Cabinda (auch: Kabinda; ehemals Portugiesisch-Kongo) ist eine Provinz und Exklave des afrikanischen Staats Angola. Hauptstadt ist die gleichnamige Stadt.




Bevölkerung
Die Bevölkerung gehört fast ausschließlich zu den Bakongo, einem Bantuvolk. 2007 lebten in Cabinda ca. 300.000 Menschen. Das Bevölkerungswachstum ist sehr hoch.[1]
Geographie
Cabinda liegt westlich der Niederguineaschwelle im Naturraum des Zaire-Tieflands und umfasst 7.270 Quadratkilometer. Hauptort und -hafen neben Malembo ist die gleichnamige Stadt Cabinda.
Die Provinz wird vom Hauptstaatsgebiet Angolas durch einen schmalen Streifen der Demokratischen Republik Kongo (Kongo-Kinshasa) getrennt, die dadurch einen Zugang zum Atlantik hat. Die Grenzziehung geht zurück auf die drei historischen Königreiche Loango, Ngoyo und Kakongo und wurde 1885 auf der Kongokonferenz in Berlin festgelegt. Im Norden grenzt Cabinda an die Republik Kongo (Französisch-Kongo).
Wirtschaft
Die Landwirtschaft Cabindas produziert für den Export vor allem Kaffee, Kakao und Palmöl. Außerdem werden Edelhölzer ausgeführt. Wichtigster Wirtschaftszweig ist aber die Erdölindustrie. Mit der Förderung wurde 1968 begonnen. Cabinda hat den größten Anteil an der angolanischen Erdölproduktion. Der Erlös der cabindischen Ölproduktion macht 80% des angolanischen Finanzhaushaltes aus.
Geschichte
Kabinda als Teil der Kongo-Region
Vorlage:Navibox Kongo (Historische Territorien)
Portugiesisch Kongo
In den Jahren 1853 und 1854 empfingen portugiesische Emissäre bei drei Gelegenheiten cabindische Prinzen und Notabeln. Beim dritten Male wurden sie als Botschafter ihres Landes mit 21 Salutschüssen begrüßt.[2] Die luso-cabindischen Verträge wurden 1883 bis 1885 abgeschlossen: Die beiden ersten zwischen den Portugiesen und Cabinda am 29. September 1883 in Chinfuma und am 26. November 1884 in Chicamba. Mit dem Vertrag von Simulambuco vom 1. Februar 1885 wurde das Gebiet das portugiesische Protektorat von Kakongo, Luango und Ngoio bzw. die Territorien nördlich des Kongo. Gemäß diesem Vertrag baten damals die einheimischen Herrscher Portugal um seinen Schutz. Dies wurde mit dem luso-cabindischen Vertrag und bei der Kongokonferenz 1885 in Berlin die Dreiteilung des Kongos von den anderen Kolonialmächten bestätigt. So kam die portugiesische Handelsstation zu ihrem Hinterland und wurde zu einem staatlichen Gebiet.[3] Die beiden Kolonialmächte Frankreich und Portugal legten den genauen Grenzverlauf zwischen ihrem Besitz in einem Vertrag vom 15. Mai 1886 fest.[4]
Eingliederung in Angola
Nachdem Portugal Mitte der 1920er Jahre die Grenzen Angolas endgültig ausgehandelt und das Territorium effektiv besetzt hatte, begann es, Cabinda als einen Teil dieser Kolonie zu behandeln. 1956 übertrug es dem Generalgouverneur Angolas auch formell die Verantwortung für Cabinda. Als Angola der Status einer Überseeprovinz und 1972 der des "Estado de Angola" ("Staat Angola") innerhalb des portugiesischen Imperiums zugesprochen wurde, erhielt Cabinda den Status eines Distrikts und damit eines normalen Teils Angolas.
Verbleib im unabhängigen Angola
Als sich in den 1950er Jahren in Angola der Widerstand gegen die Kolonialmacht Portugal zu formieren begann, bildeten sich auch in Cabinda anti-koloniale Gruppen, die allerdings ganz überwiegend eine von Angola getrennte Unabhängigkeit anstrebten [5]. Die meisten dieser Gruppen schlossen sich 1962 zur "Frente de Libertação do Enclave de Cabinda (FLEC)" (Befreiungsfront für die Enklave Cabinda)zusammen. Diese war jedoch nicht zu einer Teilnahme am bewaffneten Kampf in der Lage und beschränkte sich auf ein gewisses Maß politischer Mobilisierung im Untergrund und im Exil[6] Von der Mitte der 1960er Jahre an führte jedoch das Movimento Popular de Libertação de Angola (MPLA) in Cabinda einen (wenn auch wenig intensiven) Guerrillakrieg und gab es auch versuchte der konkurrierenden Frente de Libertação Nacional de Angola (FNLA) sporadisch ebenfalls, in Cabinda Präsenz zu zeigen. Der geringe Erfolg der antikolonialern Bemühungen in Cabinda war nicht zuletzt darauf zurückzuführen, daß 1967 vor der Küste Cabindas bedeutende Erdölvorkommen entdeckt und daraufhin die dort stationierten Kolonialtruppen erheblich verstärkt wurden.
