Dromedare, amerikanische Zigaretten aus Cotonou in Benin, sowie illegale Einwanderer importiert. Die dadurch entstehenden Einkünfte sind erheblich: jeder mit Zigaretten beladene Lkw (etwa ein Dutzend pro Woche) bringt etwa 165.000 € Gewinn und jeder illegale Immigrant (etwa 5.000 pro Monat) zahlt 110 € für die Reise bis Tripolis.
Es ist die Politik Gaddafis, Ausstattung und Bezahlung der regulären Armee stark zu reduzieren und dafür Ressourcen in von ihm direkt kontrollierten „Revolutionsgarden“ zu investieren. Zu diesen gehören die Liwa Haris al Dschamahirija, deren Angehörige ausschließlich Guededfa sind.
Literatur
- Jean-François Bayart: Global subjects: a political critique of globalization. Polity Press, Cambridge 2007, ISBN 978-0-7456-3668-9, S. 56f