Als Portugal 1974 die Entkolonisierung Angolas einleitete, ergab sich daraus 1974/75 ein bewaffneter Konflikt zwischen den nationalistischen Befreiungsbewegungen FNLA, MPLA und UNITA (União Nacional para a Libertação Total de Angola). Die FLEC spielte in diesem Zusammenhang nur eine sehr geringe Rolle[7]. Im Verlaufe des Konflikts besetzte das MPLA Cabinda, um sich den Zugang zu den Erdölvorkommen zu sichern. Als im November 1975, während der bewaffnete Konflikt noch andauernde, vom MPLA (in Luanda) und von FNLA und UNITA (in Huambo) die Unabhängigkeit Angolas ausgerufen wurde, stellte keine der verfeindeten Bewegungen infrage, daß Cabinda Teil Angolas war und bleiben solte.
Inzwischen war die FLEC allerdings politisch nicht untätig geblieben. 1974 wurde Cabinda von der Organisation für Afrikanische Einheit (OAU) als 39. Staat Afrikas und als zu dekolonialisieren bezeichnet.[8] Dies hatte allerdings keine praktischen Folgen, ebensowenig wie der Umstand, daß die von der FLEC ausgerufene „Republik Cabinda“ Mitglied der Unrepresented Nations and Peoples Organization (UNPO)[9].
Während des Bürgerkriegs in Angola, 1975 bis 2002, formierte sich die FLEC neu, allerdings mit verschiedenen konkurrierenden Flügeln. Zu diesen gehörte auch ein militärischer Arm, die "Forças Armadas de Cabinda" (FAC, Streitkräfte Cabindas), die eine zeitlang gelegentliche Guerillaoperationen gegen den - nun vom MPLA beherrschten - angolanischen Staat durchführten. Daneben gab es vor allem seit den 1990er Jahren eine gewisse politische Mobilisierung, die auch zivilgesellschaftliche und kirchliche Unterstützung fand, auf die das MPLA jedoch mit konsequenter Repression reagierte.
Insgesamt gingen die Aktivitäten der FLEC in den 2000er Jahren stark zurück. Am 8. Januar 2010 verübte sie jedoch einen blutigen Überfall auf die togoische Fußballnationalmannschaft an, als diese auf dem Weg zur Fußball-Afrikameisterschaft 2010 in Angola war. Dabei tötete sie drei Delegierte und verletzte weitere Spieler und Betreuer. Die togoische Fußballnationalmannschaft nahm daraufhin nicht an der Afrikameisterschaft teil.
Im Verlaufe der sofort eingeleiteten Verfolgung gelang des dem angolanischen Militär, den Stabschef der FLEC/FAC im Februar 2011 festzunehmen. Dies dürfte das Ende des bewaffneten Widerstands seitens der FLEC bedeuten. Ende März 2011 wurde hingegen aus Kreisen der katholischen Kirche in Cabinda die Forderung wiederholt, in Cabinda eine Volksbefragung darüber abzuhalten, ob man Teil Angolas bleiben oder getrennt unabhängig werden wolle.
Persönlichkeiten
- Waldemar Bastos, Sänger
- Damião António Franklin, Erzbischof von Luanda
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ bevölkerungsstatistik.de (2007)
- ↑ Bulletins Officiels d'Angola n°388, 5. März 1853, S. 2; n°483, 30. Dezember 1854, S. 1-2; n°571, 6. September 1854, S. 4-5.
- ↑ cabinda.org: Histoire du Cabinda
- ↑ Kabinda. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 9, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 346.
- ↑ Siehe John Marcum, The Angolan Revolution, Band I, The Anatomy of an Explosion (1950-1962), Cambridge/Mass. & London: MIT Press, 1969
- ↑ Sie John Marcum, The Angolan Revolution, Band II, Exile Politics and Guerrilla Warfare (1962-1976, Cambridge/Mass. & London, MIT Press, 1978
- ↑ Siehe Franz-Wilhelm Heimer, Der Entkolonisierungskonflikt in Angula, München: Weltforum Verlag, 1979
- ↑ Jeune Afrique Economie 4. Mai 1998.
- ↑ UNPOwurde
Koordinaten: 5° 3′ S, 12° 18′ O